II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 50

16.1. Lebendige StundenZykins
Marsa umfaßte seine Finger und sah ihn freundlich an. „Auch
ich bin gerne mit Dir gegangen“, kam es halblaut über ihre Lippen.
„Du bist ein guter Mensch, Archip.“
Er wollte etwas erwidern, allein sie eilte schon davon. Still
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der Wissenschaftlichen Revue.
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Ausschnitt
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aus
Deuteche Tageszeitung, Berln
68 JAN. Wor
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Kunst und Glissenschaft.
E. B. Deutsches Theater. Sonnabend, 4 Januar. Zum ersten
Male: „Lebendige Stunden“ von Arthur Schnitzler.
Es war, wie schon im Vorberichte gesagt, keinetnyerrrich farter=G#fl
den sich des feinsinnigen Wiener Poeten jüngste Bühnenarbeit
vorgestern in der Schumannstraße errang, aber es wurde doch
schließlich ein Erfolg, ein größerer sogar, als ihn nach den
beiben schwächlichen Eingangsstücken selbst ein gutgläubiger Optimist
noch um die Mitte des Abends erhoffen durfte. „Lebendige
Stunden“, der die Vorstellung einleitende Einakter, hat dem
Gesamtcyklus nicht nur äußerlich seinen Namen geliehen, er schlägt zu¬
gleich auch das Leitmotiv an, das, nur unklar und verschwommen
freilich, in den drei folgenden Stücken wiederklingt. Aus dem
Gespräche eines jungen Dichters mit dem Freunde seiner jüngst
verstorbenen Mutter hört man's heraus. Mit brutaler Rück¬
sichtslosigkeit offenbart dieser jenem, daß der Tod der Mutter kein
natürlicher war. Sie hat zur Morphiumflasche gegriffen, weil sie
sah, daß ihr Siechtum die Schaffenskraft des Sohnes lähmte. Die
Enthüllung wirkt wohl für den Augenblick niederschmetternd auf den
jungen Mann, aber soll die Mutter sich nicht umsonst geopfert haben, so
muß er nun alles daran setzen, das Große, zu dem sie ihm den Weg ebnen
welte, auch wirklich zu schaffen. So rafft er sich aus seinem Schmerze
auf, um fernerhin ganz dieser Aufgabe zu leben. Die These vom
Rechte der Lebendigen gegenüber dem dem Tode Verfallenen, die hier
zur Erörterung gestellt wird, ist nicht neu, das Ganze eine endlose
Abstraktion ohne jedes dramatische Leben. Geistreiche Gedanken über
den Zusammenhang von Kunst und Leben tauchen wohl hie und da¬
aus der Wortfülle des Dialogs empor, aber die sie vortragen,
sind fleischlose Schemen, keine Menschen mit frisch pulsterendem Blute.
Werkchen, so anspruchsvoll es sich auch giebt, nicht viel
1 mehr als eine Art Prolog, der seinen tiefern Sinn erst aus der Be¬
ziehung zu dem Folgenden erhält. Ein „Schauspiel“ im streugeren
Sinne ist auch „Die Frau mit dem Dolche“ nicht.
Der Dichter gefällt sich in einem geistreichelnden Spiel mit schein¬
barem Tiefsinn, indem er an ein Thema rührt, das eher eine
novellistische als dramatische Behandlung vertragen hätte. Eine
mit ihrem Verehrer
junge leidenschaftliche Frau trifft
im Saale einer Gemäldegalerie, in welchem das Bild eines altitalienischen.
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