II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 0), Marionetten. Drei Einakter, Seite 54

17. 4. Marionetten— Zuklus box 22/11
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haben, daß er mit den Antragen, die ihn aus denr Vertrunen
gerhält, die jeden Tag zu einer
der Krone heraussprengen sollten, sich irgendwie befaßt beses lehle Auptunstomitter nuch (2 zungene
politischeste Volk der Welt, das
Zögern noch verwendbar sei. Der Schatten einer Krise
hat. Das war ein folgenschwerer Irrtum. Graf Khuen senkt sich auf ein blühendes Land, dessen Parlament zum
wegen einer staatsrechtlichen
versteht Ungarn weit besser als Graf Apponyi. Der
und Groll austobte, will von
Bedrängnis des Volkes zu werden droht. Wie veraltet
Marinekommandant wollte dreihundert Millionen für
kümmert sich wenig darum,
sind diese Obstruktionen! Das neue Ungarn wird sie ab¬
Schlachtschiffe haben und fürchtete den Widerstand der
geschehen werde, und fühlt sich
schütteln, weil es keine Krise des Wehrgesetzes will und
ungarischen Delegation, die sich gegen solche Pläne stets
widerwärtige Froschmäusekrieg
der oppositionellen Grafen schon lange müde ist. Die
große nationale Frage auf= gesträubt hatte. Der Ministerpräsident hatte den glänzenden
Audienz des Ministerpräsidenten wird der Beginn großer
ragen von heutzutage sind die Einfall, daß einer der Dreadnvughts auf den ungari¬
Entscheidungen sein.
en und Zucker, der Gang der Werften gebaut werden solle. Wie im Fluge wurde das
n Wohlstand und Bildung; Geld bewilligt, weil sich Ungarn nach Industrialisierung
Platz anwei. Ein Poseur aus der Familie der Delobelle
und Hjalmar, aber mit einem Stich ins Pathologische,
lage
M.# I. Feuilleton.
lebt er in der merkwürdigen Einbildung, mit Menschen
Schnitzler=Abend im Deutschen Volkstheater.
wie mit Puppen zu spielen. Sein stark beiontes Ich¬
gefühl läßt ihn den Nächsten ebensoweit unterschätzen, als
Pnummer:
Von den drei Einaktern, die Artur Schnitzler durch
er sich selber überschätzt, und indem er die Menschen wie
den gemeinsamen Titel „Marionetten“ miteinander ver¬
31 und 32 bringen wir den
durch ein umgekehrtes Opernglas ansieht, vermag er stets
bunden hat, ist der an den Eingang des Abends gerückte
der Novelle
aufs neue darüber zu staunen, daß sie so klein sind, das
„Puppenspieler“ der wichtigste, zugleich auch derjenige, in
dem das besondere Wesen des Dichters am bedeutendsten heißt also, da er sich des Fehlers im eigenen Auge nicht be¬
C
hervortritt. Zwei Freunde, der vierzigjährige Oboespieler wußt wird: daß er so groß ist. Er maßt sich magischer
Schatten“
Mächte über sie an, die ihm ein Zufall, der verschrobenen
Eduard Jagisch und der um zehn Jahre ältere Georg
Merklin, begegnen einander, nachdem sie sich elf Jahre Personen immer besonders gefällig ist, auf eine merk¬
würdige Weise zu bestätigen scheint. In der Eisenbahn
lang nicht gesehen haben, auf einem Spaziergange. Der
Trebitsch.
denkt er sich einmal in Bezug auf einen ihm gegenüber
Eintadung des Oboespielers Folge leistend, betritt Merklin
sitzenden schlafenden Herrn: Stirb!, und nun geschieht
die Wohnung des Jugendgenossen, den er freilich in
iegende Nummer:
ganz anderen, wesentlich glücklicheren Umständen wieder= das Unheimliche, daß der andere in derselben Stunde
einem Herzschlag erliegt. So kommt Merklin allmählich
findet. Damals, vor elf Jahren, war Jagisch nach
„Herman Bang.“
dazu, sich als Puppenspieler zu fühlen, der Menschen wie
Amerika gegangen, um sein Brot zu suchen, jetzt ist er
Pots¬
Marionetten an seinen Schnüren tanzen läßt. Auch den
„Sanssonei,
in einer festen Stellung bei der Oper, hat Weib und
guten Jagisch hat er also selbstherrlich in Bewegung zu
Kind, und wenn die hochgelegene Stube, in der er seinen
. Hemberger. „Er¬
setzen vermeint, damals, vor elf Jahren, als er beim
Gast empfängt, auch nicht gerade reich ist, so macht sie
Abschiedsmahle dem „verschüchterten, ängstlichen Burschen“
sterreichischen Gesetze
doch einen behaglichen Eindruck“. Und was die Haupt¬
er betont nach Art solcher Herren seine vorgefaßte
sache: Jagisch ist glücklich, „schattenlos glücklich“, wie er
htjuriften.“ Von —da.
Meinung immer wieder — eine reizende Blonde bei¬
selber sagt. Der großartige Merklin hört es und staunt.
gesellte, die, eine Freundin seiner damaligen Geliebten
Eingesendete Bücher.
Daß der „armselige, verschüchterte Bursch“ als welcher
Irene, den strikten Austrag hatte, so zu tun, als ob sie
Jagisch in seiner hochmütigen Erinnerung lebt, es so weit
in Jagisch verliebt wäre. Dadurch hoffte er, das Selbst¬
gebracht hat, will ihm gar nicht eingehen. Es ist das
nämlich ein ganz kurioser Kumpan, dieser Georg Merklin, bewußtsein des jungen Mannes für Amerika zu kräftigen,
Romaus „Ille mihi“
ein absonderliches Exemplar Mensch, wohl wert, daß ihm und das gelang ihm auch, freilich in anderer Weise, al
ein Dichter in seinem Raritätenkabinett einen besonderen1er selbst geahnt hatte. Anna, jene Blonde, tat ihm den
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