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17.1. Der Punpenspieler
Awerbaren Vor¬
in Abrüstung denen überließ, die
ung ihre Aufrüstung verbergen möchten.
#aa hut der Welt erst im vorigen Jahre den Kellogg¬
dan Schall¬
Pakt gebracht und sein guter Wille ist nicht im Zweifel, aber
##ten, wurde jetzt #urch
die Gefahren von Wendungen wie diesmal in Genf sind
Aiden 9oung
Franzosen eine Milliarde von acht ge¬
nicht zu verkennen. Deutschland hat in der Entwaffnungs¬
strichen, den Italienern eine Drittelmilliarde von einein¬
frage alle Forderungen erfüllt, es hat in der Reparations¬
t Eulen¬
drittel Milliarden, den Belgiern achthundertausend Millionen
frage soeben einen Beweis des aufopferungsvollsten Ent¬
von zwei Milliarden — alles auf Gegenwartswert berechnet
gegenkommens geliefert. Die Antwort war in den bisherigen
den Engländern aber, die ohnehin nur eine Milliarde
Abrüstungsberatungen entmutigend genug, aber vielleicht
der Stier¬
unter diesem Titel erhofft hatten, sollte nun überhaupt kein
gibt wirklich, wie Doktor Stresemann es für möglich hält,
Reparationsrest verbleiben.
ein Erfolg in Paris einen Antrieb zur Besserung auch in den
Ludwig
„Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug.“ Dieses
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Schnitzler=Wort schwebt einem vor, wenn man den „Puppen¬
4%
Feuilleton.
spieler“ betrachtet. Es ist wohl auch ihm vorgeschwebt, als er.
den Georg Merklin formte.
Dieser Georg Merklin — sollte er uns nicht schon ein¬
Einakterabend im Akademietheater.
mal begegnet sein? Oder wird er nur von dieser ihm ähn¬
Arthur Schnitzler „Der Pu
enspieler“,
lichen, nur breiter postierten Figur, dem Nürnberger im
Hermann Bahr „Der Faun“ Felir Salten
„Weg ins Freie“ beschattet? Auch dieser Nürnberger ist ein
„Schöne Seelen“.
Michel¬
schreibender Künstler, der aus zu scharfer Welt= und Selbst¬
Diese drei kleinen, in vielen Facetten schimmernden
erkenntnis — sich selbst ergründen heißt, sich selbst ver¬
Stücke wurden als Wiener Einakterabend angekündigt. Das
nichten, hat Goethe einmal gesagt — das Schreiben aufgab,
ethge.
ist in der Tat ihr gemeinsames: das Heimatliche. Ueberall
um nur mehr dem Leben, dem wirklichen, um dem Schaffen
schlägt es hier durch. Um diese Stücke weht wienerische
olland.“
der anderen spöttisch=überlegen zuzuschauen. Dieser Georg
Schwermut, wienerische Laune, wienerischer Humor, wiene¬
Merklin ist ein Richtungsverwandter Nürnbergers, einer, der
rische Lustigkeit.
doch auf seine Weise schöpferisch wirkt. Er lebt am
Arthur Schnitzler führt gebührendermaßen diesen
n Héldne.
Rande der großen Stadt, ein halb Gestrandeter, von seiner
helldunkeln Reigen. Sein Einakter heißt „Der Puppen¬
Feder, wie man zu sagen pflegt, in Wirklichkeit von nichts.
von Haus
spieler“. Er ist dem breiteren Publikum kaum vom
Aber Schicksal zu spielen, war seine Passion, ist es noch
Theater, wohl aber aus seinem Buch „Marionetten“ be¬
immer, für ihn, dem selbst durch seine Frau ein herbes
kannt. Nur die intimeren Schnitzler=Kenner — und wer
Schicksal beschieden ward. Vor zehn Jahren oder mehr hat
möchte nicht dazugehören — erinnern sich: er ist von Brahm,
er seinen Jugendgenossen Eduard mit dessen jetziger Frau
dann bei Bassermann=Gastspielen und im Deutschen Volks¬
zusammengebracht, aus der Kraft seines überlegenen,
u.
theater gespielt worden.
Menschengeschicke, wenn auch nicht mehr Werke schaffenden
Schnitzler hat dem Theater Stärkeres gegeben Aber
Willens. Dies erzählt er Eduard, seinem Jugendgenossen,
dennoch möchte man auch diese ein wenig verhüllte Studie
da er ihm nach so vielen Jahren wieder begegnet, und ihn
ns.“ Von
aus seinem Werk nicht missen. Schon darum nicht, weil sie,
dieser, der es zu etwas gebracht hat, in sein Haus lädt.
eine kleine Kunstkostbarkeit, wie jede Schöpfung eines wahr¬
Eigentlich ist diese Eröffnung, daß Anna und er nur Puppen
haften Dichters, organisch notwendig geworden ist. Und weil
für ihn gewesen, die er dirigierte, ein wenig brutal. Aber in
von dieser kleinen Studie manche Pfade zum „Einsamen
Wunder¬
echt Schnitzlerischer Antithese wird ihm die Vergeltung:
Weg“ und, fast noch deutlicher sichtbar, zum „Weg ins Freie“
Anna eröffnete ihm, daß sie auf sein Spiel nur eingegangen
ey befindet
führen. Nicht umsonst heißt dort und hier die agierende, viel= sei, weil sie selbst Georg liebte und ihn durch die Neigung,
mehr leidende Hauptfigur Georg.
sie Eduard darzubringen schien, eifersüchtig machen
17.1. Der Punpenspieler
Awerbaren Vor¬
in Abrüstung denen überließ, die
ung ihre Aufrüstung verbergen möchten.
#aa hut der Welt erst im vorigen Jahre den Kellogg¬
dan Schall¬
Pakt gebracht und sein guter Wille ist nicht im Zweifel, aber
##ten, wurde jetzt #urch
die Gefahren von Wendungen wie diesmal in Genf sind
Aiden 9oung
Franzosen eine Milliarde von acht ge¬
nicht zu verkennen. Deutschland hat in der Entwaffnungs¬
strichen, den Italienern eine Drittelmilliarde von einein¬
frage alle Forderungen erfüllt, es hat in der Reparations¬
t Eulen¬
drittel Milliarden, den Belgiern achthundertausend Millionen
frage soeben einen Beweis des aufopferungsvollsten Ent¬
von zwei Milliarden — alles auf Gegenwartswert berechnet
gegenkommens geliefert. Die Antwort war in den bisherigen
den Engländern aber, die ohnehin nur eine Milliarde
Abrüstungsberatungen entmutigend genug, aber vielleicht
der Stier¬
unter diesem Titel erhofft hatten, sollte nun überhaupt kein
gibt wirklich, wie Doktor Stresemann es für möglich hält,
Reparationsrest verbleiben.
ein Erfolg in Paris einen Antrieb zur Besserung auch in den
Ludwig
„Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug.“ Dieses
77
Schnitzler=Wort schwebt einem vor, wenn man den „Puppen¬
4%
Feuilleton.
spieler“ betrachtet. Es ist wohl auch ihm vorgeschwebt, als er.
den Georg Merklin formte.
Dieser Georg Merklin — sollte er uns nicht schon ein¬
Einakterabend im Akademietheater.
mal begegnet sein? Oder wird er nur von dieser ihm ähn¬
Arthur Schnitzler „Der Pu
enspieler“,
lichen, nur breiter postierten Figur, dem Nürnberger im
Hermann Bahr „Der Faun“ Felir Salten
„Weg ins Freie“ beschattet? Auch dieser Nürnberger ist ein
„Schöne Seelen“.
Michel¬
schreibender Künstler, der aus zu scharfer Welt= und Selbst¬
Diese drei kleinen, in vielen Facetten schimmernden
erkenntnis — sich selbst ergründen heißt, sich selbst ver¬
Stücke wurden als Wiener Einakterabend angekündigt. Das
nichten, hat Goethe einmal gesagt — das Schreiben aufgab,
ethge.
ist in der Tat ihr gemeinsames: das Heimatliche. Ueberall
um nur mehr dem Leben, dem wirklichen, um dem Schaffen
schlägt es hier durch. Um diese Stücke weht wienerische
olland.“
der anderen spöttisch=überlegen zuzuschauen. Dieser Georg
Schwermut, wienerische Laune, wienerischer Humor, wiene¬
Merklin ist ein Richtungsverwandter Nürnbergers, einer, der
rische Lustigkeit.
doch auf seine Weise schöpferisch wirkt. Er lebt am
Arthur Schnitzler führt gebührendermaßen diesen
n Héldne.
Rande der großen Stadt, ein halb Gestrandeter, von seiner
helldunkeln Reigen. Sein Einakter heißt „Der Puppen¬
Feder, wie man zu sagen pflegt, in Wirklichkeit von nichts.
von Haus
spieler“. Er ist dem breiteren Publikum kaum vom
Aber Schicksal zu spielen, war seine Passion, ist es noch
Theater, wohl aber aus seinem Buch „Marionetten“ be¬
immer, für ihn, dem selbst durch seine Frau ein herbes
kannt. Nur die intimeren Schnitzler=Kenner — und wer
Schicksal beschieden ward. Vor zehn Jahren oder mehr hat
möchte nicht dazugehören — erinnern sich: er ist von Brahm,
er seinen Jugendgenossen Eduard mit dessen jetziger Frau
dann bei Bassermann=Gastspielen und im Deutschen Volks¬
zusammengebracht, aus der Kraft seines überlegenen,
u.
theater gespielt worden.
Menschengeschicke, wenn auch nicht mehr Werke schaffenden
Schnitzler hat dem Theater Stärkeres gegeben Aber
Willens. Dies erzählt er Eduard, seinem Jugendgenossen,
dennoch möchte man auch diese ein wenig verhüllte Studie
da er ihm nach so vielen Jahren wieder begegnet, und ihn
ns.“ Von
aus seinem Werk nicht missen. Schon darum nicht, weil sie,
dieser, der es zu etwas gebracht hat, in sein Haus lädt.
eine kleine Kunstkostbarkeit, wie jede Schöpfung eines wahr¬
Eigentlich ist diese Eröffnung, daß Anna und er nur Puppen
haften Dichters, organisch notwendig geworden ist. Und weil
für ihn gewesen, die er dirigierte, ein wenig brutal. Aber in
von dieser kleinen Studie manche Pfade zum „Einsamen
Wunder¬
echt Schnitzlerischer Antithese wird ihm die Vergeltung:
Weg“ und, fast noch deutlicher sichtbar, zum „Weg ins Freie“
Anna eröffnete ihm, daß sie auf sein Spiel nur eingegangen
ey befindet
führen. Nicht umsonst heißt dort und hier die agierende, viel= sei, weil sie selbst Georg liebte und ihn durch die Neigung,
mehr leidende Hauptfigur Georg.
sie Eduard darzubringen schien, eifersüchtig machen