II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 595

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18. Der einsane Neg
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eine Versicherung = nicht gegen das Sterben, wohl aber gegen die! Irene Herms, die ihre Jugend in Liebesepisoden verzettelte und sich
nun in unerfüllter Muttersehnsucht in Angst um versäumtes Glück
Trostlosigkeit des Alterns: die Liebe der anderen. Sie ist das ein¬
verzehrt. Da ist ferner Wegrats Tochter Johanna, die Gelegenheit
aus.
zige, was den Uebergang ins ältere Fach oder den Einzug ins Nir¬
hätte zu einer den Lohn in sich tragenden schönen Opfertat: sie könnte
wana erleichtern kann. Aber sie ist ganz gewiß nicht von einem Tag
die letzten Monate des kranken Geliebten mit einer Gloriole der
Weg“.
zum andern zu haben, sondern sie will durch ein langes Leben erwor¬
Liebe umkränzen; aber sie zieht es vor, ins Wasser zu gehen, statt sich
der letzte abschüssige,
ben, erkämpft, erobert sein. Und wie weit ist oavon diese verspielte,
bedingungslos zu verschenken — aus einem ästhetelnden Haß gegen
den meisten von uns
verwöhnte Lebemannswelt entfernt, die Schnitzler so gut kennt und
die Menschen, die auf ihr Mitleid angewiesen sind. So sind die
„Nein,“ scheint uns
so treffend darzustellen weiß! Diese Leute machen aus dem Leben ein
Alten, so sind die Jungen. Sie alle leben in der gleichen Welt des
ser Dornenweg sicher,
Spiel, aus der Neigung zu andern eine Unterhaltung, aus der Liebe
Egoismus, deren Aeußeres so verführerisch ist, daß ein Außenstehen¬
säen und Liebe zu
eine Liebelei llieben heißt ihnen nur: sich lieben lassen). So bleiben
der geblendet ist und fast bedauert, ein anständiger und ehrenwerter
sie arm bis zuletzt, weil sie nicht gelernt haben, sich zu verschwenden
Charakter zu sein, und die doch nur ein trügerischer Sumpfboden ist,
uch — „Die Kinder“
und zu verschenken, bleiben verlassen, weil ihnen der Einsatz zu teuer
auf dem allerhand Blüten flüchtigen Genießens, nie aber menschliches
s wäre er die Quelle
war, mit dem man Herzen gewinnen kann.
Dauerglück gedeiht.
Es, die wir kürzlich an
Urbild dieser Kaste ist der berufslose Aesthet und Gelegenheits¬
Aus dieser betrübenden Erkenntnis gibt es nur einen Hoffnungs¬
uptmotiv ist in beiden
dichter Stephan von Sala, eine der lebensvollsten und eigenartigsten
blick in die Zukunft. „Es scheint,“ sagt jemand in dem Stück, „daß
Tode seiner Mutter,
Gestalten, die Schnitzler geschaffen hat, ein hochmütiger Betrachter
jetzt wieder ein bessers Geschlecht heranwächst — weniger
dern ein anderer, und
Geist und mehr Haltung“ Hat das inzwischen herangewachsene Ge¬
der Dinge, der wie kein anderer auch seine Umwelt zu charakteri¬
lich vor eine ganz neue
schlecht die Feuerprobe bestanden? Die des Weltkrieges gewiß; aber
sieren weiß: „Lieben heißt, für jemand anderen auf der
was bei Schnitzler in
[Weltsein. Was hat aber das, was unsereins in die Welt bringt,
ob es ethisch emporgeläutert ist, bleibt doch sehr die Frage.
rs Drama ist von 1910,
mit Liebe zu tun? Es mag allerlei Lustiges, Verlogenes, Zärtliches,
Sonderbar, der Reigen=Dichter erscheint hier fast als strenger
ng, die in diesem Fall
Gemeines, Leidenschaftliches sein, das sich als Liebe ausgibt, — aber
Moralist. Wenn man näher zuhört, klingt sein Drama wie ein
eichere, gehaltvollere — Liebe ist es doch nicht .. Haben wir jemals ein Opfer gebracht, von
Evangelium der Liebe, wie ein Kampfruf gegen die Selbstsucht, wie
dem nicht unsere Sinnlichkeit oder unsere Eitelkeit ihren Vorteil
eine Mahnung an die Menschen, auf dem Wege, der zur Einsamkeit ##
Neben dem mehrfach
gehabt hätte?“ Und da ist weiter Salas Artverwandter — sie sind
„Freunde“, weil sie sich so hübsch das Stichwort reichen —, der Zug führt, umzukehren und eine edlere Gemeinschaft anzustreben. Frei¬
die Verantwortungs¬
lich trägt Schnitzler seine Lehre ohne Pathos, ohne Theaterdonner
ziehungen und die Ge¬
um Zug den Beleg zu diesem Steckbrief liefert. Julian Fichtner ist
vor. Im Gegenteil, er scheint alles zu verzeihen, indem er alles ver¬
ein genial begabter Maler, der gleichwohl sein Leben genießerisch
steht. Nur gibt er denen nicht recht, die im sacro egoismo wurzeln,
des Akademiedirektors
vertan hat und nun vor seinem seelischen Bankerott steht. Eine Frau,
weil sie durch die Stürme des Lebens eines Tages doch entwurzelt
t. Da ist eine Anzahl
die Braut Wegrats, schenkte sich ihm dereinst in voller Hingabe; er
werden; sondern er hält es ganz altbacken mit denen, die lieber Un¬
andte, Freunde nennen
recht leiden als Unrecht tun. Wer bleibt denn Sieger? Nicht die
aneinander vorbeileben. verließ sie bei Nacht und Nebel aus Ueberangst, daß seine Künstler¬
Himmelsstürmer, nicht Don Juan und Faust, sondern Papa Wegrat,
Seelengemeinschaft. Ein laufbahn verengt und beschränkt werden könnte. Und doch ist aus ihm
der gute Hahnrei, der nie erfährt, daß ihm sein Freund ein Kuckucksei #
ie Voraussetzungen, auf nichts geworden als ein unbefriedigter liebe= und haltbedürftiger
Weltbummler ohne Leistung und Ruh. Auf seine alten Tage will er
ins Nest legte, und sein Sohn Felix, der sich als ausgleichende Ge¬
e denn sein Wesen und
sich, husch husch, ein Vaterglück zulegen und den Sohn, den Wegrat
rechtigkeit des Betrogenen annimmt der ihn und seine Mutter
e nur Gäste im Leben,
Zeit seines Lebens als sein eigen Kind betreut hat, für sich gewin¬
liebte, — nicht des genialen Herrn, der einmal seine Lüste spazieren
n und ihren eigenen Ge¬
nen. Aber nun muß er erfahren, daß man sehr wenig für einen
geführt und nun den Einfall bekommen hat, kurz vor Toresschluß den
r ein Einsiedler — um
Menschen getan hat, wenn man ihn nur in die Welt gesetzt hat, und
Eines Tages, wenn der
sich von dem jungen Mann ins Gesicht sagen lassen: Sie sind mir liebenden Vater zu spielen. —
Nein, Theaterdonner ist wirklich nicht darin! Es weht in dem
flogen sind, erfolgt ein
fremder geworden, seit ich von Ihrer Vaterschaft weiß.
So sind sie alle betrogene Betrüger, sie, die nur der Gegenwart Stück die weiche Luft Wiens, es herrscht die milde Klarheit und
sieht sich isoliert. „Und
Stille eines späten südlichen Herbstabends, wenn im Norden schon##
den Weg hinab
leben und denen die Form des Lebens wichtiger ist als sein Inhalt.
dem gehört haben.“
gehört haben.“ Es gibt! Da ist noch eine verklungene Geliebte Fichtners, die Schauspielerin Schneeböen niedergehen. Alles ist in eine gewisse Wehmut und süßen