II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Der tapfere Cassian. Puppenspiel in einem Akt (Generalprobe), Seite 83

17.2. Der tanfere Cassian
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S
„OBSERVER“
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
Verfrefungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ahne Gewähr).
Ausschnitt aus:
RACHSPOST, WIEN

19 3 1912
Ggm
Eine Matines im Carltheater brachte Sonntag nach¬
mittags als Erstaufführungen eine nichtssagende Plauderei von
Peter Nansen „Kameraden“ geschielt von Vertretern des
Deutschen Volistheaters, ferner ein Vertonung des Schnitz¬
lerschen Maripneitenspieles „Derstapfere Kassian“
von Oskar Strauß, von Gästen auls der Hofopfer dargestellt,
die die wenigen, Perlen aus dem recht seichten „Singspiel“ mit
viel Kunst herauszulösen verstanden. Den Glanzpunkt der
Veranstaltung, die eine Wiedergabe der Fall'schen Miniatur¬
Operette „Brüderlein fein“ beschloß, bildete das Auftreten Alexan¬
der Girardis, der zum erstenmale das „neue Fiakerlied“ das
dritte schon unseres Wissens, vortrug und die Erbitterung des
Grabenschurls gegen „Taxameter und Benzin“ mit unerreichter
Meisterschaft ausdrückte. Es klang dabei aus seinem Munde
auch wie ein stummer Protest gegen die klägliche Schändung
der Wiener Kunst, die an ihm durch die moberne Operette
Wien, Dienstag
allabendlich vollzogen wird, ein Protest gegen die Entwurze¬
lung der Wiener Kunst, der gerade an die richtige Adresse ge¬
richtet war. Die Matinee war vom Journalisten= und Schrift¬
stellervereint „Concordia“ veranstaltet ...
— Rainundthenten 5##. 0
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. Londen, clle, Manland, Minneapolis, New-York.
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quallenangabe ehne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Ilastriertes Wiener ##rtrablatt
vom: 16101112
Wicn
Theaterzeitung.
„Concordia“=Matinee im Carl=Theater.
„Wer vieles bringt, wird manchem etwas
bringen.“ Nach diesen Worten handelte gestern Julius
Stern, der unermüdliche, besorgte Arrangeur der
„Concordia"=Veranstaltungen. Ermobilisierte eine große
Künstlerschar, gleich von vier Bühnen, führte sie in
das Carl=Theater und stellte ihnen verständnisvoll
dankbare Aufgaben. Bot drei Novitäten und zum
Schlusse ein bekanntes Alt=Wiener Singspiel, das noch
immer mit dem Reiz der Neuheit wirkt. Und als er
Vielerlei gebracht hatte, fanden die Leute, die zur
Matinee gekommen waren, daß alles gut ##ar und
lobten die Schauspieler und die Sänger. Den
Anfang machte „Kameraden" von Peter
Nausen. „Eine dramatische Situation“ hieß
es auf dem Theaterzettel. In Wirklichkeit eine gewicht¬
lose Bagatelle, aber von einem Poeten ersonnen, der
an eine moderne Aktualität anknüpft. An Scheidung
und Entlobung. So lange ein Pärchen unter dem
Zwange einer künftigen Bestimmung steht, sucht es den
Weg ins Freie; wenn die Ungebundenheit nicht mehr
prickelt, findet man zurück. Wiederverlobung nach der
Entlobung Erika Wagner und Leopold Kramer
spielten den von Geist besonnten Einfall mit be¬
schwingtem Plauderton. Zwei Künstler und ein Gedanke.
Dann rückten Sänger der Hofoper vor:
D
r tapfere Cassian“ ging in Szene. Die
textliche Unterlage
aus Artür Schnitzlers
„Marionetten geholt. Als Tondichter zeichnet Oscar
Straus, der kluge Oekonomie walten ließ. Die
Musik verdrängt nicht das gesprochene Wort, sie tritt
in den markanten Momenten zu den Vorgängen
illustrierend, den Eindruck des Phantastischen steigernd.
Und weil von den Darstellern nicht gefordert wird,
daß sie das Puppenhafte hervorkehren, rückt die
Groteske näher an das menschliche und wird danns
in fließende Tonschleier eingehüllt. Obgleich Straus
gezwungen ist, eine ernste Miene aufzustecken, ver¬
leugnet er doch seine musikalische Heimat nicht; das
Strophenlied vom tapferen Cassian erinnert an soine
beste Ueberbrettlzeit. Der Einakter war bei Hedwig
Francillo =Kauffmann, Georg Maikl
und Franz Markhof sehr
gut
bei
Rudolf Hofbauer ganz ausgezeichnet aufgehoben.
Dieser Künstler brachte eine Figur auf die Bühne,
die mit dem Zauber des spukhaften Abenteuers
wirkte und das mit Klang gesättigte Organ erhöhte
den Effekt.
Nummer Drei des Programmes: „Das neue
Fiakerlied“, Text von Philipp Pollak, Musik
von Ludwig Englänger — vorgetragen von
Alexander Girardi! Wenn Girardi von
der
schwindenden Herrlichkeit singt und sagt, wenn dieser
Meister alle Kraft zusammennimmt, die Lust und
auch den Schmerz, weil Taxameter und Benzin die
rollende Gemütlichkeit verdrängen, dann sieht sich das
Spiel des Lebens gar nicht traurig, sondern ursidel
an. Man hat gestern wieder dem herrlichen Manne
zugejubelt, dessen Vortragskunst nicht ihresgleichen hat.
Das letzte Wort hatten Mizzi Zwerenz,
Gerda Walde und Fritz Werner in Leo Falls¬
(Wrüderleinsein“ Humor, Grazie und Launef
waren im siegreichen Bunde.
Nicht vergessen sollen die wackeren Mithelfer.
die Regisseure Kramer, v. Wymetal und
Wallner, die Hofopernkapellmeister Schalk und
Kapellmeister Holzer werden. Jeder stellte seinen
Mann und dürfte sich mit den Künstlern, mit Oskar
Straus und Engländer in die Ehren der Matinee
teilen.
#bel.