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17. 1. Der Puppenspieler
decken glaubte, hört plötzlich auf. Ihm werden außerdem die kranken, der nur noch den Arzt interessirt und der von Rechts städtischen Publikum in ve
Augen darüber geöffnet, daß seine Geliebte auch Anderen ge-wegen in eine Anstalt gehört. Hugo ist vor Allem ein echt machen. Wenn man die lo
fällig und in ihrem Wesen grundverschieden von der Verstor= fühlender Mensch, ein liebender Mann der sich in der Ver¬
Berlin noch unbekannte Oper
benen sei. Auf den Straßen Brügges irrt Hugo des Abends
zweiflung über den Verlust seines Weibes ein Götzenbild
„Verkaufte Braut“ fast über
einher und sucht vergeblich die Kraft, mit der Tänzerin zu
schafft, bis er es, zur Selbsterkenntniß gelangt, wieder zer¬
gangen ist, so gebietet es die
brechen, die ihn durch ihre Künste gerade so sinnlich fesselt,
stört. Fräulein Triesch hatte als Tänzerin die Linie
zu wenden, dieser Aufführun
wie seine Seele der Verstorbenen gehört. Er sieht seine
gleichfalls nicht richtig erfaßt, die für die Charakteristik dieser
geben. Eine Oper von S#
Todte überall und spricht mit ihr. Plötzlich erscheint sie im Rolle gezogen ist. Sie darf nicht gleich beim ersten Auftreten
in den Hauptrollen besetzt w#
Nebel vor ihm mit den Zügen der Tänzerin und redet zu
als leichtfertige Person gespielt werden, weil die Täuschung leicht erwartete Augenblickser
ihm von dem verlorenen Liebesglück. Darauf verschwindet sonst von vornherein unmöglich wäre. Erst in dem Augen¬
die Pflicht, dem musikalischen
die Erscheinung und er gewahrt wieder die Tänzerin, wie sie blick, als sie das Kostüm der Verstorhenen anlegt und damit
des Werkes zu bieten. Man
zu einem frechen Abenteuer auf die Straße schleicht. Da zu tänzeln anfängt, bricht der angefaulte Kern ihres Na¬
Publikum nicht die Aufgabe
überhäuft sie Hugo mit Vorwürfen und um sich von ihr zu
turells hervor.
Urtheil über ein unbekanntes
trennen, erklärt er ihr, daß er sie selbst niemals geliebt, son¬
Dem Rodenbachschen Drama ging ein einaktiges Stück
lerischen Vorbedingungen nich
dern in ihr immer nur eine Andere gesehen habe.
von Arthur Schnitzler „Der Puppenspieler“
dem Zuhörerkreise hat Mu#
Noch einmal weiß die Verworfene ihn in ihre Netze zu voraus. Ein heruntergekommener und vagabondirender
Kenntniß der Partitur auf an
locken und ihm einen Rausch zu versprechen, in dem er sein Schriftsteller, der sich auf den Willen Anderer eine magisch be= bare Mittheilung bei der Vorf
Weh vergessen werde. Aber schnell stürzt Alles zusammen, stimmende Wirkung zuschreibt und bei ihren Schicksalswen=schließlich führt man Opernn
was er sich an gefährlicher Illusion geschaffen hat. Das Ge¬ dungen die Fäden in der Hand zu haben glaubt, kommt in Zuhörer, sondern für ein in
rede der Stadt über das schlimme Verhältniß ertönt auch in das bürgerlich glückliche Heim seines Freundes. der gerade
nahmefähiges Publikum auf.
seinem Hause immer lauter und treibt seine Wirthschafterin im Begriff steht, sich mit Frau und Kind an den sauber ge= der Bühnenleitung, auf die
dahin, ihren Herrn zu verlassen. Während eine Prozession deckten Tisch zu setzen. Der Schriftsteller giebt dabei den
größte Sorgfalt aufzuwenden
an seinen Fenstern vorbeizieht und die ausgestorbene Stadt
Glauben an seine Ueberlegenheit keineswegs auf, verweigert
schen Berathern nicht entgang
mit den Helden und Heiligen der alten Maler wieder lebendig
jede Rückkehr zu einer vernünftigen Existenz und verschmäht
„Dalibor“ nicht zu jenen Ope
zu werden scheint, besucht ihn die Tänzerin und zeigt das sogar den Platz am Tisch seines Freundes mit der Bemerkung,
und sorgsam erwogene Auffa
Niedrige ihres Charakters, während er die Tiefe der Schmach
daß er sein Mittagbrod immer in der Tasche bei sich führe.
durch die ihnen innewohnende
erkennt, in die er versunken ist. Sie spielt leichtfertig mit Dieser Stolz in Lumpen hätte weit erfreulicher und über- hörer wirken. Eine „heroische
den Erinnerungen an seine Frau, die ihm wie Heiligthümer
zeugender gewirkt ohne den sentimental grüblerischen Zug tischen Textbuch krankt, bedam
erscheinen, und als sie sich sogar an den Flechten der Todten
und das Unterstreichen aller Gedanken im Spiel des Herrn
rung durch gründliche Einstud
vergreift, verlangt er diese wurhend von ihr zurück. Sie ge¬
[Bassermann. Wir sehen in dieser Figur vielmehr einen
des Bühnenleiters heraus, i
währt ihm seinen Wunsch nicht. Er ergreift das Haar, das
naiv heitern Menschen, dessen Weltverachtung einen unbeug¬
Seite des Werkes das Schwe#
sich um ihren Hals geleat hat und erwürgt sie damit. Nicht samen und unheilbaren Größenwahn mit sich bringt, der aber
verlegen wäre.
seine Hand scheint das Verbrechen verübt, sondern die Todte
nicht wie ein Hamlet der Straße einherschleicht, sondern in
Der Held Dalibor ist kein
sich selbst gerächt zu haben.
seinem närrischen Dünkel nur mit einer Dosis Humor darge¬
Antheilnahme hervorzurufen
So wunderlich uns der Stoff auch berührt läßt sich doch
stellt werden kinn.
E. ZX
an seinem Herzensfreund, de
nicht leugnen, daß er tiefe Empfindungen aus ins heraus¬
dessen Mörder, einen Burgg
holt und mit einfachen Mitteln ergreift. Nur muß das Zarte
That wegen von dem König
Theater des Westens.
und Innige, das Schwebende und Zerfließende des Vorgangs
zogen. Als Nebenklägerin ge
auch in der Bühnendarstellung angedeutet sein, wie es im
In einer mangelhaften Aufführung hat uns die neue
des erschlagenen Grafen, Mil
Deutschen Theater keineswegs der Fall war. Herr Sauer Direktion des Theaters des Westens am 12. Sep¬
lebenslänglicher Kerkerhaft ve
machte aus der Rolle des Hugo nicht einen Mann, der ein tember mit der dreiaktigen heroischen Oper „Dalibor“
Haß sich plötzlich, ohne jede
Wunder glaubt und braucht, der mit kräftigem Anlauf über von Friedrich Smetana bekannt gemacht. Es sei
schaftliche Liebe gewandelt ha#
ie Grenze des Endlichen hinwegspringen will, dessen Schwär¬
vorweg ausgesprochen, daß wir es als eine Versündigung
für den Unglücklichen. Als
nerei zur Sinnenlust wird und dessen Sinne sich wieder zur gegen den Genius eines hochbegabten Künstlers halten, eines Gunst eines alten Kerkermeis
zerehrung des Reinen abkühlen, sondern einen Geistes= seiner namhafteren Werke einem musikalisch geschulten groß- Waisenmädchen, dessen sich
17. 1. Der Puppenspieler
decken glaubte, hört plötzlich auf. Ihm werden außerdem die kranken, der nur noch den Arzt interessirt und der von Rechts städtischen Publikum in ve
Augen darüber geöffnet, daß seine Geliebte auch Anderen ge-wegen in eine Anstalt gehört. Hugo ist vor Allem ein echt machen. Wenn man die lo
fällig und in ihrem Wesen grundverschieden von der Verstor= fühlender Mensch, ein liebender Mann der sich in der Ver¬
Berlin noch unbekannte Oper
benen sei. Auf den Straßen Brügges irrt Hugo des Abends
zweiflung über den Verlust seines Weibes ein Götzenbild
„Verkaufte Braut“ fast über
einher und sucht vergeblich die Kraft, mit der Tänzerin zu
schafft, bis er es, zur Selbsterkenntniß gelangt, wieder zer¬
gangen ist, so gebietet es die
brechen, die ihn durch ihre Künste gerade so sinnlich fesselt,
stört. Fräulein Triesch hatte als Tänzerin die Linie
zu wenden, dieser Aufführun
wie seine Seele der Verstorbenen gehört. Er sieht seine
gleichfalls nicht richtig erfaßt, die für die Charakteristik dieser
geben. Eine Oper von S#
Todte überall und spricht mit ihr. Plötzlich erscheint sie im Rolle gezogen ist. Sie darf nicht gleich beim ersten Auftreten
in den Hauptrollen besetzt w#
Nebel vor ihm mit den Zügen der Tänzerin und redet zu
als leichtfertige Person gespielt werden, weil die Täuschung leicht erwartete Augenblickser
ihm von dem verlorenen Liebesglück. Darauf verschwindet sonst von vornherein unmöglich wäre. Erst in dem Augen¬
die Pflicht, dem musikalischen
die Erscheinung und er gewahrt wieder die Tänzerin, wie sie blick, als sie das Kostüm der Verstorhenen anlegt und damit
des Werkes zu bieten. Man
zu einem frechen Abenteuer auf die Straße schleicht. Da zu tänzeln anfängt, bricht der angefaulte Kern ihres Na¬
Publikum nicht die Aufgabe
überhäuft sie Hugo mit Vorwürfen und um sich von ihr zu
turells hervor.
Urtheil über ein unbekanntes
trennen, erklärt er ihr, daß er sie selbst niemals geliebt, son¬
Dem Rodenbachschen Drama ging ein einaktiges Stück
lerischen Vorbedingungen nich
dern in ihr immer nur eine Andere gesehen habe.
von Arthur Schnitzler „Der Puppenspieler“
dem Zuhörerkreise hat Mu#
Noch einmal weiß die Verworfene ihn in ihre Netze zu voraus. Ein heruntergekommener und vagabondirender
Kenntniß der Partitur auf an
locken und ihm einen Rausch zu versprechen, in dem er sein Schriftsteller, der sich auf den Willen Anderer eine magisch be= bare Mittheilung bei der Vorf
Weh vergessen werde. Aber schnell stürzt Alles zusammen, stimmende Wirkung zuschreibt und bei ihren Schicksalswen=schließlich führt man Opernn
was er sich an gefährlicher Illusion geschaffen hat. Das Ge¬ dungen die Fäden in der Hand zu haben glaubt, kommt in Zuhörer, sondern für ein in
rede der Stadt über das schlimme Verhältniß ertönt auch in das bürgerlich glückliche Heim seines Freundes. der gerade
nahmefähiges Publikum auf.
seinem Hause immer lauter und treibt seine Wirthschafterin im Begriff steht, sich mit Frau und Kind an den sauber ge= der Bühnenleitung, auf die
dahin, ihren Herrn zu verlassen. Während eine Prozession deckten Tisch zu setzen. Der Schriftsteller giebt dabei den
größte Sorgfalt aufzuwenden
an seinen Fenstern vorbeizieht und die ausgestorbene Stadt
Glauben an seine Ueberlegenheit keineswegs auf, verweigert
schen Berathern nicht entgang
mit den Helden und Heiligen der alten Maler wieder lebendig
jede Rückkehr zu einer vernünftigen Existenz und verschmäht
„Dalibor“ nicht zu jenen Ope
zu werden scheint, besucht ihn die Tänzerin und zeigt das sogar den Platz am Tisch seines Freundes mit der Bemerkung,
und sorgsam erwogene Auffa
Niedrige ihres Charakters, während er die Tiefe der Schmach
daß er sein Mittagbrod immer in der Tasche bei sich führe.
durch die ihnen innewohnende
erkennt, in die er versunken ist. Sie spielt leichtfertig mit Dieser Stolz in Lumpen hätte weit erfreulicher und über- hörer wirken. Eine „heroische
den Erinnerungen an seine Frau, die ihm wie Heiligthümer
zeugender gewirkt ohne den sentimental grüblerischen Zug tischen Textbuch krankt, bedam
erscheinen, und als sie sich sogar an den Flechten der Todten
und das Unterstreichen aller Gedanken im Spiel des Herrn
rung durch gründliche Einstud
vergreift, verlangt er diese wurhend von ihr zurück. Sie ge¬
[Bassermann. Wir sehen in dieser Figur vielmehr einen
des Bühnenleiters heraus, i
währt ihm seinen Wunsch nicht. Er ergreift das Haar, das
naiv heitern Menschen, dessen Weltverachtung einen unbeug¬
Seite des Werkes das Schwe#
sich um ihren Hals geleat hat und erwürgt sie damit. Nicht samen und unheilbaren Größenwahn mit sich bringt, der aber
verlegen wäre.
seine Hand scheint das Verbrechen verübt, sondern die Todte
nicht wie ein Hamlet der Straße einherschleicht, sondern in
Der Held Dalibor ist kein
sich selbst gerächt zu haben.
seinem närrischen Dünkel nur mit einer Dosis Humor darge¬
Antheilnahme hervorzurufen
So wunderlich uns der Stoff auch berührt läßt sich doch
stellt werden kinn.
E. ZX
an seinem Herzensfreund, de
nicht leugnen, daß er tiefe Empfindungen aus ins heraus¬
dessen Mörder, einen Burgg
holt und mit einfachen Mitteln ergreift. Nur muß das Zarte
That wegen von dem König
Theater des Westens.
und Innige, das Schwebende und Zerfließende des Vorgangs
zogen. Als Nebenklägerin ge
auch in der Bühnendarstellung angedeutet sein, wie es im
In einer mangelhaften Aufführung hat uns die neue
des erschlagenen Grafen, Mil
Deutschen Theater keineswegs der Fall war. Herr Sauer Direktion des Theaters des Westens am 12. Sep¬
lebenslänglicher Kerkerhaft ve
machte aus der Rolle des Hugo nicht einen Mann, der ein tember mit der dreiaktigen heroischen Oper „Dalibor“
Haß sich plötzlich, ohne jede
Wunder glaubt und braucht, der mit kräftigem Anlauf über von Friedrich Smetana bekannt gemacht. Es sei
schaftliche Liebe gewandelt ha#
ie Grenze des Endlichen hinwegspringen will, dessen Schwär¬
vorweg ausgesprochen, daß wir es als eine Versündigung
für den Unglücklichen. Als
nerei zur Sinnenlust wird und dessen Sinne sich wieder zur gegen den Genius eines hochbegabten Künstlers halten, eines Gunst eines alten Kerkermeis
zerehrung des Reinen abkühlen, sondern einen Geistes= seiner namhafteren Werke einem musikalisch geschulten groß- Waisenmädchen, dessen sich