II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 143

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17.1. Der Puppenspieler box 22/6
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heate
hindu
zelnen
*
teure
essant
karten
Oesterreichische Einakter
werde
im Akademietheater
zum
Das Profil eines Schauspielers sticht
anzuti
an diesem Abend stark, ja geradezu flammend
gestell:
hervor: Balser als Schnitzlers Puppen¬
die an
spieler. Eine aufrüttelnd gedrückte Erschei¬
gibte
vorstel
nung, heureißend verwittert und zerknüllt.
Ein paar selbstgefällig fahrige Gesten
nora
sind vielleicht zu viel, alles andere ist meister¬
kauft :
haft geschlossen, ein gedämpftes Adagio
steht
der Verzweiflung.
katego
Als Schnitzlers dramatische Skizze
jung war, schien sie nur ein genialer, hart
an die Grenze der Groteske geführter Ein¬
fall. Heute blickt ein Menschenantlitz daraus,
vergrämten Glanzes voll. Spiegelt sich die
Tragödie des zerbrochenen Genies, dem Ersta
nichts geblieben als der Hochmut frierender kows
Einsamkeit. Sie hat, die kleine Skizze, an
Schärfe der Farben gewonnen, an Hinter¬
grund und Tiefe. Und sie blüht jetzt in selt¬
taucht
kam flackeryder theatralischer Glut.
das
Den Mann, der über ein Familien¬
der
idyll, das er einst in spielerischer Laune
rechte
selbst geschaffen, blutige Tränen lacht, spielt
diese
— Allgemeine Zeitung
Herr Balser ohne jede breite zynische Geste,
foigniert bis an die ungepflegten Finger¬
übers rissene kluge Worte, ein Gran Lebens= und
Felix Saltens „Schöne Seelen“ sin
sgel. Die Melancholie seines Hohns ist frei
Wien Liebeswahrheit, antiquierte Revolte.
strebse
nun auch staatstheaterfähig geworden. Ih
leisesten schmalzigen Gemütsklang.
Die Frauen horchen gleichwohl auf
schem
scharfer, frecher Griff, ihre Freude an
Was seinerzeit nur die Pointe eines
und lächeln. Die Frage, ob Leidenschaft ein
Preßl
blendenden Handwerk, der Schmiß, mi
Dichters schien, erfüllt er mit tiefer, harter
ausschließlich außereheliches Privileg, scheint
danke
dem dies schnelle Genrebildchen Rollen
Menschlichkeit. Um diesen Einsamen, der
ihnen nicht so veraltet, wie dem Kritiker.
Dialog und Situationsspaß formt.
mit fremden Schicksalen spielend, sein eigenes
Und Frau Wagener trägt die seltsame
sich
Frau Medelsky als alternde geschäfts¬
versäumte, um diesen Verächter eines
Passion einer Liebesnacht, in der ihr Gatte
glühe
tüchtige Liebeskünstlerin und Herr Maier¬
Glücks, das er verschmäht, weil er es nie
in ihrer ansonsten allzu verehrten Gestalt
schrie
hofer als sachlich verliebter Oberkellner
genossen, weht da wirklich der Hauch einer
eine Andere zu umfangen wähnte, mit einem
haben den Glanz zahlreicher Vorgänger zu
verbissenen Größe.
Eros berückend schmerzlichen Duft der Erschei¬
verdunkeln. Das gelingt ihnen nicht ganz.
senile
Bassermann hat die Rolle gespielt, aber
nung. Und mit einer Bitterkeit, die sehr
nahe
Balser ist um nichts kleiner im Format. Er
Aber gerade der Takt, mit dem sie po¬
glaubwürdig der unerlösten Stimme einer
nahe
ist nur leiser im Ton. Und von einer fast
pulärer Dreistigkeit aus dem Wege gehen,
zerstörten Seele lauscht.
schw.
zarten Herbheit.
wirkt. Es ist gleichsam die Hoftheateraus¬
Den Raisonneur der Angelegenheit,
losen
Frau Pünkösdys sehr schön beherrschte
gabe dieser Separé=Szene. Als sei Frau
den weißhaarigen praktischen Schönheits¬
Ergriffenheit und die sattelfeste Biederkeit
Sacher höchstselbst darauf bedacht, daß in die
eremiten Onkel Erdulin, hüllt Herr Treßler
des
Herrn Philipp Zeskas assistieren ihm sanft
feudale Verschwiegenheit dieser Portieren
in ein geschmackvolles Zwielicht. Seine ero¬
Sy
und sicher.
nicht zu viel brüske Vorstadtluft einbreche.
tische Radaulust hat einen menschlich zärt¬
lichen Unterton. Er offeriert Sinnlichkeit
Ueberhaupt, eine Kokotte im Akademie¬
Der Regisseur, Herr Brahm, hat übri¬
so behutsam, als ob sie die leibhaftige Ent¬
theater. Das hat schon seinen eigenen Reiz.
gens für alle drei Stücke die passende Note
sagung wäre.
Ludwig Ullmann
gefunden: Theater, das gleichsam auf Sor¬
dinen gesetzt ist. Bisweilen fließt ein dra¬

stische: Ton vergnüglich mit, aber die Würde sch
des Ortes wird, fast ironisch, stets gewahrt.
Nur ein paar episodische Besetzungen
t
sind weniger passend. Die Nebenrollen wer¬
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den, leider, leider, allmählich die Hauptsorge
des Burgtheaters.
Nummer zwei ist Hermann Bahrs
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„Faun“, dessen frisch=unfromm=fröhliche
n
Sexualphilosophie einstmals aufhorchen
r.
machte, diesmal aber die ergötzliche Zisch¬
salve eines an Marlitt=Erotik und Kirchen¬
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ei
maus=Schicksalen geschulten Publikums
herausforderte.
st
Dies kleine Spiel zerfließt ja jetzt aller¬
ri
dings auch in seiner Theaterwirkung. Es
sind nur mehr Farbflecke da, ein paar abge¬ T