17.1. Der Puppenspieler box 22/6
ohdonuvgs
P• 1JOHg
Ausschnitt aus:
vom: 3 5. 1/8.—
AND, WIEN‘
[Theater ai der Wien.) Mit dem heutigen
Abende begann das unter der Leitung des Direktors Dr. Otto
[Brahm stehende Ensemble des Berliner Lelling
sthenters sein Gesamtgastspiekk
Prachtzuerst die einaktige Studie von Arthur
Schnitz
: „Der Puppenspieler= zur Darstellung.
en, vereinigt mit dem einaktigen Puppenspiel:
Der tapfere Cassian= und der vor kurzem zur Erstauffüh¬
rung gebrachten einaktigen Burleske: =Zum großen Wurstel¬
in einem heuer erst in zweiter Auflage ausgegebenen Buche,
betitelt =Marionetten=. Sie bildet für die Wiener
Theaterbesucher eine Neuheit. Dieselbe ist nichts weiter als
eine Plauderei, ein Dialog zwischen zwei Männern diametral
entgegengesetzten Charakters; Jugendfreunden, welche
sich jahrelang nicht sahen und nun durch Zufall wieder zu¬
sammentrafen. Der eine von beiden, der Obosspieler Eduurd
Jagisch, ist ein in sich gefestigter Mensch und glücklicher
Familienvater, der andere, Georg Merklin, ein bummelndes,
nahezu verlottertes Genie. Sie kommen auf ihr letztes Bei¬
sammensein, seit welchem bereits elf Jahre verstrichen sind,
zu sprechen. Damals saß jedem der beiden ein jugendfrisches
Mädchen zur Seite. Georg hatte seinen Freund Eduard,
der damals ein verschüchterter, ängstlicher Junge war, mit
Anna, einer Freundin seiner Geliebten Irene, bekannt ge¬
macht, damit der Weltunerfahrene an ein Glück glauben
lerne; er war der Puppenspieler, welcher zwei Marionetten
an seinen Drähten lenkte. Anna mußte sich in Eduard ver¬
liebt stellen und erzielte damit eine von ihr nicht beabsichtigte
Wirkung. Sie selbst strebte nämlich nach dem Besitze Georgs
und wollte ihn durch Eifersuchtserregung zu einer Erklärung
zwingen. Diese bleibt jedoch aus und das Ergebnis war,
daß Anna die Frau Eduards in glücklicher Ehe wurde.
Der Puppenspieler erfährt von diesem Erfolge seiner
Tätigkeit selbst erst, als Eduards Frau auf der Szene
erscheint. Von dieser zum Abendessen geladen, ver¬
zichtet Georg hierauf und empfiehlt sich, möglicher¬
weise auf
Nimmerwiedersehen. In dieser Piece
wurde von Albert B
rmann in
der
Rolle Georg Merklins vorzüglich gespielt und es fand
diese Leistung auch die reichlich verdiente Anerkennung.
An zweiter Stelle gab man das in
sechs Szenen gegliederte, bereits 1896 geschriebene einaktiges#
Elga-; für Wien
###a#erhanmeuheit. Es ist nach einer von Grillparzer
im Jahre 1828 unter dem Titel: =Das Kloster bei Sen¬
domirs veröffentlichten Erzählung bearbeitet. Abgesehen von
dem Schlusse folgt Gerhart Hauptmann in allem wesent¬
lichen und vielfach auch im einzelnen dem von ihm benützten
Originale. Das Stück behandelt die an schreckhaftem reiche
Geschichte einer Klostergründung. Bei Grillvarzer wird sie
von einem Mönche, dem unglücklichen Gründer jenes Klosters,
zweien deutschen Rittern erzählt, bei Gerhart Hauptmann
erscheint sie einem Ritter als Traumgebilde. Bei Grillparzer er¬
mordet der polnische Graf Starschenski sein dämonisches Weib,
als er von dessen Ehebruch erfährt und büßt sodann seine Schuld
in dem von ihm gestifteten Kloster, bei Gerhart Hauptmann
läßt der Graf den Ehebrecher erdrosseln, was mit der
Frau geschieht, erfährt man nicht. — Bei feinem Spiele
würde Hauptmanns interessante Arbeit zweifelsohne ästheti¬
schen Genuß bereiten, doch was uns die Berliner heute
boten, war sowohl was Regieführung wie Spiel anlangt,
jeder Feinheit bar. Infolgedessen trat auch nach dem letzten
Fallen des Vorhanges für kurze Zeit peinliche Stille ein,
aber alsbald trat die Claque in geräuschvolle Wirksamkeit.
Hoffentlich erleben wir von den Berliner Gästen noch
bassoran
Wer.
Telephon 12801.
99
„UBSEHVER
I. österr. behördl konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussehnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt Naue Freie Presse. Wien
—5 5.
vom:
Theater= und Kunstnachrichten.
Wien, 4. Mai.
[Theater an der Wien.] Das Berliner Lessing¬
Theater (Direktion Dr. Otto Brahm) eröffnete heute mit
„Elga“ von Gerhart Haupimann als Gesamgastspiel. Das
Stück, für Wien ganz neu, ist eine dramatische Umschreibung
von Grillparzers Novelle „Das Kloster von Sendomir“ einer
Ehebruchsgeschichte mit historischem Hintergrund. Gerhart
Hauptmann hat dieselbe in gröbster Holzschnittmanier ins
Dramatische übertragen, und diese Bearbeitung bringt einige
wirkungsvolle Momente, verliert sich aber zuletzt in eine
rein äußerliche Schauertheatralik. Die Darstelluna
Herr
Rittner und Frau Irene Triesch in den Hauptrollen
erreicht nicht selten eine bedeutende Höhe, so daß man
dem Ganzen mit Interesse folgt wenn auch ohne Behagen.
Voran ging „Der Puppenspieler“ ein kleiner Ein¬
akter von Arthur Schnitzler, der, obwohl fast zu zort
für die Bühne, zu sinnvoll, zu gedacht, sehr freundliche Auf¬
nahme fand. In der Titelrolle leistete Herr Bassermann
sehr seine schauspielerische Arbeit. Wir kommen auf beide
Werke eingehender zurück.—
ohdonuvgs
P• 1JOHg
Ausschnitt aus:
vom: 3 5. 1/8.—
AND, WIEN‘
[Theater ai der Wien.) Mit dem heutigen
Abende begann das unter der Leitung des Direktors Dr. Otto
[Brahm stehende Ensemble des Berliner Lelling
sthenters sein Gesamtgastspiekk
Prachtzuerst die einaktige Studie von Arthur
Schnitz
: „Der Puppenspieler= zur Darstellung.
en, vereinigt mit dem einaktigen Puppenspiel:
Der tapfere Cassian= und der vor kurzem zur Erstauffüh¬
rung gebrachten einaktigen Burleske: =Zum großen Wurstel¬
in einem heuer erst in zweiter Auflage ausgegebenen Buche,
betitelt =Marionetten=. Sie bildet für die Wiener
Theaterbesucher eine Neuheit. Dieselbe ist nichts weiter als
eine Plauderei, ein Dialog zwischen zwei Männern diametral
entgegengesetzten Charakters; Jugendfreunden, welche
sich jahrelang nicht sahen und nun durch Zufall wieder zu¬
sammentrafen. Der eine von beiden, der Obosspieler Eduurd
Jagisch, ist ein in sich gefestigter Mensch und glücklicher
Familienvater, der andere, Georg Merklin, ein bummelndes,
nahezu verlottertes Genie. Sie kommen auf ihr letztes Bei¬
sammensein, seit welchem bereits elf Jahre verstrichen sind,
zu sprechen. Damals saß jedem der beiden ein jugendfrisches
Mädchen zur Seite. Georg hatte seinen Freund Eduard,
der damals ein verschüchterter, ängstlicher Junge war, mit
Anna, einer Freundin seiner Geliebten Irene, bekannt ge¬
macht, damit der Weltunerfahrene an ein Glück glauben
lerne; er war der Puppenspieler, welcher zwei Marionetten
an seinen Drähten lenkte. Anna mußte sich in Eduard ver¬
liebt stellen und erzielte damit eine von ihr nicht beabsichtigte
Wirkung. Sie selbst strebte nämlich nach dem Besitze Georgs
und wollte ihn durch Eifersuchtserregung zu einer Erklärung
zwingen. Diese bleibt jedoch aus und das Ergebnis war,
daß Anna die Frau Eduards in glücklicher Ehe wurde.
Der Puppenspieler erfährt von diesem Erfolge seiner
Tätigkeit selbst erst, als Eduards Frau auf der Szene
erscheint. Von dieser zum Abendessen geladen, ver¬
zichtet Georg hierauf und empfiehlt sich, möglicher¬
weise auf
Nimmerwiedersehen. In dieser Piece
wurde von Albert B
rmann in
der
Rolle Georg Merklins vorzüglich gespielt und es fand
diese Leistung auch die reichlich verdiente Anerkennung.
An zweiter Stelle gab man das in
sechs Szenen gegliederte, bereits 1896 geschriebene einaktiges#
Elga-; für Wien
###a#erhanmeuheit. Es ist nach einer von Grillparzer
im Jahre 1828 unter dem Titel: =Das Kloster bei Sen¬
domirs veröffentlichten Erzählung bearbeitet. Abgesehen von
dem Schlusse folgt Gerhart Hauptmann in allem wesent¬
lichen und vielfach auch im einzelnen dem von ihm benützten
Originale. Das Stück behandelt die an schreckhaftem reiche
Geschichte einer Klostergründung. Bei Grillvarzer wird sie
von einem Mönche, dem unglücklichen Gründer jenes Klosters,
zweien deutschen Rittern erzählt, bei Gerhart Hauptmann
erscheint sie einem Ritter als Traumgebilde. Bei Grillparzer er¬
mordet der polnische Graf Starschenski sein dämonisches Weib,
als er von dessen Ehebruch erfährt und büßt sodann seine Schuld
in dem von ihm gestifteten Kloster, bei Gerhart Hauptmann
läßt der Graf den Ehebrecher erdrosseln, was mit der
Frau geschieht, erfährt man nicht. — Bei feinem Spiele
würde Hauptmanns interessante Arbeit zweifelsohne ästheti¬
schen Genuß bereiten, doch was uns die Berliner heute
boten, war sowohl was Regieführung wie Spiel anlangt,
jeder Feinheit bar. Infolgedessen trat auch nach dem letzten
Fallen des Vorhanges für kurze Zeit peinliche Stille ein,
aber alsbald trat die Claque in geräuschvolle Wirksamkeit.
Hoffentlich erleben wir von den Berliner Gästen noch
bassoran
Wer.
Telephon 12801.
99
„UBSEHVER
I. österr. behördl konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussehnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt Naue Freie Presse. Wien
—5 5.
vom:
Theater= und Kunstnachrichten.
Wien, 4. Mai.
[Theater an der Wien.] Das Berliner Lessing¬
Theater (Direktion Dr. Otto Brahm) eröffnete heute mit
„Elga“ von Gerhart Haupimann als Gesamgastspiel. Das
Stück, für Wien ganz neu, ist eine dramatische Umschreibung
von Grillparzers Novelle „Das Kloster von Sendomir“ einer
Ehebruchsgeschichte mit historischem Hintergrund. Gerhart
Hauptmann hat dieselbe in gröbster Holzschnittmanier ins
Dramatische übertragen, und diese Bearbeitung bringt einige
wirkungsvolle Momente, verliert sich aber zuletzt in eine
rein äußerliche Schauertheatralik. Die Darstelluna
Herr
Rittner und Frau Irene Triesch in den Hauptrollen
erreicht nicht selten eine bedeutende Höhe, so daß man
dem Ganzen mit Interesse folgt wenn auch ohne Behagen.
Voran ging „Der Puppenspieler“ ein kleiner Ein¬
akter von Arthur Schnitzler, der, obwohl fast zu zort
für die Bühne, zu sinnvoll, zu gedacht, sehr freundliche Auf¬
nahme fand. In der Titelrolle leistete Herr Bassermann
sehr seine schauspielerische Arbeit. Wir kommen auf beide
Werke eingehender zurück.—