II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 591

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18. Der einnane Nen
Sächsische Staatszeitung, Dreoden
6. Apr 1920
Kunst und Wissenschaft.
lunbegangenen Weg zum tiefsten Lebensgeheimnis tragischer Leidenschaft zeichnet Elsa Tiede¬
bahnen will.
[mann die Kassandrarolle der Johanna. Albert
Nur: die Rechnung stimmt nicht. Sein[Willi als schlicht=sympathischer Professor Wegrath
Lebensfaden wird nicht bis Ekbatana reichen. und Fritz Horrmann als gütig=überlegener,
„Der einsame Weg“.
Und so setzt er freiwillig den Schlußstrich, folgt
leise selbstironischer Arzt geben Geist vom Geiste
der, die ihn zu sehr liebte, um über ihn hinaus¬
Gastspiel Bassermann im Alberttheater.
Schnitzlers. Mehr innere Bedeutsamkeit, als Pauls
leben zu können, in den Tod.
[Verhoeven ihr zukommen ließ, verdient die
Im „Einsamen Weg“ versucht Arthur
Wo ist nun das alles, was er auf seiner
Schnitzler eine Art Überwindung=#
wichtige, zukunftweisende Gestalt des Felix.
reichen und einsamen Daseinsfahrt errungen?
kralischen Lebensekels, des müde resignierenden
Max Adler
„Nicht weiter und nicht näher als jene marmor¬
Pessimismus, dee sonst seinen Hauptgestalten die
nen Stufen, die in eine geheimnisvolle Tiefe
seelische Signatur gibt. Ein junges Geschlecht
führen
.. Schleier über alles ...
Ihr
wächst auf, abgewandt dem zärtlichen Kult einer
Sohn wird es vielleicht erfahren“, sagt er beim
passiven und decadenten Geistigkeit, ein Geschlecht,
Abschied zum Maler Julian Fichtner, dem durch¬
das zu Tat und Unmittelbarkeit drängt. Aber es
geistigten Genußmenschen und Egoisten, der, wie
bleibt bei der Andeutung, beim Versuch. Be¬
er, ungebunden und einsam hatte durchs Leben
herrschend ist hier, wie überall im Bereiche Schnitz¬
schreiten wollen (und dabei, wie er, seelisch
lerscher Gestaltenschöpfung, der intellektualistisch
scheiterte), „Ihr Sohn wird es vielleicht erfahren,
überspitzte Zyniker, der von der Gemeinschaft ab¬
ob es mit der dreihundertzwölften zu Ende ist —
getriebene Mensch der Überkultur, der frierend
und wenn nicht, so wird es ihn wenig kümmern ..
und einsam seinen Weg sucht: den Weg ins Nir¬
Es scheint mir überhaupt, daß jetzt wieder ein
wana. Manchmal führt dieser Weg durch exoti¬
besseres Geschlecht heranwächst — mehr Haltung
sches Gelände, manchmal durch trostlosen Alltag.
und weniger Geist.
— Grüß' Sie der Himmel,
Das Ziel bleibt dasselbe.
Julian!“
Stephan v. Sala ist einer der markantesten Bekenner
Für die richtige Tönung dieses vom Leben,
zu jener ersteren, romantischen Gattung egoistischer
wie vom Schauspieler schwer zu behandelnden
Wirklichkeitsflucht. Das Leben ist ihm ein lächer¬
Decadencetyp hat Albert Bassermann eine
licher und unsauberer Aufenthalt, aus dem es
ungemein vielfältige Farbenskala — von welt¬
nur ein Entrinnen gibt: Traum, Kunst, esoterisches
männischer Noblesse und Nonchalance bis zum
Geheimnis. Ein vom Tode Überschatteter, sucht
nihilistischen Zynismus — auf seiner darstelleri¬
er vor dem Sturz ins große Nichts, den ihm das
schen Palette. Wieder sehen wir einen ganz be¬
Sterben bedeutet, noch ein letztes starkes und
stimmten, lebendigen Menschen leibhaftig vor uns
fremdes Erleben. Eine Expedition nach Baktrien
wandeln: aber Rolle und Mensch kommen diesmal
lockt ihn, wo man an der Stätte des alten Ekbatana
genauer zur Deckung als im Fall Bernick. Ebenso
eine. Riesenstadt von der Ausdehnung Londons aus
scheint die Irene Herms das weibliche Gegenstück
sechstausendjährigem Schlummer unter Schutt und
zu den einsam resignierenden Männern des Schau¬
Staub aus Licht zu heben im Begriffe steht, mit
spiels — mehr auf der Linie der Darstellungs¬
wunderbaren Malereien an den Saalwänden der
kunst Else Bassermanns zu liegen als
Paläste und mit dreihundertzwölf marmornen
die Lona Hessel. Als Julian Fichtner
Stufen, die in unbekannte Tiefen hinabführen: so
Otto Stoeckel der würdige Partner Basser¬
recht ein Lebensabschluß für einen exklusiven
manns. Der Regisseur Stoeckel erzielte durch Zu¬
Skeptiker, der keine Gemeinschaftsgefühle kennt, sammenziehung des Stücks auf vier Akte eine sehr
der sich den eigenen, von gewöhnlichen Sterblichen erwünschte Straffung des Spiels. Mit gedämpfter