en eeen eeneen ens eracht sie iene aebente A 1 Snecle
leiten, gleichsam im Leben das Sterben,
im
modern. Man fragt sich vergeblich: Was hat das
Sterben das Leben aufweisen. Ihm muß hier
Hineinziehen der dumpfen Ahnungen, die uns
und da Ahnliches vorgeschwebt haben, wie Hauptmann
zuweilen vorspiegeln, wir hätten schon einmal gelebt,
im „Michael Kramer“, als er den alten Maler an
die uns häusig in früheren Menschen, in früheren
der Leiche seines Sohnes über Werden und Ver¬
Geschehnissen uns selbst erblicken lassen, hier für
gehen philosophieren läßt. Es scheint mir nicht aus¬
einen Sinn? Soll es uns bewegen, die moderne
geschlossen, daß Schnitzler eine erste Auregung aus
Geschichte, in welche das florentinische Abenteuer
dem erwähnten Hauptmannschen Akte empfing.
eingerahmt ist, nach Analogie von diesem fortzusetzen,
„Der Tod ist die mildeste Form des Lebens“, drückt
uns zu ergänzen? So, daß auch hier ein blutiger
Hauptmann sich ungelenk und ein wenig billig¬
Konflikt aus dem geplanten Rendezvous sich er¬
antithesenhaft aus.
Er meint in der Hauptsache
gäbe? Soll beides nur einen Kontrast herstellen
dasselbe wie wenn man sonst von dem ewigen
etwa: „Einst und jetzt“ oder „So liebte man gestern,
Unverlorensein alles Lebens, von der Undenkbarkeit
Sollte lediglich die einfache
so liebt man heute"?
einer Allvernichtung, von der großen Erhaltung der
Thatsache, das Vorhandensein von zeitentbundenen
physischen wie der psychischen Kräfte, vom uferlosen Fort¬
Spiegelungen des Gehirnes des Vorstellungs¬
wirken der Vergangenheit in alle Zukunft wie vom
vermögens, bühnenplastisch vorgeführt werden? Aus
unbewußten Besitze fernster Ewigkeiten redet.
dem Stücke heraus ist nichts Bestimmtes zu
Was gilt der Tod des Individuums? scheint der
ermitteln. Nur Herr Schnitzler selber könnte uns
erste Einakter „Lebendige Stunden“ zu fragen.
dies und jenes versichern, was er gewollt habe —
Baut sich nicht über dem ärmlichen Einzelschicksal das
das aber hätte wiederum keinen Wert. Die
Leben der Gesamtheit auf? Schreitet nicht über den
einzige Sprache von Belang, welche ein Kunstwerk
reden kann, ist die, welche aus ihm selbst hervor¬
Gräbern der vergangenen Menschheit die gegenwärtige,
und wird nicht über der Asche dieser die Zukunft wandeln?
schallt. Wie dieses Stück heute vorliegt, ist es eine
Spielerei mit einer an sich tiefen, unter der Schwelle
Giebt das Friedenmachen einer einzelnen Persönlich¬
keit den anderen ein Recht, nicht mehr mitzuthun,
unseres Bewußtseins liegenden Vorstellung, die in¬
sich auszuschwelgen in selbstgenügsamer Trauer?
dessen nicht dazu gelangt, sich zu einer sinnvollen
Berührung mit unserem Gegenwärtigkeitsbewußtsein
Ob Reiche stürzen und Kronen rollen, deshalb sieht
sich der heimliche Geist der Weltentwicklung
durchzuringen.
auch nicht ein einziges Mal um, deshalb geht der
Ein Motiv, das schon in diesem Stücke an¬
ruhige Genius der Geschichte unhemmbar weiter. —
geschlagen wurde, klingt auch in dem folgenden
Hier trauert ein Sohn, ein Dichter, mit dem Herzens¬
dritten Stücke mit an. In der „Frau mit dem
freunde seiner Mutter um deren Tod. Aus dem
Dolche“ ist der Gatte und Maler im Augenblick des
Munde des Freundes erfährt jener in der Form des
schrecklichen Geschehens nur Künstler: Er denkt lediglich
Vorwurfs, daß sich die Mutter um des Sohnes
daran, die Pose der Frau festzuhalten, gleich als ob
willen mit Morphiumpulvern den Tod gegeben,
ihm bloß ein Schauspiel vorgeführt würde, an dem
da sie es nicht mit ansehen konnte, daß er im
er selbst unbeteiligt wäre. In „Die letzten
steten Anblick ihres langwierigen Leidens sich vor
Masken“ tritt ein Schauspieler in einem
Leid verzehrte, de er aus der Stimmung des
Krankenhause auf, der, selbst ein Sterbender,
Schmerzes heraus nicht mehr zu arbeiten, nicht mehr
aus den schmerzlichen Zügen, den Verzerrungen der
zu schaffen vermochte. Der väterliche Freund vergeht
Verendenden ein Studium für seine Komik macht.
in Klagen um das vorzeitige Ende der Verblichenen,
Er behauptet, aus ihnen das schätzbarste Material
sie hätte ja noch zwei bis drei Jahre ihm Freundin
für seine „Wirkungen“ zusammentragen zu können.
sein können. Er wünscht in Trauer auszuruhen, er
Im übrigen geht freilich das Stück, das unzweifel¬
sieht in allem, was den Sohn noch über sein Weh
haft von den drei ersten das wertvollste ist, auf
hinaus beschäftigt, Gemütsroheit, Mangel an Pietät,
ganz anderes hinaus. Jemanden, der in seinem
Herzlosigkeit. Der Sohn vertritt dem gegenüber den
ganzen Leben ein ehrlicher, mit leidenschaftlichem Ernst
Standpunkt des wirkenden, Werte schaffenden Daseins.
strebender Schriftsteller gewesen ist, der es aber zu
Er sieht in dem gänzlichen Sichverlieren im Scheidungs¬
nichts gebracht hat, packt in seinen letzten Stunden
weh ein billiges Zurückweichen vor den Wirklich¬
im Krankenhause ein unlöschbarer Haß gegen einen
keiten des Lebens, ein fast kokettes Sichselbstgenießen
befreundeten Kollegen, der zu Geld und Ehren ge¬
des Schmerzes, der sich immer aufs neue im Spiegel
kommen ist, dessen ganze Hohlheit er indessen durch¬
zu besehen wünscht, um sich desto bedauernswerter
schaut. Er läßt ihn zu sich bitten, um einmal an ihm
vorzukommen. Er leidet um die Hingegangene so
den Rächer zu spielen, ihn tödlich zu verwunden.
gut wie einer; aber er glaubt in ihrem Sinne zu
Nicht nur, für wie nichtig und niedrig er ihn all
handeln, er glaubt ihr Opser erst ganz zu ehren,
sein Lebtag gehalten, will er ihm sagen — das ist
wenn er es nicht umsonst geschehen sein läßt, wenn
zu wenig, zu sanft — nein, daß er auch da, wo er
er gerade aus seinem völligen Verständnis heraus
rein menschlich am glücklichsten zu sein glaubte, ein
danach strebt, wieder ein schaffender, ein thätiger
eingebildeter Fant, ein Nichts war, daß sein „bester
Mensch zu sein. Diese Gegenüberstellung beider
Kamerad“, seine Frau, ihn betrogen hat mit ihm,
Standpunkte macht in Wahrheit das Stückchen
dem Kranken und nichtgeachteten Kollegen, das
ihm entgegenzuschleudern, soll ihm die letzte
Apereu, als eine dramatisch anspruchslose, dem In¬
Genugthuung verschaffen.
Er erzählt alles dem
halte nach nicht wertlose Plauderei kennzeichnet.
erwähnten Schauspieler; der verachtete „Freund“
Das zweite Stück, „Die Frau mit
erscheint und
plötzlich ist alles Rachegefühl, alle
dem Dolche,"
wirkt unklar, nicht be¬
schäumende Wut verschwunden. Der Kranke sitzt
in seinen wechselnden Er¬
ziehungsreich genug
nur da und starrt und staunt und läßt
scheinungen. Es ist kein Mysterium, höchstens ein
den anderen ungekränkt ziehen. Er sieht,
Vexierrätsel zu nennen. Eine junge Frau trifft mit
wie wenig auch jenem all sein äußerliches,
einem jungen Menschen in der Gemäldegalerie vor
sich selbst wegwerfendes Jagen und Erraffenwollen
dem Porträt eines alten Meisters zusammen, das
geholfen hat, wie er vor ihm dasitzt als ein elender,
der Dame überaus ähnlich sieht. Sie gestehen sich
verächtlicher Gauch, elender als er, der Kranke
ihre Liebe; doch die Frau denkt am nächsten Tage
selber, und zugleich mischt sich ihm das Gefühl hinein,
weit weg zu reisen, gleichsam vor sich selbst zu fliehen.
was er, der abgeschlossen hat mit allem, der eigent¬
Da — während einer fast hypnotischen Versunken¬
lich durchgedrungen ist zu der großen Klarheit, der
ändert sich plötzlich die Scene. Wir sehen
erhabenen Stille in sich selber, denn noch zu thun
heit
habe mit dem erbärmlichen Hasten der anderen da
die
als Traum, durch Gazeschleier hindurch,
Frau als die Dame des genannten Bildes
im Leben, mit dem trostlosen Gewimmel klein¬
im Florenz
der Renaissance, den jungen
licher, bedürftiger Menschenkinder. Er läßt jenen
Menschen aber als den Maler Lionardo, der
gehen; es verlöschen die Lichter; er stirbt.
soeben mit ihr die Treue gebrochen. Die Frau hat
Das Stück ist in seiner Stimmung, inner¬
halb der psychologischen Begrenztheit des Einakters,
bereits der Überdruß gepackt, sie will dem soeben
heimkehrenden Gatten, auch einem Maler, alles
vortrefflich gearbeitet. Lediglich die Unmöglichkeit
beichten, um sich so gewissermaßen zu entsühnen.
stört, daß der Kranke, dieser wilde, innerliche
„Das Geständnis ist der Mut der Schuldigen.“
Hasser, einem eitlen Mimen die Scene mit
Der Geliebte will das Bekenntnis der Schuld ver¬
dem erwarteten Freunde zuerst vorspielt.
So
hindern; da es ihm nicht gelingt, stellt er sich dem
sehr das aus seiner ganzen Erregung be¬
Dolche des Gatten, damit kein lebender Zeuge
greiflich zu machen versucht wird, es ist
eine
bleibe. Dieser will ihn ruhig seines Weges psychologische Ungeheuerlichkeit, die der Dichter nur
er sich damit begründen, daß die
schaften, die am heftigsten beweg
sich unzweifelhaft oft genug in lauten
machen. C’est une erreur de er
mnchologue n’est pas dans la nature.
agitations parlent souvent à haute
Hugo).
Das letzte Stück „Litteratur
künstlerisch am höchsten. Es ist eine
abgeschlossene kleine Satire, die nicht a
logischen Lücken, an der Stoffvergend
Stoffprotzerei der Einakter im allgen
Nach bewegtem Wandel als Frau un
Margarete in den Armen eines sicher
landet. Er ist von altem Adel,
bekannten, noch älteren, mesopotan
wenigstens zu fünfzig Prozent. Das
nicht erwähnenswert — denn für das
gänzlich unwesentlich — wenn es nicht
besonders betont würde, und da Frl.
eine unverfälschte Mesopotamierin, die Ma
das Wort von den „antisemitischen Tei
außerordentlich komische Wirkung er
hat einen unbezwinglichen Hang zu ##
Leben, er — nur zum Leben. Sie
mit Hingebung in den Kreisen
verkehrt, er findet nur seltsame, ei
motivierende Existenzen
recht zu
Er hält Ehe und Heiraten für die uner
bedingung zur „wahren" Liebe. si
bedingungen entbehren. Dennoch erstreh
liegenden Falle die Ehe mit aller
zweifelt, und weiß nicht recht, woher,
Zwischen beide, die sich schon einigerma
wähnten, tritt auf einmal von neuem die L
hat einen Roman geschrieben, dessen Ve
sie brennend wünscht; es kämen zwar
darin vor, aber es sei alles nur „erdichtet
Er findet im Gegenteil: So etwas thu
aber man sagt es nicht und bestehtn
drückung des Werkes, falls aus der
werden solle. Im kritischen Zeitpunkt tritt
ehrer aus der „hingebungs“ vollen Münch
Auch er hat den Roman seines Lebens
mit ungefähr denselben Thatsachen, je
genau denselben, der Wirklichkeit
Briefen, die diese Frau auch in ihren
wendet hat. Es ist wie mit Georg
Paul de Musset. Schrieb sie Lui
d
schrieb Elle et Imi Lui. Was
des Barons nicht vermochten, vermag
sache. Einen Augenblick denkt sie dar
früheren Verehrer durchzugehen; dan
wenig Lust zu
romantischen F
stimmt sie der Einstampfung des
Die Reputation ist für den Ba#
weiter nichts. Innere Gründe best
in seinem Handeln nicht; nur die A
Form. Was er verhindern wollte,
lichung des Romans seiner Künftigen,
Wahrheit doch, nämlich durch das Werk
Verehrers. Er empfängt nur obend
rein äußerliches Verdammen, das sich
Balken, der verborgen bleibt, niema
wider einen Splitter, der sichtbar wir#
größerer sittlicher Emphase wendet,
Er muß heiraten, was er zu ve
s liegt eine freie, präch
giebt.
in dem Ganzen, die, ohne den gebührlich
dekadenten Bohemezuständen das Wor
dennoch dem Pharisäertum scharf zu O
kostbar an der Nase herumführt.
Anregend sind Schnitzlers Einakter in
Indessen nur der letzte, der ganz in si
ist,
dessen Problemn völlig zum
Auseinandersetzung der
zur
in ihn
Gegensätze kommt, gelangt durchaus
Roh=Stoffliche hinaus, das gewöhnli
anhaftet. Die übrigen sind bei allen
gewissermaßen nur unterhaltsame Er
für den Verfasser, bei denen er verweilt
alles, was lockt, mit leichter Hand absch
von denen er sich indessen lächelnd vera
bald aus dem Spiel eine Arbeit werden
bald lästige Frager zu kommen drohen,
fangen möchten, wo der Dichter aufhört
Paul
leiten, gleichsam im Leben das Sterben,
im
modern. Man fragt sich vergeblich: Was hat das
Sterben das Leben aufweisen. Ihm muß hier
Hineinziehen der dumpfen Ahnungen, die uns
und da Ahnliches vorgeschwebt haben, wie Hauptmann
zuweilen vorspiegeln, wir hätten schon einmal gelebt,
im „Michael Kramer“, als er den alten Maler an
die uns häusig in früheren Menschen, in früheren
der Leiche seines Sohnes über Werden und Ver¬
Geschehnissen uns selbst erblicken lassen, hier für
gehen philosophieren läßt. Es scheint mir nicht aus¬
einen Sinn? Soll es uns bewegen, die moderne
geschlossen, daß Schnitzler eine erste Auregung aus
Geschichte, in welche das florentinische Abenteuer
dem erwähnten Hauptmannschen Akte empfing.
eingerahmt ist, nach Analogie von diesem fortzusetzen,
„Der Tod ist die mildeste Form des Lebens“, drückt
uns zu ergänzen? So, daß auch hier ein blutiger
Hauptmann sich ungelenk und ein wenig billig¬
Konflikt aus dem geplanten Rendezvous sich er¬
antithesenhaft aus.
Er meint in der Hauptsache
gäbe? Soll beides nur einen Kontrast herstellen
dasselbe wie wenn man sonst von dem ewigen
etwa: „Einst und jetzt“ oder „So liebte man gestern,
Unverlorensein alles Lebens, von der Undenkbarkeit
Sollte lediglich die einfache
so liebt man heute"?
einer Allvernichtung, von der großen Erhaltung der
Thatsache, das Vorhandensein von zeitentbundenen
physischen wie der psychischen Kräfte, vom uferlosen Fort¬
Spiegelungen des Gehirnes des Vorstellungs¬
wirken der Vergangenheit in alle Zukunft wie vom
vermögens, bühnenplastisch vorgeführt werden? Aus
unbewußten Besitze fernster Ewigkeiten redet.
dem Stücke heraus ist nichts Bestimmtes zu
Was gilt der Tod des Individuums? scheint der
ermitteln. Nur Herr Schnitzler selber könnte uns
erste Einakter „Lebendige Stunden“ zu fragen.
dies und jenes versichern, was er gewollt habe —
Baut sich nicht über dem ärmlichen Einzelschicksal das
das aber hätte wiederum keinen Wert. Die
Leben der Gesamtheit auf? Schreitet nicht über den
einzige Sprache von Belang, welche ein Kunstwerk
reden kann, ist die, welche aus ihm selbst hervor¬
Gräbern der vergangenen Menschheit die gegenwärtige,
und wird nicht über der Asche dieser die Zukunft wandeln?
schallt. Wie dieses Stück heute vorliegt, ist es eine
Spielerei mit einer an sich tiefen, unter der Schwelle
Giebt das Friedenmachen einer einzelnen Persönlich¬
keit den anderen ein Recht, nicht mehr mitzuthun,
unseres Bewußtseins liegenden Vorstellung, die in¬
sich auszuschwelgen in selbstgenügsamer Trauer?
dessen nicht dazu gelangt, sich zu einer sinnvollen
Berührung mit unserem Gegenwärtigkeitsbewußtsein
Ob Reiche stürzen und Kronen rollen, deshalb sieht
sich der heimliche Geist der Weltentwicklung
durchzuringen.
auch nicht ein einziges Mal um, deshalb geht der
Ein Motiv, das schon in diesem Stücke an¬
ruhige Genius der Geschichte unhemmbar weiter. —
geschlagen wurde, klingt auch in dem folgenden
Hier trauert ein Sohn, ein Dichter, mit dem Herzens¬
dritten Stücke mit an. In der „Frau mit dem
freunde seiner Mutter um deren Tod. Aus dem
Dolche“ ist der Gatte und Maler im Augenblick des
Munde des Freundes erfährt jener in der Form des
schrecklichen Geschehens nur Künstler: Er denkt lediglich
Vorwurfs, daß sich die Mutter um des Sohnes
daran, die Pose der Frau festzuhalten, gleich als ob
willen mit Morphiumpulvern den Tod gegeben,
ihm bloß ein Schauspiel vorgeführt würde, an dem
da sie es nicht mit ansehen konnte, daß er im
er selbst unbeteiligt wäre. In „Die letzten
steten Anblick ihres langwierigen Leidens sich vor
Masken“ tritt ein Schauspieler in einem
Leid verzehrte, de er aus der Stimmung des
Krankenhause auf, der, selbst ein Sterbender,
Schmerzes heraus nicht mehr zu arbeiten, nicht mehr
aus den schmerzlichen Zügen, den Verzerrungen der
zu schaffen vermochte. Der väterliche Freund vergeht
Verendenden ein Studium für seine Komik macht.
in Klagen um das vorzeitige Ende der Verblichenen,
Er behauptet, aus ihnen das schätzbarste Material
sie hätte ja noch zwei bis drei Jahre ihm Freundin
für seine „Wirkungen“ zusammentragen zu können.
sein können. Er wünscht in Trauer auszuruhen, er
Im übrigen geht freilich das Stück, das unzweifel¬
sieht in allem, was den Sohn noch über sein Weh
haft von den drei ersten das wertvollste ist, auf
hinaus beschäftigt, Gemütsroheit, Mangel an Pietät,
ganz anderes hinaus. Jemanden, der in seinem
Herzlosigkeit. Der Sohn vertritt dem gegenüber den
ganzen Leben ein ehrlicher, mit leidenschaftlichem Ernst
Standpunkt des wirkenden, Werte schaffenden Daseins.
strebender Schriftsteller gewesen ist, der es aber zu
Er sieht in dem gänzlichen Sichverlieren im Scheidungs¬
nichts gebracht hat, packt in seinen letzten Stunden
weh ein billiges Zurückweichen vor den Wirklich¬
im Krankenhause ein unlöschbarer Haß gegen einen
keiten des Lebens, ein fast kokettes Sichselbstgenießen
befreundeten Kollegen, der zu Geld und Ehren ge¬
des Schmerzes, der sich immer aufs neue im Spiegel
kommen ist, dessen ganze Hohlheit er indessen durch¬
zu besehen wünscht, um sich desto bedauernswerter
schaut. Er läßt ihn zu sich bitten, um einmal an ihm
vorzukommen. Er leidet um die Hingegangene so
den Rächer zu spielen, ihn tödlich zu verwunden.
gut wie einer; aber er glaubt in ihrem Sinne zu
Nicht nur, für wie nichtig und niedrig er ihn all
handeln, er glaubt ihr Opser erst ganz zu ehren,
sein Lebtag gehalten, will er ihm sagen — das ist
wenn er es nicht umsonst geschehen sein läßt, wenn
zu wenig, zu sanft — nein, daß er auch da, wo er
er gerade aus seinem völligen Verständnis heraus
rein menschlich am glücklichsten zu sein glaubte, ein
danach strebt, wieder ein schaffender, ein thätiger
eingebildeter Fant, ein Nichts war, daß sein „bester
Mensch zu sein. Diese Gegenüberstellung beider
Kamerad“, seine Frau, ihn betrogen hat mit ihm,
Standpunkte macht in Wahrheit das Stückchen
dem Kranken und nichtgeachteten Kollegen, das
ihm entgegenzuschleudern, soll ihm die letzte
Apereu, als eine dramatisch anspruchslose, dem In¬
Genugthuung verschaffen.
Er erzählt alles dem
halte nach nicht wertlose Plauderei kennzeichnet.
erwähnten Schauspieler; der verachtete „Freund“
Das zweite Stück, „Die Frau mit
erscheint und
plötzlich ist alles Rachegefühl, alle
dem Dolche,"
wirkt unklar, nicht be¬
schäumende Wut verschwunden. Der Kranke sitzt
in seinen wechselnden Er¬
ziehungsreich genug
nur da und starrt und staunt und läßt
scheinungen. Es ist kein Mysterium, höchstens ein
den anderen ungekränkt ziehen. Er sieht,
Vexierrätsel zu nennen. Eine junge Frau trifft mit
wie wenig auch jenem all sein äußerliches,
einem jungen Menschen in der Gemäldegalerie vor
sich selbst wegwerfendes Jagen und Erraffenwollen
dem Porträt eines alten Meisters zusammen, das
geholfen hat, wie er vor ihm dasitzt als ein elender,
der Dame überaus ähnlich sieht. Sie gestehen sich
verächtlicher Gauch, elender als er, der Kranke
ihre Liebe; doch die Frau denkt am nächsten Tage
selber, und zugleich mischt sich ihm das Gefühl hinein,
weit weg zu reisen, gleichsam vor sich selbst zu fliehen.
was er, der abgeschlossen hat mit allem, der eigent¬
Da — während einer fast hypnotischen Versunken¬
lich durchgedrungen ist zu der großen Klarheit, der
ändert sich plötzlich die Scene. Wir sehen
erhabenen Stille in sich selber, denn noch zu thun
heit
habe mit dem erbärmlichen Hasten der anderen da
die
als Traum, durch Gazeschleier hindurch,
Frau als die Dame des genannten Bildes
im Leben, mit dem trostlosen Gewimmel klein¬
im Florenz
der Renaissance, den jungen
licher, bedürftiger Menschenkinder. Er läßt jenen
Menschen aber als den Maler Lionardo, der
gehen; es verlöschen die Lichter; er stirbt.
soeben mit ihr die Treue gebrochen. Die Frau hat
Das Stück ist in seiner Stimmung, inner¬
halb der psychologischen Begrenztheit des Einakters,
bereits der Überdruß gepackt, sie will dem soeben
heimkehrenden Gatten, auch einem Maler, alles
vortrefflich gearbeitet. Lediglich die Unmöglichkeit
beichten, um sich so gewissermaßen zu entsühnen.
stört, daß der Kranke, dieser wilde, innerliche
„Das Geständnis ist der Mut der Schuldigen.“
Hasser, einem eitlen Mimen die Scene mit
Der Geliebte will das Bekenntnis der Schuld ver¬
dem erwarteten Freunde zuerst vorspielt.
So
hindern; da es ihm nicht gelingt, stellt er sich dem
sehr das aus seiner ganzen Erregung be¬
Dolche des Gatten, damit kein lebender Zeuge
greiflich zu machen versucht wird, es ist
eine
bleibe. Dieser will ihn ruhig seines Weges psychologische Ungeheuerlichkeit, die der Dichter nur
er sich damit begründen, daß die
schaften, die am heftigsten beweg
sich unzweifelhaft oft genug in lauten
machen. C’est une erreur de er
mnchologue n’est pas dans la nature.
agitations parlent souvent à haute
Hugo).
Das letzte Stück „Litteratur
künstlerisch am höchsten. Es ist eine
abgeschlossene kleine Satire, die nicht a
logischen Lücken, an der Stoffvergend
Stoffprotzerei der Einakter im allgen
Nach bewegtem Wandel als Frau un
Margarete in den Armen eines sicher
landet. Er ist von altem Adel,
bekannten, noch älteren, mesopotan
wenigstens zu fünfzig Prozent. Das
nicht erwähnenswert — denn für das
gänzlich unwesentlich — wenn es nicht
besonders betont würde, und da Frl.
eine unverfälschte Mesopotamierin, die Ma
das Wort von den „antisemitischen Tei
außerordentlich komische Wirkung er
hat einen unbezwinglichen Hang zu ##
Leben, er — nur zum Leben. Sie
mit Hingebung in den Kreisen
verkehrt, er findet nur seltsame, ei
motivierende Existenzen
recht zu
Er hält Ehe und Heiraten für die uner
bedingung zur „wahren" Liebe. si
bedingungen entbehren. Dennoch erstreh
liegenden Falle die Ehe mit aller
zweifelt, und weiß nicht recht, woher,
Zwischen beide, die sich schon einigerma
wähnten, tritt auf einmal von neuem die L
hat einen Roman geschrieben, dessen Ve
sie brennend wünscht; es kämen zwar
darin vor, aber es sei alles nur „erdichtet
Er findet im Gegenteil: So etwas thu
aber man sagt es nicht und bestehtn
drückung des Werkes, falls aus der
werden solle. Im kritischen Zeitpunkt tritt
ehrer aus der „hingebungs“ vollen Münch
Auch er hat den Roman seines Lebens
mit ungefähr denselben Thatsachen, je
genau denselben, der Wirklichkeit
Briefen, die diese Frau auch in ihren
wendet hat. Es ist wie mit Georg
Paul de Musset. Schrieb sie Lui
d
schrieb Elle et Imi Lui. Was
des Barons nicht vermochten, vermag
sache. Einen Augenblick denkt sie dar
früheren Verehrer durchzugehen; dan
wenig Lust zu
romantischen F
stimmt sie der Einstampfung des
Die Reputation ist für den Ba#
weiter nichts. Innere Gründe best
in seinem Handeln nicht; nur die A
Form. Was er verhindern wollte,
lichung des Romans seiner Künftigen,
Wahrheit doch, nämlich durch das Werk
Verehrers. Er empfängt nur obend
rein äußerliches Verdammen, das sich
Balken, der verborgen bleibt, niema
wider einen Splitter, der sichtbar wir#
größerer sittlicher Emphase wendet,
Er muß heiraten, was er zu ve
s liegt eine freie, präch
giebt.
in dem Ganzen, die, ohne den gebührlich
dekadenten Bohemezuständen das Wor
dennoch dem Pharisäertum scharf zu O
kostbar an der Nase herumführt.
Anregend sind Schnitzlers Einakter in
Indessen nur der letzte, der ganz in si
ist,
dessen Problemn völlig zum
Auseinandersetzung der
zur
in ihn
Gegensätze kommt, gelangt durchaus
Roh=Stoffliche hinaus, das gewöhnli
anhaftet. Die übrigen sind bei allen
gewissermaßen nur unterhaltsame Er
für den Verfasser, bei denen er verweilt
alles, was lockt, mit leichter Hand absch
von denen er sich indessen lächelnd vera
bald aus dem Spiel eine Arbeit werden
bald lästige Frager zu kommen drohen,
fangen möchten, wo der Dichter aufhört
Paul