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Mozarts einaktiges Singspiel „Bastien und Ba¬
stienne“. Schnitzlers Aufzug ist einem seiner anmut= und
geistvollsten Bücher, d (1906 bei S. Fischer in Berlin
erschienenen) Einaktersammlung „Marionetten“ entnommen.
Von den drei Schauspielen, die in diesem Buche vereinigt
sind, sind das erste, die Studie „Der Puppenspieler“, und
das dritte, die Burleske „Zum großen Wurstel“, nicht rich¬
tige Marionettenspiele, sondern Dramen für die gewöhn¬
liche Schaubühne. Als solche wurden sie auch in Wien schon
aufgeführt: den „Puppenspieler“ hat 1904 Jarno und 1906
Bassermann verkörpert, und der symbolische Spaß „Zum
großen Wurstel“ ist ebenfalls 1906 im Lustspieltheater zum
unheimlichen Leben erweckt worden. Wenn diese zwei Ein¬
akter in einem Marionettenbuch erscheinen, so ist der Titel
mit einem bei Schnitzler oft wiederkehrenden Gedanken nur
metaphorisch gemeint: wir alle gleichen in unserem Tun
und Leiden so häufig Marionetten, deren Drähte der große
Unsichtbare lenkt! Und gerade dem Auge des Dichters
Schnitzler stellt sich das Leben gern als ein seltsames Spiel
dar, dessen Zweck, Verlauf und Ausgang keiner der Mit¬
tuenden kennt oder gar bestimmen kann. Man denke an den
„Grünen Kakadu“ oder an die „Letzten Masken“. Im be¬
sonderen ist „Der Puppenspieler“ ein Dichter, der dem
lieben Gott ins Handwerk pfuscht und sich vermißt, mit
Menschenschicksalen zu spielen; in der Burleske des Wurstel¬
theaters aber erscheinen auf einer Bühne auf der Bühne Där¬
steller, die an Drähten zu hängen und Marionetten darzu¬
stellen haben. „Der tapfere Cassian“ ist das erste und ein¬
zige wirkliche Puppenspiel, das Schnitzler bisher geschrieben
hat. Es ist ein entzückendes, ein bezauberndes Spiel. Dieses
freundliche Urteil wird dadurch kaum beeinträchtigt, daß an
gewissen technischen Mängeln zu erkennen ist, daß der Dichter
da auf einem ihm noch neuen Felde gearbeitet hat. Er mutet
nämlich den Püppchen Dinge zu, die ihnen unmöglich sind,
und nutzt anderseits die speziellen komischen Möglichkeiten
der Holz= oder Porzellanpuppe nicht voll aus. Eine Ma¬
rionette kann nicht „betreten“, „unruhig“ oder „staunend“
dreinschauen, wie Schnitzler das vorschreibt, sie kann auch
nur sehr schwer einen Dukaten in die Westentasche stecken,
eine Halskrause küssen oder Würfel spielen. Es taugt auch
nicht, sie alle lyrisch reden zu lassen. Dagegen kann man
ihr gar nicht genug Gelegenheit für den drastischen
Ausdruck der verschiedenartigsten Gefühle und Stimmungen
geben. Wo es Schnitzler daran fehlen läßt, da half die Inter¬
pretation kräftig nach. Eine rechte Marionettenfigur ist
der tapfere Cassion selbst, ein Bramarbas, Eisenfresser,
miles gloriosus. Sein kleiner Vetter Martin, der Stu¬
dent, und das Fräulein Sophie, das Cassian im Verlauf
der Handlung dem Martin wegnimmt, sind etwas zu
lyrisch ausgefallen. Aber Cassian in seiner phantastischen
Uniform, Cassian, der schon, als er dreizehn Jahre ali
war, zwei Räuber totschlug, dem ein menschliches Leben
nicht mehr wert ist als das Dasein einer Fliege, der ist
der wahre Marionettenheld. Man muß nur hören, wie
der tapfere Cassian „mit wenigen Worten“ seine Aben¬
teuer schildert, nachdem er „schweren Schrittes“ wie der
steinerne Gast, bei seinem Vetter Martin und dessen süßem
Mädel Sophie eingekehrt ist. „Ich komme aus einer
Schlacht, wo mir zwei Pferde unterm Leib und drei
Mützen vom Schädel weggeschossen wurden. Des fernern.
komm' ich aus der Gefangenschaft, wo etliche brave Ka¬
meraden verhungert und von Ratten aufgefressen worden
sind. Ferner vom Richtplatz, wo sieben an meiner Seite
füsiliert und ich mit ihnen für tot in eine Grube gewor¬
fen wurde, obwohl alle Kugeln an mir vorbeigepfiffen
waren. Ferner aus den Krallen eines Geiers, der mich
für Aas hielt, wie die andern, die sich an meiner Seite
bereit hielten zu verwesen, und der mich aus Bergeshöhe
auf die Erde herunterfallen ließ, — glücklicherweise, auf
einen Heuschober. Ferner aus einem Wald, wo mich ein
paar Kaufleute für ein Gespenst ansahen und mir in
ihrem Schrecken allerlei gutes Zeug und Bargeld zurück¬
ließen. Ferner aus einem gar lustigen Haus, wo Kroatin¬
nen und Tscherkessinnen und Spanierinnen meinethalb
mit den Dolchen auseinander los#gen und ihre Galans
mich umbringen wollten, . . . . so daß ich durch den Rauch¬
fang aufs Dach flüchtete und fünf Stockwerke herunter¬
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sprang, und gut ich keumte aus##i