II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 640

WE
box 23/5
18. Der einsanenaß

mu. Eine
ostbur zu
Wirgach
kanadische Regierung zeigi sich nicht denntubigt. Die Schiffsbrücke vermittelt der Verichr zwischen den bei=:
Reservationen stehen unter Kontrolle eines vor einigen den Ufern. Wie gewaltig ## ist, mag daraus hervor¬
gehen, daß an einem kürzlichen Festtag über 4000 Au=k
Jahren eingesetzten Komitees.
W
Man!
zigen Abend die Pariser zu gewinnen. Ein solcher, Saal mit jenen Bildern aufhalten wollte.“ —
deutscher Abend in Paris ist voll eigentümlicher Ein= denkt unwillkürlich an diesen französischen Maler, wenn
man sich Schnitzlers „einsamen Weg“ in Parts anhört.
drücke. Man liest nicht ohne Erstaunen mitten auf der
Schnitzlers Schauspiel überzeugt hier trotzdem unfehl¬
rauschenden Straße der großen Boulevards, auf die¬
bar. Man begreift die Notwendigken der Entwicklung,
sem Winkel Erde, der bei Tag oder bei Nacht nie eine
auch wenn sie dem Franzosen so seltsam drückend und#
stille Minute kennt, plötzlich die großen, leuchtenden
hart, manchmal ein wenig zusammenhanglos vor¬
Worte: „Der eisame Weg“ Ein Kontraft, der auf¬
kommt. Aber was selbst der Pariser ohne weiteres
horchen läßt. Er klingt fast grotesk. Und dazu sind
aus dieser fremden Welt aufnimmt und wovon er
diese Worte gar noch in deutscher Sprache geschrieben
1
Eimn deutsches Theater spielt in deutscher Sprache auf gepackt und erschüttert wird, das ist das ganz. einfäche,
den französischen Boulevards im Sommer 1828! Es selbstverständliche Spiel der Darsteller, besonders das¬
lenige Bassermanns. Bassermann ist der Träger des
sind gerade zehn Jahre her, daß dasselbe Paris die
Stücks. Es ist Stephan von Sala, der in der allge¬
schwersten Kriegsstunden erlebt hat; jene Wochen der
meinen Einsamkeit Ueberlegene. Er spielt anders, als
letzten großen, deutschen Offensive. Der Feind schoß
die französischen Charakterdarsteller zu spielen gewohnt
mit weittragenden Kanonen in die Stadt; zerstörte
4
sind. Es liegt etwas Weiches, Dämonisches in seiner
Teile des Frauenspitals tötete Mütter und Kinder.
großen Sicherheit allen Ereignissen des Lebens gegen¬
Der Stadtpräfekt traf die Maßnahmen zur Räumung
über. Der Franzose ist nie so einsam wie es die
von Paris. Man wußte nicht, wie Jahr 1918 zu
Menschen dieses Schauspiels sind. Er ist dem Leben?
Ende gehen würde. Der Haß gegen Deutschland war
ins Unerhörte gestiegen. Und zehn Jahre später schons in einer andern, farbigeren und froheren Weise über¬
legen als Herr von Sala. Doch Bassermann hat ihm
erntet Bassermann seinen verdienten Erfolg in einem
mit seiner Truppe, die durchwegs gut spielt, diese an¬
der klassischen Theater der Pariser Boulevards. Die
dere Welt und diese andern Erlebnisse nahegebracht:
Zeit schreitet rasch.
wenigstens soweit, daß der Pariser glaubt: es muß ir¬
Es ist ein eigentümliches Gefühl, in einem stockfran¬
gendwo auf der Welt solche Menschen geben, wenn auch
zösischen Theater auf einmal deutsches Schauspiel anzu¬
nicht gerade bei uns: aber sie sind nicht nur der Phail¬
hören. Der Eingang, die Kasse, die Platzanweiserin,
tasie des Dichters entsprunger
der Programm= und Pastilles=de=menthe=Verkäu¬
Bassermanns Eindruck ist 1. Paris zu einem Er¬
fer, alle sie sind französisch. Und sowie sich der Vorhang
eignis geworden, das dauern wird.
über einer bescheidenen Dekoration hebt, klingen die
Im Odéon sind den Russen die Holländer gefolgt,
ersten Worte deutsch, lebt man in einer völlig andern
die nun von den Engländern abgelöst werden. Wenn
Welt. Nicht nur die Sprache, auch die ganze Atmo¬
bei all diesen internationalen Schausvielen etwas den
sphäre ist eine dem Pariser fremde. Diese müde Trau¬
Richtfranzosen überraschen muß, so ist es die erstaun¬
rigkeit, dieses selbstverständliche Hinnehmen der tragl¬
schen Einsamkeit eines jeden Menschenlebens ist echt liche Tatsache, daß die meisten Kritiker der großen Ta¬
deutsch, nordisch, ist unbedingt unfranzösisch. Zur Zeit geszeitungen jeweils zuerst eingestehen müssen, daß sie
zwar von der fremden Sprache nicht viel verstanden
findet eine däntsche Ausstellung in Paris statt. Ein
##cben und die Handlung nur so der Spur nach beur¬
französischer Maler, der sie besuchte, erzählte nachher:
teilen konnten! Man staunt über diese Armseliakett der
„Nein, ich gehe kein zweites Mal mehr hin! Es sind
großen Herren, die in unsern viel kleineren schweizeri¬
gute Arbeiten, aber welche Casardluft, welches Grau
schen Verhältnissen kaum zu finden wäre.
in Grau, welche Schwermut. Ich glaube, ich würde:
selbst schwermütig werden, wenn ich mich länger im