II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 0), Marionetten. Drei Einakter, Seite 23

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17.4. Marionettenyklus
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(Queilenangabe ohne Gewähr)
Ausschnitt aus:
vom: 27 4 jhgie Geietel, Wien
— Marionetten. Drei Einakter von Artur Schnitzler. Ver¬
lag S. Fischer, Berlin.
Der Titel des Buches ist anspruchslos und anspruchsvoll
zugleich: Marionetten, Spielfiguren, deren Bewegungen durch Drähte¬
gelenkt werden, unbeseelte Nichtse, deren Mechanismen primitive
Seelen vortäuschen sollen. Und dann das durch die Selbstverständ¬
lichkeit aufgezwungene Gefühl, das uns nach den Beziehungen
süchen heißt, die zwischen dem Begriff und seiner Deutung be¬
stehen. Der erste der Einakter, die „Studie“, spricht den be¬
deutungsvollen Gedanken klar aus: du glaubst, die andern nach
deinen Wünschen, deinen Plänen, Einfällen zu lenken, und du
hängst selbst an den Schnüren, die das Schicksal regiert. Diese
Idee hat aber nur entfernteste Verwandtschaft mit den beiden
anderen Stücken. „Der Puppenspieler“ hat nichts Innerliches mit
dem „Tapferen Cassian“ und dem Theater „Zum großen Wurstel“
gemeinsam. Diese beiden spöttelnd graziösen Dichtungen spielen
mit Marionetten; die erste aber spricht mit lächelnder Wehmut
über sie. Cassian und der Wurstel differenzieren sich noch weiter.
Dieser ist eine geistreich tendenziöse Satire auf Bühne und Zu¬
schauer. Wir hatten unlängst Gelegenheit, der Schlagkraft der
Darstellung vergnügteste Stimmungen zu verdanken. Die Tragi¬
komödie des liebestollen, flötespielenden Studenten dagegen, der
an den Degen des großmäuligen Cassian glauben muß, ist nichts.
als ein richtiges Puppenspiel. Reizvoll, zierlich, witzig, aber ohne
Programm. Ein Kunstwerkchen um der Kunst allein willen. Die
helle Heiterkeit lacht keiner unserem Schnitzler nach. Er ist ein
Meister dieser launigen Miniaturen. Sonniger Frohsinn und weiche
Müdigkeit zugleich, malitiöses Schmunzeln, behaglicher Humor,
geschmackvoller, prikelnder Witz und einschmeichelnde Innigkeit
für Gutes und Schlimmes. Das ist Artur Schnitzler, den wir alle
lieben. Was hätten wir Neues über ihn zu sagen?