II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 0), Marionetten. Drei Einakter, Seite 56

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17.4. Marionetten Zukius

reizt zu immer neuer Betrachtung gesagt, ist aber ohneweiters klar, und auch hierin mag
ielicht, in das sie der Dichter gestellt man einen Vorzug dieser reizvollen Dichtung erkennen;
einer Fülle von Dialekt= und sonstigen Nuancen aus.
n von Rätselhaftigke, wie er ge¬
Sie braucht ihr Wienertum nicht erst zu beteuern, den Gleich die Eröffnungsrede, in welcher der Direktor zum
Ibsen=Figuren anhaftet. Ibsenisch
sie hat es im Blut.
Besuch seines Marionettentheaters einlädt, „eines Theaters,
Technik des Dramas, das eine Ver¬
welches fürderhin jeglichen Theaterbesuch endgiltig über¬
Wienerisch, urwienerisch sogar, ist auch der letzte der
gufrollt und ein schon gewordenes
löste
flüssig zu machen geneigt und anvertraut ist“,
drei Einakter, „Zum großen Wurstel“ genannt, während
esenen vor unseren Augen unheim¬
schallende Heiterkeit aus, und jede seiner dramaturgischen
der mittlere: „Der tapfere Cassian“ zeitlich und örtlich
hen läßt. Dieen Prozeß langsamer
Bemerkungen zündete. Den von ihm mißhandelten Dichter
distanziert ist. Freilich, wenn man ihm sein Kostüm aus¬
klerisch zu veranschaulichen, ist eine
gab Herr Böhm an Stelle des erkrankten Edthofer,
zieht, so bleibt einem ein reizender Anatol=Einfall in
ich einem Meister verlangt. Einer
Frau Galafrés die dämonische Herzogin, und als süßes
Händen: Martin, im Begriff seine Geliebte zu verlassen,
Mitterwurzer, und seine diabolische
Mädel entfaltete Fräulein Waldow ihre spitzbübische
um einer italienischen Sängerin nachzureisen, muß es
gen Hohn glaubt man denn auch
Grazie, die sie für feinere Lustspielaufgaben predestiniert.
erleben, daß ihm ein zugereister Vetter die eben noch
deutlich aus dem Dialog heraus¬
Nur Herr Hedin, als „Räsonneur“ müßte bedeutender
untröstliche Freundin wegnimmt, sie aber seinerseits um
spielt die Rolle Bassermann, der
sprechen, und Herr Günther, der „Held“ sonst ein sehr
Eleonora Lambrianis willen verschmäht und der treulosen
pieler, der etwas von Mitterwurzers
begabter junger Schauspieler, sollte die Schnitzlerschen
Italienerin nacheilt. Diese jähen Peripetien ergeben, in
Deutschen Volkstheater Leopold
Verse, wenngleich sie spöttisch gemeint sind, etwas glimpf¬
die Atmosphäre des siebzehnten Jahrhunderts getaucht, ein
würdige Künstler ist kein großer
licher behandeln. Die kleine Komödie ist nämlich in
anziehendes Puppenspiel, das im Deutschen Volkstheater
kun gar das Dämonische ist nicht
Versen abgefaßt, „welche gereimt sind“ wie der Theater¬
auch wirklich als solches gespielt wird, indem die Dar¬
so anerkennenswerter ist der Ernst,
direktor rühmend hervorhebt, was aber die Poesi keines¬
steller wie an Schnüren aufgehängt agieren. Im dritten
esensfremde Aufgabe angeht, und
wegs völlig ausschließt. Das Stück ist zum größten Teile
Stück, dem „Wurstel“, sind sie das wirklich, die Schnüre
mit der er sie durchführt. Ja, er
von einer bezaubernden Heiterkeit erfüllt, und erst ganz
werden sichtbar, und der Grundgedanke des ganzen
sicht förmlich nicht genug tun und
am Schlusse wird es ernst. Da erscheint ein „Unbekannter:
Zyklus: Das Leben ein Theater (ein sehr wienerischer
abgerissen und unliebenswürdig,
in blauem Mantel“ und schneidet mit einem wuchtigen
Gedanke übrigens) nimmt eine handgreifliche Gestalt an.
Schwertstreich die Drähte durch, an denen die Puppen
erkennt. Er macht ihn auch Der Dichter bringt, nach romantischem Muster, das
gibt einen Mann von sechzig statt Theater aufs Theater, mit allem, was dazugehört: dem, hängen.
porunter die Wahrscheinlichkeit der
. Dies Schwert hier aber macht es offenbar.
Direktor, dem Dichter, dem Publikum und der Kritik. Ey
senn Anna muß den interessanten
Wer eine Puppe, wer ein Mensch nur war
sa
macht sich über alle lustig, nicht zuletzt auch über sich
tief und innig, und er muß an
selbst, denn das kleine, aber handlungsreiche Stück, das
Wir kennen ihn, diesen dämonischen Puppenspieler,
ngen sein. Fräulein v. Wagner
er seine Marionetten aufführen läßt, würde sich, wenn
der in einem richtigen Schnitzler=Stück nicht fehlen durfte.
ation wenigstens von ihrer Seite
man es analysieren wollte, als ein echter Schnitzler
Herr Kramer spielt ihn; er hat somit, schauspielerisch, das
Vergangenheit und Gegenwart ihrer
erweisen und nimmt sich wie die launige Parodie auf
ärste und letzte Wort des Abends, der uns, in drei
eiblichkeit zu verschwelzen. Ihr
ein vielleicht noch unveröffentliches Drama aus. Das
Spiegelungen, das vertraute Bild des Dichters zeigt: den
boespieler einfacher und natürlicher,
Ganze ist ein witziger Atelierscherz, an dem jeder, der den
ernsten, den launigen, den heiteren Schnitzler. Ueberflüssig
ist, zur Seite, und der bescheidene
Dichter und sein Werk liebt, seine Freude haben wird,
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zu bemerken, daß seine Gaben, so verschieden geartet sie
aller Bescheidenheit ein Künstler zumal er sehr heiter, nur vielleicht etwas zu laut und
auch sein mögen, mit der gleichen Freudigkeit empfangen
r Darstellung leibhaftig vor die
wurden. Ein Schnitzler=Abend bedeutet ja in unserem
n erst von der Probe heimgekehrt.
Theaterdirektor, der früher — wir sind im Prater
Theaterleben eine geistige Erfrischung, für die sich das
dieser Jagisch, wie auch in anderen Hutschenschleuderer war; eine sehr dankbare Rolle, wie
Wiener Publikum iederzeit dankbar erweist. R. A. 15
ienen sind-Da# ist zwannirgends #die das Theaterdirektors gewöhnlich, und er stattet sie mit