II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 132

Jachaelchte
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16. 1
Lebendige StundenZuklus
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Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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„OBSERVER“
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Wien, IX, Türkenstrasse 17.
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Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockhol
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Weude Waner Jetrnel
vom 6 #9 2
(Unsinn, du siegst!) Zu welchen sprachlichen Geschmack¬
losigkeiten die Originalitätshascherei der sogenannten Modernen sich
—versteigt, mögen die folgenden ergötzlichen Stilblüthen zeigen, die
einer in Nr. 9 des Berliner „Tag“ erschienenen Kritik über
Arthur Schnitzler's „Lebendige Stunden“ entnommen sind.
Der
Verbrecher dieser Gewaltthaten gegen die deutsche Sprache ist
einer
der „Gewaltigsten vor dem Herrn“, Heinrich Hart. Der
famose Kritiker leistete sich die folgenden Wortbildungen: 1. Eine bire
to.
echte Kunst ohne Frage, aber so eng in ihren Grenzen,
bar
menschlich eng, so arm an Blut und Mark, und statt dessen gaus
mit Theaterei und Litteratei überfüllt.
2. und 3. Liebelei spielt in dem Einacter=Quartett, dasst
Schnitzler —
ich weiß nicht,
ob aus Selbstironie oder aus be ##
Selbstverblendung — mit dem Gesammtitel „Lebendige Stunden“
begnadet hat, keine sonderliche Rolle. Wohl aber Sterbelei. d d
Und natürlich
— das „todteste“ von den vier Drämcheurge
führt speciell den Titel „Lebendige Stunde“. — Theaterei,eitung")
Litteratei, Sterbelei
e Leben
Ei, ei, Herr Hart,
Wonuten Mort
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilungen
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
Prospecte gratis und franco.
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Vaseische Talung (Perih!
vom
###T 092.
Feuilleton.
Dichterschmerzen. Arthur Schnitzler läßt in seinem Einakter¬
zyklus „Lebendige Stunden“ den Künstlern, insonderheit aber den
Dichtern allerlei unangenehme Wahrheiten sagen. So kann es
der pensionirte Beamte mit dem Stich ins Philiströse (im ersten
Stück) nicht fassen, daß man für den Schmerz etwas anderes
übrig habe als Thräuen, und der Graf mit den wehlgepflegten
Für
10 Händen und dem weniger gepflegten Gehirn (im letzten Stück) istusive
der Ansicht, eine Frau, die ihre intimsten Gefühle in die Weltrto.

20 hinausposaune, sei um nichts besser als eine jener Damen, lbar
in Tuikots bloßstellen. Beideoraus.
die sich bei Ronacher
„ 100 brauchen sich indeß ihres Standnunkts nicht zu schämen,
I da kein Geringerer als Thackeray sich ein wenig dazu bekennt.st da
Abonnen In seinem Roman „Pendennis“ läßt er den Heiden, der eben eines den
Abongen Bändchen Gedichte veröffentlicht hat, mit seinem Freunde
Warrington, einem nüchterneren Journalistenüber dem Strich,
H folgendes Zwiegespräch führen: „Das ist so die Art derind di
Dichter (sagte Warrington). Sie verlieben sich, lassen sitzen oderpgen¬
Inhaltst werden versetzt; sie leiden und schreien es hinaus, daß sie mehr itung“
blütt leiden als andere Sterbliche; und haben sie genug Gefühle an Leben
vollureh sich erfahren, so schreiben sie sie in ein Buch nieder und tragen jlungen
des In
das Buch zu Markte. Alle Dichter sind Aufschneider (humbugs),
werden
alle Literaten sind Aufschneiber; sobald ein Mann beginnt, seine
Gefühle für Geld zu verkaufen, ist er ein Aufschneider. Kriegt
ein Dichter von einem zu guten Essen Seitenschmerzen, so
brüllt er Ai, Ai lauter als Prometheus.“ „Vermuthlich hat
ein Dichter mehr Empfindungsvermögen als ein anderer Meusch
(erwiderte Pendennis). Das macht ihn eben zum Dichter. Ich
denke mir, er sieht und fühlt schärfer; das läßt ihn davon sprechen,
was er fühlt und sieht. Ihr andern sprecht in euren Leitartikeln
eifrig genug, wenn ihr bei einem Gegner ein falsches Argument
erspäht oder einen Marktschreier im Parlament entdeckt. Paley,
der sich um nichts anderes in der Welt kümmert, pflegt eine ganze!
Stunde lang über eine juristische Frage zu reden. Laßt einem
andern das Privileg, das ihr für euch seibst beansprucht, und den
freien Gebrauch seiner Fähigkeit, laßt ihn sein, wozu ihn die
Natur gemacht. Warum sollte ein Mann seine sentimentalen Ge¬
danken nicht ebenso gut verkaufen wie ihr eure politischen Ideen
oder Paley seine Rechtskenntnisse? Jedes ist in seiner Art eine
Sache der Erfahrung und Uebung. Nicht das Geld veranlaßt
such, einen Betrug aufzudecken, sondern eine natürliche oder ere!
worbene Befähigung für eine derartige Wahrheit; und ein Dichter
bringt seine Gedanken und Erfahrungen aufs Papier, wie ein
Maler eine Landschaft oder ein Gesicht auf die Leinwand,, nach¬
bestem Können und seiner besonderen Begabung gemäß.“