etenen aesetesen en seensen ene
ja
ist in dieser Stimme eine Güte von kindli¬
Or
cher Reinheit, die alles Gütige und Kindliche
ar
in uns aufruft.
Von der Liebe sprechen alle seine Bücher,
el
alle diese Erzählungen, diese kleinen Dlaloge
D.
und grossen Theaterstücke. Von der Liebe
und vom Tode. Auch wenn sie sich anders!
geben, auch wenn sie manchen sinnreich un¬ ##
sinnigen und erstaunlichen Verknüpfungen
511
des Schicksals nachspüren, auch wenn Streit,
al
erfüllen und durchschüttern möchten, ist #
Sc
ihr Inhalt die Liebe und der Tod.
ti
Eine merkwürdige Kraft und Andacht des
ör
Erlebens lässt diesen Dichter die blutdurch¬
di
strömte Schwere der kleinsten Geschehnisse
empfinden, die unauslöschliche Realität der P
geringsten Tatsache, die tiefe Folge des
flüchtigen Wortes. Zugleich aber hebt ihn
ein geistiger Schwung von unsern Schultern
weicht, in der die Wucht des Wirklichen
schwerlos und schwebend wird, und in der
alle Wichtigekitch sich auflösen. Seine Me¬
lancholie und seine nachdenklichen Traurig¬
keiten haften am Erdboden. Liebelei. In sei-U
ner Heiterkeit aber ist das bessere JenseitsV#
der Phantasle, das Lächeln des Ueberwun¬
5
denhabens.
Eine Quelle seiner dichterischen Kraft ist ##
das Staunen. Die Kraft seiner reifen und
meisterlichen Kunst ist das Aufspüren, Ver¬
stehen und Enthüllen der Zusammenhänge.
Ein berauschtes, lyrisch gewordenes Stau¬
ren über das Wunder der Liebe; über die
GSüssigkeit, Anmut, Hingabe und beherr¬
schende Gewalt des Weibes; über den uner¬
niesslichen Reichtum des Lebens, über alle
unfassburen Möglichkeiten des Glückes. Zu¬
gleich ein schmerzdurchwühltes Staunen dar¬
über, dass zwei Menschen, die so nahe bei¬
sammen gewesen, so endlos weit voneinander
abgleiten können; dass fremd zu werden ver¬
mag, was jemals eins war. Ein erschüttertes
Staunen darüber, dass die Fülle des Daseins
in ewiger Leere endigt, dass dieses strahlende
Licht ewiger Finsternis nur als kurze Ein¬
leitung voraufgeht; dass dieser tiefwehende,
jauchzende Atem der Lebendigkeit in uns zu
Jeder Minute ausgeblasen und erstickt wer¬
den kann.
In dieser Bilderreihe immer wiederkehren¬
nach allerlei mondänen Parfums in seinen
der und immer wieder schwindender Liebe,
ersten Büchern; daher auch die elegante,
in dieser beständig über allem Erblühen
höflich grüssende Verbeugung, mit der sich
schwebenden Drohung des Welkens, in die¬
manches seiner Worte zur Pointe schmiegt
em Umkreis einer Welt, der abgesteckt ist
und rundet. Dann aber ist ihm aus der rast¬
von Wonne des Seins und Grauen des Todes.
los arbeitsamen und tiefen Echtheit seines
#liegt freilich eine Dagewesenheit, die so ewig
Wesens die eigene Technik erwachsen, die¬
ist, und beinahe so alt, wie das Leben selbst.
ses wundervolle Vermögen, in einfachen
Arthur Schnitzler aber hat mit diesen Din¬
Sätzen Unsagbares mitschwingen zu lassen.
gen, die jedem gegeben sind, nur gespielt.
Zwischentöne der Seele, Unterstimmen des
Sein Spiel gespielt. Er hat auf diesem Hin¬
Bewusstseins freizumachen, psychologische
tergrund, vor den wir alle treten, sein Profil
Konflikte von einer Zartheit, die sich zuvor
gezeichnet. Sein eigencs. Und aus diesem Er¬
weder anrühren noch gestalten liess, anzu¬
denlehm, der jeder formenden Hand willig
rühren und zu gestalten. Diese merkwürldg
ist, hat er seine Gestalten geschaffen. In sei¬
weiche, nachgiebige, scheinbar sorglose Tech¬
nem Ebenbiltl.
nik, in der dennoch so viel wache Aufmerk¬
Eine kleine Welt von Menschen lebt nun
samkeit, so viel Selbeterziehung, Straffheit
mit uns, führt in unserm Gedächtnis, in un¬
und Frische lebt. Mit dieser nachspürenden,
serer Kenntnis von der Welt und in unseren
ausgewogenen, nervenzarten Technik ist er
Erkenntnissen eine lebendige Existenz von er¬
auf die leidenschaftliche Suche nach den
höhter Wirklichkeit. Anatol, der verwöhnte
Zusammenhängen gegangen. Sein kühnsten
Melanckoliker des Genusses, die einfache
Experiment, die Zusammenhänge zu enträt¬
süsse Christine aus der cLiebeleis, der edel
seln, ist wohll eDer Ruf des Lebenss. Inter¬
komplizierte Herr von Sala aus dem cEin¬
essante Versuche bilden eDas weite Land¬
samen Wegs, die Herzogin aus dem gGrünen
und eDer junge Medarduss. Sein übermü¬
Kakadus, der junge Kavalier aus cLitera¬
tigstes und freiestes Ergreifen der Zusam¬
turs. Alle tragen sie die Züge Schnitzler¬
menhänge kommt in cReigens zur Geltung.
schen Geistes, alle haben an ihrer Gestalt
Mit dieser anmutig federnden, in ihrem
die Spur von Griff und Druck seiner formen¬
Reichtum schwelgerischen Technik hat er die
den Hand. Alle reden so, dass man nach lh¬
Farbigekit des modernen Lebens, den Prunk
ren ersten drei Worten schon wissen muss:
und die Schönheit einer vornehmen und wei¬
sie sind von Schnitzler. Alle sind in Erleb¬
nisse „in Konflikts, in Schicksale, in eine At¬
Man hat oft, und in einer nur zu nahe lie¬
mospäre gestellt, die vollkommen Schnitz¬
genden Ideenverbindung gesagt, aus Schnitz¬
ers Wesen und Eigenart spiegelt. Und sie
lers Werken sei der Jubel und die Schwer¬
sind von einer merkwürdigen Milde. Auf kei¬
mut Wiener Walzer zu hören. Vielleicht ist
nem von ihnen hat ein trüber Blick des Has¬
es ebenso wahr, dass seine Instrumentation
zes geruht. Schuldlose sind sie alle. Oder
gelegentlich an den blendenden Geigenglanz
ntschuldigte. Von Schuld befreit.
Puceinis erinnert, darin das verführerische,
Die Technik Schnitzlers ist in ihrer frühe-Isinnliche Strahlen und die prächtig verwir¬
sten Jugend von den Franzosen ersogen und rende Erhabenheit der Gross-Stadt manch¬
angeregt worden. Daher rührt der leise Duft 1mal aufleuchten. (av.)
ja
ist in dieser Stimme eine Güte von kindli¬
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cher Reinheit, die alles Gütige und Kindliche
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in uns aufruft.
Von der Liebe sprechen alle seine Bücher,
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und grossen Theaterstücke. Von der Liebe
und vom Tode. Auch wenn sie sich anders!
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des Schicksals nachspüren, auch wenn Streit,
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geringsten Tatsache, die tiefe Folge des
flüchtigen Wortes. Zugleich aber hebt ihn
ein geistiger Schwung von unsern Schultern
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schwerlos und schwebend wird, und in der
alle Wichtigekitch sich auflösen. Seine Me¬
lancholie und seine nachdenklichen Traurig¬
keiten haften am Erdboden. Liebelei. In sei-U
ner Heiterkeit aber ist das bessere JenseitsV#
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Eine Quelle seiner dichterischen Kraft ist ##
das Staunen. Die Kraft seiner reifen und
meisterlichen Kunst ist das Aufspüren, Ver¬
stehen und Enthüllen der Zusammenhänge.
Ein berauschtes, lyrisch gewordenes Stau¬
ren über das Wunder der Liebe; über die
GSüssigkeit, Anmut, Hingabe und beherr¬
schende Gewalt des Weibes; über den uner¬
niesslichen Reichtum des Lebens, über alle
unfassburen Möglichkeiten des Glückes. Zu¬
gleich ein schmerzdurchwühltes Staunen dar¬
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sammen gewesen, so endlos weit voneinander
abgleiten können; dass fremd zu werden ver¬
mag, was jemals eins war. Ein erschüttertes
Staunen darüber, dass die Fülle des Daseins
in ewiger Leere endigt, dass dieses strahlende
Licht ewiger Finsternis nur als kurze Ein¬
leitung voraufgeht; dass dieser tiefwehende,
jauchzende Atem der Lebendigkeit in uns zu
Jeder Minute ausgeblasen und erstickt wer¬
den kann.
In dieser Bilderreihe immer wiederkehren¬
nach allerlei mondänen Parfums in seinen
der und immer wieder schwindender Liebe,
ersten Büchern; daher auch die elegante,
in dieser beständig über allem Erblühen
höflich grüssende Verbeugung, mit der sich
schwebenden Drohung des Welkens, in die¬
manches seiner Worte zur Pointe schmiegt
em Umkreis einer Welt, der abgesteckt ist
und rundet. Dann aber ist ihm aus der rast¬
von Wonne des Seins und Grauen des Todes.
los arbeitsamen und tiefen Echtheit seines
#liegt freilich eine Dagewesenheit, die so ewig
Wesens die eigene Technik erwachsen, die¬
ist, und beinahe so alt, wie das Leben selbst.
ses wundervolle Vermögen, in einfachen
Arthur Schnitzler aber hat mit diesen Din¬
Sätzen Unsagbares mitschwingen zu lassen.
gen, die jedem gegeben sind, nur gespielt.
Zwischentöne der Seele, Unterstimmen des
Sein Spiel gespielt. Er hat auf diesem Hin¬
Bewusstseins freizumachen, psychologische
tergrund, vor den wir alle treten, sein Profil
Konflikte von einer Zartheit, die sich zuvor
gezeichnet. Sein eigencs. Und aus diesem Er¬
weder anrühren noch gestalten liess, anzu¬
denlehm, der jeder formenden Hand willig
rühren und zu gestalten. Diese merkwürldg
ist, hat er seine Gestalten geschaffen. In sei¬
weiche, nachgiebige, scheinbar sorglose Tech¬
nem Ebenbiltl.
nik, in der dennoch so viel wache Aufmerk¬
Eine kleine Welt von Menschen lebt nun
samkeit, so viel Selbeterziehung, Straffheit
mit uns, führt in unserm Gedächtnis, in un¬
und Frische lebt. Mit dieser nachspürenden,
serer Kenntnis von der Welt und in unseren
ausgewogenen, nervenzarten Technik ist er
Erkenntnissen eine lebendige Existenz von er¬
auf die leidenschaftliche Suche nach den
höhter Wirklichkeit. Anatol, der verwöhnte
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Melanckoliker des Genusses, die einfache
Experiment, die Zusammenhänge zu enträt¬
süsse Christine aus der cLiebeleis, der edel
seln, ist wohll eDer Ruf des Lebenss. Inter¬
komplizierte Herr von Sala aus dem cEin¬
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Kakadus, der junge Kavalier aus cLitera¬
tigstes und freiestes Ergreifen der Zusam¬
turs. Alle tragen sie die Züge Schnitzler¬
menhänge kommt in cReigens zur Geltung.
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die Spur von Griff und Druck seiner formen¬
Reichtum schwelgerischen Technik hat er die
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Farbigekit des modernen Lebens, den Prunk
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nisse „in Konflikts, in Schicksale, in eine At¬
Man hat oft, und in einer nur zu nahe lie¬
mospäre gestellt, die vollkommen Schnitz¬
genden Ideenverbindung gesagt, aus Schnitz¬
ers Wesen und Eigenart spiegelt. Und sie
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es ebenso wahr, dass seine Instrumentation
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Puceinis erinnert, darin das verführerische,
Die Technik Schnitzlers ist in ihrer frühe-Isinnliche Strahlen und die prächtig verwir¬
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