„ODOENPER
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Die Zeit, Wien
19 1 1911
vom 1
Theatef und Kunst.
Puppenspiele.
c. h. Das Marionettentheater, das aus
München kommt und in der Urania auf¬
geschlagen ist, hat man schon in Wien gesehen.
Man kennt es aus der „Flevermaus“, mo es
ein paar entzückende kleine Stücke, darunter
den „Tapfern Kassian“ von Schn
tr. „Pielte.
Nunmehr soll es aber ein b##
Wolikum,
heranlocken. Kinderspiele sind's nicht, aber eine
köstliches Theaterchen für Große. Es ist immern
von einem zauberhaften Reiz, Marionetten“
agieren zu sehen. Das Püppenspiel mag in der
Mitte zwischen Schauspielerei und Pantomime
stehen. Die Pantomime schließt selbst das Wort
aus, als könnte es die Leidenschaft, das Gefühl
gar nicht ausdrücken; sie läßt nur die Geste und
den Blick zu, ist ganz auf das Unsagbare
gestellt. Das Puppenspiel anerkennt des
Dichters Wort, doch nicht viel mehr; es liefert
sich nicht an den Schauspieler, an seine äußere
Erscheinung aus. Die Marionette kann sich der
Gestalt, wie der Dichter sie ersonnen, auf das
äußerste nähern. Sie streift von ihr das In¬
dividuelle=Veränderliche und erhebt sie zum
Typischen. Sie ist immer von einem wunder¬
vollen Geheimnis des Unwirklichen umhüllt.
Dadurch ist sie gar nicht die psychologischen
Abwicklungen gebunden un acht alles Bizarre,
Groteske nicht unglaubhaft. Keine Schwere zieht
sie nieder. Alles wird spielerisch, heiter, ironisch.
wie eine miniatürliche Karikierung des mensch¬
lichen Getriebes.
Die possierlichen, nur in den Gelenken be¬
weglichen kleinen Akteure sind immer wieder an¬
regend. Besonders wenn sie so reizende Komödien
spielen wie die Marionetten Paul Branns.
Sie geben ein romantisch=satirisches Stück
„König Violon und Prinzessin Klarinette“.
August Mahlmann, der zum Tieck=Kreise
gehörte, hat es gedichtet, einige aktuell=anzüg¬
liche Witze putzen es jetzt auf. Man sieht einen
komischen König, dessen Braut sich in einen
Prinzen Kasimir verliebt: Kasimir entpuppt
sich als ein unechter Sohn des Königs; die
Geschichte nimmt einen fürchterlichen Verlauf,
denn am Ende sind alle Beteiligten Leichen
Das ist aber nicht die Attraktion. Eine komische
Oper von Offenbach „Das Mädchen von
Elizondo“ schlägt das Romantikerstückchen. Da
singen die Marionetten. Ein Gastwirt, ein
Liebhaber, ein Mädchen. Ein Baßbufso, ein
Tenor, ein Sopran. Die kleinen Marionetten
singen mit vollen Menschenstimmen, und doch
entsteht kein zwiespältiger Eindruck. Sie geben
sich dem Rhythmus der faszinierend pikanten,
champagnisierenden Musik hin. Hier zeigt sich die
feine Kunst der Münchener Pupvenspieler. Die
winzige Dame macht die Sanggesten einer wirk¬
lichen Sängerin. Der Bufso ist ein breit be¬
haglicher, großköpfiger Komiker, unvergleichlich
in allen Einfällen. Er bringt hinreißend ein
Ständchen dar, er agiert einen Rausch mit
maßloser Drolligkeit. Dazu sind die Dekoratio¬
nen originell, die Figuren humorvoll-charakte¬
ristisch (von Prof. Josef Wackerle) ausgedacht.
Man genießt ein Vergnügen von sublimerem
Raffinement, als ein großes Theater es zu
bieten vermag.
Bitte Rückseite beachten!
Telephon 12.801.
44
„UBSERPER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
Zeitungsausschnitte
Wien, I., Konkordiaplatz 4.
Vertretungen
78 Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus Deutsches Volksblatt, Wies
13. MRZ. 1911
vom —
Bighenrterenern
* [Die Verjudung der Urania.] Die von der Ge¬
meinde so ausgiebig subventionierte Urania bereitet schon
wieder eine Schuitzler=Premiere vor und wird
am 17. d. M. Schntlers—„Der tapfere Kassian“ als
Puppenspiel zur Aufführung bringen. Das kann doch nicht
in der Abicht der Mitglieder der Gemeindeverwaltung
gelegen sein, die den Bestand der Urania durch hohe Bei¬
träge sichern.
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Die Zeit, Wien
19 1 1911
vom 1
Theatef und Kunst.
Puppenspiele.
c. h. Das Marionettentheater, das aus
München kommt und in der Urania auf¬
geschlagen ist, hat man schon in Wien gesehen.
Man kennt es aus der „Flevermaus“, mo es
ein paar entzückende kleine Stücke, darunter
den „Tapfern Kassian“ von Schn
tr. „Pielte.
Nunmehr soll es aber ein b##
Wolikum,
heranlocken. Kinderspiele sind's nicht, aber eine
köstliches Theaterchen für Große. Es ist immern
von einem zauberhaften Reiz, Marionetten“
agieren zu sehen. Das Püppenspiel mag in der
Mitte zwischen Schauspielerei und Pantomime
stehen. Die Pantomime schließt selbst das Wort
aus, als könnte es die Leidenschaft, das Gefühl
gar nicht ausdrücken; sie läßt nur die Geste und
den Blick zu, ist ganz auf das Unsagbare
gestellt. Das Puppenspiel anerkennt des
Dichters Wort, doch nicht viel mehr; es liefert
sich nicht an den Schauspieler, an seine äußere
Erscheinung aus. Die Marionette kann sich der
Gestalt, wie der Dichter sie ersonnen, auf das
äußerste nähern. Sie streift von ihr das In¬
dividuelle=Veränderliche und erhebt sie zum
Typischen. Sie ist immer von einem wunder¬
vollen Geheimnis des Unwirklichen umhüllt.
Dadurch ist sie gar nicht die psychologischen
Abwicklungen gebunden un acht alles Bizarre,
Groteske nicht unglaubhaft. Keine Schwere zieht
sie nieder. Alles wird spielerisch, heiter, ironisch.
wie eine miniatürliche Karikierung des mensch¬
lichen Getriebes.
Die possierlichen, nur in den Gelenken be¬
weglichen kleinen Akteure sind immer wieder an¬
regend. Besonders wenn sie so reizende Komödien
spielen wie die Marionetten Paul Branns.
Sie geben ein romantisch=satirisches Stück
„König Violon und Prinzessin Klarinette“.
August Mahlmann, der zum Tieck=Kreise
gehörte, hat es gedichtet, einige aktuell=anzüg¬
liche Witze putzen es jetzt auf. Man sieht einen
komischen König, dessen Braut sich in einen
Prinzen Kasimir verliebt: Kasimir entpuppt
sich als ein unechter Sohn des Königs; die
Geschichte nimmt einen fürchterlichen Verlauf,
denn am Ende sind alle Beteiligten Leichen
Das ist aber nicht die Attraktion. Eine komische
Oper von Offenbach „Das Mädchen von
Elizondo“ schlägt das Romantikerstückchen. Da
singen die Marionetten. Ein Gastwirt, ein
Liebhaber, ein Mädchen. Ein Baßbufso, ein
Tenor, ein Sopran. Die kleinen Marionetten
singen mit vollen Menschenstimmen, und doch
entsteht kein zwiespältiger Eindruck. Sie geben
sich dem Rhythmus der faszinierend pikanten,
champagnisierenden Musik hin. Hier zeigt sich die
feine Kunst der Münchener Pupvenspieler. Die
winzige Dame macht die Sanggesten einer wirk¬
lichen Sängerin. Der Bufso ist ein breit be¬
haglicher, großköpfiger Komiker, unvergleichlich
in allen Einfällen. Er bringt hinreißend ein
Ständchen dar, er agiert einen Rausch mit
maßloser Drolligkeit. Dazu sind die Dekoratio¬
nen originell, die Figuren humorvoll-charakte¬
ristisch (von Prof. Josef Wackerle) ausgedacht.
Man genießt ein Vergnügen von sublimerem
Raffinement, als ein großes Theater es zu
bieten vermag.
Bitte Rückseite beachten!
Telephon 12.801.
44
„UBSERPER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
Zeitungsausschnitte
Wien, I., Konkordiaplatz 4.
Vertretungen
78 Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus Deutsches Volksblatt, Wies
13. MRZ. 1911
vom —
Bighenrterenern
* [Die Verjudung der Urania.] Die von der Ge¬
meinde so ausgiebig subventionierte Urania bereitet schon
wieder eine Schuitzler=Premiere vor und wird
am 17. d. M. Schntlers—„Der tapfere Kassian“ als
Puppenspiel zur Aufführung bringen. Das kann doch nicht
in der Abicht der Mitglieder der Gemeindeverwaltung
gelegen sein, die den Bestand der Urania durch hohe Bei¬
träge sichern.