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en
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Theater und Muelk.
hur Schaitendige Stunden“.
ist möglich, daß Schnitzler seine drei ersten
r im Hinblick auf einen Grundgedanken
tet hat.
Es ist ebenso möglich, daß sie, zu
denen Zeiten entstanden, nur zum Zwecke
ziehen lassen, auch dann noch, als er deshalb begeht, wen die Zuschauer vor der Be¬
heateraufführung späterhin unter einen ge¬
gegnung mit dem Freunde erfohren müssen, was der
öffentlich seine Schande bekannt zu
nen Gesichtspunkt gerückt sind. Denn das
schwört,
Kranke ihm alles zu sagen vorhat. Bei einer
machen. In diesem Augenblick entreißt die Frau
unter dem sie stehen, ist so allgemein, daß
so intimen innerlichen Empörung, wie dieser,
ohl das Vertrauen haben kann, man werde
dem Geliebten seinen Dolch und stößt ihn selber
sch verstehe
kann es keine Zuhörer geben.
nieder. Der Gatte indessen erblickt in der Rächer¬
lich das meiste, was man zu dichten vermag,
nicht, warum Schnitzler die ganze Erregung nicht
stellung seiner Frau ein geeignetes Motiv für sein
pie darunter begreifen können, daß es also
einfach in einem Monologe zum Ausbruch kommen
auf eins hinauskommt, ob man sofort plan¬
gerade auf der Staffelei stehendes Gemälde — es
läßt. Über den albernen Standpunkt der realistischen
ist das schon in der Galerie erblickte — und beginnt
f ein Ganzes hinzielt oder sich erst späterhin be¬
Flegeljahre, daß Selbstgespräche nicht vorzu¬
ie herrlich es gewesen wäre, hätteman es gethan.
die Stellung eiligst festzuhalten. Von neuem ein
Wer
kommen hätten, sind wir doch hinaus.
delt sich um allerlei vom Leben und Sterben
Scenenwechsel: die moderne junge Frau und der
das Geheimste, das innerlich Gewaltigste vorzubringen
moderne junge Mensch von vorher stehen, wie erwachend
Stücken. Schnitzler nimmt beides vom zu¬
hat, vermag des Monologes nicht zu entraten und
fassenden Standpunkte auf. Er will die Be¬
aus langem Traume, wieder vor uns. Binnen kurzem
selbst vom kleinlich naturalistischen Boden# #s läßt
mit einander vermitteln, ineinander über¬
verspricht sie ihm „heute Abend zu kommen“. Sehr
er sich damit begründen, daß die starken Leiden¬
modern. Man fragt sich vergeblich: Was hat das
gleichsam im Leben das Sterben, im
schaften, die am heftigsten bewegten Gemüter
Hineinziehen der dumpfen Ahnungen, die uns
das Leben aufweisen. Ihm muß hier
sich unzweifelhaft oft genug in lauten Worten Luft
Ahnliches vorgeschwebt haben, wie Hauptmann
zuweilen vorspiegeln, wir hätten schon einmal gelebt,
machen. C’est une erreur de croire que le
ichael Kramer“ als er den alten Maler an
die uns häusig in früheren Menschen, in früheren
monologue n’est pas dans la nature. Les fortes
sche seines Sohnes über Werden und Ver¬
Geschehnissen uns selbst erblicken lassen, hier für
agitations parlent souvent à haute voix. (Viktor
Philosophieren läßt. Es scheint mir nicht aus¬
einen Sinn? Soll es uns bewegen, die moderne
Hugo).
Geschichte, in welche das florentinische Abenteuer
ssen, daß Schnitzler eine erste Auregung aus
Das letzte Stück „Litteratur“ steht rein
eingerahmt ist, nach Analogie von diesem fortzusetzen,
erwähnten Hauptmannschen Akte empfing.
künstlerisch am höchsten. Es ist eine feine, in sich
Tod ist die mildeste Form des Lebens“, drückt
uns zu ergänzen? So, daß auch hier ein blutiger
abgeschlossene kleine Satire, die nicht an den psycho¬
ann sich ungelenk und ein wenig billig¬
Konflikt aus dem geplanten Rendezvous sich er¬
logischen Lücken, an der Stoffvergeudung oder der
enhaft aus. Er meint in der Hauptsache
gäbe? Soll beides nur einen Kontrast herstellen
Stoffprotzerei der Einakter im allgemeinen leidet.
etwa: „Einst und jetzt“ oder „So liebte man gestern,
le, wie wenn man sonst von dem ewigen
Nach bewegtem Wandel als Frau und Witwe ist
so liebt man heute"? Sollte lediglich die einfache
orensein alles Lebens, von der Undenkbarkeit
Margarete in den Armen eines sicheren Herrn ge¬
Thatsache, das Vorhandensein von zeitentbundenen
llvernichtung, von der großen Erhaltung der
landet. Er ist von altem Adel, sie von dem
Spiegelungen des Gehirnes, des Vorstellungs¬
en wie der psychischen Kräfte, vom uferlosen Fort¬
bekannten, noch älteren, mesopotamischen Adel,
vermögens, bühnenplastisch vorgeführt werden? Aus
der Vergangenheit in alle Zukunft wie vom
wenigstens zu fünfzig Prozent. Das wäre an sich
dem Stücke heraus ist nichts Bestimmtes zu
ßten Besitze fernster Ewigkeiten redet.
nicht erwähnenswert — denn für das Stück ist es
ermitteln. Nur Herr Schnitzler selber könnte uns
s gilt der Tod des Individuums? scheint der
gänzlich unwesentlich — wenn es nicht im Gespräche
dies und jenes versichern, was er gewollt habe—
akter „Lebendige Stunden“ zu fragen.
besonders betont würde, und da Frl. Triesch selbst
das aber hätte wiederum keinen Wert. Die
ch nicht über dem ärmlichen Einzelschicksal das
eine unverfälschte Mesopotamierin, die Margaretespielte,
einzige Sprache von Belang, welche ein Kunstwerk
der Gesamtheit auf? Schreitet nicht über den
das Wort von den „antisemitischen Tendenzen“ eine
reden kann, ist die, welche aus ihm selbst hervor¬
En der vergangenen Menschheit die gegenwärtige,
außerordentlich komische Wirkung erzielte. Sie
schallt. Wie dieses Stück heute vorliegt, ist es eine
rd nicht über der Asche dieser die Zukunft wandeln?
hat einen unbezwinglichen Hang zu Litteratur und
Spielerei mit einer an sich tiefen, unter der Schwelle
das Friedenmachen einer einzelnen Persönlich¬
Leben, er — nur zum Leben. Sie hat viel und
unseres Bewußtseins liegenden Vorstellung, die in¬
n anderen ein Recht, nicht mehr mitzuthun,
mit Hingebung in den Kreisen der Bohème
szuschwelgen in selbstgenügsamer Trauer?
dessen nicht dazu gelangt, sich zu einer sinnvollen
verkehrt, er findet nur seltsame, eigentlich nicht
Berührung mit unserem Gegenwärtigkeitsbewußtsein
iche stürzen und Kronen rollen, deshalb sieht
recht zu motivierende Existenzen in ihnen.
durchzuringen.
er heimliche Geist der Weltentwicklung
Er hält Ehe und Heiraten für die unerläßliche Vor¬
icht ein einziges Mal um, deshalb geht der
Ein Motiv, das schon in diesem Stücke an¬
bedingung zur „wahren" Liebe, sie kann Vor¬
Genius der Geschichte unhemmbar weiter. —
geschlagen wurde, klingt auch in dem folgenden
bedingungen entbehren. Dennoch erstrebt sie im vor¬
auert ein Sohn, ein Dichter, mit dem Herzens¬
dritten Stücke mit an. In der „Frau mit dem
liegenden Falle die Ehe mit aller Macht; er
eseiner Mutter um deren Tod. Aus dem
Dolche“ ist der Gatte und Maler im Augenblick des
zweifelt, und weiß nicht recht, woher, noch wohin.
des Freundes erfährt jener in der Form des
schrecklichen Geschehens nur Künstler: Er denkt lediglich
Zwischen beide, die sich schon einigermaßen geeinigt
rfs, daß sich die Mutter um des Sohnes
daran, die Pose der Frau festzuhalten, gleich als ob
wähnten, tritt auf einmal von neuem die Litteratur. Sie
mit Morphiumpulvern den Tod gegeben,
ihm bloß ein Schauspiel vorgeführt würde, an dem
hat einen Roman geschrieben, dessen Veröffentlichung
es nicht mit ansehen konnte, daß er im
er selbst unbeteiligt wäre. In „Die letzten
sie brennend wünscht; es kämen zwar starke Sachen
Anblick ihres langwierigen Leidens sich vor
Masken“ tritt ein Schauspieler in einem
darin vor, aber es sei alles nur „erdichtet“, nicht gelebt.
erzehrte, daß er aus der Stimmung des
Krankenhause auf, der, selbst ein Sterbender,
Er findet im Gegenteil: So etwas thut man wohl,
rzes heraus nicht mehr zu arbeiten, nicht mehr
aus den schmerzlichen Zügen, den Verzerrungen der
aber man sagt es nicht und besteht auf Unter¬
ffen vermochte. Der väterliche Freund vergeht
Verendenden ein Studium für seine Komik macht.
drückung des Werkes, falls aus der Heirat etwas
gen um das vorzeitige Ende der Verblichenen,
Er behauptet, aus ihnen das schätzbarste Material
werden solle. Im kritischen Zeitpunkt tritt ein alter Ver¬
te ja noch zwei bis drei Jahre ihm Freundin
für seine „Wirkungen“ zusammentragen zu können.
ehrer aus der „hingebungs“ vollen Münchener Zeit auf.
nnen. Er wünscht in Trauer auszuruhen, er
Im übrigen geht freilich das Stück, das unzweifel¬
Auch er hat den Roman seines Lebens geschrieben
allem, was den Sohn noch über sein Weh
haft von den drei ersten das wertvollste ist, auf
mit ungefähr denselben Thatsachen, jedenfalls mit
sbeschäftigt, Gemütsroheit, Mangel an Pietät,
ganz anderes hinaus. Jemanden, der in seinem
genau denselben, der Wirklichkeit entnommenen
sigkeit. Der Sohn vertritt dem gegenüber den
ganzen Leben ein ehrlicher, mit leidenschaftlichem Ernst
Briefen, die diese Frau auch in ihrem Werke ver¬
spunkt des wirkenden, Werte schaffenden Daseins.
strebender Schriftsteller gewesen ist, der es aber zu
wendet hat. Es ist wie mit George Sand und
t in dem gänzlichen Sichverlieren im Scheidungs¬
nichts gebracht hat, packt in seinen letzten Stunden
Schrieb sie Lui et Elle so
Paul de Musset.
in billiges Zurückweichen vor den Wirklich¬
im Krankenhause ein unlöschbarer Haß gegen einen
schrieb Elle et Lui Lui. Was die Bedenken
des Lebens, ein fast kokettes Sichselbstgenießen
befreundeten Kollegen, der zu Geld und Ehren ge¬
des Barons nicht vermochten, vermag diese That¬
chmerzes, der sich immer aufs neue im Spiegel
kommen ist, dessen ganze Hohlheit er indessen durch¬
sache. Einen Augenblick denkt sie daran, mit dem
lehen wünscht, um sich desto bedauernswerter
schaut. Er läßt ihn zu sich bitten, um einmal an ihm
früheren Verehrer durchzugehen; dann, als dieser
ommen. Er leidet um die Hingegangene so
den Rächer zu spielen, ihn tödlich zu verwunden.
romantischen Fesseln zeigt,
wenig Lust
sie einer; aber er glaubt in ihrem Sinne zu
Nicht nur, für wie nichtig und niedrig er ihn all
stimmt sie der Einstampfung des Romans zu.
In, er glaubt ihr Opser erst ganz zu ehren,
sein Lebtag gehalten, will er ihm sagen — das ist
ist für den Baron gerettet,
Die Reputation
er es nicht umsonst geschehen sein läßt, wenn
zu wenig, zu sanft — nein, daß er auch da, wo er
weiter nichts. Innere Gründe bestimmten ihn
kade aus seinem völligen Verständnis heraus
rein menschlich am glücklichsten zu sein glaubte, ein
in seinem Handeln nicht; nur die Wahrung der
strebt, wieder ein schaffender, ein thätiger
eingebildeter Fant, ein Nichts war, daß sein „bester
Form. Was er verhindern wollte, die Veröffent¬
zu sein. Diese Gegenüberstellung beider
Kamerad“, seine Frau, ihn betrogen hat mit ihm,
lichung des Romans seiner Künftigen, geschieht in
dpunkte macht in Wahrheit das Stückchen
dem Kranken und nichtgeachteten Kollegen, das
Wahrheit doch, nämlich durch das Werk des früheren
das sich damit als ein hübsches, sinnvolles
ihm entgegenzuschleudern, soll ihm
die letzte
Verehrers. Er empfängt nur obendrein für sein
u, als eine dramatisch anspruchslose, dem In¬
Genugthuung verschaffen. Er erzählt alles dem
rein äußerliches Verdammen, das sich gegen einen
nach nicht wertlose Plauderei kennzeichnet.
erwähnten Schauspieler; der verachtete „Freund“
Balken, der verborgen bleibt, niemals, dagegen
bs zweite Stück,
„Die Frau mit erscheint und — plötzlich ist alles Rachegefühl, alle
Aalber rien Splitter, der sichtbar wird, mit desto
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Theater und Muelk.
hur Schaitendige Stunden“.
ist möglich, daß Schnitzler seine drei ersten
r im Hinblick auf einen Grundgedanken
tet hat.
Es ist ebenso möglich, daß sie, zu
denen Zeiten entstanden, nur zum Zwecke
ziehen lassen, auch dann noch, als er deshalb begeht, wen die Zuschauer vor der Be¬
heateraufführung späterhin unter einen ge¬
gegnung mit dem Freunde erfohren müssen, was der
öffentlich seine Schande bekannt zu
nen Gesichtspunkt gerückt sind. Denn das
schwört,
Kranke ihm alles zu sagen vorhat. Bei einer
machen. In diesem Augenblick entreißt die Frau
unter dem sie stehen, ist so allgemein, daß
so intimen innerlichen Empörung, wie dieser,
ohl das Vertrauen haben kann, man werde
dem Geliebten seinen Dolch und stößt ihn selber
sch verstehe
kann es keine Zuhörer geben.
nieder. Der Gatte indessen erblickt in der Rächer¬
lich das meiste, was man zu dichten vermag,
nicht, warum Schnitzler die ganze Erregung nicht
stellung seiner Frau ein geeignetes Motiv für sein
pie darunter begreifen können, daß es also
einfach in einem Monologe zum Ausbruch kommen
auf eins hinauskommt, ob man sofort plan¬
gerade auf der Staffelei stehendes Gemälde — es
läßt. Über den albernen Standpunkt der realistischen
ist das schon in der Galerie erblickte — und beginnt
f ein Ganzes hinzielt oder sich erst späterhin be¬
Flegeljahre, daß Selbstgespräche nicht vorzu¬
ie herrlich es gewesen wäre, hätteman es gethan.
die Stellung eiligst festzuhalten. Von neuem ein
Wer
kommen hätten, sind wir doch hinaus.
delt sich um allerlei vom Leben und Sterben
Scenenwechsel: die moderne junge Frau und der
das Geheimste, das innerlich Gewaltigste vorzubringen
moderne junge Mensch von vorher stehen, wie erwachend
Stücken. Schnitzler nimmt beides vom zu¬
hat, vermag des Monologes nicht zu entraten und
fassenden Standpunkte auf. Er will die Be¬
aus langem Traume, wieder vor uns. Binnen kurzem
selbst vom kleinlich naturalistischen Boden# #s läßt
mit einander vermitteln, ineinander über¬
verspricht sie ihm „heute Abend zu kommen“. Sehr
er sich damit begründen, daß die starken Leiden¬
modern. Man fragt sich vergeblich: Was hat das
gleichsam im Leben das Sterben, im
schaften, die am heftigsten bewegten Gemüter
Hineinziehen der dumpfen Ahnungen, die uns
das Leben aufweisen. Ihm muß hier
sich unzweifelhaft oft genug in lauten Worten Luft
Ahnliches vorgeschwebt haben, wie Hauptmann
zuweilen vorspiegeln, wir hätten schon einmal gelebt,
machen. C’est une erreur de croire que le
ichael Kramer“ als er den alten Maler an
die uns häusig in früheren Menschen, in früheren
monologue n’est pas dans la nature. Les fortes
sche seines Sohnes über Werden und Ver¬
Geschehnissen uns selbst erblicken lassen, hier für
agitations parlent souvent à haute voix. (Viktor
Philosophieren läßt. Es scheint mir nicht aus¬
einen Sinn? Soll es uns bewegen, die moderne
Hugo).
Geschichte, in welche das florentinische Abenteuer
ssen, daß Schnitzler eine erste Auregung aus
Das letzte Stück „Litteratur“ steht rein
eingerahmt ist, nach Analogie von diesem fortzusetzen,
erwähnten Hauptmannschen Akte empfing.
künstlerisch am höchsten. Es ist eine feine, in sich
Tod ist die mildeste Form des Lebens“, drückt
uns zu ergänzen? So, daß auch hier ein blutiger
abgeschlossene kleine Satire, die nicht an den psycho¬
ann sich ungelenk und ein wenig billig¬
Konflikt aus dem geplanten Rendezvous sich er¬
logischen Lücken, an der Stoffvergeudung oder der
enhaft aus. Er meint in der Hauptsache
gäbe? Soll beides nur einen Kontrast herstellen
Stoffprotzerei der Einakter im allgemeinen leidet.
etwa: „Einst und jetzt“ oder „So liebte man gestern,
le, wie wenn man sonst von dem ewigen
Nach bewegtem Wandel als Frau und Witwe ist
so liebt man heute"? Sollte lediglich die einfache
orensein alles Lebens, von der Undenkbarkeit
Margarete in den Armen eines sicheren Herrn ge¬
Thatsache, das Vorhandensein von zeitentbundenen
llvernichtung, von der großen Erhaltung der
landet. Er ist von altem Adel, sie von dem
Spiegelungen des Gehirnes, des Vorstellungs¬
en wie der psychischen Kräfte, vom uferlosen Fort¬
bekannten, noch älteren, mesopotamischen Adel,
vermögens, bühnenplastisch vorgeführt werden? Aus
der Vergangenheit in alle Zukunft wie vom
wenigstens zu fünfzig Prozent. Das wäre an sich
dem Stücke heraus ist nichts Bestimmtes zu
ßten Besitze fernster Ewigkeiten redet.
nicht erwähnenswert — denn für das Stück ist es
ermitteln. Nur Herr Schnitzler selber könnte uns
s gilt der Tod des Individuums? scheint der
gänzlich unwesentlich — wenn es nicht im Gespräche
dies und jenes versichern, was er gewollt habe—
akter „Lebendige Stunden“ zu fragen.
besonders betont würde, und da Frl. Triesch selbst
das aber hätte wiederum keinen Wert. Die
ch nicht über dem ärmlichen Einzelschicksal das
eine unverfälschte Mesopotamierin, die Margaretespielte,
einzige Sprache von Belang, welche ein Kunstwerk
der Gesamtheit auf? Schreitet nicht über den
das Wort von den „antisemitischen Tendenzen“ eine
reden kann, ist die, welche aus ihm selbst hervor¬
En der vergangenen Menschheit die gegenwärtige,
außerordentlich komische Wirkung erzielte. Sie
schallt. Wie dieses Stück heute vorliegt, ist es eine
rd nicht über der Asche dieser die Zukunft wandeln?
hat einen unbezwinglichen Hang zu Litteratur und
Spielerei mit einer an sich tiefen, unter der Schwelle
das Friedenmachen einer einzelnen Persönlich¬
Leben, er — nur zum Leben. Sie hat viel und
unseres Bewußtseins liegenden Vorstellung, die in¬
n anderen ein Recht, nicht mehr mitzuthun,
mit Hingebung in den Kreisen der Bohème
szuschwelgen in selbstgenügsamer Trauer?
dessen nicht dazu gelangt, sich zu einer sinnvollen
verkehrt, er findet nur seltsame, eigentlich nicht
Berührung mit unserem Gegenwärtigkeitsbewußtsein
iche stürzen und Kronen rollen, deshalb sieht
recht zu motivierende Existenzen in ihnen.
durchzuringen.
er heimliche Geist der Weltentwicklung
Er hält Ehe und Heiraten für die unerläßliche Vor¬
icht ein einziges Mal um, deshalb geht der
Ein Motiv, das schon in diesem Stücke an¬
bedingung zur „wahren" Liebe, sie kann Vor¬
Genius der Geschichte unhemmbar weiter. —
geschlagen wurde, klingt auch in dem folgenden
bedingungen entbehren. Dennoch erstrebt sie im vor¬
auert ein Sohn, ein Dichter, mit dem Herzens¬
dritten Stücke mit an. In der „Frau mit dem
liegenden Falle die Ehe mit aller Macht; er
eseiner Mutter um deren Tod. Aus dem
Dolche“ ist der Gatte und Maler im Augenblick des
zweifelt, und weiß nicht recht, woher, noch wohin.
des Freundes erfährt jener in der Form des
schrecklichen Geschehens nur Künstler: Er denkt lediglich
Zwischen beide, die sich schon einigermaßen geeinigt
rfs, daß sich die Mutter um des Sohnes
daran, die Pose der Frau festzuhalten, gleich als ob
wähnten, tritt auf einmal von neuem die Litteratur. Sie
mit Morphiumpulvern den Tod gegeben,
ihm bloß ein Schauspiel vorgeführt würde, an dem
hat einen Roman geschrieben, dessen Veröffentlichung
es nicht mit ansehen konnte, daß er im
er selbst unbeteiligt wäre. In „Die letzten
sie brennend wünscht; es kämen zwar starke Sachen
Anblick ihres langwierigen Leidens sich vor
Masken“ tritt ein Schauspieler in einem
darin vor, aber es sei alles nur „erdichtet“, nicht gelebt.
erzehrte, daß er aus der Stimmung des
Krankenhause auf, der, selbst ein Sterbender,
Er findet im Gegenteil: So etwas thut man wohl,
rzes heraus nicht mehr zu arbeiten, nicht mehr
aus den schmerzlichen Zügen, den Verzerrungen der
aber man sagt es nicht und besteht auf Unter¬
ffen vermochte. Der väterliche Freund vergeht
Verendenden ein Studium für seine Komik macht.
drückung des Werkes, falls aus der Heirat etwas
gen um das vorzeitige Ende der Verblichenen,
Er behauptet, aus ihnen das schätzbarste Material
werden solle. Im kritischen Zeitpunkt tritt ein alter Ver¬
te ja noch zwei bis drei Jahre ihm Freundin
für seine „Wirkungen“ zusammentragen zu können.
ehrer aus der „hingebungs“ vollen Münchener Zeit auf.
nnen. Er wünscht in Trauer auszuruhen, er
Im übrigen geht freilich das Stück, das unzweifel¬
Auch er hat den Roman seines Lebens geschrieben
allem, was den Sohn noch über sein Weh
haft von den drei ersten das wertvollste ist, auf
mit ungefähr denselben Thatsachen, jedenfalls mit
sbeschäftigt, Gemütsroheit, Mangel an Pietät,
ganz anderes hinaus. Jemanden, der in seinem
genau denselben, der Wirklichkeit entnommenen
sigkeit. Der Sohn vertritt dem gegenüber den
ganzen Leben ein ehrlicher, mit leidenschaftlichem Ernst
Briefen, die diese Frau auch in ihrem Werke ver¬
spunkt des wirkenden, Werte schaffenden Daseins.
strebender Schriftsteller gewesen ist, der es aber zu
wendet hat. Es ist wie mit George Sand und
t in dem gänzlichen Sichverlieren im Scheidungs¬
nichts gebracht hat, packt in seinen letzten Stunden
Schrieb sie Lui et Elle so
Paul de Musset.
in billiges Zurückweichen vor den Wirklich¬
im Krankenhause ein unlöschbarer Haß gegen einen
schrieb Elle et Lui Lui. Was die Bedenken
des Lebens, ein fast kokettes Sichselbstgenießen
befreundeten Kollegen, der zu Geld und Ehren ge¬
des Barons nicht vermochten, vermag diese That¬
chmerzes, der sich immer aufs neue im Spiegel
kommen ist, dessen ganze Hohlheit er indessen durch¬
sache. Einen Augenblick denkt sie daran, mit dem
lehen wünscht, um sich desto bedauernswerter
schaut. Er läßt ihn zu sich bitten, um einmal an ihm
früheren Verehrer durchzugehen; dann, als dieser
ommen. Er leidet um die Hingegangene so
den Rächer zu spielen, ihn tödlich zu verwunden.
romantischen Fesseln zeigt,
wenig Lust
sie einer; aber er glaubt in ihrem Sinne zu
Nicht nur, für wie nichtig und niedrig er ihn all
stimmt sie der Einstampfung des Romans zu.
In, er glaubt ihr Opser erst ganz zu ehren,
sein Lebtag gehalten, will er ihm sagen — das ist
ist für den Baron gerettet,
Die Reputation
er es nicht umsonst geschehen sein läßt, wenn
zu wenig, zu sanft — nein, daß er auch da, wo er
weiter nichts. Innere Gründe bestimmten ihn
kade aus seinem völligen Verständnis heraus
rein menschlich am glücklichsten zu sein glaubte, ein
in seinem Handeln nicht; nur die Wahrung der
strebt, wieder ein schaffender, ein thätiger
eingebildeter Fant, ein Nichts war, daß sein „bester
Form. Was er verhindern wollte, die Veröffent¬
zu sein. Diese Gegenüberstellung beider
Kamerad“, seine Frau, ihn betrogen hat mit ihm,
lichung des Romans seiner Künftigen, geschieht in
dpunkte macht in Wahrheit das Stückchen
dem Kranken und nichtgeachteten Kollegen, das
Wahrheit doch, nämlich durch das Werk des früheren
das sich damit als ein hübsches, sinnvolles
ihm entgegenzuschleudern, soll ihm
die letzte
Verehrers. Er empfängt nur obendrein für sein
u, als eine dramatisch anspruchslose, dem In¬
Genugthuung verschaffen. Er erzählt alles dem
rein äußerliches Verdammen, das sich gegen einen
nach nicht wertlose Plauderei kennzeichnet.
erwähnten Schauspieler; der verachtete „Freund“
Balken, der verborgen bleibt, niemals, dagegen
bs zweite Stück,
„Die Frau mit erscheint und — plötzlich ist alles Rachegefühl, alle
Aalber rien Splitter, der sichtbar wird, mit desto