II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 0), Marionetten. Drei Einakter, Seite 35

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17.4 Marionetten Zyklus
nachstehende Einzelheiten tele¬
mit der Gräfin Margarete Kanitz
graphiert: Zur gestrigen Frühstückstafel bei
Ehe vermählt. Nun hat ihn wenig
nur
dieses großen Unbekannten erhellt sich die Bühne
The
wieder, das Publikum, die Marionetten und der
Theater und Mulik.
Dichter erheben sich, der Direktor will noch ein¬
schle
*
Eine neue Burleske von Artur
um
mal, wie im Anfang, ankündigen, was bei ihm
Schnitzler, dem Verfasser der „Liebelei“ ist im
zu schauen ist, da fällt unter ungeheurem Lärm
diese
Druck erschienen. Das einaktige, tolle Stück, in
der Vorhang, und die Burleske ist zu Ende.
hebe
dem es etwas gar zu kunterbunt zugeht, nennt
heut
J. K. Berliner Theater. In der Hitze des
sich: „Zum großen Wurstel“. Im großen Wurstel¬
Feiertags=Gelechtes ist meine Besprechung über die
prater ist ein Marionettentheater, genannt „Zum
Soir
Erstaufführung des Zobeltitzschen Schauspiels:
großen Wurstel“ aufgestellt, und Schnitzler läßt
fall
„Die eiserne Krone“ bei der beschleunigten
nun von den Marionetten ein Stück mit einer
Kein
Herstellung der Dienstag=Nummer mit all den
Handlung,
so verworren und konfuse, wie nur
bunte
lieblichen Entstellungen veröffentlicht worden, die
irgend möglich, tragieren, um sich durch eingestreute
Autor
der anscheinend in besonderer Festtagsstimmung
Bemerkungen über Kunst, Künstler, Publikum,
kraß
befindliche Druckfehlerkobold ihr zugefügt. Was er
Autoren und Theaterdirektoren weidlich lustig zu
Helen
meinen Ausführungen über das Stück an kleinen
machen. Da ist zunächst der Direktor, der nur an das
Gahr
Sinnentstellungen angetan, mag der Vergessenheit
Materielle denkt. Eine Stimme aus dem Publi¬
nicht
anheimfallen, daß er indessen im Darstellungsbericht
kum, den Bissigen nennt ihn Schnitzler, meint:
Mölle
aus Frau Hruby eine Frau Gruby, aus Herrn
„Ich kenn' ihn ... früher war er Hutschen¬
Sense
L'Allemand einen Herrn Ahamend, aus Herrn
schleuderer
heutzutage wird schon jeder
auma
Chony einen Herrn Charig gemacht, unsern
Theaterdirektor.“ Der Dichter will künstlerisch
nicht
kernigen Pittschau aber gar in einen zierlichen
wirken, er ist entsetzt, als er sieht, daß das Publi¬
und
Herrn „Bittschön“ verwandelt hat, das darf denn
kum im Theater ißt. Doch der schlaue Theater¬
doch im Interesse dieser so willkürlich umgetauften
direktor erklärt ihm: „Wenn sie hungrig wären,
einig
Darsteller nicht unberichtigt bleiben!
möchten sie erst recht nicht zuhören!" Das
Laut
*t Neues Königl. Operntheater (Kroll).
Publikum, das sich aus dem Bissigen, dem Wohl¬
zischt
Direktor Heinrich Zeller hat den ersten Tenor des
wollenden, dem Naiven, dem Skandalmacher,
verse
Theaters an der Wien Theodor Jäger für die
den Bürgern und ihren Frauen zusammen¬
Viel
Sommerspielzeit im Neuen Königl. Operntheater
setzt, geht auf die Intentionen des Dichters
(Kroll) gewonnen. Der Künster wird in der Rolle
nicht ein, es wird unruhig, der Lärm
des Prinzen in der Operette „Jung Heidelberg“
beginnt. Der Dichter muß in aller Eile ändern,
Der
am 1. Mai zum ersten Male auftreten.
streichen und grob=materielle Dinge wie Ring¬
von
*t Im Kleinen Theater wird Ibsens „Ros¬
kämpfer hineinbringen, die gar nicht hinein¬
daß
mersholm“ am Freitag zum ersten Male auf¬
gehören; aber der befriedigende Schluß fehlt, und
dier
geführt. Die Hauptrollen spielen die Herren
der Lärm beginnt von neuem. Direktor und Dichter
Wüllner, Winterstein, Pagay, Leopold und die
geraten aneinander, die Marionetten selbst kommen
dies
Damen Durieux und Gabri. Die Regie führt
aus den Kulissen hervor und machen dem Dichter
Pre¬
Richard Vallentin. Die Vorstellung beginnt um
Vorwürfe. Um dieses Tohuwabohn auf der Bühne
ster
8 Uhr.
des M rionettentheaters vollends auf den Höhe¬
brit
— Bei den Schillerfestspielen in Schwerin,
punkt zu bringen, läßt Schnitzler plötzlich den
(Pr.
die, wie wir bereits mitteilten, unter Mitwirkung
Grafen v. Charolais auftreten und wieder ver¬
„D
bekannter Berliner Künstler stattfinden, wird Ober¬
schwinden, nachdem er ein paar mystische Verse
die
regisseur Max Grube den Muley Hassan im
deklamiert. Zum Schluß tritt ein Unbekannter
(M
„Fiesco“ und Max Pohl den Franz Moor in den
im blauen Mantel mit dem blanken Schwert
lon
„Räubern“ spielen.
in der Hand auf. Er schwingt das Schwert, die
Marionetten sinken zusammen, alle Lichter verlöschen,
T
*t Sommerpreise im Lustspielhaus. Das
Be
alle Menschen sinken zusammen, und auch der
Lustspielhaus zählt zu den teuersten Theatern
Dichter stürzt entseelt hin. Nach dem Abtreten] Berlins, da von den billigsten Plätzen zu 3 M. in