von Peter Riedl) zur Aufführung gelangen. Reichen¬
berg ist die erste Bühne, auf der das Werk aufgeführt.
wird. Donnerstag ging auf unserer Bühne zum
Besten des trefflichen Spielleiters und Charakterdar¬
stellers Franz Schimke Hermann Bahrs Lustspiel
„Wienerinnen“ über die Bretter und errang bei vor¬
züglicher Darstellung einen bedeutenden äußeren Er¬
folg. Am 27. und 28. April wird der Reichenberger
Männergesangverein im hiesigen Stadttheater Eduard
Stehles großes Tonwerk „Frithjofs Heimkehr“ unter
Mitwirkung der Frau Kury=Wodak aus Wien und
des hiesigen Opernsängers Robert Sein zur Auf¬
führung bringen.
4 E. Wolzogens „BuntesTheater“. Aus Berlin
wird uns geschrieben: Das Bunte Theater Wolzogens
hat es nicht nur glücklich auf 50 Vorstellungen ge¬
bracht — es waren zunächst nur 30 geplant — sondern
alle waren auch auf Tage hinaus ausverkauft und der
Andrang läßt noch immer nicht nach. Ernst von
Wolzogen hat mit diesem Unternehmen auch glänzen¬
den materiellen Erfolge erzielt, die er selbst wohl
kaum in diesem Umfange erwartet hatte. Die
50. Jubiläumsvorstellung gestaltete sich denn auch zu¬
nächst zu einer persönlichen Huldigung für ihn. Das
Publicum spendete ihm freudigen Beifall und seine
Mitarbeiter überschütteten ihn mit kostbaren Blumen¬
gewinden und riesigen Lorbeerkränzen, wofür er sich
ihnen entsprechend erkenntlich zeigte. Man ist hier
an dergleichen Scherze nicht gewöhnt und duldet sie
allenfalls bei italienischen Opernaufführungen. Im
Bunten Theater, wo Alles einen gemüthlichen, fast
familiären Anstrich hat, nahm man indessen daran
keinen Anstoß und ließ sich durch diese blumenreiche
Selbstberäucherung die gute Laune nicht verderben¬
Das Programm für diesen Festabend des Ueberbrettls
hatte einen übermäßigen Umfang und brachte deshalb
auch manches Unterwerthige. Im Ganzen aber über¬
wog das Bessere und Gute, so daß auch diejenigen
auf ihre Kosten gekommen sein dürften, die ihre Ein¬
trittskarten zu den Ueberpreisen von den durch die
Erfolge dieses Ueberbreitls übermüthig gewordenen
Händlern erstanden hatten. Als besondere Neuheit sei
an erster Stelle erwähnt, daß neben Wolzogen noch
zwei andere „lebendige“ Dichter auftraten und ihre
Dichtungen in eigener Person vortrugen: der Wiener
Humorist Pferhofer, der einige sehr witzige und viel¬
belachte Epigramm zum Besten gab, und der Düssel¬
dorfer Poet Heinz Hans Evers, der einige satirischge¬
färbte Fabeln und Legenden erfolgreich vorlas. Einen
guten Erfolg hatte auch der Wiener Recitator Marcel
Salzer namentlich mit einer köstlichen Geschichte vom
„Rabbi von Krotoschin“, während ein anderer Wiener,
auf den für diesen Abend ganz besonders hohe Er¬
wartungen gesetzt waren, ziemlich versagte. Arthur
Schnitzler, der geistvolle, witzige dramatische Schrift¬
steller, hatte einen „Spaß“ — wie er selbst es nannte,
im Form eines Puppenspiels auf einem Marionetten¬
theater des Wiener Wurstelpraters beigesteuert. Der
Dichter bietet eine Satire auf gewisse französische und
deutsche Schablonennücke, die jedoch zu lang gerathen
und im Ganzen doch zu wenig witzig ist, um den er¬
hofften Erfolg zu finden, namentlich am Schluß eines
überlangen Programms. Die Hälfte der Zuhörer
ergriff mitten in dem Spaß die Flucht, was dem
unter dem „Volk“ auf der Bühne befindlichen Ver¬
fasser begreiflicher Weise gar keinen Spaß machte.
Er wandte dem Publicum schließlich entrüstet den
Rücken. Ein anderer kleiner Einacter mit dem fürchter¬
lichen Titel „Die Tippelschickse“, eine mit kaum noch
zu überbietender Natürlichkeit geschilderte Scene aus
dem deutschen Vagabundenleben, stieß zwar vielfach
ab, war aber doch mindestens 'interessant. Unter den
sonstigen Gaben zündeten namentlich wieder das
wirklich reizende Tanzduett (wenn man so sagen darf)
„Der lustige Ehemann“, ein ungemein graziöses
Stückchen, das sich bereits die Berliner Privatgesell¬
schaften erobert hat, und ein überaus witziges Lied
„Ein Seelenbündniß“ Musik von Bruno Schmidt,
Text von .“, wie es auf dem Zettel heißt, „von einem
unbekannten Dichter“, wie Ernst von Wolzogen ver¬
sicherte. Wir und die Leser der „Bohemia“ aber
kennen den Text und auch den Verfasser. Es ist der
köstliche Scherz von dem Herrn Geheimrath Goethe
berg ist die erste Bühne, auf der das Werk aufgeführt.
wird. Donnerstag ging auf unserer Bühne zum
Besten des trefflichen Spielleiters und Charakterdar¬
stellers Franz Schimke Hermann Bahrs Lustspiel
„Wienerinnen“ über die Bretter und errang bei vor¬
züglicher Darstellung einen bedeutenden äußeren Er¬
folg. Am 27. und 28. April wird der Reichenberger
Männergesangverein im hiesigen Stadttheater Eduard
Stehles großes Tonwerk „Frithjofs Heimkehr“ unter
Mitwirkung der Frau Kury=Wodak aus Wien und
des hiesigen Opernsängers Robert Sein zur Auf¬
führung bringen.
4 E. Wolzogens „BuntesTheater“. Aus Berlin
wird uns geschrieben: Das Bunte Theater Wolzogens
hat es nicht nur glücklich auf 50 Vorstellungen ge¬
bracht — es waren zunächst nur 30 geplant — sondern
alle waren auch auf Tage hinaus ausverkauft und der
Andrang läßt noch immer nicht nach. Ernst von
Wolzogen hat mit diesem Unternehmen auch glänzen¬
den materiellen Erfolge erzielt, die er selbst wohl
kaum in diesem Umfange erwartet hatte. Die
50. Jubiläumsvorstellung gestaltete sich denn auch zu¬
nächst zu einer persönlichen Huldigung für ihn. Das
Publicum spendete ihm freudigen Beifall und seine
Mitarbeiter überschütteten ihn mit kostbaren Blumen¬
gewinden und riesigen Lorbeerkränzen, wofür er sich
ihnen entsprechend erkenntlich zeigte. Man ist hier
an dergleichen Scherze nicht gewöhnt und duldet sie
allenfalls bei italienischen Opernaufführungen. Im
Bunten Theater, wo Alles einen gemüthlichen, fast
familiären Anstrich hat, nahm man indessen daran
keinen Anstoß und ließ sich durch diese blumenreiche
Selbstberäucherung die gute Laune nicht verderben¬
Das Programm für diesen Festabend des Ueberbrettls
hatte einen übermäßigen Umfang und brachte deshalb
auch manches Unterwerthige. Im Ganzen aber über¬
wog das Bessere und Gute, so daß auch diejenigen
auf ihre Kosten gekommen sein dürften, die ihre Ein¬
trittskarten zu den Ueberpreisen von den durch die
Erfolge dieses Ueberbreitls übermüthig gewordenen
Händlern erstanden hatten. Als besondere Neuheit sei
an erster Stelle erwähnt, daß neben Wolzogen noch
zwei andere „lebendige“ Dichter auftraten und ihre
Dichtungen in eigener Person vortrugen: der Wiener
Humorist Pferhofer, der einige sehr witzige und viel¬
belachte Epigramm zum Besten gab, und der Düssel¬
dorfer Poet Heinz Hans Evers, der einige satirischge¬
färbte Fabeln und Legenden erfolgreich vorlas. Einen
guten Erfolg hatte auch der Wiener Recitator Marcel
Salzer namentlich mit einer köstlichen Geschichte vom
„Rabbi von Krotoschin“, während ein anderer Wiener,
auf den für diesen Abend ganz besonders hohe Er¬
wartungen gesetzt waren, ziemlich versagte. Arthur
Schnitzler, der geistvolle, witzige dramatische Schrift¬
steller, hatte einen „Spaß“ — wie er selbst es nannte,
im Form eines Puppenspiels auf einem Marionetten¬
theater des Wiener Wurstelpraters beigesteuert. Der
Dichter bietet eine Satire auf gewisse französische und
deutsche Schablonennücke, die jedoch zu lang gerathen
und im Ganzen doch zu wenig witzig ist, um den er¬
hofften Erfolg zu finden, namentlich am Schluß eines
überlangen Programms. Die Hälfte der Zuhörer
ergriff mitten in dem Spaß die Flucht, was dem
unter dem „Volk“ auf der Bühne befindlichen Ver¬
fasser begreiflicher Weise gar keinen Spaß machte.
Er wandte dem Publicum schließlich entrüstet den
Rücken. Ein anderer kleiner Einacter mit dem fürchter¬
lichen Titel „Die Tippelschickse“, eine mit kaum noch
zu überbietender Natürlichkeit geschilderte Scene aus
dem deutschen Vagabundenleben, stieß zwar vielfach
ab, war aber doch mindestens 'interessant. Unter den
sonstigen Gaben zündeten namentlich wieder das
wirklich reizende Tanzduett (wenn man so sagen darf)
„Der lustige Ehemann“, ein ungemein graziöses
Stückchen, das sich bereits die Berliner Privatgesell¬
schaften erobert hat, und ein überaus witziges Lied
„Ein Seelenbündniß“ Musik von Bruno Schmidt,
Text von .“, wie es auf dem Zettel heißt, „von einem
unbekannten Dichter“, wie Ernst von Wolzogen ver¬
sicherte. Wir und die Leser der „Bohemia“ aber
kennen den Text und auch den Verfasser. Es ist der
köstliche Scherz von dem Herrn Geheimrath Goethe