II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 112

box 22/6
17.1. Der Punnensnieler

men übersahen, daß sie Franzosen darzustellen hatten, schaftslos, als handelte es sich um den Verkauf eines
Einakter=Abend.7
Möbels. Herr Staud, der dem Alten einen leicht
mit denen wir nun einmal, auf der Bühne wenig¬
orientalischen Anstrich verlieh, und Frl. v. Schweik¬
Puppenspieler von Schnitzler. — Der Mäcen
stens, den Begriff der graziösen Alluren und der
Dormann.— Die#on Mirbeau.)
hardt in der würdigen Rolle der Mutter waren
konventionellen Gesittung verbinden. In seiner Er¬
unvergleichlich. Ich glaube nicht, daß man diese bei¬
scheinung war Schroth, der ja immer elegant aufzu¬
e drei ungleichwertigen Einakter, die vorgestern
den Personen besser darstellen kann. Frl. Thekla
treten weiß, ein vollendeter Pariser, auch glitt er
Theater am Franzensplatz erschienen, fanden eine
Braun, einmal ganz in ihrem Elemente, ergänzte
anfangs über Unsinn und Übertreibung mit dis¬
eichartige Aufnahme. Nur war die Aufnahme
das Spiel in tadelloser Form und auch Herr Beraun
kretem Ernste hinweg, je länger sich jedoch die Sache
durch den inneren Wert der Stücke, sondern
hielt seiner halbernsten Aufgabe wacker stand.
hinauszog — und sie zieht sich ein wenig! — desto
andere Umstände bedingt, auf die ich sofort
Wie der „Mäcen“ so ist auch der „Puppen¬
weiter geriet der Schauspieler in den deutschen Ulk¬
prechen komme. Die Studie Arthur Schnitz¬
spieler“ einem Einakter=Zyklus entnommen, als
stil oder er gefiel sich in der Miene des Amtsvorstehers
ein kleines Meisterwerk in Konzept wie
dessen wertvollster Bestandteil er bezeichnet wer¬
Wehrhahn aus dem „Biberpelz“. Bald wurde das
shführung, ging nabezu spurlos vorüber und er¬
den muß. Er gehört zu den sinnigsten Gaben des
Publikum ungoduldig, um schließlich in Arger und
kaum einen Achtungserfolg. Die Komödie Oktave
Dichters, dem gerade jetzt der Grillparzerpreis ver¬
Zorn gegen diesen brutalen Polizeikommissär über¬
beaus, die von einigen Unwahrscheinlichkei¬
liehen wurde. Dem kleinen Schauspiele entströmt so
zugehen, den es, nach italienischer Gepflogenheit, am
ausgeht und an das Groteske streift, wurde so
viel Duft und Poesie, es verrät so viel tiefe Men¬
liebsten mit faulen Apfeln beworfen hätte, statt über
hieden abgelehnt, daß es zu einem Theaterskandal
schenkenntnis, es ist überdies in einer so schlichten
ihn zu lachen. Schade, daß dabei Großmanns
immen wäre, hätte sich auch nur en einziges
und doch so wirksamen Technik gehalten, daß es wohl
Bettlergestalt, ein feines Kabinettsstückchen, übersehen
epaar für den Verfasser gerührt. Nur Felix
überhaupt zu den besten Erscheinungen der neueren
wurde.
mann, obwohl er in keiner Weise an Schnitzler
Bühnenliteratur gerechnet werden darf. Kam es vor¬
Im „Mären“ greift Dörmann in dasselbe Milieu,
nreicht, fand laute und ungeteilte Zustimmung.
gestern nicht zur Geltung, so war wieder die Auf¬
das uns seit seinen „ledigen Leuten“ bekannt ist.
i perließ übrigens das Theater mit dem Bewußt¬
führung schuld daran. Georg Merklin, dem schon
Zur kupplerischen Mutter und ihrer lüderlichen Toch¬
einen interessanten Abend hinter sich gebracht
in der Schule vorausgesagt worden war, er werde
ter, die mit ihrem Leibe handelt, wie der Krämer
haben.
es zu etwas bringen, bildet sich ein, besonderen
mit der Ware, gesellt sich hier ein bis in die letzten
Kirbeau, dessen „Dieb“ uns seinerzeit durch die
Einfluß auf seine Umgebung ausüben zu können.
Einzelheiten konsequent durchgeführter Kaufherr, der
en Jarno und Maran und dessen Schauspiel
Er vertraut auf die geheimnisvolle Pacht schöpfe¬
zum Mädel beiläufig sagt: „Ich weiß schon, daß
schäft ist Geschäft“ uns, wenn ich nicht irre, durch
rischer Naturen. Während er aber annimmt, daß
Sie nicht meiner selbst willen meine Geliebte wer¬
Burgtheater übermittelt wurde, verhöhnt in
in seiner Hand alle Menschen Puppen seien, daß
den wollen, aber ich bin reich und werde einen Teil
„Brieftasche“ das moderne Polizeiwesen, in¬
er mit ihnen spielen könne, wie mit den Figuren
meines Geldes mit Ihnen teilen.“ — Werden Sie
er es tonnenweise mit Beschuldigungen und sati¬
auf dem Schachbrette, wird er selbst zum willenlosen
mich auch zu Ihrer Frau machen? — „Vor Gott,
en Einfällen überschüttet. Der Spaß spekuliert
Werkzeuge anderer, wird selbst aus dem Spieler eine
ja; vor den Menschen nicht, weil ich ohnedies schon
der Abneigung gegen die Lolizei, die ihm denn
Puppe. Lhomme croit souvent se conduire lorsqu’il
verheiratet bin.“ Das Mädchen bricht einen Streit
all sonst auch geholfen hat. In Graz scheiterte
est conduit. Du glaubst zu schieben und du wirst
mit dem bisherigen Bräutigam vom Zaune, ver¬
wahrscheinlich an Herrn Schroth und Frau
geschoben. Das bißchen Menschenglück, das dem armen
läßt ihn und übersiedelt in das Goldlager des neuen
rnau, die sich beide zu scharf ins Zeug legten,
n Höllenspektakel vollführten und dabei vollkom= Verehrers. Alles vollzieht sich ruhig und leiden= Merklin vielleicht beschieden gewesen wäre, geht ihm