17.4. Marionetten zuklus
212
Dr. Max Goldschmidt
Se Bureau für 2
Zeitungsausschnitte
Telephon III, 3051.
Berlin N. 24
Ausschnitt aus
Frankfunter Zeitung
A1 2 1912
G Wien, 10. Febr., 11.10 N. Das Deutsche Volks¬
theater versuchte heute das Faschingsglück durch drei Ein¬
akter von Arthur Schnitzler zu fesseln, die unter dem
Titel „Marionetten“ vereinigt sind. Zwei davon hatte
man schon auf der Jarnofchen Praterbühne gesehen. Der Er¬
folg war, obwohl Schnitzler nach jedem Stück mehrmals her¬
vorgerufen wurde, nicht ganz unbestritten. Es machte den
Eindruck, als ob die sentimentale Betrachtung des ganzen
Menschenlebens als eines unwillkürlichen Marivnetten¬
theaters und auch die Selbstironie des Dichters schon einer
verjährten Mode angehören.
Telephon 12.201.
„OBSERVER“
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplats 4.
Vertretungen
in Bartin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christlania.
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneagolts,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petera¬
burg, Torantg
Stats-Bate Gubl. Bat.), Wien
Kasschnitt aus
Trta.1
B
ge ehrmars-vntend
erscheinen.
B. P—r.
(Deutsches Volktstheater.) Zum erstenmale „Marionet¬
ten“ drei Einakter von Arthur Schnitzler. — Es ist immer
ein Erlebnis, wenn sein Dichter zu uns spricht. Erst ein so fein¬
sinniger Dichter wie Schnitzler' ein iso durchaus nobler
Mensch, dessen Gedankenwelt alles Philisterhafté wesensfremd ist.
Er spürt dem Lebenlmnach wie Ibsen aber mit einer gewissen
Frohlaune. So wies Isen seine nordische Art, so kann Schnitzler
sein Wienertum nicht verleignen. Das Leben ist ein Theater.
Welcher Wiener hätte das Wort nicht schon gehört, In Schnitzlers
Kopfe verdichtet es sich zu drei Einaktern, die den Kollektivtitel
„Marionetten“ tragen. Man kennt die drei kleinen Stücke schon
in Wien. Der Dichter zeigt uns Menschen, die sich einbilden.
Menschenschicksale lenken zu können, und selber an einem Drahte
auf höheres Kommando tanzen. Der Puppenspieler im ersten
Stück ist so ein armer Uebermensch, von Kramer leider allzu
skizzenhaft gezeichnet. Hier sieht man so recht die Eigenart des
Dichters. Der Puppenspieler wird in dem Augenblicke, da er
sich selbst als Marionette sieht, nicht larmoyant. Er lacht der
Welt und zieht sich mit seinem Glück, das in seiner Gedanken¬
welt wohnt, in die Vergessenheit zurück. „Der tapfere Cas¬
sian“ wird im Volkstheater allzu protzig hingestellt. Ein echtes
Puppenspiel, das auch stofflich erheitern kann, verträgt es keinen
goldenen Rahmen. Frau Glöckner mit ihren wirklich komischen
marionettenhaften Bewegungen rettete das Spiel. Zum Schlusse
die Burleske „Zum großen Wurstel". Eine Persiflage, die
bis zur Selbstpersiflage ausartet. Herr Homma glänzend,
Herr Kramer wieder auf falschem Posten. Schnitzler wurde
oft und oft gerufen. Man ehrte den Dichter, wenngleich der grö¬
ßere Teil des Publikums der Dichtung ziemlich fremd gegenüber
stand.
box 22/11
Telephon 12.891.
JOSSERVEN
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cieveland, Chriatiania,
Lenk, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapoils,
Rew-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petese¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohge Ger
Wiener Montags Journal, Wien
Ausschnitt aus:
I2F1B 1912
vom:
Mutsches Vollstheater) Eine bunte Serie von Einatern,
aus denen des Lebens Weisheitsessenz in knappen Zügen
spricht, so präsentiert sich uns Schnitzlers neuer Reigen,
der unter dem Titel „Marionetten!—zusammengefaßt ist. Tief
dringt der Autor in die aufgerollten Fragen nicht ein, ein¬
leichtes Spiel mit Gedanken und halb hingeworfenen Thesen,
die sich graziös zu einer parodistischen Apotheose verschlingen.
Sein „Puppenspieler“ will die Menschen an den Drähten
ziehen und ist selbst nur ein schwacher Mensch, der den Halt
verliert. Der „Tapfere Cassian“, eine feine Persiflage mensch¬
licher Schwäche, und im „Großen Wurstel“ spielt sich das
Lebenstheater mit seinen scharfen Kontrastwirkungen ab. Die
blutige Ironie des Dichters setzt sich über Tragödie und Sa¬
tire hinweg, um den mageren Effekt eines bühnenwirksamen
Abschlusses zu erlangen. Es ist gelungen, die Stückchen wirk¬
ten wie eine geistreiche Causerie, wenn auch kein Thor inse
eine neue Gedankenwelt gesprengt ward. Dem Dichter wurde
Beifall gezollt, auch den Herren Kramer, Homma, Fürth und Fr.
Galafres, die die Marionetten ins Menschliche ühersetzten
und aus der Komödie bunte, fesselnde Lebensausschnitte machten.
eiechen a
1
„OBSERVER
l. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitangs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
i Bertin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianis,
Seaf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnenpoita.
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petsse¬
burg, Toronto.
(Onellenangabe ohme Gewöhr.)
Ausschnitt aus:
Pesti Naplo, Bud##
23. TEERÖHNTOLs
rem1
Pensessennsteersennten
(*) Schnitzler-premiér. A bécsi Deutsches Volks¬
fheater szombaton este mutatta be Schnitzler Artur¬
hak „Marionetten“ gyüitöcimbe foglalt négy régebbi
jegyfelvonásosät. Cimük: „Bruder Martin“, „Puppen¬
spieler“, „Der tapfere Cassian“ és „Zum grossen
Wurstel“. A könnyü és kedves daraboknak nagy si¬
kere volt és a közönség mindegyik utän zajos tapy
sokkal hivta a szerzöt a lämpäk elé.
212
Dr. Max Goldschmidt
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Zeitungsausschnitte
Telephon III, 3051.
Berlin N. 24
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Frankfunter Zeitung
A1 2 1912
G Wien, 10. Febr., 11.10 N. Das Deutsche Volks¬
theater versuchte heute das Faschingsglück durch drei Ein¬
akter von Arthur Schnitzler zu fesseln, die unter dem
Titel „Marionetten“ vereinigt sind. Zwei davon hatte
man schon auf der Jarnofchen Praterbühne gesehen. Der Er¬
folg war, obwohl Schnitzler nach jedem Stück mehrmals her¬
vorgerufen wurde, nicht ganz unbestritten. Es machte den
Eindruck, als ob die sentimentale Betrachtung des ganzen
Menschenlebens als eines unwillkürlichen Marivnetten¬
theaters und auch die Selbstironie des Dichters schon einer
verjährten Mode angehören.
Telephon 12.201.
„OBSERVER“
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplats 4.
Vertretungen
in Bartin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christlania.
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneagolts,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petera¬
burg, Torantg
Stats-Bate Gubl. Bat.), Wien
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B
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B. P—r.
(Deutsches Volktstheater.) Zum erstenmale „Marionet¬
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ein Erlebnis, wenn sein Dichter zu uns spricht. Erst ein so fein¬
sinniger Dichter wie Schnitzler' ein iso durchaus nobler
Mensch, dessen Gedankenwelt alles Philisterhafté wesensfremd ist.
Er spürt dem Lebenlmnach wie Ibsen aber mit einer gewissen
Frohlaune. So wies Isen seine nordische Art, so kann Schnitzler
sein Wienertum nicht verleignen. Das Leben ist ein Theater.
Welcher Wiener hätte das Wort nicht schon gehört, In Schnitzlers
Kopfe verdichtet es sich zu drei Einaktern, die den Kollektivtitel
„Marionetten“ tragen. Man kennt die drei kleinen Stücke schon
in Wien. Der Dichter zeigt uns Menschen, die sich einbilden.
Menschenschicksale lenken zu können, und selber an einem Drahte
auf höheres Kommando tanzen. Der Puppenspieler im ersten
Stück ist so ein armer Uebermensch, von Kramer leider allzu
skizzenhaft gezeichnet. Hier sieht man so recht die Eigenart des
Dichters. Der Puppenspieler wird in dem Augenblicke, da er
sich selbst als Marionette sieht, nicht larmoyant. Er lacht der
Welt und zieht sich mit seinem Glück, das in seiner Gedanken¬
welt wohnt, in die Vergessenheit zurück. „Der tapfere Cas¬
sian“ wird im Volkstheater allzu protzig hingestellt. Ein echtes
Puppenspiel, das auch stofflich erheitern kann, verträgt es keinen
goldenen Rahmen. Frau Glöckner mit ihren wirklich komischen
marionettenhaften Bewegungen rettete das Spiel. Zum Schlusse
die Burleske „Zum großen Wurstel". Eine Persiflage, die
bis zur Selbstpersiflage ausartet. Herr Homma glänzend,
Herr Kramer wieder auf falschem Posten. Schnitzler wurde
oft und oft gerufen. Man ehrte den Dichter, wenngleich der grö¬
ßere Teil des Publikums der Dichtung ziemlich fremd gegenüber
stand.
box 22/11
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JOSSERVEN
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
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in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cieveland, Chriatiania,
Lenk, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapoils,
Rew-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petese¬
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Wiener Montags Journal, Wien
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I2F1B 1912
vom:
Mutsches Vollstheater) Eine bunte Serie von Einatern,
aus denen des Lebens Weisheitsessenz in knappen Zügen
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der unter dem Titel „Marionetten!—zusammengefaßt ist. Tief
dringt der Autor in die aufgerollten Fragen nicht ein, ein¬
leichtes Spiel mit Gedanken und halb hingeworfenen Thesen,
die sich graziös zu einer parodistischen Apotheose verschlingen.
Sein „Puppenspieler“ will die Menschen an den Drähten
ziehen und ist selbst nur ein schwacher Mensch, der den Halt
verliert. Der „Tapfere Cassian“, eine feine Persiflage mensch¬
licher Schwäche, und im „Großen Wurstel“ spielt sich das
Lebenstheater mit seinen scharfen Kontrastwirkungen ab. Die
blutige Ironie des Dichters setzt sich über Tragödie und Sa¬
tire hinweg, um den mageren Effekt eines bühnenwirksamen
Abschlusses zu erlangen. Es ist gelungen, die Stückchen wirk¬
ten wie eine geistreiche Causerie, wenn auch kein Thor inse
eine neue Gedankenwelt gesprengt ward. Dem Dichter wurde
Beifall gezollt, auch den Herren Kramer, Homma, Fürth und Fr.
Galafres, die die Marionetten ins Menschliche ühersetzten
und aus der Komödie bunte, fesselnde Lebensausschnitte machten.
eiechen a
1
„OBSERVER
l. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitangs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
i Bertin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christianis,
Seaf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnenpoita.
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