Sölchen Opfértod, der ihn tief erschüttertnn er
nur fühnen, indem er ihn rechtfertig Das
Hohe nun auch zu schaffen, zu dem er sich be¬
rufen glaubtes und zu dem ihm d#r Mutter
den Weg über ihre Leiche bahnte, ist nun seine
Lebensaufgabe. Sie darf nicht umsonst für ihn
gestorben sein. Wohl hält ihm sein välrlicher
Freund entgegen, daß alle Kunst der Unsterblichkeit
eine einzige lebende Stunde nicht aufwiege,
aber der Poct sagt: „Lebende Stunden? Sie leben
doch nicht länger, als der Letzte, der sich ihrer er¬
innert. Es ist nicht der schlechteste Beruf, solchen
Stunden Dauer zu verleihen über ihr Ziel hinaus!“
Damit hat Schnitzler seine eigene Aufgabe ein
wenig umständlich und gewaltsam umgrenzt. Abgesehen
davon, daß es gefährlich ist, durch so anspruchs¬
voll breites Anschlagen eines Motios, die An¬
sprüche an das Kemmende zu
erhöhen
Doch Schnitzler muß seiner Sache sicher ge¬
wesen sein, und die Selbstkritik war in ihm
so stark wie das Selbstgefühl. Ist ja beim wahren?
Könner ohnedics ein und dasselbe.
Gleich der zweite Einakter: „Die Frau mit#
dem Dolche“ ist eine sehr interesiante Arbeit.
Zwar hat sie was durchaus Novellistisches, doch ist.
die Seene sehr geschickt behandelt. Schnitzler rührt
daran an eines der größten Probleme der Naim, a
das Leben, das wir vor dem gegenwärtigen Deisin
geführt, und das uns in manchen Momenten in
Teleton 12801.
plötzlicher Helligkeit auftaucht wie ein jernes
und doch so gegenwärtiges Bild. In der Ge¬
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausse mälde= Galerie hat Pauline innene Sehboner
Ausschll ein Rendezvous gegeben. Dort, wo die rätsel¬
hafte Frau im Nachtgewande, einen Mutigen
Nr
„OBSERVER“
Dolch in der Hand, im Rahmen hängt. Der
fühlt sich Pauline verwandt. Aeußerlich und
österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Persona
im Wesen und halb im Scherz äußert sie, daß der
Wien. IX Türkenstrasse 1 Maler dieses Bildes, Leonhard, vor so und so viel!
Jahrhunderten in ihrem Hause in Itölien ver
- Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
kehrt habe. Und ein Grausen faßt sie, wie sie im
dunkeln Grunde des Bildes den Leichnam ihres
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, R
Freundes sieht. Das ist er, er, Jeonhard! Wie von
Sinnen fällt sie hin und die Scene verwandelt sich¬
in eine solche der italienischen Renaissance. Pauline,
Ausschnitt aus: eage
Remigios Gattin, hat die ganze Nacht bei Leonburd¬
verbracht und der Morgen bringt ihr den Gatten wieder.
Sie will ihm alles gestehen, und ihr Liebhaber
Vvom 75 77
will sich von ihm töten lassen. Aber Remigio hat
nur Verachtung für ihn und wie der mit Verachtung
Gestrafte Rache schwörend von dannen will, stößt ihn
Pauline den Dolch ins Herz. Wieder Verwandlung
der Scene. Die Gemäldegalerie, Pauline erwacht
aus ihrer kurzen Ohnmacht und verspricht dem
drängenden Liebhaber, heute Abend zum Rendezvous!
###kommen.
W
Sehr fein ist hier ein Leben gegeben, geführt von
einem wundersam aus der Vergangenheit in die Zu¬
kunft wirkenden Geschick. Scenisch gelang die Phantas¬
magorie ausgezeichnet. Wie ein verblaßter Gobelin
2
1
sah die Bühne aus und die Driesch war brillant.
Dos Dritio: „Die letzten Masken“ ist
eine bittere Satire auf das halbe, schöngeistreichelnde,
Deutlches Cheater.
vom Glück in die Höhe gebrahte Talent. Ims
Gestern zum ersten Male: „Lebendige Stunden“.
Hospital wird der Journalist Radenacher sterben. Er
Vier Einäkter von Arthur Schnitzler.
hat vor seinem Tode nur noch den einen Wunsch
Ein entzückender Abend. Schwer, mit Künstelei
dem „Dichter“ Weihpost, der so viel Gück im Leben
Für
50 7 und gesuchten Sentimentalitälen sing er an und
hatte, die Wahrheit zu sagen. Abrechzen möchte
100
steigerte sich über novellistische Schönheiten und
das verkannte Genie mit dem flachen Kopf.
200
interessante psychologische Studien hinweg zu einer
500
Aber wie er ihn in seiner Erbärmlichkeit eicht, ind
fröhlichen, echten, befreienden Heiterkeit. Das
seiner platten Nichtigkeit, schweigt er und er stirbts
„ 1000
Lustspielchen „Litteratur“ das den Schluß
in der Erkenntnis: daß er, ein Sterbender, mit
Im
bildete, ist die Perle. Ein Stückchen, wie wir
diesem Mann nichts mehr zu thun haben könne.
Abonnemen
nicht bald eines haben werden im Bereich des deut¬
In der Figur eines kranken Komikers ist Schnitzler
Abonnenten
schen Lustspiels. Für Schnitzler war der ganze Abend
eine samose Gestalt gelungen. Hanns Fischer,
ein außerordentlicher, durch keine Freundeshilfe er¬
Der
Max Reinhardt und Albert Bassermann
wirkter Erfolg.
arbeiteten die Charaktere ungemein scharf und plastisch
Inhaltsang
Das erste der einaktigen Werke: „Lebendige,
blütter
heraus.
Stunden“ ist das schwächste. Es hat dem gan
wodurch ei
Der Schlager war der Einakier „Litteratur“.
des In- und Auslandes A
Ein Kavalier hat sich aus der schreibenden und
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
malenden Bohôme ein Weiblein geholt, das #r heiraten
Prospecte gratis und franco.
wird. Ihre sinnlichkeitglühenden Gedichte gestenihm als
unerlebt, sie weiß sie ihm als pure Phantasse auf¬
zuschwätzen. Er gehört zur Rasse der von der
Aulur für die „Hörnung“ besonsere Prüdesie
nierten, und dem kleinen schwedenden Frauchen
nur fühnen, indem er ihn rechtfertig Das
Hohe nun auch zu schaffen, zu dem er sich be¬
rufen glaubtes und zu dem ihm d#r Mutter
den Weg über ihre Leiche bahnte, ist nun seine
Lebensaufgabe. Sie darf nicht umsonst für ihn
gestorben sein. Wohl hält ihm sein välrlicher
Freund entgegen, daß alle Kunst der Unsterblichkeit
eine einzige lebende Stunde nicht aufwiege,
aber der Poct sagt: „Lebende Stunden? Sie leben
doch nicht länger, als der Letzte, der sich ihrer er¬
innert. Es ist nicht der schlechteste Beruf, solchen
Stunden Dauer zu verleihen über ihr Ziel hinaus!“
Damit hat Schnitzler seine eigene Aufgabe ein
wenig umständlich und gewaltsam umgrenzt. Abgesehen
davon, daß es gefährlich ist, durch so anspruchs¬
voll breites Anschlagen eines Motios, die An¬
sprüche an das Kemmende zu
erhöhen
Doch Schnitzler muß seiner Sache sicher ge¬
wesen sein, und die Selbstkritik war in ihm
so stark wie das Selbstgefühl. Ist ja beim wahren?
Könner ohnedics ein und dasselbe.
Gleich der zweite Einakter: „Die Frau mit#
dem Dolche“ ist eine sehr interesiante Arbeit.
Zwar hat sie was durchaus Novellistisches, doch ist.
die Seene sehr geschickt behandelt. Schnitzler rührt
daran an eines der größten Probleme der Naim, a
das Leben, das wir vor dem gegenwärtigen Deisin
geführt, und das uns in manchen Momenten in
Teleton 12801.
plötzlicher Helligkeit auftaucht wie ein jernes
und doch so gegenwärtiges Bild. In der Ge¬
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausse mälde= Galerie hat Pauline innene Sehboner
Ausschll ein Rendezvous gegeben. Dort, wo die rätsel¬
hafte Frau im Nachtgewande, einen Mutigen
Nr
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Dolch in der Hand, im Rahmen hängt. Der
fühlt sich Pauline verwandt. Aeußerlich und
österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Persona
im Wesen und halb im Scherz äußert sie, daß der
Wien. IX Türkenstrasse 1 Maler dieses Bildes, Leonhard, vor so und so viel!
Jahrhunderten in ihrem Hause in Itölien ver
- Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
kehrt habe. Und ein Grausen faßt sie, wie sie im
dunkeln Grunde des Bildes den Leichnam ihres
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, R
Freundes sieht. Das ist er, er, Jeonhard! Wie von
Sinnen fällt sie hin und die Scene verwandelt sich¬
in eine solche der italienischen Renaissance. Pauline,
Ausschnitt aus: eage
Remigios Gattin, hat die ganze Nacht bei Leonburd¬
verbracht und der Morgen bringt ihr den Gatten wieder.
Sie will ihm alles gestehen, und ihr Liebhaber
Vvom 75 77
will sich von ihm töten lassen. Aber Remigio hat
nur Verachtung für ihn und wie der mit Verachtung
Gestrafte Rache schwörend von dannen will, stößt ihn
Pauline den Dolch ins Herz. Wieder Verwandlung
der Scene. Die Gemäldegalerie, Pauline erwacht
aus ihrer kurzen Ohnmacht und verspricht dem
drängenden Liebhaber, heute Abend zum Rendezvous!
###kommen.
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Sehr fein ist hier ein Leben gegeben, geführt von
einem wundersam aus der Vergangenheit in die Zu¬
kunft wirkenden Geschick. Scenisch gelang die Phantas¬
magorie ausgezeichnet. Wie ein verblaßter Gobelin
2
1
sah die Bühne aus und die Driesch war brillant.
Dos Dritio: „Die letzten Masken“ ist
eine bittere Satire auf das halbe, schöngeistreichelnde,
Deutlches Cheater.
vom Glück in die Höhe gebrahte Talent. Ims
Gestern zum ersten Male: „Lebendige Stunden“.
Hospital wird der Journalist Radenacher sterben. Er
Vier Einäkter von Arthur Schnitzler.
hat vor seinem Tode nur noch den einen Wunsch
Ein entzückender Abend. Schwer, mit Künstelei
dem „Dichter“ Weihpost, der so viel Gück im Leben
Für
50 7 und gesuchten Sentimentalitälen sing er an und
hatte, die Wahrheit zu sagen. Abrechzen möchte
100
steigerte sich über novellistische Schönheiten und
das verkannte Genie mit dem flachen Kopf.
200
interessante psychologische Studien hinweg zu einer
500
Aber wie er ihn in seiner Erbärmlichkeit eicht, ind
fröhlichen, echten, befreienden Heiterkeit. Das
seiner platten Nichtigkeit, schweigt er und er stirbts
„ 1000
Lustspielchen „Litteratur“ das den Schluß
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bildete, ist die Perle. Ein Stückchen, wie wir
diesem Mann nichts mehr zu thun haben könne.
Abonnemen
nicht bald eines haben werden im Bereich des deut¬
In der Figur eines kranken Komikers ist Schnitzler
Abonnenten
schen Lustspiels. Für Schnitzler war der ganze Abend
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ein außerordentlicher, durch keine Freundeshilfe er¬
Der
Max Reinhardt und Albert Bassermann
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arbeiteten die Charaktere ungemein scharf und plastisch
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Der Schlager war der Einakier „Litteratur“.
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Ein Kavalier hat sich aus der schreibenden und
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
malenden Bohôme ein Weiblein geholt, das #r heiraten
Prospecte gratis und franco.
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unerlebt, sie weiß sie ihm als pure Phantasse auf¬
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Aulur für die „Hörnung“ besonsere Prüdesie
nierten, und dem kleinen schwedenden Frauchen