18.
1 M
box 23/5
Der einsade neg
DOBSERVERC
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZELE 11
TELEPHON R-23-0-43
eenien in
2 2KAl
220
5 0
Bassermann-Gastspiel im Schauspielhaus
16
—
— Wie hesing in
Schnitzler: „Der einsame Weg“.
In die Folge seiner Gastspielabende fügt Bassermann gern Leider folgten die Darsteller des Schauspielhauses diesem Vorbild ihres
immer einmal wieder Schnitzlers gepflegte Wiener Dialoge rund um lgroßen Gastes allzu wenig. Sie waren durchweg auf tragischen Ernst
Er hängt mit der gestellt und legten zu viel verdische Schwere auf Wiener Beweglichkeit,
die Torschluß=Angst alternder Menschen ein ...
wodurch das Tempo der Dialoge wiederholt ermüdend verschleppt
Liebe des eigenwilligen großen Schöpfers an den locker aneinander¬
wurde. Innerhalb dieser schwereren Sphäre boten Brausstein als
gereihten Sätzen dieser elegischen Kammermusik con sordino, deren
ahnungsloser Akademiedirektor, G. Langselder als leidende Mutter,
verblaßte Melodie nur noch auf sein Geheiß über die deutsche Bühne
[J. Willers als feelisch belastete Tochter und Rainer Litten
Aingt
als freundlich netter Sohn in ds geschlossene Leistungen. Merkwürdig
In einer Nebensigur hat er ein ebles Gefäß für den besonderen
schwer und unbewegt gestaltete Otto Stoeckel als Gast die Figur
Zauber seiner darstellerischen Delikatesse gesunden. Und nun füllt er
des genialen E#isten Fichtner. Von der schweisenden Glut des rück¬
diesen vom Tode gezeichneten Lebenskünstler Stephan von Sala so reich
sichtslos über auenschicksal hinwegschreitenden Künstlers spürte man
an mit den geschlissenen Köstlichkeiten und dem ganz besonderen Leuchten
nicht einen Fu en mehr in der Erscheinung und dem Gehaben dieses
seines schauspielerischen Aristokratentums, daß er zur großen stillen
seltsam starr in sich ruhenden bürgerlichen Herren. Geschmeidiger
Sonne wird, von deren untergehender Glut alles andere beglänzt und
zwischen den großen Kontraften ihrer Rolle als alternde Schauspielerin,
sbelebt=wird. Die ganze, so nur ihm allein eigene Patrizierkultur vor¬
die hinter überlegener Zungenfertigkeit leidenschaftliche Muttersehnsucht
nehmen Herrenmenschentums entfaltet er da in der besonderen Hülle
verbirgt, bewegte sich Else Bassermann und entfaltete die Kultur
überlegen=ironischer Skepfis, hinter deren mildem Gleißen das große
einer klugen und geschulten Technik.
Herz eines tief Verstehenden, Gereiften schlägt. Ein Einsamer zwischen
Die große Sonderleistung Bassermanns hielt das Publikum in
Einsamen. Aber ihnen hoch überlegen durch die gelassene Weisheit,
steigendem Maße im Bann und trug es über die Längen des Abends.
mit der er sein Einsamsein trägt und es zum persönlichen Reichtum
hinweg. Stürmische Hervorrufe dankten dem berühmten Gast.
ausweitet. Doppelt erschütternd darum im einzigen Augenblick, wo er
Dr. Egbert Delpy.
sein inneres Gleichgewicht verliert, als ihm verzweifelte Jugend den
Weg in die letzte tiefste Einsamkeit, den Tod, vorweg nimmt. Unver¬
geßlich diese letzten Momente des würgenden Kampfes um Haltung
eines im Innersten Getroffenen, der Halt nur noch im eigenen Tode
finden kann
Unvergeßlich aber auch das heitere Spielen vorher mit all den
dunklen Mächten des Lebens und ihren Drohungen, jenes elegante
Jonglieren zwischen Hell und Dunkel, das allein die endlos ausge¬
sponnene Rhetorik dieser Schnitzler=Dialoge heute noch erträglich macht.
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Bassermann-Gastspiel im Schauspielhaus
16
—
— Wie hesing in
Schnitzler: „Der einsame Weg“.
In die Folge seiner Gastspielabende fügt Bassermann gern Leider folgten die Darsteller des Schauspielhauses diesem Vorbild ihres
immer einmal wieder Schnitzlers gepflegte Wiener Dialoge rund um lgroßen Gastes allzu wenig. Sie waren durchweg auf tragischen Ernst
Er hängt mit der gestellt und legten zu viel verdische Schwere auf Wiener Beweglichkeit,
die Torschluß=Angst alternder Menschen ein ...
wodurch das Tempo der Dialoge wiederholt ermüdend verschleppt
Liebe des eigenwilligen großen Schöpfers an den locker aneinander¬
wurde. Innerhalb dieser schwereren Sphäre boten Brausstein als
gereihten Sätzen dieser elegischen Kammermusik con sordino, deren
ahnungsloser Akademiedirektor, G. Langselder als leidende Mutter,
verblaßte Melodie nur noch auf sein Geheiß über die deutsche Bühne
[J. Willers als feelisch belastete Tochter und Rainer Litten
Aingt
als freundlich netter Sohn in ds geschlossene Leistungen. Merkwürdig
In einer Nebensigur hat er ein ebles Gefäß für den besonderen
schwer und unbewegt gestaltete Otto Stoeckel als Gast die Figur
Zauber seiner darstellerischen Delikatesse gesunden. Und nun füllt er
des genialen E#isten Fichtner. Von der schweisenden Glut des rück¬
diesen vom Tode gezeichneten Lebenskünstler Stephan von Sala so reich
sichtslos über auenschicksal hinwegschreitenden Künstlers spürte man
an mit den geschlissenen Köstlichkeiten und dem ganz besonderen Leuchten
nicht einen Fu en mehr in der Erscheinung und dem Gehaben dieses
seines schauspielerischen Aristokratentums, daß er zur großen stillen
seltsam starr in sich ruhenden bürgerlichen Herren. Geschmeidiger
Sonne wird, von deren untergehender Glut alles andere beglänzt und
zwischen den großen Kontraften ihrer Rolle als alternde Schauspielerin,
sbelebt=wird. Die ganze, so nur ihm allein eigene Patrizierkultur vor¬
die hinter überlegener Zungenfertigkeit leidenschaftliche Muttersehnsucht
nehmen Herrenmenschentums entfaltet er da in der besonderen Hülle
verbirgt, bewegte sich Else Bassermann und entfaltete die Kultur
überlegen=ironischer Skepfis, hinter deren mildem Gleißen das große
einer klugen und geschulten Technik.
Herz eines tief Verstehenden, Gereiften schlägt. Ein Einsamer zwischen
Die große Sonderleistung Bassermanns hielt das Publikum in
Einsamen. Aber ihnen hoch überlegen durch die gelassene Weisheit,
steigendem Maße im Bann und trug es über die Längen des Abends.
mit der er sein Einsamsein trägt und es zum persönlichen Reichtum
hinweg. Stürmische Hervorrufe dankten dem berühmten Gast.
ausweitet. Doppelt erschütternd darum im einzigen Augenblick, wo er
Dr. Egbert Delpy.
sein inneres Gleichgewicht verliert, als ihm verzweifelte Jugend den
Weg in die letzte tiefste Einsamkeit, den Tod, vorweg nimmt. Unver¬
geßlich diese letzten Momente des würgenden Kampfes um Haltung
eines im Innersten Getroffenen, der Halt nur noch im eigenen Tode
finden kann
Unvergeßlich aber auch das heitere Spielen vorher mit all den
dunklen Mächten des Lebens und ihren Drohungen, jenes elegante
Jonglieren zwischen Hell und Dunkel, das allein die endlos ausge¬
sponnene Rhetorik dieser Schnitzler=Dialoge heute noch erträglich macht.