II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 141

1
. . 1. en ee

ab¬
war. Der Zeugin ist von einer Hysterie der Ve norbenen
Lohner sowie Frau Wagener für ihn ein, auch das
olgte
nichts bekannt. Sie hat auch niemals Selbstmord¬
jüngere Burgtheater, Fräulein Kramer, Fräulein
absichten geäußert.
zun¬
[Freißler, Fräulein Böhm waren anerkennenswert
„Homunkulus und Kobold.“
ß die
um ion bemüht und Herr Treßler trug mit sichtlichem
issen.
Vor Verlesung des Berichtes der Jugendgerichtshilfe
Behagen seine sommerliche Lederhose schon im Mai
den
wird der Angeklagte abgeführt. Aus dem Bericht selbst geht
spazieren. Vergebens. Das Publikum setzte sich mit Zischen
aunächst hervor, daß der Angeklagte besonders von Vaters
zur Wehre. Hermann Bahr sollte die Aufführung von
fast
Seite her schwer belastet ist. Schon im Alter von vier Jahren
alten Stücken, mit denen er wahrhaftig keine Ehre auf¬
ünf
hat sich an dem Jungen ein gewisser grausamer Zug
hebt, einfach verbieten.
gezeigt. Er besaß in diesem Alter ein fabelhaftes Zeichentalent
19
Den Schluß machten Felix Saltens „Schöne
und befaßte sich insbesondere mit Darstellungen kriegerischer
und grausamer Szenen. Oberlehrer Höfer (der auch als
Seelen“. Gerne begrüßte Entspannung von über¬
n erst
Zeuge einvernommen wurde) bezeichnete den Organen der
standenem Aerger. Eine dramatisierte Anekdote, deren
Jugendgerichtshilfe gegenüber den Angeklagten als Homun¬
Theaterwirksamkeit schon oft genug ausgeprobt wurde.
och zu
kulus und Kobold. Zum Jungen selbst übergehend, stellt
Zwar ist das volle wienerische Menschenleben dort, wo 's
einem
der Bericht fest, daß der Angeklagte einmal geäußert habe,
Salten angepackt, nicht sehr salonfähig, aber es
hrille,
daß der Teufel ihm keine Ruhe lasse. Trotz
wenigstens wirklich wienerisch. Und eigentlich sollte sich
# er¬
seiner verzärtelten Erziehung fühlt er sich durch den
da der Bühnenverein zur Wahrung der Standesehre ins
r ver¬
Gefangenhaus gar nicht
Aufenthalt im
bedrückt. Sehr ausgeprägt ist sein Geldinstinkt. Der
en ist.
Mittel legen, wenn ausgeplaudert wird, wie eine „lang¬
1 noch
Bericht schließt: Trotz der mannigfaltigen Typen von Jugend¬
jährige" Statistin durch die sorgfältige Pflege von nun
Ffessor
lichen, mit denen die Jugendgerichtshilfe zu tun hat hat noch
ausgesucht vornehmen Herrenbekanntschaften endlich
ge¬
die
niemals ein Jugendlicher auf dieses Amt den Eindruck
solchem Wohlstand gelangt, daß der Oberkellner des
macht, so von der Nerw abzuweichen, wie der
ulver¬
noblen Restaurants, in dem es allabendlich nach dem
junge Artmann.
tmord
Theater für sie und ihren jeweiligen Kavalier warms
Sach¬
Die Verhandlung wird morgen fortgesetzt.
Kuche und Champagner gibt, sein begehrliches Auge auf
t zwei
sie wirft und sie zuchtig zur Gattin und zukünftigen
sätten.
Wirtin erkiest. Salten deutet die reichlich verschlampts
öglich¬
Moral dieser aus dem Nachtleben des vorkriegerischen
zweite
Kirchliches.
punkt,
Wien hervorgeholten Figuren durch den ironischen Namen
an, den er seinem Einakter gibt. Die Rolle der Miezi
— 10.000 Erstkommunikanten im Stephansdom. Die
Uhrt
Manhardt, einstens auch eine Niese-Rolle, sieht man
vom Wiener Katechetenverein und dem Wiener „Kirchen¬
un¬
von Frau
ietzt — übrigens nicht zum ersten Male —
blatt“ für die Erstkommunionkinder veranstaltete Feier
Medelsky gespielt, die hier willkommene Gelegenheit
nahm einen von niemand geahnten überwältigenden
findet, auf die tragischen Töne zu vergessen und ihren
Verlauf. Von 2 Uhr an strömten ohne Unterlaß die
volkstümlichen, wienerischen Witz wirken zu lassen. Herr
Erstkommunikanten Wiens und von Umgebung in den
Maierhofer als heiratslustiger Kellner ein Kabinett¬
großen Arkadenhof des erzbischöflichen Palais. Der
oiesor
stück liebenswürdigster, diskret-komischer Schauspielkunst,
m an
große Raum konnte die tausende Kinder nicht mehr
Herr Arndt gibt die ulkige Karikatur des Klavier¬
ganz
fassen, in langen Reihen mußten die lieben Kleinen in
spielers Rosenbaum, der seine Hände nicht bloß zum
ährend
der Rotenturmstraße Aufstellung ehmen. Der folgende
Klavierspielen benötigt, und Herr Wlasak, am Burg¬
n auf¬
Einzug in den Stephansdom dauerte eine volle Stunde.
theater ganz neu, spielt einen sehr echt gesehenen Piccolo,
Viele Tausende bildeten Spalier. Der Stephansdom war
Sach¬
Ganz ausgezeichnet aber als junger Fürst Egon Herr
bis zum letzten Platz gefüllt. Die Zahl der beteiligten
erstattet.
Worf Albach, im gegenwärtigen Burgtheater nicht
Kinder allein erreichte 10.000.
beiden
bloß die beste, sondern schlechthin die einzig mögliche
#and
Heiligsprechungen. Im Konsistorium wurde die
Besetzung dieser Rolle. Wie er das Tollpatschige,
Heiligsprechung der ehrwürdigen Theresa Mar¬
Unbeholfene, prahlerisch Unsichere dieses auf sein erstes
daß
gerita Redi des heiligen Herzen Jesu und die An¬
„Abenteuer“ ausgehenden jungen Aristokraten darstellt,
Sie
nahme des Dekretes beschlossen, mit dem die drei Wunder
das ist eine mehr als nette, das ist eine darstellerisch
des ehrwürdigen Claudius de la Colombière der
hochwertige Leistung.
lage
Gesellschaft Jesu für die Heiligsprechung anerkannt wurde.
Für die Regie des ganzen Abendes zeichnete Herr
Marsanische Priesterkongregation, Boltzmanngasse 9.
der
Brahm. Herr Georg Reimers sprach vor dem
Freitag, 10. d., 4 Uhr, Konsult; 5 Uhr Kongregationsandacht
ruf¬
Vorhang mit Gleichmut den Dank Arthur Schnitzlers,
in der Alumnatskirche; Konferenz: Prof. Dr. Tomek: „Die
Hermann Bahrs und Felix Saltens aus, Dank für
Marienverehrung der katholischen Kirche in den ersten drei
mangelnden Beifall, für entrustete Ablehnung, für heitere
Jahrhunderten“. Im Mai findet leine weitere Versammlung
ine
Zustimmung, das ändert nichts an der Würde eines
statt.
B.
— Pilgerfahrten nach Rom 7. bis 18. Juli, Besuch von
Georg Reimers.
Venedig, Assisi, Loreto und Padua; Preise von S 340·—
Ae,
15. bis 23. Dezember, unter Führung des
aufwärts.
— Im Burgtheater gelangt Samstag, 11. d., das Schauspiel
me
Kardinals Dr. Piffl: Preise von S 280•— aufwärts. — Nach
„Anna Karenina“ nach Tolstoi von Edmond Guiraud zur
Palästina 17. Juli bis 8. August: Preise von S 975•— auf¬
Aufführung. Es wirken mit die Damen Burg, Devrient=Rein¬
wärts. Alles Nähere beim Volksbund der Katholiken Oester¬
hold, Dreger, Glossy, E. Kallina, Karoly, Kirsch, Kramer, Mayer,
nb.
reichs, Wien, 8. Bezirk, Piaristengasse 48.
Senders, Wilke und Wohlgemuth, die Herren Blum, Braun,
ti¬
Devrient, Friedl, Häussermann, Harrmann, Hennings, Hitzinger,
er¬
Höbling, Huber, Maierhofer, Marr, Schmidt, Schutze, Seydel¬
bei
mann, Siebert, Siegert, Thaller, Volters und Wlasak. Anfang
en
halb 8 Uhr.
Theater, Kunst und Musik.
##s
Im Akademietheater werden Samstag, 11. d., folgende
nd
Wei
Einakter aufgeführt: „Der Puppenspieler“ von urtur Schnitzler
er¬
Einakterabend im Akademietheater.
mit Frau Pünkösdy und den Herren Balser und Ph. Zeskas
1
„Der Faun“ von Hermann Bahr, unter Mitwirkung der Damen
Oesterreichischer Einakterabend. Ihn einen „wieneri¬
eht
Böhm, Freißler, Kramer und Wagener und der Herren Balser
schen“ zu nennen, ist unrichtig, denn die kleine Komödie
Lohner, Treßler und Ph. Zeska; und „Schöne Seelen"“ von
ben
„Der Faun“ von Hermann Bahr spielt weder in Wien,
Felix Salten mit Frau Medelsky und den Herren Albach, Arndt,
llen
noch ist sie von einem Wiener geschrieben. Drei alte Ein¬
Maierhofer, Müller und Wlasak. Anfang halb 8 Uhr.
nes
akter, jahrzehntealt, alle drei in Wien schon zu verschiedent¬
Operntheater. Samstag, 11. d., gelangt im Abonnement
ann
lichen Malen gespielt, ohne Beziehung zu: Gegenwart.
und zu erhöhten Preisen die Oper „Der Maskenball“ von
ung
Diese Zeit=Ungen ißheit wirkt im „Faun, dessen szenische
G. Verdi zur Aufführung mit den Damen Nemeth, Kern, Paalen
und den Herren Piccaver Schipper, Muzzarelli, Ettl, Wolken,
Einrichtung ein allermodernstes Weekend=Häuschen zeigt,
Arnold, Tomek. Dirigent: Herr Alwin. Anfang halb 8 Uhr.
geradezu gespenstisch. Der Staub, der auf Felix Saltens
irdsge
1 Frau Kern singt in dieser Vorstellung zum erstenmal den Pagen
„Schöne Seelen“ lagert, wird wenigstens historisch ent¬
in den
Oskar.
schuldigt, indem der Theaterzettel angibt: „Spielt im Wien
ersten
Opernabend des Wiener Volkskonservatoriums. Die
der Vorkriegszeit“.
ilt hat.
Opernschule des unter Leitung des Prof. Ferdinand Gro߬
„Der Puppenspieler“ Studie von Arthur
Art¬
mann stehenden Wiener Volkskonservatoriums veranstaltet
ingen
Schnitzler. Eine Schubertbüste schaut in das freundliche
ihren ersten Opernfragmentabend am Samstag, halb 8 Uhr
ihn als
Vorstadtzimmer des Oboespielers Eduard Jagisch und ist
abends, im Theatersaale des Hotel „Post“. Zur Aufführung
annte
einigermaßen verwundert über das, was sie anhören muß
kommen Fragmente aus den Opern Bajazzo, Aida, Hochzeit des
kasperl¬
Figaro, Freischütz, Boheme, Madame Butterfly und Margarete.
wenn da Herr Balser mit seinem leidzerfurchten, wild¬
Gesamtleitung: Alexander Kutzner=Perfall, Regisseur der Kölnen
genialen Beethovengesicht nach vieljährigem Verschollen¬
Kalks¬
Oper, musikalische Einstudierung: Kapellmeister Robert Günther,
sein eines schönen Tages wieder auftaucht, ein glückloser
3 einige
sich sehr Künstlervagant, und mit seinen höchst ungemütlichen Ent= ehem. Volksoper, am Flügel Anna Reichert.