II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 85

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seldit, vonn Aenlich mennereitschen Deden ui i
ffe mit einander vermitteln, ineinander über¬
verspricht sie ihm „heute Abend zu kommen“. Sehr
er sich damit begründen, daß die starken Leiden¬
im
en, gleichsam im Leben das Sterben,
modern. Man fragt sich vergeblich: Was hat das
schaften, die am heftigsten bewegten Gemüter
kerben das Leben aufweisen. Ihm muß hier
Hineinziehen der dumpfen Ahnungen, die uns
sich unzweifelhaft oft genug in lauten Worten Luft
dda Ahnliches vorgeschwebt haben, wie Hauptmann
zuweilen vorspiegeln, wir hätten schon einmal gelebt,
machen. C’est une erreur de croire que le
„Michael Kramer“ als er den alten Maler an
die uns häusig in früheren Menschen, in früheren
monologue n'’est pas dans la nature. Les fortes
Leiche seines Sohnes über Werden und Ver¬
Geschehnissen uns selbst erblicken lassen, hier für
en philosophieren läßt. Es scheint mir nicht aus¬
agitations parlent souvent à haute voix. (Viktor
einen Sinn? Soll es uns bewegen, die moderne
Hugo).
chlossen, daß Schnitzler eine erste Anregung aus
Geschichte, in welche das florentinische Abenteuer
Das letzte Stück „Litteratur“ steht rein
erwähnten Hauptmannschen Akte empfing.
n
eingerahmt ist, nach Analogie von diesem fortzusetzen,
Der Tod ist die mildeste Form des Lebens“, drückt
künstlerisch am höchsten. Es ist eine feine, in sich
uns zu ergänzen? So, daß auch hier ein blutiger
abgeschlossene kleine Satire, die nicht an den psycho¬
kuptmann sich ungelenk und ein wenig billig¬
Konflikt aus dem geplanten Rendezvous sich er¬
logischen Lücken, an der Stoffvergeudung oder der
tithesenhaft aus. Er meint in der Hauptsache
gäbe? Soll beides nur einen Kontraft herstellen
Stoffprotzerei der Einakter im allgemeinen leidet.
selbe, wie wenn man sonst von dem ewigen
oder „So liebte man gestern,
etwa: „Einst und jetzt“
Nach bewegtem Wandel als Frau und Witwe ist
verlorensein alles Lebens, von der Undenkbarkeit
Sollte lediglich die einfache
so liebt man heute“?
Margarete in den Armen eines sicheren Herrn ge¬
her Allvernichtung, von der großen Erhaltung der
Thatsache, das Vorhandensein von zeitentbundenen
landet. Er ist von altem Adel, sie von dem
ysischen wie der psychischen Kräfte, vom uferlosen Fort¬
Spiegelungen des Gehirnes, des Vorstellungs¬
bekannten, noch älteren, mesopotamischen Adel,
rken der Vergangenheit in alle Zukunft wie vom
vermögens, bühnenplastisch vorgeführt werden? Aus
wenigstens zu fünfzig Prozent. Das wäre an sich
bewußten Besitze fernster Ewigkeiten redet.
ist nichts Bestimmtes zu
dem Stücke heraus
nicht erwähnenswert — denn für das Stück ist es
Was gilt der Tod des Individuums? scheint der
ermitteln. Nur Herr Schnitzler selber könnte uns
gänzlich unwesentlich — wenn es nicht im Gespräche
te Einakter „Lebendige Stunden“ zu fragen.
dies und jenes versichern, was er gewollt habe —
besonders betont würde, und da Frl. Triesch selbst
gut sich nicht über dem ärmlichen Einzelschicksal das
das aber hätte wiederum keinen Wert. Die
eine unverfälschte Mesopotamierin, die Margaretespielte,
einzige Sprache von Belang, welche ein Kunstwerk
ben der Gesamtheit auf? Schreitet nicht über den
das Wort von den „antisemitischen Tendenzen“ eine
reden kann, ist die, welche aus ihm selbst hervor¬
Fäbern der vergangenen Menschheit die gegenwärtige,
außerordentlich komische Wirkung erzielte. Sie
schallt. Wie dieses Stück heute vorliegt, ist es eine
d wird nicht über der Asche dieser die Zukunftwandeln?
hat einen unbezwinglichen Hang zu Litteratur und
Spielerei mit einer an sich tiefen, unter der Schwelle
ebt das Friedenmachen einer einzelnen Persönlich¬
unseres Bewußtseins liegenden Vorstellung, die in¬
Leben, er — nur zum Leben. Sie hat viel und
den anderen ein Recht, nicht mehr mitzuthun,
mit Hingebung in den Kreisen der Bohème
auszuschwelgen in selbstgenügsamer Trauer?
dessen nicht dazu gelangt, sich zu einer sinnvollen
verkehrt, er findet nur seltsame, eigentlich nicht
Berührung mit unserem Gegenwärtigkeitsbewußtsein
Reiche stürzen und Kronen rollen, deshalb sieht
recht zu motivierende Existenzen in ihnen.
der heimliche Geist der Weltentwicklung
durchzuringen.
Er hält Ehe und Heiraten für die unerläßliche Vor¬
Ich nicht ein einziges Mal um, deshalb geht der
Ein Motio, das schon in diesem Stücke an¬
hige Genius der Geschichte unhemmbar weiter. —
bedingung zur „wahren" Liebe, sie kann Vor¬
geschlagen wurde, klingt auch in dem folgenden
bedingungen entbehren. Dennoch erstrebt sie im vor¬
zer trauert ein Sohn, ein Dichter, mit dem Herzens¬
dritten Stücke mit an. In der „Frau mit dem
liegenden Falle die Ehe mit aller Macht; er
unde seiner Mutter um deren Tod. Aus dem
Dolche“ ist der Gatte und Maler im Augenblick des
kunde des Freundes erfährt jener in der Form des
zweifelt, und weiß nicht recht, woher, noch wohin.
schrecklichen Geschehens nur Künstler: Er denkt lediglich
Zwischen beide, die sich schon einigermaßen geeinigt
rwurfs, daß sich die Mutter um des Sohnes
daran, die Pose der Frau festzuhalten, gleich als ob
wähnten, triti auf einmal vonneuem die Litteratur. Sie
illen mit Morphiumpulvern den Tod gegeben,
ihm bloß ein Schauspiel vorgeführt würde, an dem
hat einen Roman geschrieben, dessen Veröffentlichung
sie es nicht mit ansehen konnte, daß er im
er selbst unbeteiligt wäre. In „Die letzten
sie brennend wünscht; es kämen zwar starke Sachen
#ten Anblick ihres langwierigen Leidens sich vor
Masken“ tritt ein Schauspieler in einem
darin vor, aber es sei alles nur „erdichtet“, nicht gelebt.
id verzehrte, daß er aus der Stimmung des
der, selbst ein Sterbender,
Krankenhause auf,
Er findet im Gegenteil: So etwas thut man wohl,
hmerzes heraus nicht mehr zu arbeiten, nicht mehr
aus den schmerzlichen Zügen, den Verzerrungen der
aber man sagt es nicht und besteht auf Unter¬
schaffen vermochte. Der väterliche Freund vergeht
Verendenden ein Studium für seine Komik macht.
drückung des Werkes, falls aus der Heirat etwas
Klagen um das vorzeitige Ende der Verblichenen,
Er behauptet, aus ihnen das schätzbarste Material
werden solle. Im kritischen Zeitpunkt tritt ein alter Ver¬
hätte ja noch zwei bis drei Jahre ihm Freundin
für seine „Wirkungen“ zusammentragen zu können.
ehrer aus der „hingebungs“ vollen Münchener Zeit auf.
n können. Er wünscht in Trauer auszuruhen, er
Im übrigen geht freilich das Stück, das unzweifel¬
Auch er hat den Roman seines Lebens geschrieben
ht in allem, was den Sohn noch über sein Weh
haft von den drei ersten das wertvollste ist, auf
mit ungefähr denselben Thatsachen, jedenfalls mit
maus beschäftigt, Gemütsroheit, Mangel an Pietät,
ganz anderes hinaus. Jemanden, der in seinem
genau denselben der Wirklichkeit entnommenen
erzlosigkeit. Der Sohn vertritt dem gegenüber den
ganzen Leben ein ehrlicher, mit leidenschaftlichem Ernst
Briefen, die diese Frau auch in ihrem Werke ver¬
ktandpunkt des wirkenden, Werte schaffenden Daseins.
strebender Schriftsteller gewesen ist, der es aber zu
wendet hat. Es ist wie mit George Sand und
sieht in dem gänzlichen Sichverlieren im Scheidungs¬
nichts gebracht hat, packt in seinen letzten Stunden
Paul de Musset. Schrieb sie Lui et Elle so
eh ein billiges Zurückweichen vor den Wirklich¬
im Krankenhause ein unlöschbarer Haß gegen einen
schrieb Elle et Lui Lui. Was die Bedenken
kiten des Lebens, ein fast kokettes Sichselbstgenießen
befreundeten Kollegen, der zu Geld und Ehren ge¬
des Barons nicht vermochten, vermag diese That¬
s Schmerzes, der sich immer aufs neue im Spiegel
kommen ist, dessen ganze Hohlheit er indessen durch¬
sache. Einen Augenblick denkt sie daran, mit dem
besehen wünscht, um sich desie bedauernswerter
schaut. Er läßt ihn zu sich bitten, um einmal an ihm
früheren Verehrer durchzugehen; dann, als dieser
rzukommen. Er leidet um die Hingegangene so
den Rächer zu spielen, ihn tödlich zu verwunden.
Lust zu
wenig
romantischen Fesseln zeigt,
#t wie einer; aber er glaubt in ihrem Sinne zu
Nicht nur, für wie nichtig und niedrig er ihn all
stimmt sie der Einstampfung des Romans zu.
#ndeln, er glaubt ihr Opser erst ganz zu ehren,
sein Lebtag gehalten, will er ihm sagen — das ist
Die Reputation
ist für den Baron gerettet,
senn er es nicht umsonst geschehen sein läßt, wenn
zu wenig, zu sanft — nein, daß er auch da, wo er
weiter nichts. Innere Gründe bestimmten ihn
gerade aus seinem völligen Verständnis heraus
rein menschlich am glücklichsten zu sein glaubte, ein
in seinem Handeln nicht; nur die Wahrung der
Anach strebt, wieder ein schaffender, ein thätiger
eingebildeter Fant, ein Nichts war, daß sein „bester
Form. Was er verhindern wollte, die Veröffent¬
Kensch zu sein. Diese Gegenüberstellung beider
Kamerad“, seine Frau, ihn betrogen hat mit ihm,
lichung des Romans seiner Künftigen, geschieht in
tandpunkte macht in Wahrheit das Stückchen
dem Kranken und nichtgeachteten Kollegen, das
Wahrheit doch, nämlich durch das Werk des früheren
is, das sich damit als ein hübsches, sinnvolles
Verehrers. Er empfängt nur obendrein für sein
pereu, als eine dramatisch anspruchslose, dem In¬
Genugthuung verschaffen. Er erzählt alles dem
rein äußerliches Verdammen, das sich gegen einen
lte nach nicht wertlose Plauderei kennzeichnet.
erwähnten Schauspieler; der verachtete „Freund“
Balken, der verborgen bleibt, niemals, dagegen
Das zweite Stück, „Die Frau mit
erscheint und — plötzlich ist alles Rachegefühl, alle
wider einen Splitter, der sichtbar wird, mit desto
em Dolche,“
wirkt unklar,
nicht
schäumende Wut verschwunden. Der Kranke
sitzt
be¬
größerer sittlicher Emphase wendet, seinen Lohn:
lehungsreich genug in seinen wechselnden Er¬
läßt
nur da und starrt und staunt und
Er muß heiraten, was er zu verachten vor¬
Er
heinungen. Es ist kein Mysterium, höchstens ein
den anderen ungekränkt ziehen.
sieht,
giebt.
s liegt eine freie, prächtige Ironie

exierrätsel zu nennen. Eine junge Frau trifft mit
wie wenig auch jenem all sein äußerliches,
in dem Ganzen, die, ohne den gebührlich gezeichneten
nem jungen Menschen in der Gemäldegalerie vor
sich selbst wegwerfendes Jagen und Erraffenwollen
dekadenten Bohemezuständen das Wort zu reden,
em Porträt eines alten Meisters zusammen, das
geholfen hat, wie er vor ihm dasitzt als ein elender,
dennoch dem Pharisäertum scharf zu Leibe geht, es
er Dame überaus ähnlich sieht. Sie gestehen sich
verächtlicher Gauch, elender als er, der Kranke
kostbar an der Nase herumführt.
hre Liebe; doch die Frau denkt am nächsten Tage
selber, und zugleich mischt sich ihm das Gefühl hinein,
Anregend sind Schnitzlers Einakter in jedem Fall.
heit weg zu reisen, gleichsam vor sich selbst zu fliehen.
was er, der abgeschlossen hat mit allem, der eigent¬
Indessen nur der letzte, der ganz in sich geschlossen
während einer fast hypnotischen Versunken¬
lich durchgedrungen ist zu der großen Klarheit, der
ist,
dessen Problem völlig zum Ausleben,
ändert sich plötzlich die Scene. Wir sehen
erhabenen Stille in sich selber, denn noch zu thun
Auseinandersetzung der in ihm waltenden
Traum, durch Gazeschleier hindurch,
habe mit dem erbärmlichen Hasten der anderen da
die
Gegensätze kommt, gelangt durchaus über das
als die Dame des genannten
Bildes
im Leben, mit dem trostlosen Gewimmel klein¬
Roh=Stoffliche hinaus, das gewöhnlich Einaktern

Florenz der Renaissance, den jungen
licher, bedürftiger Menschenkinder. Er läßt jenen
anhaftet. Die übrigen sind bei allem Reize doch
Renschen aber als den Maler Lionardo,
gehen; es verlöschen die Lichter; er stirbt.
der
gewissermaßen nur unterhaltsame Erholungsspiele
ist
in
Das Stück
seiner Stimmung, inner¬
eben mit ihr die Treue gebrochen. Die Frau hat
für den Verfasser, bei denen er verweilt, so lange er
ereits der Überdruß gepackt, sie will dem soeben
halb der psychologischen Begrenztheit des Einakters,
alles, was lockt, mit leichter Hand abschöpfen kann,
eimkehrenden Gatten, auch einem Maler, alles
vortrefflich gearbeitet. Lediglich die Unmöglichkeit
von denen ec sich indessen lächelnd verabschiedet, so¬
stört, daß der Kranke, dieser wilde, innerliche
eichten, um sich so gewissermaßen zu entsühnen.
bald aus dem Spiel eine Arbeit werden könnte, so¬
Das Geständnis ist der Mut der Schuldigen.“
Hasser, einem eitlen Mimen die Scene
mit
bald lästige Frager zu kommen drohen, die da an¬
Der Geliebte will das Bekenntnis der Schuld ver¬
dem erwarteten Freunde zuerst vorspielt.
So
fangen möchten, wo der Dichter aufhört.
sehr das aus seiner ganzen Erregung
indern; da es ihm nicht gelingt, stellt er sich dem
be¬
Paul Mahn.
Dolche des Gatten, damit kein lebender Zeuge
greiflich zu machen versucht wird, es ist eine
leibe. Dieser will ihn ruhig seines Weges psychologische Ungeheuerlichkeit, die der Dichter nur