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17.4. Marionetten Zyklus
Tpeater und JuliR.
gab Gelegenheit, eine Schauspielerim Fräuleln
Margarete Pechy kennen zu lernen, die vielleicht
W. R. Das heutte Theater Ernst von
bedeutenden Aufgaben gewachsen ist. Die Rollen
Wolzogens he# es nun wirklich zu einem
zweier Vagabunden wurden von den Herren Rothen¬
„Jubiläum“ geplacht, und zu Ehren dieses In¬
burg und Fritzsche gut gespielt. „Pierrots Fastnacht“
mlich der 50. Vorstellung — gab
biläums —
eine Pantomime von Leo Feld, führte wieder zum
es gestern FFreitagt eine Première. Oder richtiger
Ueberbrettl zurück. Den Beschluß machte Ma¬
Reihe von Premièren. Neue Gedichte,
eine gan
rionetten“, ein Spaß von Arthur Schnitzler.
##der, neue Witze und neua=Dichter — sie
Ein etwas räthselhafter Spaß, dessen Si# so tief
neue arten in Lunter Reihe auf, und sie waren
sieckt, daß das Publikum ihn gestern noch nichtheraus¬
marsant, wie am ersten Tage. Das Ueberbrettl
zuholen vermochte. Man versuchte zu lachen
Beint für Poeten und Musiter eiwas Fascinirendes
konnte es aber nicht recht. Nun, vielleicht kommt
zzu haben, denn die Schaar der Musensünger, die
es mal später, wenn Schnitzler einen Erläuterer
sich in seinen Dienst siellt, wächst mit jedem Tage.
erhalten haben wird. Dieser wird wohl schon
Kleine witzige, gut pointirte Gedichte, meist sa¬
dem Dichter sagen, was er, Schnitzler, sich bei dem¬
tirischen Inhaltes, hübsche Chansons aller Art, sang¬
Spaß eigentlich gedacht hat.
F
bare Dichtungen von der Vallade bis zum Couplet,
28 —
1 alles von Lebenslust und Lebensfreude strotzend,
50.—
das ist das Programm. Die deutschen Dichter,
110.—
die anderthalb Jahrzehnte lang so trüberuste, so
200.—
weltschmerzbare Miene machten, scheinen plötzlich
Theater und Musik.
sehr lnstig geworden zu sein und sind auf dem tungsausschn
„Buntes Theater.“
Wege, witzig zu werben. So z. V. Herr Hans Heinz t; — auch !
Evers, der Lyriker, der über den Dornenweg bitter= Joder zu änd
Ob auf dem „Überbrett'l“ des Freiherrn von
trauriger Tragödien nur zu witzig salirischen Dich¬
Wolzogen ein Niedergang der großen Kunst oder
tungen gelangt ist. Er las gestern diese Gedichte
eine Veredelung des niederen Tingeltangels vor sich
Auszug er
in eigener Person vor und fand verdientesten Bei¬
geht? Beides wurde behauptet. Ich glaube keines
Wiener
fall. Wer weiß, was aus diesem sehr begabten zu und „Wiel
von beiden. Schlangenmenschen und Luftgymnastiker
Poeien noch werden mag. Ganz auf nreigenent and wirthscha
werden auch ferner wohl gedeihen und auch
Gebiele war Herr Pserhofer. Er gab einige lustige
wird. Diese
mühen, neue inclusive
Epigramme zum Besten.
mtan sich
wird
weiterhin
Wenn er es nur
Porto.
zu erreichen.
inicht bereut. Denn eigentlich war es eine In¬
Höhen künstlerischen Schaffens
Zahlbar
discretion
er verrieth die besten Poimen
Was Herr v. Wolzogen in
seinem „Bunten im Voraus.
einer seiner zukünftigen Possen. Die ande= janco.
Theater“ schuf, scheint mir einfach eine Stätte, an
ren Dichter freilich blieben zaghaft hinter
der jene Kleinkunst in wirksamer Weise zur Geltung sitte ist das
den Coulissen und ließen die Kräfte des Bunten
gebracht wird, die schon seit Jahren von einer Anzahl isteht es den
Abt
Theaters für sich
sprechen. Nur Herr Oscarje
Abe
guter Talente mit Glück gepflegt wird. Auf große dern.
Strauß, der „Kapellmeister“ der Hauptcomponist,
Wirkungen wird hier klug verzichtet und nur nach
harrte tapfer am Clavier aus, um seine
dem gestrebt, wozu man die Kraft in sich weiß. nthaltend die
zahlreichen guten und besseren musikalischen Ein¬
Inh.
fälle selbst zu interpretiren. Man muß es einfach
Daher auch der rasche Erfolg beim Publikum. Man Morgen¬
zugestehen: Der Componist des Tanzliedes „Der
hat ihm hier kein ursprünglich Neues vorgesetzt, ner Zeitung")
ftliche Leben“
4
lustige Ehemann“ ist ein geschickter und geistreicher
wovor es stutzen müßte. Das sind lauter Dinge,
Mittheilungen
Musiker. Manchmal will es scheinen, als hätte
deren Art lange bekannt und bei vielen geschätzt war.
wert
man diesen oder jenen seinerreizend=liebenswürdigen
Das Neue ist nur der Rahmen und die glückliche
Einfälle schon ge irt —.
schließlich ist es aber
Wahl, mit der ein geschmackvoller Geist dem ganzen
doch ein Oscar Strauß. Und nun die Vortragen¬
bunten Bilderspiel eine geschickte Fassung und ein
den Die brillante Sängerin und Schauspielerin
Bozena Bradsky, die anmuthige und reizvolle
einheitliches persönliches Gepräge gab. So fuhr
Olga Destree, (die selbst ein Chanson ist, Olga
Herrn v. Wolzogens Narrenschifflein von Anfang an
Wohlbrück, die kluge, geistvolle Sprecherin, Herr
mit dem günstigen Wind vollen Erfolges über die
Koppel, der seine Lieder mimisch belebt
unberechenbare See der Lannen des Publikums
sie wissen jede Nummer des langen
und hat jetzt bereits seit einer Woche die 50. Fahrt
Programms zur vollen Wirkung zu bringen.
glücklich hinter sich. Abend für Abend ist auch heute
An einer Sielle freilich machte dieses Programm
eine Wendung ins Herbe.
noch das Haus ausverkauft. Wer sollte es dem
Die Tippelschilse“
eine Seene aus dem Vagabundenleben von Haus Ost¬
vielseitigen „Prinzipal“ der munteren Truppé mi߬
wald greiftganz in die naturalistische Periode zurück.
gönnen? Ist doch hier wirklich eine Stätte ge¬
stech Kraft und Talent in dieser Scene, die neben
schaffen, wo ein Mensch von Geschmack sich ein paar
inerer Tragik auch guten Humor besitzt. Sie!
Stunden heiteren Genießens verschaffen kann, steckt
doch eine ganze Menge von Geist, Witz und Grazie
in all dem, was hier getanzt, gesungen, gesprochen
und gespielt wird. Eine solche Stätte für heiteres,
immer künstlerisches Genießen fehlte uns. Oden will
man das „Neue Theater“ dafür halten oder Herrn
Lautenburgs Musenstall? Herr v. Wolzogen hat
also etwas geschaffen, was Dank und Anerkennung
verdient. Das Programm das täglich leichte
Variationen aufweist, bringt seit kurzem eine Anzahl
Neuheiten, die die Feuertaufe glücklich bestanden.
Da ist H. H. Evers der fürchterliche Dramatiker,
der sich plötzlich als Fabeldichter von großer
Gewandtheit und glücklicher Satire entpuppté,
der mit
Pferhofer,
da der Wiener
kurzen witzigen, oft etwas billigen Epigrammen.
Beifall findet, da war auch der vorzügliche Wiener
Rezitator Marcel Salzer, der Boisallestürme
entfesselte Die#tten Dirsieller Robert Koppel,
Pozena Bradsky,
Olga Destrée und
Olga Wohlbrück bewähren sich immer wieder
von neuem als treffliche Brett'l=Leute. Eine viel¬
## versprechende Darstellerin ist Margarethe Pechy,
ein Sänger von Geschmack Herr Leo Gollanin
Unrecht wäre es, Arthur Schnitzlers Spaß
„Marionetten“ nicht zu erwähnen. Ein geist¬
reicher Spaß mit Zügen von dichterischer Bedeut¬
samteit.
17.4. Marionetten Zyklus
Tpeater und JuliR.
gab Gelegenheit, eine Schauspielerim Fräuleln
Margarete Pechy kennen zu lernen, die vielleicht
W. R. Das heutte Theater Ernst von
bedeutenden Aufgaben gewachsen ist. Die Rollen
Wolzogens he# es nun wirklich zu einem
zweier Vagabunden wurden von den Herren Rothen¬
„Jubiläum“ geplacht, und zu Ehren dieses In¬
burg und Fritzsche gut gespielt. „Pierrots Fastnacht“
mlich der 50. Vorstellung — gab
biläums —
eine Pantomime von Leo Feld, führte wieder zum
es gestern FFreitagt eine Première. Oder richtiger
Ueberbrettl zurück. Den Beschluß machte Ma¬
Reihe von Premièren. Neue Gedichte,
eine gan
rionetten“, ein Spaß von Arthur Schnitzler.
##der, neue Witze und neua=Dichter — sie
Ein etwas räthselhafter Spaß, dessen Si# so tief
neue arten in Lunter Reihe auf, und sie waren
sieckt, daß das Publikum ihn gestern noch nichtheraus¬
marsant, wie am ersten Tage. Das Ueberbrettl
zuholen vermochte. Man versuchte zu lachen
Beint für Poeten und Musiter eiwas Fascinirendes
konnte es aber nicht recht. Nun, vielleicht kommt
zzu haben, denn die Schaar der Musensünger, die
es mal später, wenn Schnitzler einen Erläuterer
sich in seinen Dienst siellt, wächst mit jedem Tage.
erhalten haben wird. Dieser wird wohl schon
Kleine witzige, gut pointirte Gedichte, meist sa¬
dem Dichter sagen, was er, Schnitzler, sich bei dem¬
tirischen Inhaltes, hübsche Chansons aller Art, sang¬
Spaß eigentlich gedacht hat.
F
bare Dichtungen von der Vallade bis zum Couplet,
28 —
1 alles von Lebenslust und Lebensfreude strotzend,
50.—
das ist das Programm. Die deutschen Dichter,
110.—
die anderthalb Jahrzehnte lang so trüberuste, so
200.—
weltschmerzbare Miene machten, scheinen plötzlich
Theater und Musik.
sehr lnstig geworden zu sein und sind auf dem tungsausschn
„Buntes Theater.“
Wege, witzig zu werben. So z. V. Herr Hans Heinz t; — auch !
Evers, der Lyriker, der über den Dornenweg bitter= Joder zu änd
Ob auf dem „Überbrett'l“ des Freiherrn von
trauriger Tragödien nur zu witzig salirischen Dich¬
Wolzogen ein Niedergang der großen Kunst oder
tungen gelangt ist. Er las gestern diese Gedichte
eine Veredelung des niederen Tingeltangels vor sich
Auszug er
in eigener Person vor und fand verdientesten Bei¬
geht? Beides wurde behauptet. Ich glaube keines
Wiener
fall. Wer weiß, was aus diesem sehr begabten zu und „Wiel
von beiden. Schlangenmenschen und Luftgymnastiker
Poeien noch werden mag. Ganz auf nreigenent and wirthscha
werden auch ferner wohl gedeihen und auch
Gebiele war Herr Pserhofer. Er gab einige lustige
wird. Diese
mühen, neue inclusive
Epigramme zum Besten.
mtan sich
wird
weiterhin
Wenn er es nur
Porto.
zu erreichen.
inicht bereut. Denn eigentlich war es eine In¬
Höhen künstlerischen Schaffens
Zahlbar
discretion
er verrieth die besten Poimen
Was Herr v. Wolzogen in
seinem „Bunten im Voraus.
einer seiner zukünftigen Possen. Die ande= janco.
Theater“ schuf, scheint mir einfach eine Stätte, an
ren Dichter freilich blieben zaghaft hinter
der jene Kleinkunst in wirksamer Weise zur Geltung sitte ist das
den Coulissen und ließen die Kräfte des Bunten
gebracht wird, die schon seit Jahren von einer Anzahl isteht es den
Abt
Theaters für sich
sprechen. Nur Herr Oscarje
Abe
guter Talente mit Glück gepflegt wird. Auf große dern.
Strauß, der „Kapellmeister“ der Hauptcomponist,
Wirkungen wird hier klug verzichtet und nur nach
harrte tapfer am Clavier aus, um seine
dem gestrebt, wozu man die Kraft in sich weiß. nthaltend die
zahlreichen guten und besseren musikalischen Ein¬
Inh.
fälle selbst zu interpretiren. Man muß es einfach
Daher auch der rasche Erfolg beim Publikum. Man Morgen¬
zugestehen: Der Componist des Tanzliedes „Der
hat ihm hier kein ursprünglich Neues vorgesetzt, ner Zeitung")
ftliche Leben“
4
lustige Ehemann“ ist ein geschickter und geistreicher
wovor es stutzen müßte. Das sind lauter Dinge,
Mittheilungen
Musiker. Manchmal will es scheinen, als hätte
deren Art lange bekannt und bei vielen geschätzt war.
wert
man diesen oder jenen seinerreizend=liebenswürdigen
Das Neue ist nur der Rahmen und die glückliche
Einfälle schon ge irt —.
schließlich ist es aber
Wahl, mit der ein geschmackvoller Geist dem ganzen
doch ein Oscar Strauß. Und nun die Vortragen¬
bunten Bilderspiel eine geschickte Fassung und ein
den Die brillante Sängerin und Schauspielerin
Bozena Bradsky, die anmuthige und reizvolle
einheitliches persönliches Gepräge gab. So fuhr
Olga Destree, (die selbst ein Chanson ist, Olga
Herrn v. Wolzogens Narrenschifflein von Anfang an
Wohlbrück, die kluge, geistvolle Sprecherin, Herr
mit dem günstigen Wind vollen Erfolges über die
Koppel, der seine Lieder mimisch belebt
unberechenbare See der Lannen des Publikums
sie wissen jede Nummer des langen
und hat jetzt bereits seit einer Woche die 50. Fahrt
Programms zur vollen Wirkung zu bringen.
glücklich hinter sich. Abend für Abend ist auch heute
An einer Sielle freilich machte dieses Programm
eine Wendung ins Herbe.
noch das Haus ausverkauft. Wer sollte es dem
Die Tippelschilse“
eine Seene aus dem Vagabundenleben von Haus Ost¬
vielseitigen „Prinzipal“ der munteren Truppé mi߬
wald greiftganz in die naturalistische Periode zurück.
gönnen? Ist doch hier wirklich eine Stätte ge¬
stech Kraft und Talent in dieser Scene, die neben
schaffen, wo ein Mensch von Geschmack sich ein paar
inerer Tragik auch guten Humor besitzt. Sie!
Stunden heiteren Genießens verschaffen kann, steckt
doch eine ganze Menge von Geist, Witz und Grazie
in all dem, was hier getanzt, gesungen, gesprochen
und gespielt wird. Eine solche Stätte für heiteres,
immer künstlerisches Genießen fehlte uns. Oden will
man das „Neue Theater“ dafür halten oder Herrn
Lautenburgs Musenstall? Herr v. Wolzogen hat
also etwas geschaffen, was Dank und Anerkennung
verdient. Das Programm das täglich leichte
Variationen aufweist, bringt seit kurzem eine Anzahl
Neuheiten, die die Feuertaufe glücklich bestanden.
Da ist H. H. Evers der fürchterliche Dramatiker,
der sich plötzlich als Fabeldichter von großer
Gewandtheit und glücklicher Satire entpuppté,
der mit
Pferhofer,
da der Wiener
kurzen witzigen, oft etwas billigen Epigrammen.
Beifall findet, da war auch der vorzügliche Wiener
Rezitator Marcel Salzer, der Boisallestürme
entfesselte Die#tten Dirsieller Robert Koppel,
Pozena Bradsky,
Olga Destrée und
Olga Wohlbrück bewähren sich immer wieder
von neuem als treffliche Brett'l=Leute. Eine viel¬
## versprechende Darstellerin ist Margarethe Pechy,
ein Sänger von Geschmack Herr Leo Gollanin
Unrecht wäre es, Arthur Schnitzlers Spaß
„Marionetten“ nicht zu erwähnen. Ein geist¬
reicher Spaß mit Zügen von dichterischer Bedeut¬
samteit.