17.1. Der Puppenspieler bax 22/6
lungen, daß Nicht nur bei den Zenkratstelen int beleits in den ninihten Tagen die Erganisationf kart Kun, das sein Bethatten durch die politische
Wien, sondern auch bei den hohen Landesstellen seiner neuen Partei, die den Namen Unions= Propaganda der Serben veranlaßt worden sei,
in Prag und in Brünn das tschechische Elementspartei führt, beginnen. Einige Schwierigkeiten deren großserbische Bestrebungen mit seinen politi¬
entsprechend vertreten ist. — Was die geplanten ergeben sich jetzt bereits aus dem Umstande, daß die schen Überzeugungen im Widerspruche stehen. Die
deutsch=tschechischen Ausgleichsverhandlun= Serben in scharfe Opposition zu Baron Propaganda der Serben, dahin zu wirken, daß
Glückes, ein großer Puppenspieler gewesen zu Außen= und verwahrloster Innenseite. Ein reicher
A. 10
Mann kauft das Bild. „Meine Kunst hat ihn ent¬
sein.“
Einakter=Abend. g#
zückt,“ denkt der naive Maler. Der Käufer aber
Felix Dörmanns Sittenbild „Der Mäzen“
„Der Puppenspieler". Studie von Artur
ist Geschäftsmann, er sucht praktischen Sinnes
zeigt uns einen jungen unverdorbenen Menschen,
„Der Mäzen“. Sittenbild von
Schu##en
hinter der Kunst das Leben, und mit Geld, das in
einen Maler, verliebt in ein Mädchen von hübscher
„Die Brieftasche“.
perte
diesem Falle gute Worte fast überflüssig macht,
Komödie von Oktave Mirbeau. Zur Aufführung im
Theater am Franzensplatz am 18. Jänner 1908.
Der „Puppenspieler“ stammt aus Schnitz= kauft er sich das schöne Urbild des Gemäldes. Der
verratene junge Mann muß es sich gefallen lassen,
lers Einakter=Zyklus „Marionetten“, die alle als
Der Einakterabend begann mit günstigen
leitenden Gedanken die Anschauung verfechten, daß wir
daß seine „Braut“ (eine Braut, für die man nicht
Zeichen und endete unter gelindem Pfeifen. Der
nur armselige Drahtpuppen in der Hand des Geschickes
genug dicke Anführungszeichen finden kann) ihm
Beifall galt den Stücken von Schnitzler und Dör¬
sind, keinen Augenblick über unserem Schicksal stehen.
gegenüber noch die Wohltäterin spielt, die sich nur,
mann, die Ausdrücke des Mißfallens der Satire
— In dem Einakter, der in den „Marionetten“ dem
um ihn in seiner künstlerischen Laufbahn nicht zu
„Puppenspieler“ folgt, im „Tapferen Cassian“
von Octave Mirbeau.
111
wird uns ein junger Fant vorgeführt, der im Vollgefühle
stören, von ihm zurückzieht. Nach einer Reihe köst¬
Der „Puppenspieler“ Artur Schnitzlers
des Besitzes von Weib und Gut schwelgt. Aber während
licher Szenen gießt der Mäzen über sein Opfer
ist ein Mensch, der in dem Wahn lebt, er vermöge
er sich lecklich dessen brüftet, hat er Liebe und Glück,
noch eine Hand voll praktischer Lebensregeln aus,
Geld und Gut schon an einen andern verloren. Wäh¬
hinter die Coulissen zu blicken, zwischen denen
die den Mann so taktlos erscheinen lassen, daß
wend er in stolzem Kraftbewußtsein seine Glieder streckt
sich unser Schicksal, die Tragödie oder Komödie
und dehnt, muß er erkennen, daß sie an unsichtbaren
man der Wahrheit und des Witzes, die in seinen
unseres Lebens abspielt. Er traut sich die Macht
Drähten hängen, daß er wie die Geliebte und sein
Worten zweifellos stecken, nicht recht froh werden
zu, die Daseinswege seiner Mitmenschen nach
Freund, der rohe Landsknecht Cassian, nur eine Ham¬
kann. Auch daß die zynischen Betrachtungen des
pelmannfigur ist. Klingt dieses Stück schon mit kecker
seinem Willen zu leiten. So hat er einmal im
lüsternen Alten den die Maske väterlichen Wohl¬
Absicht an die echte Puppenkomödie an, so verläuft das
Geheimen in das Schicksal eines Freundes, der
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letzte Stück der Reihe „Zum großen Wurstl“
wollens herzlich schlecht kleidet, auf den jungen
ihm zu schüchtern schien, selbständig ein Glück zu
ebenso beabsichtigt in grotesken Scherzen. Die Grenzen
Mann im Augenblicke des Schmerzes so viel Wir¬
erringen, wohlwollend eingegriffen. Aber in dem
zwischen den Puppen des Marionettentheaters, das hier
kung tun, daß er sie mit Worten heißen Dankes
aufgeschlagen ist, und den Vertretern des Publi¬
Spiel, das er zu Gunsten des anderen veranstaltete,
erwidert, scheint ein wenig befremdlich. Wird sich
kuums verwischen sich ganz: „Wurstel“ sind alle:
hat er — ohne es zu ahnen — das eigene Glück
Marionetten, Dichter und Zuschauer. Ja, die Puppen,
unverdorbene Jugend wirklich nach einem
verspielt. Um dieses Streiches willen steht er als
die nach dem Willen eines Dichters handeln, führen
bitteren Erlebnis den herzlosen Erwägungen eines
alter Mann, als ein Schiffbrüchiger, als Heim¬
sogar ein sinnigeres Leben als die Menschen, die ihre
so verächtlichen Lehrmeisters so rasch und demütig
Rollen, abhängig von Meister Tod, selten gleich harmo¬
und Heimatloser neben seinem Schützling, der in
beugen?
nisch zu Ende führen können, die gar oft mitten in
behaglichem Frieden ein Glück genießt, das eigent¬
den besten Szenen plötzlich abbrechen müssen. Es ist
Diesem immerhin lustigen und sehr wirksamen
lich ihm bestimmt war. Zu stolz, seinen Vorwitz
schade, daß man uns nicht an Stelle des Einakters von
Stück folgte als drittes Octave Mirbeaus Einakter
von einst zu bereuen, redet er sich auch angesichts
Mirbeau den „Tapferen Cassian“ geboten hat. Trotz
„Die Brieftasche“. Er ist trotz eines nicht
des marionettenhaften Schlusses ist ihm wegen der
dieses Bildes ein, nichts zu entbehren und sein
üblen Grundgedankens ziemlich mißlungen. Octave
sicheren Betonung der Grundidee und wegen des träf¬
Schicksal doch nur zu seinem Besten „gelenkt“
tigen Ganges der Handlung eine hohere Bühnenwirkung
Mirbeau erwies sich nur einmal als ein Dichter:
zu haben. Seine „Puppen“ lassen ihm mitleidig
zuzuerkennen als dem prächtigen „Puppenspieler“, der
in seinem furchtbaren, von sadistischen Phantasien
dieses Einzige, das ihm bleibt, diesen armseligen
zarter, vornehmer, verhaltener, gewissermaßen nur an¬
Trost, ein tiefblickender Meister, seines deutungsweise das Thema des ganzen Zyklus anschlägt, überfüllten, in Österreich verbotenen Roman „Der
lungen, daß Nicht nur bei den Zenkratstelen int beleits in den ninihten Tagen die Erganisationf kart Kun, das sein Bethatten durch die politische
Wien, sondern auch bei den hohen Landesstellen seiner neuen Partei, die den Namen Unions= Propaganda der Serben veranlaßt worden sei,
in Prag und in Brünn das tschechische Elementspartei führt, beginnen. Einige Schwierigkeiten deren großserbische Bestrebungen mit seinen politi¬
entsprechend vertreten ist. — Was die geplanten ergeben sich jetzt bereits aus dem Umstande, daß die schen Überzeugungen im Widerspruche stehen. Die
deutsch=tschechischen Ausgleichsverhandlun= Serben in scharfe Opposition zu Baron Propaganda der Serben, dahin zu wirken, daß
Glückes, ein großer Puppenspieler gewesen zu Außen= und verwahrloster Innenseite. Ein reicher
A. 10
Mann kauft das Bild. „Meine Kunst hat ihn ent¬
sein.“
Einakter=Abend. g#
zückt,“ denkt der naive Maler. Der Käufer aber
Felix Dörmanns Sittenbild „Der Mäzen“
„Der Puppenspieler". Studie von Artur
ist Geschäftsmann, er sucht praktischen Sinnes
zeigt uns einen jungen unverdorbenen Menschen,
„Der Mäzen“. Sittenbild von
Schu##en
hinter der Kunst das Leben, und mit Geld, das in
einen Maler, verliebt in ein Mädchen von hübscher
„Die Brieftasche“.
perte
diesem Falle gute Worte fast überflüssig macht,
Komödie von Oktave Mirbeau. Zur Aufführung im
Theater am Franzensplatz am 18. Jänner 1908.
Der „Puppenspieler“ stammt aus Schnitz= kauft er sich das schöne Urbild des Gemäldes. Der
verratene junge Mann muß es sich gefallen lassen,
lers Einakter=Zyklus „Marionetten“, die alle als
Der Einakterabend begann mit günstigen
leitenden Gedanken die Anschauung verfechten, daß wir
daß seine „Braut“ (eine Braut, für die man nicht
Zeichen und endete unter gelindem Pfeifen. Der
nur armselige Drahtpuppen in der Hand des Geschickes
genug dicke Anführungszeichen finden kann) ihm
Beifall galt den Stücken von Schnitzler und Dör¬
sind, keinen Augenblick über unserem Schicksal stehen.
gegenüber noch die Wohltäterin spielt, die sich nur,
mann, die Ausdrücke des Mißfallens der Satire
— In dem Einakter, der in den „Marionetten“ dem
um ihn in seiner künstlerischen Laufbahn nicht zu
„Puppenspieler“ folgt, im „Tapferen Cassian“
von Octave Mirbeau.
111
wird uns ein junger Fant vorgeführt, der im Vollgefühle
stören, von ihm zurückzieht. Nach einer Reihe köst¬
Der „Puppenspieler“ Artur Schnitzlers
des Besitzes von Weib und Gut schwelgt. Aber während
licher Szenen gießt der Mäzen über sein Opfer
ist ein Mensch, der in dem Wahn lebt, er vermöge
er sich lecklich dessen brüftet, hat er Liebe und Glück,
noch eine Hand voll praktischer Lebensregeln aus,
Geld und Gut schon an einen andern verloren. Wäh¬
hinter die Coulissen zu blicken, zwischen denen
die den Mann so taktlos erscheinen lassen, daß
wend er in stolzem Kraftbewußtsein seine Glieder streckt
sich unser Schicksal, die Tragödie oder Komödie
und dehnt, muß er erkennen, daß sie an unsichtbaren
man der Wahrheit und des Witzes, die in seinen
unseres Lebens abspielt. Er traut sich die Macht
Drähten hängen, daß er wie die Geliebte und sein
Worten zweifellos stecken, nicht recht froh werden
zu, die Daseinswege seiner Mitmenschen nach
Freund, der rohe Landsknecht Cassian, nur eine Ham¬
kann. Auch daß die zynischen Betrachtungen des
pelmannfigur ist. Klingt dieses Stück schon mit kecker
seinem Willen zu leiten. So hat er einmal im
lüsternen Alten den die Maske väterlichen Wohl¬
Absicht an die echte Puppenkomödie an, so verläuft das
Geheimen in das Schicksal eines Freundes, der
7 4
letzte Stück der Reihe „Zum großen Wurstl“
wollens herzlich schlecht kleidet, auf den jungen
ihm zu schüchtern schien, selbständig ein Glück zu
ebenso beabsichtigt in grotesken Scherzen. Die Grenzen
Mann im Augenblicke des Schmerzes so viel Wir¬
erringen, wohlwollend eingegriffen. Aber in dem
zwischen den Puppen des Marionettentheaters, das hier
kung tun, daß er sie mit Worten heißen Dankes
aufgeschlagen ist, und den Vertretern des Publi¬
Spiel, das er zu Gunsten des anderen veranstaltete,
erwidert, scheint ein wenig befremdlich. Wird sich
kuums verwischen sich ganz: „Wurstel“ sind alle:
hat er — ohne es zu ahnen — das eigene Glück
Marionetten, Dichter und Zuschauer. Ja, die Puppen,
unverdorbene Jugend wirklich nach einem
verspielt. Um dieses Streiches willen steht er als
die nach dem Willen eines Dichters handeln, führen
bitteren Erlebnis den herzlosen Erwägungen eines
alter Mann, als ein Schiffbrüchiger, als Heim¬
sogar ein sinnigeres Leben als die Menschen, die ihre
so verächtlichen Lehrmeisters so rasch und demütig
Rollen, abhängig von Meister Tod, selten gleich harmo¬
und Heimatloser neben seinem Schützling, der in
beugen?
nisch zu Ende führen können, die gar oft mitten in
behaglichem Frieden ein Glück genießt, das eigent¬
den besten Szenen plötzlich abbrechen müssen. Es ist
Diesem immerhin lustigen und sehr wirksamen
lich ihm bestimmt war. Zu stolz, seinen Vorwitz
schade, daß man uns nicht an Stelle des Einakters von
Stück folgte als drittes Octave Mirbeaus Einakter
von einst zu bereuen, redet er sich auch angesichts
Mirbeau den „Tapferen Cassian“ geboten hat. Trotz
„Die Brieftasche“. Er ist trotz eines nicht
des marionettenhaften Schlusses ist ihm wegen der
dieses Bildes ein, nichts zu entbehren und sein
üblen Grundgedankens ziemlich mißlungen. Octave
sicheren Betonung der Grundidee und wegen des träf¬
Schicksal doch nur zu seinem Besten „gelenkt“
tigen Ganges der Handlung eine hohere Bühnenwirkung
Mirbeau erwies sich nur einmal als ein Dichter:
zu haben. Seine „Puppen“ lassen ihm mitleidig
zuzuerkennen als dem prächtigen „Puppenspieler“, der
in seinem furchtbaren, von sadistischen Phantasien
dieses Einzige, das ihm bleibt, diesen armseligen
zarter, vornehmer, verhaltener, gewissermaßen nur an¬
Trost, ein tiefblickender Meister, seines deutungsweise das Thema des ganzen Zyklus anschlägt, überfüllten, in Österreich verbotenen Roman „Der