II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 120

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16.1. Lebendige Stunden— Zuklus
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Nr. 20
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Ausschnitt aus:
vom 20
Neulee Wener Jaurnal
400
G
Kein Zweifel, Schnitzler muß dieses Capitel im Kopfe einen Wunsch vor
Femlleton.
gehabt haben, als er „Die Frau mit dem Dolche“ gestaltete. Das berühmten Dichter
Berliner Theaterbrief.
Stückchen hat nicht so gewirkt, wie es sollte, aber es ist ent= verachtet, daß er
schieden das tiefste und feinste unter den vieren. In einer Bilder= Leben gehabt hat,
(Der Einacterabend von Arthur Schnitzler: Lebendige Stunden“.
„Die Frau mit dem Dolche", „Die letzten Masken“, „Literatur“.)
galerie trifft Frau Paula ihren Verehrer Leonhard. Sie liebt ihn Frau betrogen hat
nicht, aber sie hat den Wunsch, einmal seine Liebe zu genießen. geblasenen Lächerl
Berlin, 5. Jänner.
Ein etwas preciöser Titel: „Lebendige Stunden“
F
In jedem Weibe regt sich dieses Begehren zuweilen nach einem wozu auch. Was
bestimmten Mann; an ihm ist es, diesen Augenblick zu ergreifen. an, die morgen n
— Es sind die Stunden der Erinnerung; „sie leben nicht Er kehrt nie wieder. Frau Paula will sich dem Galau nicht mehr
länger, als der Letzte, der sich ihrer erinnert“ und es ist „nicht hingeben; da erblickt sie an der Wand das Bild eines un¬
Der Act ist
der schlechteste Beruf, solchen Stunden Dauer zu verleihen über bekannten Meisters „Die Frau mit dem Dolche". Es ähnelt nach der Manier
der Abrechnung,
ihre Zeit hinaus". So ungefähr hat Arthur Schnitzler seine ihr, Zug um Zug. Sie wähnt, sie habe das Bild erlebt; sie spielt einem Schau
Dichtung erklärt. Man hat ihn gestern im Deutschen Theater sinnt und sinnt, ihre Gedanken verlieren sich. Sie sinkt will. Aber die Fig
wieder und immer wieder vor den Vorhang gerufen und alle zusammen und nun erscheint ihr der Seelentraum. Sie ist jetzt Man wird sie erke
Ehren eines großen äußeren Erfolges durfte der Wiener vor dem Paola in Florenz, die Gattin Remigio's, des Malers, und sie Aber auch die Ty
Ber'iner Publicum einheimsen. Doch äußerlich allein ist der hat in einer wilden Liebesnacht sich einem Schüler des Meisters, wimmeln. Der
Abend nicht gewesen. Zu tief hat der Dichter an die Seelen ge=Leonardo, hingegeben. Sie gesteht dem Gatten ihre Schuld, doch und
rührt, zu fein die geheimsten Regungen des Innenlebens nach¬
dem
Remigio will ihn nicht tödten und so greift sie nach dem Dolche und
gespirt, als daß nicht in Jedem etwas haften geblieben wäre,
einer
Schriftstelle
sticht den Geliebten nieder. Und Remigio schreitet an die Staffelei,
das ihm ein Nachdenken auferlegt hätte. Vier Einacter, grund¬
nur „erfunden“ un
um dieses Bild, das seine Seele aufrüttelt, festzuhalten. Ein
verschieden in ihrem Charakter und doch mit einem gemeinsamen
man nicht drucken
kurzer Traum, und die Sceue zeigt wieder die Bildergalerie und man entblößt sich
Zug; todte Stunden werden lebendig, Augenblicke vielleicht nur, davor Frau Paula und Leonhard. Nur sie hat geträumt, er
so etwa, daß aus den Dornen der Gegenwart die Rosen der nicht. Und da sagt sie ihm
Erinnerung blühen.
reizendes Zwischenst
daß sie Abends zu ihm
kommen wird.
Zeichens, taucht bei
Entsinnen Sie sich des wehmüthigen Capitels aus Heine,
einen Noman geschr
Die Traumscene ist ein bißchen mißrathen, nicht sinnfällig
wie er im Palazzo Durazzo von dem Custoden durch die Säle
Liebe enthält un
genug, um dem seinen Gedanken des Vor= und Nachspiels Aus¬
geleitet wird und die Porträts der schönen Genneserinnen sah und
wurden. Diesen
druck zu leihen. Aber es ist ein Dichterwerk.
unter diesen das Bild fand, das in seiner Seele einen Sturm
Freundin geschrieb
Der erste Einacter ist ein Feuilleton. Man kann es schwer
erregte: das Bild der todten Maria? Der Aufseher meinte
der ahnungslose Ba#
erzählen; zwei Welten treten sich gegenüber. Der Dichterjüngling
zwar, das Bild stelle eine Herzogin von Genua vor, aber der
gelangten Roman se
mit dem feinen Kunstverstand, der sich vom Seelenleid in das
Dichter beschwichtigt ihn: „Lassen Sie gut sein, das Bild ist gut Reich der Phautasic hinüberrettet, und der hausbackene Bürgers¬
Jeder Satz dieses
getroffen, mag es immerhin ein paar Jahrhunderte im Voraus mann mit dem kalten, eiskalten Kopf, dem warmen Herzen zwar,
Pointe. Es ist die
gemalt sein. Das ist kein Fehler.“ Die Zeichnung ist richtig, die doch ohne Seele. Das Stückchen fiel leise ab.
heme aus dem Café
Farbengebung; Giorgione hat das Bild gewiß für ihn gemalt.
Viel besser erging es dem Schauspiel „Die letzten Masken“.
Man lachte
Und er klagt, daß wir armen Menschenkinder nicht einmal als Es svielt im Wiener Krankenhaus (und ich fürchte, es wird sich
des Abends.
Originale dahinsterben, sondern als Körper von längst ver= die Aerztekammer durch einige Worte und einen Typus ein bißchia
chollenen Menschen ein ewig trostloses Wiederholungsspiel spielen, entrüsten). Der todkranke Journalist Rademacher hat nur noch!
nesger