II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 638

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18. Der einsanezeg
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Extrait du vournaläTiünal. ZT6. BASEL. ABENDNE·
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Bassermann in Paris.
VII. Es ist ein Ereignis, über das man nicht so viel
e Lärmtrommel schlägt wie zur Reklame der verschie¬
men, zurzeit in Paris gastierenden jüdischen und
lädischen Theater. Es ist dennoch ein wichtiges Ereig¬“
Albert Bassermann, tritt im Théätre-du¬
nase an den Grand', Boulevards auf. Die deutsche
pe, die den Pariseln Wedekinds „Erdgeist“ als
hiel deutscher Bühnenkunst zeigte, hat ihr Pro¬
ramm und ihre Schauspieler=gewechselt. In Arthur
Schnitzlers Schauspiel „Der einsame Weg“
at Alben Bassermann es vermocht, sich an einem ein¬
Saal mit jenen Bildern aufhalten wollte.“ — Mans
zigen Abend die Pariser zu gewinnen. Ein solcher,
denkt unwillkürlich an diesen französischen Maler, wenn
deutscher Abend in Parts ist voll eigentümlicher Ein¬
man sich Schnitzlers „einsamen Weg“ in Paris anhört.
drücke. Man liest nicht ohne Erstaunen mitten auf der
Schnitzlers Schauspiel überzeugt hier trotzdem unfehl¬
rauschenden Straße der großen Boulevards, auf die¬
bar. Man begreift die Notwendigkeit der Entwicklung,
sem Winkel Erde, der bei Tag oder bei Nacht nie eine
auch wenn sie dem Franzosen so seltsam drückend und
stille Minute kennt, plößzlich die großen, leuchtenden
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hart, manchmal ein wenig zusammenhanglos vor¬
Worte: „Der einsame Weg“. Ein Kontrast, der auf¬
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kommt. Aber was selbst der Pariser ohne weiteres
horchen läßt. Er klingt fast grotesk. Und dazu sind
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aus dieser fremden Welt aufnimmt und wovon er##
diese Worte gar noch in deutscher Sprache geschrieben.
Ein deutsches Theater spielt in deutscher Sprache auf gepackt und erschüttert wird, das ist das ganz. einfache,
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selbstverständliche Spiel der Darsteller, besonders das¬
den französischen Boulevards im Sommer 1928! Es
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jenige Bassermanns. Bassermann ist der Träger des
sind gerade zehn Jahre her, daß dasselbe Paris die
Stücks. Es ist Stephan von Sala, der in der allge¬

schwersten Kriegsstunden erlebt hat; jene Wochen der
meinen Einsamkeit Ueberlegene. Er spielt anders, als

letzten großen, deutschen Offensive. Der Feind schoß
die französischen Charakterdarsteller zu spielen gewohnt
mit weittragenden Kanonen in die Stadt; zerstörte
sind. Es liegt etwas Weiches, Dämonisches in seiner
Teile des Frauenspitals, tötete Mütter und Kinder.
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großen Sicherheit allen Ereignissen des Lebens gegen¬
Der Stadtpräfekt traf die Maßnahmen zur Räumung

über. Der Franzose ist nie so einsam wie es die
von Paris. Man wußte nicht, wie das Jahr 1918 zu
Menschen dieses Schauspiels sind. Er ist dem Leben
Ende gehen würde. Der Haß gegen Deutschland war
in einer andern, farbigeren und froheren Weise über¬
ins Unerhörte gestiegen. Und zehn Jahre später schon
erniet Bassermann seinen verdienten Erfolg in einem legen als Herr von Sala. Doch Bassermann hat ihm
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mit seiner Truppe, die durchwegs gut spielt, diese an¬
der klassischen Theater der Pariser Boulevards. Die

dere Welt und diese andern Erlebnisse nahegebracht:
Zeit schreitet rasch.

wenigstens soweit, daß der Pariser glaubt: es muß ir¬#
Es ist ein eigentümliches Gefühl, in einem stockfran¬
gendwo auf der Welt solche Menschen geben, wenn auch
zösischen Theater auf einmal deutsches Schauspiel anzu¬
nicht gerade bei uns: aber sie sind nicht nur der Phan¬
hören. Der Eingang, die Kasse, die Platzanweiserin,
tasie des Dichters entsprungen.
der Programm= und Pastilles=de=menthe=Verkäu¬
Bassermanns Eindruck ist in Paris zu einem Er¬
fer, alle sie sind französisch. Und sowie sich der Vorhang
über einer bescheidenen Dekoration hebt, klingen die
Im Odéon sind den Russen die Holländer gefolgt,
ersten Worte deutsch, lebt man in einer völlig andern
die nun von den Engländern abgelöst werden. Wenn
Welt. Nicht nur die Sprache, auch die ganze Atmo¬
bei all diesen internationalen Schausvielen etwas den
sphäre ist eine dem Pariser fremde. Diese müde Trau¬
rigkeit, dieses selbstverständliche Hinnehmen der tragt= Nichtfranzosen überraschen muß, so ist es die erstann¬
schen Einsamkeit eines jeden Menschenlebens ist echt liche Tatsache, daß die meisten Kritiker der großen Ta¬
deutsch, nordisch, ist unbedingt unfranzösisch. Zur Zeit aeszeitungen jeweils zuerst eingestehen müssen, daß sie
zwar von der fremden Sprache nicht viel verstanden
findet eine dänische Ausstellung in Paris statt. Ein
haben und die Handlung nur so der Spur nach beur¬
französischer Maler, der sie besuchte, erzählte nachher:
teilen konnten! Man staunt über diese Armseligkeit der
„Nein, ich gehe kein zweites Mal mehr hin! Es sind¬
großen Herren, die in unsern viel kleineren schweizeri¬
gute Arbeiten, aber welche Cafardluft, welches Grau
schen Verhältnissen kaum zu finden wäre.
in Grau, welche Schwermut. Ich glaube, ich würde
selbst schwermütig werden, wenn ich mich länger im
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