17.1. Der Punpenspieler box 22/6
Telep.
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SEN
a
„OSSERTER
l österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenengabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Mulschder Reuoste Nachrichten
vom: 53EE19og
= Schauspielhaus. Das Scheuspielhaus dürfte“
vohl eine der wenigen Bühnen sein, die Henrik
übsens „Mau##k Toten erwachen“ zur 25. Auf¬
brachten. Diese Jubiläumsvorstellung
Adet Mittwoch, 15. September, statt.
* Volkstheater. Zum ersten Male: Der Pup¬
venspieler. Studie in einem Aufzug von Ar¬
Ur Snißler. In dieser Vorzüge und Schwä¬
erschen Dialogführung en minia¬
chei
ture enthaltenden Szene spielte Bassermann
den Georg Merklin. Wieder einen, der müd' ge¬
worden und dem das Leben nichts gelassen als eine
Art Bettelstolz und den Glauben an die innere
schöpferische Kraft. Sie reicht zwar nicht hin, sein
eigenes Leben auszugestalten. Doch berauscht er
sich in Hjalmarscher Resignation an dem Gedanken,
durch die mystische Kraft seines Willens dem Pup¬
penspieler gleichend, der an den Fäden seine Fi¬
guren hält und tanzen läßt, das Schicksal seiner
Freunde zu lenken. Bassermann gab die Gestalt
mit einem Realismus, der sich bis zu den verstaub¬
ten Stiefeln hinab erstreckte, und weckte bei dem
kurzen Besuch im Hause eines verheirateten Freun¬
des manchen Kontrast auf zwischen innerem Reich¬
tum und spießerhaftem Gluck.
Den Abend beschloß eine andere Erstaufführung
die notwendigerweise einen viel lauteren Widerhall
ler, die Rinekers adelsstolze, altjungferliche;
finden mußte. M. E. Schleich, der einst so po¬
Schwester in köstlicher, nur vielleicht um eine Nuance
puläre Verfasser der „Letzten Hexe“ und anderer
Zzu grotesker Maske höchst belustigend gab. Herrn
warmblütiger Harmlosigkeiten, kam mit seiner Alt¬
[Kopps bewährte, volkstümliche Komik ist dem
münchner Lokalposse „Bürger und Junker“
ta
Strumpfwirker sehr zu gute gekommen. In Frl. An¬
A 124
zu Worte. Mit einem jener sogenannten Chacak¬
R. B. (Voltstheater.] Herr Bassermanusinger hatte er eine gar anmutige Töchter, und in
sterbilder, die ohne Frivolität und mit einer erträg¬
wollte uns im Verlaufe seines Gastspiels auch ein= Herrn Kustermann bekam er einen strammen,
llichen Dosis sentimentalen Ueberschwangs ein Lied
gutgeratenen Schwiegersohn. Nicht zu vergessen:
mal mannheimerisch, d. h. in der Mundart seiner
singen auf bürgerliche altväterische Tüchtigkeit und
die liebe Frau Strumpfwirkerin des Frl. Walden
Vaterstadt, kommen, und da ist denn seine Wahl auf
sehrbar verliebte Jugend, Waldhornklang und
und der muntere Joseph des Herrn Kanzenel.
den liebenswürdig=heiteren, gesprächigen, mesalliance¬
Mondenschein. Geschehen diese Ausgrabungen nit
Das selbstverständlich wieder ausverkaufte Haus
lüsternen Freiherrn v. Nineker in dem altmünchener
so viel Verständnis, mit dem „Bürger und Junker“
unterhielt sich aufs beste und leistete wieder einiges
Charakterbild „Bürger und Junker“ von M.
gestern unter Herrn Baers Regie inszeniert wurde
in Hervorrufen, wenn auch die Wogen der Begeiste¬
E. Schleich gefallen, auf eine Rolle also, die eine
so kann man sich darüber herzlich freuen, daß auf
rung naturgemäß. diesu nicht so hoch gingen wie an
solche Weise der Geschmacksverpestung entgegenge¬
der besten und populärsten des vielgerühmten #ang
arbeitet wird, die die stumpfsinnige Detektiv¬
war. Von denen, die gestern gekommen waren, ums den ersten Abenden. — Dem ohnehin etwas läng¬
dramatik ins Land gebracht hat. Aus den wohlge¬
lichen Charakterbild in sechs Bildern ging über¬
sich wieder einmal an den sanften Spässen des einst
flüssigerweise die eingktige Studie „Der Puppen= lungenen Altmünchner Typen, die die Herren
sehr beliebten „Punsch"=Kredenzers Schleich harmlos
sspieler“ von Arthur uifter voraus “ ein Kopp (Achleitner) und Kustermann (Max)
zu ergötzen, werden nun freilich nicht allzu viele den
ziemlick, künstlicher, ironischer Dialog, in dessen Ver=Jund die Damen Aulinger (Margarete), Wer¬
Rineker Langs noch gesehen haben. Und ich möchte
lauf es sich herausstellt, daß einer, der gewähnt hat, mer (Kreszenz) und Walden (Elisabeth) auf die
fa## sagen: goltlob. Denn beim Vergleichen von
Bretter stellten, ragte Frau Bard:u=Mül¬
mit den Menschen wie mit Puppen spielen zu können,
Schauspielern der Vergangenheit und Gegenwart
sers mit ungemeinster Komik charnkterisiertes
selbst eine Puppe und am Ende der Verspielte ist.
kommt für die lebenden fast nie etwas Gescheites
Freifräulein v. Rineker. Den Bruder der adels¬
Die Tragikomödie dieser Gestalt hat Bassermann so
heraus. Fehli aber die Vergleichsmöglichkeit — wie
sstolzen alten Jungser spielte Herr Basser¬
vollkommen in Maske, Wort und Gebärde eingefan¬
in diesem Falle für die meisten einschließlich meiner
Offenbar um uns einmal mannheimisch
gen, daß ein ganzes Leben in einer kurzen Szene mann.
Wenigkeit — dann nimmt man die Leistung ganz
offenbar ward. In der Rolle eines glünlichen Eberstzu kommen. Es versteht sich von selbst, daß er die¬
W
einfach so, wie sie ist, und freut sich ihrer, wenn es
manns ist Herr Kustermann zu loben, und al
erwas an ihr zu bewundern gibt. Nun: und zu
ser loyalen Figur alles gab, was sie liebenswürdig
seine Frau führte sich eine hübsche Debutantin, Raj
letzterem ist immer Gelegenheit genug vorhanden,
machen kann. Wenn man auch bekennen muß, daß
[Klaus=Meinhard, recht vorteilhaft ein. 2—
wenn ein Bassermann in so einen Charakter hinein¬
in den früheren Gestaltungen Bassermanns uns
schlüpft und ihn bis in das letzte Fältchen und Win¬
mancher einzelne unwillkürlich mannheimisch ge¬
kelchen hinein ausfüllt. Allevdings: ganz so unüber¬
färbte Tonmehr ergriff als dieses zwar lustige,
aber doch etwas billige Privatissimum über „Man¬
trefflich fein in allen Details wie seine andern, bis¬
neusch“.
her gespielten Gestalten, war dieser Rineker nicht.
Oder bildete man sich's vielleicht nur ein, weil man
wußte, daß er ihn zum ersten Mal spielte? Aber
was liegt an ein pace Drückern und Lichtern? Im
ganzen war's doch wieder eine prächtige, liebenswerte
Figur, und wie dem Gast der drollig=beh ige breite
„Mannemer“ Dialekt von den Lippen floß, das war
nun zum Entzücken gar. Bassermann hatte übrigens,
leider nur für eine kurze Szene, eine durchaus eben¬
bürtige Partnerin in Frau Ida Bardou=Mül¬
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„OSSERTER
l österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenengabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Mulschder Reuoste Nachrichten
vom: 53EE19og
= Schauspielhaus. Das Scheuspielhaus dürfte“
vohl eine der wenigen Bühnen sein, die Henrik
übsens „Mau##k Toten erwachen“ zur 25. Auf¬
brachten. Diese Jubiläumsvorstellung
Adet Mittwoch, 15. September, statt.
* Volkstheater. Zum ersten Male: Der Pup¬
venspieler. Studie in einem Aufzug von Ar¬
Ur Snißler. In dieser Vorzüge und Schwä¬
erschen Dialogführung en minia¬
chei
ture enthaltenden Szene spielte Bassermann
den Georg Merklin. Wieder einen, der müd' ge¬
worden und dem das Leben nichts gelassen als eine
Art Bettelstolz und den Glauben an die innere
schöpferische Kraft. Sie reicht zwar nicht hin, sein
eigenes Leben auszugestalten. Doch berauscht er
sich in Hjalmarscher Resignation an dem Gedanken,
durch die mystische Kraft seines Willens dem Pup¬
penspieler gleichend, der an den Fäden seine Fi¬
guren hält und tanzen läßt, das Schicksal seiner
Freunde zu lenken. Bassermann gab die Gestalt
mit einem Realismus, der sich bis zu den verstaub¬
ten Stiefeln hinab erstreckte, und weckte bei dem
kurzen Besuch im Hause eines verheirateten Freun¬
des manchen Kontrast auf zwischen innerem Reich¬
tum und spießerhaftem Gluck.
Den Abend beschloß eine andere Erstaufführung
die notwendigerweise einen viel lauteren Widerhall
ler, die Rinekers adelsstolze, altjungferliche;
finden mußte. M. E. Schleich, der einst so po¬
Schwester in köstlicher, nur vielleicht um eine Nuance
puläre Verfasser der „Letzten Hexe“ und anderer
Zzu grotesker Maske höchst belustigend gab. Herrn
warmblütiger Harmlosigkeiten, kam mit seiner Alt¬
[Kopps bewährte, volkstümliche Komik ist dem
münchner Lokalposse „Bürger und Junker“
ta
Strumpfwirker sehr zu gute gekommen. In Frl. An¬
A 124
zu Worte. Mit einem jener sogenannten Chacak¬
R. B. (Voltstheater.] Herr Bassermanusinger hatte er eine gar anmutige Töchter, und in
sterbilder, die ohne Frivolität und mit einer erträg¬
wollte uns im Verlaufe seines Gastspiels auch ein= Herrn Kustermann bekam er einen strammen,
llichen Dosis sentimentalen Ueberschwangs ein Lied
gutgeratenen Schwiegersohn. Nicht zu vergessen:
mal mannheimerisch, d. h. in der Mundart seiner
singen auf bürgerliche altväterische Tüchtigkeit und
die liebe Frau Strumpfwirkerin des Frl. Walden
Vaterstadt, kommen, und da ist denn seine Wahl auf
sehrbar verliebte Jugend, Waldhornklang und
und der muntere Joseph des Herrn Kanzenel.
den liebenswürdig=heiteren, gesprächigen, mesalliance¬
Mondenschein. Geschehen diese Ausgrabungen nit
Das selbstverständlich wieder ausverkaufte Haus
lüsternen Freiherrn v. Nineker in dem altmünchener
so viel Verständnis, mit dem „Bürger und Junker“
unterhielt sich aufs beste und leistete wieder einiges
Charakterbild „Bürger und Junker“ von M.
gestern unter Herrn Baers Regie inszeniert wurde
in Hervorrufen, wenn auch die Wogen der Begeiste¬
E. Schleich gefallen, auf eine Rolle also, die eine
so kann man sich darüber herzlich freuen, daß auf
rung naturgemäß. diesu nicht so hoch gingen wie an
solche Weise der Geschmacksverpestung entgegenge¬
der besten und populärsten des vielgerühmten #ang
arbeitet wird, die die stumpfsinnige Detektiv¬
war. Von denen, die gestern gekommen waren, ums den ersten Abenden. — Dem ohnehin etwas läng¬
dramatik ins Land gebracht hat. Aus den wohlge¬
lichen Charakterbild in sechs Bildern ging über¬
sich wieder einmal an den sanften Spässen des einst
flüssigerweise die eingktige Studie „Der Puppen= lungenen Altmünchner Typen, die die Herren
sehr beliebten „Punsch"=Kredenzers Schleich harmlos
sspieler“ von Arthur uifter voraus “ ein Kopp (Achleitner) und Kustermann (Max)
zu ergötzen, werden nun freilich nicht allzu viele den
ziemlick, künstlicher, ironischer Dialog, in dessen Ver=Jund die Damen Aulinger (Margarete), Wer¬
Rineker Langs noch gesehen haben. Und ich möchte
lauf es sich herausstellt, daß einer, der gewähnt hat, mer (Kreszenz) und Walden (Elisabeth) auf die
fa## sagen: goltlob. Denn beim Vergleichen von
Bretter stellten, ragte Frau Bard:u=Mül¬
mit den Menschen wie mit Puppen spielen zu können,
Schauspielern der Vergangenheit und Gegenwart
sers mit ungemeinster Komik charnkterisiertes
selbst eine Puppe und am Ende der Verspielte ist.
kommt für die lebenden fast nie etwas Gescheites
Freifräulein v. Rineker. Den Bruder der adels¬
Die Tragikomödie dieser Gestalt hat Bassermann so
heraus. Fehli aber die Vergleichsmöglichkeit — wie
sstolzen alten Jungser spielte Herr Basser¬
vollkommen in Maske, Wort und Gebärde eingefan¬
in diesem Falle für die meisten einschließlich meiner
Offenbar um uns einmal mannheimisch
gen, daß ein ganzes Leben in einer kurzen Szene mann.
Wenigkeit — dann nimmt man die Leistung ganz
offenbar ward. In der Rolle eines glünlichen Eberstzu kommen. Es versteht sich von selbst, daß er die¬
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einfach so, wie sie ist, und freut sich ihrer, wenn es
manns ist Herr Kustermann zu loben, und al
erwas an ihr zu bewundern gibt. Nun: und zu
ser loyalen Figur alles gab, was sie liebenswürdig
seine Frau führte sich eine hübsche Debutantin, Raj
letzterem ist immer Gelegenheit genug vorhanden,
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[Klaus=Meinhard, recht vorteilhaft ein. 2—
wenn ein Bassermann in so einen Charakter hinein¬
in den früheren Gestaltungen Bassermanns uns
schlüpft und ihn bis in das letzte Fältchen und Win¬
mancher einzelne unwillkürlich mannheimisch ge¬
kelchen hinein ausfüllt. Allevdings: ganz so unüber¬
färbte Tonmehr ergriff als dieses zwar lustige,
aber doch etwas billige Privatissimum über „Man¬
trefflich fein in allen Details wie seine andern, bis¬
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her gespielten Gestalten, war dieser Rineker nicht.
Oder bildete man sich's vielleicht nur ein, weil man
wußte, daß er ihn zum ersten Mal spielte? Aber
was liegt an ein pace Drückern und Lichtern? Im
ganzen war's doch wieder eine prächtige, liebenswerte
Figur, und wie dem Gast der drollig=beh ige breite
„Mannemer“ Dialekt von den Lippen floß, das war
nun zum Entzücken gar. Bassermann hatte übrigens,
leider nur für eine kurze Szene, eine durchaus eben¬
bürtige Partnerin in Frau Ida Bardou=Mül¬