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17.2. Der tanferaan
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Ernst selber ins Komische ver¬
leben beginnt: bei den Kasper¬
zerrt. Und daß dies so roh, un¬
liaden des Grafen Pocci.
wahrscheinlich und heftig ausfiel,
Das Gastspiel des Marionetten¬
ist verständlich, wenn man be¬
theaters münchner Künstler bei
denkt, daß vier erwachsene Män¬
Keller und Reiner hatte denn auch
ner zur lustigen Verrenkung eines
mit der Wiedergabe des „Kasperl
einzigen Trauerspiels Hand an¬
als Porträtmaler“ den größten
legten! Herr Homma fing die
Erfolg. Nicht weil es das. beste
Sache als der kluge Charakteristi¬
der gebotenen Stücke war, sondern
ker an, als den wir ihn alle
weil es seine Wirkung allein aus¬
schätzen. Dann schwenkte er durch¬
den Bedingungen des Kasperle¬
aus ins Schwankmäßige ab, wo¬
theaters zieht. Der behäbige,
ran er vielleicht recht tat. Ich
harmlose Blödsinn lebt erst auf
glaube nicht, daß die Figur hö¬
in dem grotesken Gliederspiel der
here schauspielerische Ambitionen
Marionetten. Und gerade hier
als die komischer Wirkungen ver¬
waren sie von erstaunlicher mimi¬
trüge. Alle übrigen Menschen im
scher Beweglichkeit. Ja, mimischer;
Stück sind armselige Posse. Er¬
denn obwohl das Gesicht starr
freulich, wie gut die Schauspieler
blieb, schien es doch wechselnden
bi
des Deutschen Volkstheaters diese
Ausdrucks fayig zu sein, weil es
Armseligkeit verkleideten, wie
bei der unglaublichen Gelenkig¬
still=humorvoll Herr Kramer re¬
keit der Glieder, die jede Ver¬
präsentative Beschränktheit mimte,
legenheit ergötzlich vorzappelten,
und von welcher Delikatesse Fräu¬
scheinbar an der Charakteristik
lein Marberg als höchst nieder¬
teilnahm. Auch war es geschickt
trächtige Frau und Witwe war.
auf einen allgemeinen Ausdruck,
Mit einem ganz leicht mitklingen¬
der keiner der späterhin gezeigten
den spöttischen Unterton reinigte
Empfindungen widersprach, typi¬
sie gewissermaßen die Schäbigkeit
siert. Der geplagte Zeitgenosse
der Figur, und wenn sie sich, mit¬
kam bei dem rührend gegen die
ihrer kühlen Witwenmiene,
Schwerfälligkeit seiner Zunge an¬
perfid - hingebungsvoll an deni
kämpfenden Polizei=Individuum
Mann heranschlängelte, war
geradewegs auf einen verwegenen
eine spitzige, kleine Parodie aff
Gedanken! Hier ruht alles auf
Weibes Wonne und Wert.
körperlicher Komik; körperliche
Alfred Polgar
Fehler sind es oft, die unsre
Mationettentheater
Possenfabrikanten dem Spott
ist dos Theater der) Maler,
preisgeben. Sollte man da nicht
Esund Plastitet. Wezr
auch Herrn Blumenthal, Herrn
rischen Hediagungen dieser Bühne
Kadelburg und Genossen aufs
kommen ihrer stilisierenden Phan¬
Marionettentheater verbannen?
tasie von selbst entgegen. Die
Welche befreienden Aussichten!
Aufgabe ist hier nicht: Symboli¬
Mit Kotzebue und Benedix sollte
sierung einer fertigen Welt, son¬
man es auf jeden Fall versuchen.
dern: Schaffung einer noch gar
Zum mindesten ihren Darstel¬
nicht vorhandenen. Der Künstler
lungsstil vom Puppentheater aus
wird sich also dort am freiesten
reformieren. Maria Mayer ist es
entfalten können, wo die Puppen¬
neulich mit köstlichem Humor im
welt überhaupt erst durch ihn zu
„Wirrwar gelungen.
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17.2. Der tanferaan
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Ernst selber ins Komische ver¬
leben beginnt: bei den Kasper¬
zerrt. Und daß dies so roh, un¬
liaden des Grafen Pocci.
wahrscheinlich und heftig ausfiel,
Das Gastspiel des Marionetten¬
ist verständlich, wenn man be¬
theaters münchner Künstler bei
denkt, daß vier erwachsene Män¬
Keller und Reiner hatte denn auch
ner zur lustigen Verrenkung eines
mit der Wiedergabe des „Kasperl
einzigen Trauerspiels Hand an¬
als Porträtmaler“ den größten
legten! Herr Homma fing die
Erfolg. Nicht weil es das. beste
Sache als der kluge Charakteristi¬
der gebotenen Stücke war, sondern
ker an, als den wir ihn alle
weil es seine Wirkung allein aus¬
schätzen. Dann schwenkte er durch¬
den Bedingungen des Kasperle¬
aus ins Schwankmäßige ab, wo¬
theaters zieht. Der behäbige,
ran er vielleicht recht tat. Ich
harmlose Blödsinn lebt erst auf
glaube nicht, daß die Figur hö¬
in dem grotesken Gliederspiel der
here schauspielerische Ambitionen
Marionetten. Und gerade hier
als die komischer Wirkungen ver¬
waren sie von erstaunlicher mimi¬
trüge. Alle übrigen Menschen im
scher Beweglichkeit. Ja, mimischer;
Stück sind armselige Posse. Er¬
denn obwohl das Gesicht starr
freulich, wie gut die Schauspieler
blieb, schien es doch wechselnden
bi
des Deutschen Volkstheaters diese
Ausdrucks fayig zu sein, weil es
Armseligkeit verkleideten, wie
bei der unglaublichen Gelenkig¬
still=humorvoll Herr Kramer re¬
keit der Glieder, die jede Ver¬
präsentative Beschränktheit mimte,
legenheit ergötzlich vorzappelten,
und von welcher Delikatesse Fräu¬
scheinbar an der Charakteristik
lein Marberg als höchst nieder¬
teilnahm. Auch war es geschickt
trächtige Frau und Witwe war.
auf einen allgemeinen Ausdruck,
Mit einem ganz leicht mitklingen¬
der keiner der späterhin gezeigten
den spöttischen Unterton reinigte
Empfindungen widersprach, typi¬
sie gewissermaßen die Schäbigkeit
siert. Der geplagte Zeitgenosse
der Figur, und wenn sie sich, mit¬
kam bei dem rührend gegen die
ihrer kühlen Witwenmiene,
Schwerfälligkeit seiner Zunge an¬
perfid - hingebungsvoll an deni
kämpfenden Polizei=Individuum
Mann heranschlängelte, war
geradewegs auf einen verwegenen
eine spitzige, kleine Parodie aff
Gedanken! Hier ruht alles auf
Weibes Wonne und Wert.
körperlicher Komik; körperliche
Alfred Polgar
Fehler sind es oft, die unsre
Mationettentheater
Possenfabrikanten dem Spott
ist dos Theater der) Maler,
preisgeben. Sollte man da nicht
Esund Plastitet. Wezr
auch Herrn Blumenthal, Herrn
rischen Hediagungen dieser Bühne
Kadelburg und Genossen aufs
kommen ihrer stilisierenden Phan¬
Marionettentheater verbannen?
tasie von selbst entgegen. Die
Welche befreienden Aussichten!
Aufgabe ist hier nicht: Symboli¬
Mit Kotzebue und Benedix sollte
sierung einer fertigen Welt, son¬
man es auf jeden Fall versuchen.
dern: Schaffung einer noch gar
Zum mindesten ihren Darstel¬
nicht vorhandenen. Der Künstler
lungsstil vom Puppentheater aus
wird sich also dort am freiesten
reformieren. Maria Mayer ist es
entfalten können, wo die Puppen¬
neulich mit köstlichem Humor im
welt überhaupt erst durch ihn zu
„Wirrwar gelungen.
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