II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 29

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17. 1. Der Punpenspieler
Charakteristil sind diese Erkenntnismomente gestaltet. Gänzi der Uebertragung auf die Bühne ist das noch matter und
unsentimental natürlich, denn dieser Charakter, dem die dünner geworden. Die Brüggestimmung verflüchtigte sich
uilleton.
freiwillig angenommene Maske zur Natur geworden, ergiebt fast ganz und die „Handlung“ wurde in einer lockeren
sich nicht. Nur wie aus weiter. Ferne aus verstohlendsten
Reihe von Situationen, diehr Worte als sichtbar ge¬
erliner Theater.
Seeienwinkeln, spürt man eine wunde Bitterkeit und ein
machtes Gefühl geben, dargesteilt.
Heimweh nach solch einfältig stillem Frieden, und wort¬
dem ersten stark besetten Premieren¬
In all diesen Szenen wird viel über die Vorgänge ge¬
los spricht die quälerische Leere des Einsamen in jenem
sprochen, aber das wahrhaft zwingende Abbild ihrer inneren
Saison ging das Deutsche Theater
Augenblick ihr Wünschen, als er das Kinder der Beiden,
Wirkung wird uns nicht. Der Dichter vermag es nicht, uns
Feuer, freilich ohne Gegenfeuer zu er¬
das seinen Namen trägt, küßt. Aeußerlich bewahrt er aber
ine einaktige psychologische Studie von
die höllischen Kreise, in die das Opfer seiner Zwangsvor¬
die cynisch=skeptische Ueberlegenheit und er nimmt seinen
er „Der Puppensvieler“ von
stellung hineingewirbelt wird, in ihrer schauerlichen Macht
stolzen Abgang, souverain erhaben diesem kleinlichen Herden¬
zu offenbaren.
stik us starker innerer Wahrheit, dabei
glück gegenüber.
sch zu sehr als sichere, präzise Glei¬
Das Motiv hätte dramatisch furchtbar werden könner,
daß sie wärmere Anteilnahme hätte
Die außerordentliche Intelligenz dieses fein gestrichei= ein tragikomisches. Das Trugbild die Tänzerin ist nämlich
Gewinn war es trotzdem, das zu
ten und so geistreich reproduzierten Kleinkunstwerks in= eine ganz gewöhnliche Kokette, eine freche, rote Schönheit,
Bassermann fand hier eine außer¬
teressierle sehr, aber sein Gefühlsk.ima „tres sec“ war natur= und daß der idealistische Schwärmer gerabe aus dieser Aller¬
seine menschliche Erkenntnis und seine
igemäß nicht geeignet, impulsive Beifallsstürme zu entfesseln, weltsdirne sich den Traum der wiederkehrenden reinen
mplizierter innerer Vorgänge in sicht¬
Man war kühl gestimmt, und das jetzt folgende Drama ge¬
Liebe sichtbar macht, ist ein grausam aroteskes Schicksals¬
wollter Leidenschaft, das nur konstruiert, nur Ideenproblem
und Ton umzusetzen, eine Wesenser¬
narrenspiel. Zur fratzenhaften Schicktalsdämonin hätte es
blieb, ohne Verdichtung, konnte die Hörer nicht erorbern.
Aubtil und nüanciert bis in die Finger¬
werden können, zur insernalischen Posse. Aber es ward
[George Rodenbachs, des toten Belgiers Schauspiel.
einer vollendet tünstlerischen Reserve
es nicht, nur blind und töricht, ein Dupierter, erschien der
Le Mirage“ (deutsch von dem seinfühligen Wiener
us entstanden, gebildet, nie von außen
Mann, und weniger Schillsalstragik als ein Hineinfallen dünkte
Siegfried Trebitsch übersetzt ging unter dem Titel „Trug¬
mmentatorisch beleuchtet. Er zeichnet¬
uns sein Erlebnis. Bis dann im letzten Akte unverhofft
bild“. in Szene. Eine Dramatisierung des Romans von
den Schiffbrüchigen des Lebens, der
eine Situationskatastrophe forciert wird. Das Weib verspottet
der toten Stadt steilt es dar. Die tote Stadt ist Brügge.
eren Hochmut, seinen inneren Vorstel¬
den Mann der seinen Ider, sie höhnt ihn und die tote Frau,
Mit schwingender Sensibilitat empfing der Dichter die Ein¬
aft seines Willens das äußere Elend
der sie gleichen soll, sie wirft ihm ihre ganze Geme
enscheint, ein lachender Philosoph
brücke dieser seltsamen, erstarten Welt, an der die Zeit ins Gesicht und vergreist sich schließlich an der Reliquie, d
chehen kann. Wie ein heimlicher Fürst¬
vorübergegangen. In unheimlichen Bann zog sie ihn mit] Haar der Toten. Da bricht der Paroxismus in dem Manne
häbigen Hülle und „spielt mit Men¬
ihrens chweigenden Grachten, den schwarzen Kanälen, den los; der Wahnsinn steigt auf, er muß den Dämon der ihm
reiben und unnützen Wünschen zu und
verwunschenen Kähnen, den alten Kirchen und Spitälern,
sein Erinnern geschändet, überwinden. Mit Raubtiergriff stürzt
der wie Gespenster durch die winkligen Gassen schreitenden
erlegenheit. Doch ein Moment kommt.
er auf die Dirne und erwürgt sie mit der Flechte der toten
r der glaubt, daß die Geschöpfe nuch
Ronnen mit den starren weißen Flügelhauben, den Gold= Frau Oskar Sauer gab die Gestalt des Belasteten tief
altären und den Heiligen Memlincs. Bannen wollte er
merkt, daß er selber nur eine Polle
erfaßt und durchdacht. Sein ganzes Wesen schien wirklich
die das Schicksal aufführt, und zw#n diese Zeichen des Todesschlafes einer Stadt, die mitten] „von drüben her“, in einer Wolke der Unsterblichkeit. Aber
che Rolle, Durch einen Zu###ms in der Gegenwart ihren Vergangenheitstraum in die Un= er und der feingestimm ##orative Rahnen fnach Ent¬
östeund uns den Jenten künstlerischer
endlichkeit fortstinnt. Visionär, wie hinter grauen Flören
#äefen von##mnund Kynöpf). Der Interieurs und der
Er hatte damals schon die heimliche
ziehet in Rodenbachs Buch die Szenerie Brügges vorüber Nebenversceierten Elfenland schaft, konnten das nur gedachte
regisseur zu sein; den scheuen, welt¬
Es genügten ihm aber offenbar die Zeichen feelischer Ein= Werk nicht Gescheung zwingen.
##er muliger und zuversichtlichen durch
druckskunst nicht, er wollte auch Staffage, so ließ er auf
Einen stürmischen Begrüßungserfolg hatte inzwischen der
diesen Hintergründen eine Handlung sich vollzieben, die in
achen und er bestimmte ein Mädchen,
in Berlin so beliebte Julendani Aloys Prasch als mutiger
ergeben war, dazu die Verliebie zu
solcher Athmosphäre wesensgleich hineinstimmt. Die Hani= neuer Herr im schichalsreichen. Theater des Westen
lung der Liebe zu einer Toten, die seine unheimliche Er¬
zehn Jahren findet er, daß aus dem
mit einem ungemein sympathischen musikalischen Prog
füllung darin findet, daß die Tote in einer ihr ähnlichen
n. Die beiden wurden glücklich. Der
auf den Plan tritt und sicher Gegenliebe finden wirh
Frau dem Liebenden wiederkehrt ihn verstrickt, bis dies
sieht bei ihnen in einen still verbor¬
brochte als Probe Smetanas hier nicht bekannte der
8 dazu hören, daß er das Gleiche hätte
verhängnisvolle Spiel voll Einbildung, Gefühlstrug und romantische Oper „Dalibor“, die eine ganz andere
Täuschung mit furchtbarer Katastrophe endigt. Schon in
diese Frau liebte ihn damals, als sie
als die vlksliedhafte humorvolle „Verkaufte Beaut“ er¬
dem Buch war dies Erlebnis des Wittwers, der in der
erfüllte. Die Augen wollte sie ihm
schließt und den ar
che
zeigt. ### Koben slavischen Künstler in
Tänzerin seine tote Frau wiedergefunden wähnt und dann
dessen Hochmut größer als sein mensch¬
nuch dem erten
betrogen und in seiner Idee befleckt zu Grunde geht mehr
##te nicht die demütig ergebene Seele.
schein nach desmanns Wort perst
ein kymbolischer Hinweis als eine charakterisierende Ge¬
ward er betrogen und verlassen und
falebe kann man sich freuen, daß Praich für die D##ch
stattung, mehr die Andeutung eines interessanten Problens,
i einem Traumbild, was an seines
#ing##n so eigenes und starkes musikalisches Temper#ent
des Aehnli fkeitstinnes“, des Zwanges der Vorstelungen
für eine sanfte Einkehr unbemerkt
Wdie Meister Pfihner gewonnen hat.
und der „firen Ide“ als eine Verlörperung biesek Frige¬
Den Record der Menschenzahl auf der Bübne choffentlch
der dichterischen und schauspielerischen durch # bentig, libhaftig gemachte Menschengeschicke. Lei
fauch im Zuschauerraum us nach dem Rettel an diesem
Se
P e

Abend das Leisingtheater amicht haben. Es führte
Auferstehung nach Teistols Roman von Vataille.
übersetzt von Aunte Paumann=Hofer auf. Der gewätt
ge Roman mit
seigen aufwühsenden Eth#s uns seinem
die Hersen aufrüttelnden S## sämint hier in eine Serie wirk¬
samer Bilder aufgelss zu sein. Die dankbacen Moment¬
eindrücke der Lazaret Belängnis und Gerichtsscenen wurden
geschickt zu bunten, bewegten, Auschanungsdemonstrationen aus¬
gebentet und die Fülle uno der un, mit der sie anstürmter.
und das Publikum pacten, verhalt dem Stück zu seinem Erfolg
wis.— ganz al#mode — durch die Attaque.
Felix Poppenberg.=
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