II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 114

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17.1. Der Punpenspieler
Teler
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Nterr. behör #. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
∆ in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus Grazer Volksblatt, Gra¬
E vom: 20 cinen Abendblatt
Franzenstheater. Samstag lockten drei Einakter, die
einen Abend von literarischem Wert erwarten ließen, ein volles
Haus an. Schnitzler ist bekannt als fein empfindender Psychologe,
Dörrmann als Wiener Unsittenschilderer, und von Mirbeau
brachte uns das Burgtheater (mit Heine) seinerzeit das fesselnde
Industriellen=Schauspiel „Geschäft ist Geschäft“. Schnitzlers
„Puppenspieler“ entrollt in einem geistvollen paradoxen Dialog
eine seltsame psychologische Studie. Sie gemahnt an die Willens¬
hypnose in den letzten symbolistischen Stücken Ibsens („Frau

vom Meere“, „Klein=Cyolf“, „Baumeister Solneß“ 2c.). Ein¬
hochbegabter Mensch, der etwas Großes sein könnte, hitte er
den Willen zur Tat, gefällt sich in dem Bewußtsein, daß
er die anderen Menschen durch seine Gedankenmacht wie Puppen
lenken könne. Er hatte einen schüchternen Freund, der sich
als Stiefkind des Lebens und der Liebe fühlte. Um ihm den
Lebensmut, den das Glück verleiht, zu geben, läßt der Puppen¬
spieler ein blondes Mädchen mit einem Kindergesicht freund¬
lich und lieb zu dem schüchternen Menschen sein. Nun sind
zehn Jahre seither vergangen. Jener fröhliche Abend im Freien
hat das zufriedene heitere Ehegtück des Freundes begründet,
der dann auch im Leben eine feste Position fand, der Puppen¬
spieler aber irrte in der Welt umher, ziel= und haltlos, seinen
Einbildungen lebend. Und nun sieht er, der gemeint hat,
die anderen als Puppen zu lenken, daß eigentlich er eine Puppe
seines Schicksals war. Siehr er es ein? Nein, er wandert
wieder planlos weiter, die junge Frau, die ihn einst liebte,
sieht ihm wehmütig nach — und läßt ihn bei seinem Glauben,
es ist ja das einzige, was ihm das Leben gelassen hat.
Die Aufführung war kein Erlebnis auf der Bähie, sondern
eine mäßige Vorlesung mit verreilten Rollen. Frl. May
nehmen wir natürlich aus. „Der Mäcen“ des Wiener Juden
Biedermann brachte ein meisterhaft gezeichnetes Sittenbild aus
dem bekannten Milieu des Dichters der „Ledigen Leute“. Eine
widerliche Mutter, die im Einverständnis mit der raffinierten
Tochter aus der Liebe ein Gewerbe macht. Frl. Schweikhard,
Frl. Braun, Herr Beraun als Maler und Herr Staud,
der den reichen Industriellen und Mäcen mit aller Schlau¬
heit und Menschenkenntnis der jüdischen Rasse gab, spielten
gut. Die „Brieftasche“ von Mirbeau ist eine plumpe Ver¬
höhnung der Polizei, die sogar bei einem Sozialdemokraten
Mißvergnügen erregen muß, weil sie bei den Haaren herbei¬
gezogen und —
geistlos ist. Der Einakter erregte auch leb=
haftes Zischen.