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Warte für Kunst, Wissenschaft und Litteralut.
Deutsches Theater.
/ Zum ersten Male: „Lebendige Stunden“
Lebendige Stunden.
von Arthur Schnitzler.
Schauspiel in einem Aufzug; 2. Die Frau mit
dem Dolche. Schauspiel in einem Aufzug; 3. Die
letzten Masken. Schauspiel in einem Aufzug;
4. Litteratur. Schwank in einem Aufzug. — Der Wiener
Dichter hat mit seinen neuen Einaktern feine und geistreiche
psychologische Skizzen geliefert, Seelengemälde von be¬
deutender Tiefe, Bilder, die dem Leben abgelauscht und
wie mit dem Pastellstift hingehaucht sind, dramatische
Dekorationsarbeit, die sich um ein Leitmotiv schlingt und
in immer kunstvolleren Ranken weiterspinnt, aber durch
ihren sinnreichen Zauber das Interesse des Zuhörers nie
erschlaffen läßt. In dem einleitenden Schauspiel
„Lebendige Stunden“ entwirft der Verfasser ein Bild
von dem naiven und starken Egoismus einer Künstler¬
natur. Um ihrem Sohne das künstlerische Schaffen
zu erleichtern und ihn zu großen Leistungen anzuspornen,
vergiftet eine leidende Mutter sich mit Morphiumt. Sie ver¬
traut das Geheimnis ihres Opfertodes einem Briefe an,
den sie einem befreundeten pensionirten Beamten über¬
giebt, aber mit der ausdrücklichen Aufforderung, den
Brief nicht ihren Sohn lesen zu lassen. Der Beamte
jedoch verletzt dies Verbot und behält Recht mit seiner
Annahme, daß der junge Künstler in dem Hochgefühl
seines Könnens sich durch den Eindruck dieser
Offenbarung nicht niederdrücken läßt, sondern seine
Ueberlegenheit über die schmerzvollen Gefühle des
Durchschnittsmenschen an den Tag legt.
Noch mehr Beifall fand das romantische drei¬
teilige Schauspiel „Die Frau mit dem Dolche“.
Sie führt den Nmen Pauline, und ihr Bild thront in
der Mitte einer Reihe von Gemälden. Der Maler
(Herr Hahn) ist der Anbeter und Liebhaber Paulinens
(Frl. Irene Triesch). Pauline, die Frau mit
Herzen und den sirenenhaften
dem eisigen
Reizen, flößt ihrem Liebhaber Gefühle ein,
wie stahlscharse Klingen verwunden und mit der unfehl¬
baren Sicherheit des Dolches töten. Sie sieht gerade im
Begriff, mit ihrem Gemahl Remigio (Herrn Otto Sommer¬
sorffynach Iralien zu reisen, und gönnt ihrem Anbeie
Nacht zum Abschied. Der zweite Teil des Schauspiels
ist in wundervoller Verssprache geschrieben und schildert
die Liebesnacht, während deren die Bühne in mystisches
Dämmerlicht getaucht ist. Im Morgengrauen
Remigio die Liebenden. Pauline gesteht der
Leonhard verlangt den Tod, und da R
weigert, ihn zu röten, droht er mit der
seiner Schande. Da stürzt Pauline mit ein
auf ihren Liebhaber los und ersticht ihn, der Gatts
indes verzeiht ihr den Fehltritt, weil sie ihre Sünde
bekannt und ihm das Leben gerettet hat.
Das Schauspiel „Die jetzten Masken“ spielt in
einem Krankenhause. Ein sterbender Journalist (Herr
Reishardt) unterhält sich mit einem schwindsüchtigen
Schauspieler (Herrn Hanns Fischer) und verlangt als
letzte Gunst des Schicksals, einen stets von Glück und
Erfolg begünstigten Dichter Namens Weihgast
(Herrn Bassermann) zu
um noch
sprechen,
in seiner Todesstunde das Wohlgefühl der Rache zu
genießen, Mit dem Schauspieler übt er die We
n,
die er seinem tiefgehaßten Feinde ins Gesich
will; vor Allem will er ihm sagen, daß er
heimliche Liebhaber seiner Frau gewesen sei. Al
jedoch erscheint und mit selbstgefälliger, affell
und gönnerhafter Herablassung das Gespräc
verstummt der Sterbende — sein Entschluß war das
letzte Aufflackern seines Lebensmutes, aber er findet
nicht mehr die Kraft, ihn auszuführen.
Der Schwank „Litteratur“ war das lustige Satyr¬
spiel, das auf die tragischen und ernsten Verwickelungen
folgte. Eine Dichterin, die bisher in Münchener
Künstlerkreisen verkehrt hat, heiratet einen adligen
Jüngling, „mit wohlgepflegten Händen und einem
ungepflegten Gehirn.“ Dieser Ehegatte empfindet
einen Abscheu vor den Gedichten im Allgemeinen
und denjenigen seiner Frau im Besonderen.
Er foßt die Litteratur lediglich als Memoiren¬
werk auf, und ohne Verständnis für litterarische
Erzeugnisse, wie er ist, betrachtet er alle Gedichte und
Romane als den Ausdruck platter Realitäten. Seine
Frau hat es fast mit ihm verdorben, als
sie gesteht, daß sie noch ohne sein Wissen
einen Roman aus ihrem Leben geschrieben hat.
Der Held dieses Romans ist ein Bekannter Namens
Gilbert aus ihrer Münchener Zeit. Gilbert erscheint
und verrät, daß er gleichfalls einen Roman verfaßt hat,
der ihren beiderseitigen Briefwechsel enthält. Die
Schriftstellerin ist aufs Höchste bestürzt, da sie gleich¬
falls denselben Briefwechsel in ihren Roman auf¬
genommen hat. Die heitere Lösung wird dadurch
herbeigeführt, daß sie ihren Roman, den ihr Gatte
ihr ins Haus bringt, vor den Augen Gilberts ver¬
brennt. Nun können Beide eine glückliche Ehe führen.
Der Dichter wurde nach jedem Stück gerufen und
mit Beifall überschüttet.
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Deutsches Theater.
/ Zum ersten Male: „Lebendige Stunden“
Lebendige Stunden.
von Arthur Schnitzler.
Schauspiel in einem Aufzug; 2. Die Frau mit
dem Dolche. Schauspiel in einem Aufzug; 3. Die
letzten Masken. Schauspiel in einem Aufzug;
4. Litteratur. Schwank in einem Aufzug. — Der Wiener
Dichter hat mit seinen neuen Einaktern feine und geistreiche
psychologische Skizzen geliefert, Seelengemälde von be¬
deutender Tiefe, Bilder, die dem Leben abgelauscht und
wie mit dem Pastellstift hingehaucht sind, dramatische
Dekorationsarbeit, die sich um ein Leitmotiv schlingt und
in immer kunstvolleren Ranken weiterspinnt, aber durch
ihren sinnreichen Zauber das Interesse des Zuhörers nie
erschlaffen läßt. In dem einleitenden Schauspiel
„Lebendige Stunden“ entwirft der Verfasser ein Bild
von dem naiven und starken Egoismus einer Künstler¬
natur. Um ihrem Sohne das künstlerische Schaffen
zu erleichtern und ihn zu großen Leistungen anzuspornen,
vergiftet eine leidende Mutter sich mit Morphiumt. Sie ver¬
traut das Geheimnis ihres Opfertodes einem Briefe an,
den sie einem befreundeten pensionirten Beamten über¬
giebt, aber mit der ausdrücklichen Aufforderung, den
Brief nicht ihren Sohn lesen zu lassen. Der Beamte
jedoch verletzt dies Verbot und behält Recht mit seiner
Annahme, daß der junge Künstler in dem Hochgefühl
seines Könnens sich durch den Eindruck dieser
Offenbarung nicht niederdrücken läßt, sondern seine
Ueberlegenheit über die schmerzvollen Gefühle des
Durchschnittsmenschen an den Tag legt.
Noch mehr Beifall fand das romantische drei¬
teilige Schauspiel „Die Frau mit dem Dolche“.
Sie führt den Nmen Pauline, und ihr Bild thront in
der Mitte einer Reihe von Gemälden. Der Maler
(Herr Hahn) ist der Anbeter und Liebhaber Paulinens
(Frl. Irene Triesch). Pauline, die Frau mit
Herzen und den sirenenhaften
dem eisigen
Reizen, flößt ihrem Liebhaber Gefühle ein,
wie stahlscharse Klingen verwunden und mit der unfehl¬
baren Sicherheit des Dolches töten. Sie sieht gerade im
Begriff, mit ihrem Gemahl Remigio (Herrn Otto Sommer¬
sorffynach Iralien zu reisen, und gönnt ihrem Anbeie
Nacht zum Abschied. Der zweite Teil des Schauspiels
ist in wundervoller Verssprache geschrieben und schildert
die Liebesnacht, während deren die Bühne in mystisches
Dämmerlicht getaucht ist. Im Morgengrauen
Remigio die Liebenden. Pauline gesteht der
Leonhard verlangt den Tod, und da R
weigert, ihn zu röten, droht er mit der
seiner Schande. Da stürzt Pauline mit ein
auf ihren Liebhaber los und ersticht ihn, der Gatts
indes verzeiht ihr den Fehltritt, weil sie ihre Sünde
bekannt und ihm das Leben gerettet hat.
Das Schauspiel „Die jetzten Masken“ spielt in
einem Krankenhause. Ein sterbender Journalist (Herr
Reishardt) unterhält sich mit einem schwindsüchtigen
Schauspieler (Herrn Hanns Fischer) und verlangt als
letzte Gunst des Schicksals, einen stets von Glück und
Erfolg begünstigten Dichter Namens Weihgast
(Herrn Bassermann) zu
um noch
sprechen,
in seiner Todesstunde das Wohlgefühl der Rache zu
genießen, Mit dem Schauspieler übt er die We
n,
die er seinem tiefgehaßten Feinde ins Gesich
will; vor Allem will er ihm sagen, daß er
heimliche Liebhaber seiner Frau gewesen sei. Al
jedoch erscheint und mit selbstgefälliger, affell
und gönnerhafter Herablassung das Gespräc
verstummt der Sterbende — sein Entschluß war das
letzte Aufflackern seines Lebensmutes, aber er findet
nicht mehr die Kraft, ihn auszuführen.
Der Schwank „Litteratur“ war das lustige Satyr¬
spiel, das auf die tragischen und ernsten Verwickelungen
folgte. Eine Dichterin, die bisher in Münchener
Künstlerkreisen verkehrt hat, heiratet einen adligen
Jüngling, „mit wohlgepflegten Händen und einem
ungepflegten Gehirn.“ Dieser Ehegatte empfindet
einen Abscheu vor den Gedichten im Allgemeinen
und denjenigen seiner Frau im Besonderen.
Er foßt die Litteratur lediglich als Memoiren¬
werk auf, und ohne Verständnis für litterarische
Erzeugnisse, wie er ist, betrachtet er alle Gedichte und
Romane als den Ausdruck platter Realitäten. Seine
Frau hat es fast mit ihm verdorben, als
sie gesteht, daß sie noch ohne sein Wissen
einen Roman aus ihrem Leben geschrieben hat.
Der Held dieses Romans ist ein Bekannter Namens
Gilbert aus ihrer Münchener Zeit. Gilbert erscheint
und verrät, daß er gleichfalls einen Roman verfaßt hat,
der ihren beiderseitigen Briefwechsel enthält. Die
Schriftstellerin ist aufs Höchste bestürzt, da sie gleich¬
falls denselben Briefwechsel in ihren Roman auf¬
genommen hat. Die heitere Lösung wird dadurch
herbeigeführt, daß sie ihren Roman, den ihr Gatte
ihr ins Haus bringt, vor den Augen Gilberts ver¬
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Der Dichter wurde nach jedem Stück gerufen und
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