II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 3), Zum großen Wurstel. Burleske in einem Akt (Marionetten), Seite 28

W
box 22/9
17.3. Zun grossenürstel
(der heitere Freund); die beiden Scheidungsklage gegen ihn anzu¬
strengen. Die Güte Ardelots geht
letztgenannten als diejenigen, die sich
aber wirklich zu weit, so daß er,
die besten marionettenhaften Bewe¬
von seinen Domestiken hintergangen
gungen zugelegt hatten. Hans=Held
und angeflegelt, durch einen aus
Theater in der Josefstadt.
selbstverschuldetem Elend von der
Straße aufgelesenen ehemaligen
Mit „Philipp der Gute“ von
Studienfreund ausgebeutet und ver¬
Paul Gavault und Georges
raten, von einer aus Mitleid in
Berr (deutsch von Benno Jacobson)
sein Haus aufgenommenen, gefal¬
brachte Direktor Jarno einen drei¬
lenen Frau terrorisiert, schuldlos in
aktigen Schwank, den man, abge¬
die peinlichsten Situationen gerät,
sehen von einigen sehr kühnen Vor¬
statt anderer geohrfeigt und in
aussetzungen und Uebertreibungen
Zweikämpfe verwickelt wird, und
und im Gegensatze zu den meisten
schließlich die Freude am Dasein
französischen Stücken dieser Gattung,
verliert. Als aber dieser, zum Ver¬
nicht mehr als amüsanten geistreichen
trauten und Sekretär gemachte
Unsinn bezeichnen kann. Denn ein¬
„Freund“ sich in einer ziemlich un¬
mal erscheint darin ein Typus, der
verschämten Weise über ihn lustig
uns, von der bekannten französischen
machend, vom „ironischen Gesetz
Uebertreibung entkleidet, das wohl¬
des unmoralischen Gleichgewichtes“
tuende Bild eines wahrhaft guten
spricht, beschließt er, die Schuld für
Menschen zeigt; zum anderen ist
all das, wofür er unverdient ge¬
die gewohnheitsmäßige Ausschmük¬
litten, zu erwerben. Er küßt das
kung von Stücken dieser Art mit
Stubenmädchen und seine Haus¬
alten Possentricks und erprobten,
tyrannin und behandelt seine bei
ehrwürdigen Theater=Praktiken hier
ihm erscheinende Frau sehr ungnädig,
einem hoheren Zwecke, dem der
worauf sich diese unter einem Strom
Entwicklung eines Charakters, unter¬
von Tränen mit ihm aussöhnt. Bei
geordnet. Daran gewöhnt, daß der
der nun folgenden Aussprache mit
französische Esprit immer auf Kosten
seiner Gattin erfährt er Dinge über
der Wahrscheinlichkeit und der Wahr¬
den „Freund“, daß ihm die Augen
heit der Charaktere bestritten wird,
aufgehen und er ihn ziemlich seso¬
nimmt man diese handwerkliche
lut verabschiedet. Das alles mit
Gepflogenheit umso eher einver¬
viel Humor und nicht ohne Geist
ständlich hin, als deren Anwendung
wirkungsvoll geschildert. Voran steht
durch den oben erwähnten Zweck
Gustav Marans prächtiges Spiel
begründet, vielleicht sogar berechtigt
als Philippe Ardelot, das in fein
erscheint. Philipp Ardelot ist ein
abgetönten Nüancen eine sympa¬
guter Mensch, der an keinem Not¬
thiiche Gestalt zu schaffen wußte.
leidenden oder Bedrängten vorüber¬
Max Pallenberg (Bidoulet)
gehen kann, ohne ihm zu helfen.
stand ihm würdig zur Seite. Auch
Da er aber seine Hilfe naturgemäß
Emmy Schleinitz (eine Dame)
auch weiblichen Schützlingen ange¬
bot ihr Bestes aber Mascha Mark¬
deihen läßt, ist seine etwas eifer¬
wordt vermochte sie nicht zu er¬
süchtige Frau mit den philanthro¬
setzen. Dazu fehlt es ihr vor allem
pischen Bestrebungen ihres Mannes
an jener liebenswürdigen Frechheit,
durchaus nicht einverstanden. Als
die diese so reizend zu geben ver¬
er vollends einmal in ihrer Ab¬
stand. Gute Leistungen boten ferner
wesenheit eine kleine, hungrige Putz¬
Kurt Lessen in seiner undankbaren,
macherin mit sich nachhause nimmt,
aber schwierigen Rolle des Folquet
um ihr die Annehmlichkeit eines
de la Barre und Gustav Lechner
warmen Abendbrotes zu bereiten,
Etwas schwach war
(Don José).
verläßt ihn die in ihren ehelichen
Claire Sitty (Jacqueline).
Rechten sich verkürzt wähnende Frau,
um wegen dieser vermeintlichen Ver¬
Hans Held
letzung der ehelichen Treue die
— S