II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 69

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17.1. Der Punnenspieler

schen Syndikatsgesetzes vom Tage an verlustig gehen] Wind, unter einer grauen Wolkendecke, welche den schönsten mouth erwartet wurde, aber doch
werden, wo der Senat das von der Kammer bereits an= Himmel der Welt verhüllt und jenes perl= und gold= arger Friedensstörer gegenüber.
genommene Gesetz über die Arbeiterpensionen votieren wird 3 schimmernde Licht, das ein Jahrhundert lang das Auge patriarchalischen Zuständen, wie
nachträglich wurde sie mit einer Art Untertitel belehnt. ein, der Westen mit seinem Luxus, seiner feineren Lebens¬
Grunde geht? Bei Hauptmann
Auf dem Theaterzettel liest man über dem Personen= kunst, seinen durchgeistigten Genüssen. Die Schlachzizen
dem er seine Schuld gestanden. „
verzeichnis das geheimnisvolle Wort „Nocturnus“,
tragen Pelz und Zobelmütze, sind Menschen, welche der
geruht?“
fragt Starschenski, un
und wer es liest, den schaudert doch ein wenig. Ein
Natur noch ziemlich nahe stehen, Menschen mit unge¬
„unverhohlenem Triumph“ ant
nächtiges Spiel erwartet ihn somit, ein Nachtstück, dunkle
schminkten Gefühlen und ungebändigten Leidenschaften,
Dritte: „Ich habe gelebt.“ Er v
Schatten wird er sehen, unbefriedete Seelen, böse Geister,
und zwischendurch schlängelt sich diese schon etwas raffi¬
besondere Nötigung, er ist ein w#
böse Tiere lupus nocturnus obambulat, böse Träume
nierte Elga, der Pariser Mode huldigend und nach allem
Strick wohlverdiente. Dagegen wir
vielleicht. Das letztere trifft zu. Hauptmann hat die Hand¬
greifend, was da blinkt und funkelt. Ihr gehört die ganze
begnadigt. Der alte Griuparzere#
lung in den umflorten Rahmen eines dramatischen Traum¬
Liebe des Dichters. Eigentlich ist auch sie noch ein halbes
ungleich kühnere Dichter, er
bildes gefaßt. Grillparzer läßt den Grafen Starschenski
Naturkind, eine schöne Bestie mit schwarzem Haar und
tiefsten Abgrund der Schlechtigte#
einfach seine Geschichte erzählen, bei Hauptmann wird sie
blauen Augen, doch schon bezieht sie aus Paris mit ihren
Medea aus ihr, schildert sie als
von einem Ritter, der in dem Kloster von Sendomir
Toiletten auch ihre Sehnsüchte. Sie spricht manchmal, als
wäre, ihr Kind zu töten, das K
nächtigt, geträumt. Also geträumt von einem Menschen,
ob sie, ein leibhaftiger Anachronismus, Zola und Maeter¬
das eigene Leben zu retten. Dor##
der sie gar nicht kennt, den sie gar nichts angeht, der in
linck gelesen hätte; sie kennt sich nach allen Richtungen
Dichter nicht mitzugehen. Die kü
der ersten Szene hereingeschneit wird, um sich in der
aus, wie ja auch ihr Meister und Herr von jeher ein
durch ein kräftig Wörtlein. Nach
letzten als etwas durchaus Ueberflüssiges zu empfehlen.
Dichter war, der sich nicht im Naturalismus einkapselte,
Starschenski Töne der Versöhnun
Nie zuvor ist diese dramatische Form so widersinnig ge¬
sondern mit flinkem Tanzbein zwischen den verschiedensten
ihn zurück. „Ich speie dich an,“
braucht worden. Im Leben, in der Wirklichkeit hat der
Gattungen zu chassieren verstand. Das bleibt schließlich
fällt, und der Traum ist ausget
Traum keiner Regel zu folgen, aber auf der Bühne, im
Ritter erwacht und reitet wieder
sein autes Recht. Wenn seine Elga auftritt, hat sich jus
logisch erdachten Kunstwerk, versichtbart er selbstverständlich
ein Schmetterling auf ihre Brust niedergelassen, und dieser
kommen, als ein Ueberzähliger,
das Seelenleben des Träumers, ist er immer die Ver¬
Schmetterling ist natürlich ein symbolisches Tierchen. Sie
Stückes auch nicht mit dem kleine
bildlichung eines vergangenen oder vorderhand nur ge¬
fürchtet die Langweile -
— eine aristokratische Kultur¬
Ein wunderlicher Zwiespalt
dachten, erhofften, befürchteten Schicksals und kann nichts
pflanze, welche dazumal kaum die ersten schüchternen Keime
der Dichtung und dem Stil der ##
anderes sein. „Die Träume — sie erschaffen nicht die
trieb — und als ganz modernes literarisches Präparat
Die Dichtung ist ein verflogenes
Wünsche, die vorhand'nen wecken sie; und was jetzt
enthüllt sie sich, indem sie nicht bloß das Leben bejaht,
man aber auf der Bühne voll
verscheucht der Morgen, lag als Keim in dir verborgen.“
sondern auch mit dem Tode sehr gut zu stehen behauptet.
Realismus einzuhauchen sich bem
So spricht der alte Massud i „Der Traum ein Leven“,
Von ihm will sie das Lachen gelernt haben.
der sich verteidigen läßt. Herr
denn wir brauchen ja nicht weit zu suchen, um für die
Sie hat auch böse Träume, denn in dem Stück, das
trägt in der Kehle eine helle T
besagte Form ein klassisches Vorbild zu finden. Jener
ein Traumbild ist, wird überdies sehr viel geträu t. Der
mit plastischer Deutlichkeit zu
Ritter aber träumt aus einem ihm ganz fremden Vor¬
Traum im Traume. Es träumt die Frau, es trä nt der
oder weniger fehlen nur die D
stellungskreise heraus, aus einer Seele, die ihm gar nicht
Mann. Dieser natürlich von seiner Frau, und er erzählt
Klangfarben, die Uebergänge, das
gelürt, und was in der Hand des Künstlers ein Mittel
seinen Traum wie ein Ringelgedicht, mit Wortwieder¬
liche Mann mit der weittragende
tiefster Menschenerforschung gewesen, wird hier zum gewöhn¬
holungen à la Heine. Es war Nacht, der Mond kalk¬
Leiblichkeit ist auch im Sobieski¬
lichen Theaterkniff erniedrigt.
bleich, und der kalkbleiche Mond schien über ein weites
was ihn nicht hindert, die Rolle
Man fragt sich, wodurch Gerhart Hauptmann zu
gebirgiges Land, und in dem weiten gebirgigen Land
Ihren schwierigsten Teil, das
dieser Beasbeitung sich bestimmen ließ. An dem Sioffe
waren die Täler mit Menschenschädeln gefüllt, und dar¬
das Schwanken zwischen Gewißhe
reizte ihn zunächst wohl der malerische Kontrast, den er
über tanzte ein junges Weib, und das junge Weib war
woütende Eifersucht, die furchtbare
dem Auge versprach. Der Schauplatz ist Polen in nach¬
nackt, und das nackte Weib war Elga. Der Traum tut
heit zuletzt, dies alles, was in
jagellonischer Zeit, Polen, von König Sobieski regiert.
ihr aber unrecht. Wo sollen die vielen Menschenschädel Schauspieler erfordert bewältigt
In dem noch halb wilden Lande dringt schon der Westen herkommen, da doch nur der einzige Oginski an ihr zu l Meisterschaft. Ein Rest bleibt glei