II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 0), Marionetten. Drei Einakter, Seite 18

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& Flothow, Charlottenburg. Möbel aus dem
Kunstsalon Markiewicz. Teppich=Dekorationen
von der Firma J. Adler, Königstr. 20.“
Der Dorsitzende Wolzogen eröffnete den
Verein an diesem Abend mit einer Ansprache.
Er äußerte dem Sinne nach: „. . . und wird
es mein eifriges Bestreben sein, auch ferner “
Gegen neun Uhr wurde ein silberner
Corbeerkranz dem Dorsitzenden durch mehrere
Vereinsmitglieder überreicht. Der Kranz lag
in einem Etui. Auch sonst berührte der
allgemeine Anstand wohlthuend.
Ohne Spaß: Wolzogen hat zwei Seiten, eine
windumwehte und eine spießerige. Wir lieben
die windumwehte, er lasse die andere nicht
allmächtig werden. Nicht den Silberkranz
hätten die Mitglieder, eine Flasche Sekt hätten
sie ihm stiften sollen. Aber vielleicht lag alles
nur an einer vorübergehenden Stimmung.
Die Anordnung des Programms war
mißlich. Das Feine setzte man hinter das
Derbere. So verpuffte die Wirkung. Das
Feine waren Schnitzlers „Marionetten“
Sehr reizvoll die Einkleidung: Wurstlprater,
ein Klavier im Freien, abendliche Gäste,
der Ausrufer vor einer Marionettenbühne,
der Dorhang steigt, das Wurstldrama beginnt.
Es ist aber kein Wurstlstück, das wirklich im
Prater könnte vor sich gehen: sondern eine
Litteratursatire; eine Marionette sagt: Ich bin
der Räsonneur — und so weiter. Wer den
Grünen Kakadu kennt und Schnitzler kennt,
muß sagen: es ist „sehr Schnitzler“
Man bedenke, erstens: die Komödie in der
Komödie, zweitens: Huppen von Menschen
dargestellt (während sonst im Marionettenspiel
Menschen von Duppen dargestellt werden),
drittens: bewußte Doppelbodigkest in der
Handlung, ungefähr so, nur ungesähr, denn
man sprach sehr undeutlich, daß jemand
mit der Gattin eines Herzogs Ehebruch
zu treiben glaubt, in Wahrheit aber eine vor
sich hat, mit welcher der Hergog gegen seine
Gattin Ehebruch verübt. Kurz: #ie verkehrteste
Welt, wo Schein Wirklichkeit, Wirklichkeit
Schein wird, alles leis ins Schauerliche
schimmernd, mittendrin der Cod. Es ist also
sehr Schnitzler. Dieses Gewirr aber; diese
maëstria des Taschenspiels; dieses glänzende
Handhaben der Verzwicktheit: alles das ist
einer derb lustigen Stimmung nicht vorteilhaft;
einer nachdenklichen eher; am ehesten einer
schwankenden. Denn man kennt sich in dem
Stilgemeng nicht mehr zurecht, zumal bei
solchem Spielgemeng. Das Ganze verdient
in die Mitte des Abends gesetzt, nochmals
einstudiert und auch gekürzt zu werden. Mit
seinem diskreten Zauber ist es im Grunde
reine Vereinskost.
„Die
Von dem übrigen erwähne ich:
Cippelschikse“ von Hans Oswald; eine Land¬
streicherscene mit Naturalismus, doch kaum
mit dem letzten Naturalismus; mich hat sie
gefesselt; ähnliches sollte mehr geboten werden.
Ferner: „Die Musik kommt“ von Lilieneron,
sehr leicht und hübsch von Oskar Strauß
gesetzt. „Seelenbündnis“ ein Lied mit
dem Refrain: „Wie Goethe und die
Frau von Stein“, ganz reizend. Bogumil
Zepler kam besser zu seinem Recht als
das erste Mal; seine Komposition einer
höfischen, zierlichen, drolligen Ballade gefiel
sehr. Herr Pserhofer sagte Epigramme. Er sei
bedankt. Pierrots Fastnacht, eine Pantomime
von Leo Feld mit der Musik von Oskar Strauß,
war hübsch, aber zu wenig greifbar. Ferner:
die Bradskp ist immer noch die Beste, die
Frau Destrée immer noch die Schönste. Hans
Heisiz. Evers aus Düsseldorf las gereimte,
ohrfällige Fabelchen. Bei dem „Mistkäfer“
merkten die Klatschenden nicht, daß Heines
Wanzerich“ gar unschuldig abgeschrieben
wärz big auf den bejubelten Schlußeffekt, der
tgéfähr heißt: „Ich sitz' auf dem Thaler mit
Enem Popa. — und spreche dreist: non oleo!
# heine handelt sichtsAst einen Pfennig,
und das letzte Reimwort“ heißt „Dessauer
m Marsch##Endlich hat Edel famose, Zeich¬
##nungen) meist Plakates## ims Nebengelaß aus¬
gestellt. Wolzogen dirigierte alles.
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