II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 127

17.1. Der Punpenspieler box 22/6
Telepaon 12.801.
4
„UDSERTER
1. deterr. bebördl. Komz. Unternehmon für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplats 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Opellonangabe ohne Gowühr#.
Ausechntt aué:
Flauer Zeitung
vom:2 7.0KT. 1010
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
* Lessing=Gesellschaft in Hamburg. Die seelischen
Strebungen dieser Gesellschaft, die sich kürzlich konstituiert hat, sind sehr
zu billigen. Sie erklärt, das Interesse für dramatische Kunst in Ham¬
Ihr
burg fördern zu wollen und nicht auf Gold angewiesen zu sein.
Vorsitzender heißt Emanuel Stockhausen und sie zählt gegen¬
wärtig 500 Mitglieder, größtenteils „aus der Hamburger Gesellschaft“
Am 25. Oktober wurden die Veranstaltungen eröffnet. Mit Wildes
Puppen:
„Florentinischer Tragödie"
7
spieler“ und Maeterlincks „Heiligem Antonius“. Wen
Dilettanten spielen, hat die Kritik zu schweigen. Aber an sich habe ich
nichts gegen Dilettanten. Man weiß: eine der über unsere Epoche am
besten Aufschluß gebenden Bühnen — Moskaus Künstlerisches Theater —
ist aus einer Vereinigung von Dilettanten entstanden. Nun, man spanne
die Erwartungen nicht zu hoch. Herr Stockhausen ist kein Stanislawski
so viel wissen wir schon heute. Aber ein befähigter Spielleiter kann
er trotzden in. Unter den „Schauspielern“ befindet sich recht viel inner¬
lich steifes Menschenmaterial. Das Beste an den drei Spielen waren:
unstreitig die Dichtungen. Vielleicht wird überhaupt der dramaturgische
Ein auf
Punkt in der Lessing=Gesellschaft am wesentlichsten sein.
Absolutes, Literarisches gerichtetes Unternehmen ist natürlich zu begrüßen.
+
Das profanum vulgus (das zahlende Publikum) kann am Ende doch
inaufgezüchtet werden. Unliebsame Szenen im Zuschauerraum sind bei
ins nicht zu befürchten, Und wieviel Dichter in Hamburg nicht auf= N
eführt werden! Di Lessing=Gesellschaft bringt es vielleicht mit ihrem 1T

Repertoire so weit, daß unsere berufsmäßigen Theaterdirektoren — die
offiziellen wie die nicht offiziellen — sich zu schämen anfangen. Der¬
gleichen wäre schon Etliches. Denn freilich: zur Bewältigung der
theatralischen Probleme Maeterlinck, Wilde, Hamsun uff. gehören große
Schauspieler, denen der Enthusiasmus von Dilettanten innewohnt. Das
Unvergleichliche an der Truppe Stanislawskis war: dort verbargen sich
unter der Maske von Dilettanten große Schauspieler. Die künstlerische
Handschrift Wildes findet auch Professor Czeschka, Reinhardts Mit¬
arbeiter, nicht völlig. Bei Maeterlinck kommt Czeschka im zweiten Bilde
der Lösung sehr nahe, bei Schnitzler wirkt er unnötig. Wie dieser
Künstler abstrahiert, Linien der Gesühlsverwirrung augenfällig festhält,
ist immerhin sehr interessant und vermittelt einen besonderen
Rhythmus. Die Spielleitung, die etwa für Statuarisches, Lineares und
Sprechkünstlerisches bei Wilde, für Schnörtelhaftes, Altenbergisches und
sonstiges Metaphorische bei Schnitzler, für Mischung aus Gottfried Keller
und zarterem Lyrismus bei Maeterlinck zu sorgen hatte, kämpfte zum
Dr. Arthur Sakheim.
mindesten wacker.