16.1. Lebendige Stunden Zyklus
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Telefon 12801.
Weisl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„OBSEHVEN Nr. 97
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. IX, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyeló“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
vom
esaral Ameiger hr Dhseldart
rechtfertigte den gespendeten Beifall. Gespielt wurde sehr
Berliner Theaterbrief.
gut wie immer. Fräulein Triesch erweist sich mehr und
(Eigenbericht des General=Anzeigers.)
mehr als eine äußerst werthvolle Acquisitien, und die
(Nachbruck verboten.)
Herren Bittner, Reinhard, Bassermann und Fischer
Die erste Hälfte der Berliner Theatersaison 1901/1902
waren vorzüglich.
ist verstrichen und damit die beste Theaterzeit des Jahres,
Am gestrigen Sonntag brachte die „Freie Volks¬
soweit der Besuch des Publikums und die Einnahmen
sbühne“ Georg Büchner's Revolutionsdrama
der Directoren in Betracht kommen. Vom September
„Dantons Tod“ zur Aufführung. Ueber das Stück,
1bis zum Januar schwingen Melpomene und Thalia
das in dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ent¬
unbestritten das Scepter über der vergnügungslustigen
standen ist, zu schreiben, liegt nicht viel Veranlgssung vor.
Menschheit. Während der ersten Hälfte des Winters wird den
Es ist, trotz herrlicher Scenen, trotz großer Kraft und
beiden genannten Damen die Herrschaft über die immer
Poesie der Sprache, ja trotz mancher dramatisch voll¬
länger werdenden Abende nur in bescheidener Weise durch werthig ausgemünzter Charaktere ein Buchdrama geblieben
410 Privatgesellschaften, Thee dansants u. s. w. streitig ge= und wird. es verfuthlich auch bleiben, wenn nicht eine
Au macht; die Theaterlust überwiegt, und jede Novität, und sei sie verständnißvolle Bearbeitung die unendlichen Längen
auch nicht gerade ein „Schlager“ ersten Ranges, findet beschnetdet, die zahllosen Verwandlungen zusammenzieht,
ihre Besucher; giebt es doch sogar Leute, die den „Rothen; wie dies ja auch mit den Meisterwerken unseres Goethe,
Inn Hahn“ für ein interessantes Stück Leben erklären. Aber
mit seinem „Götz von Berlichingen“ und seinem „Faust“
91 vom Januar an tritt ein gefährlicher Mitbewerber um
geschehen müßte, und wenn schließlich das Stück nicht
wollt die Gunst und die Zeit des Publikums in die Schranken:
an einem Theater ersten Ranges und gespielt von Schau¬
des König Carneval, dem besonders aus den Reihen der
spielern ersten Ranges bühnenfähig gemacht wird. S##
werd Jugend zahllose Ueberläufer zuströmen. War es bis jetzt
wie die „Freie Volksbühne“ den Berlinern das eigen¬
ein Leichtes, die Theater zu füllen, so heißt es von nun an
artige und äußerst schwierig darzustellende Stück zur An¬
ür die Bühnenleiter alle Kraft zusammennehmen, um dem
schauung brachte, halb von tüchtigen Berufsschauspielern,
gefährlichen Concurrenten Stand zu halten. Einige Bühnen halb von gutwilligen Dilettanten gespielt, war es beständig
haben ja nun in den letzten Wochen mit ihren Erst¬
halb Genuß und halb Begierde — nach Besserem.
aufführungen großes Glück gehabt und können ohne viel
So ist denn im Ganzen die dramatische Ausbeute
Sorgen den nächsten Wochen entgegensehen. So bewährt
der ersten Hälfte der Saison zwar, so weit die Kassen¬
sich im Königlichen Schauspielhause Felix Philippi's
erfolge in Betracht kommen, für manche Theater sehr
essectvolles Schauspiel „Das große Licht“ als vor= zufriedenstellend gewesen; eine wirklich werthvolle Dichtung,
zügliches Zugstück; dasselbe läßt sich von L'Arronge's die eine dauernde Bereicherung des deutschen Repertoires
„Wohlthätern“ sagen, die abwechselnd mit Blumen=bedeuten würde, ist bis jetzt ausgeblieben. Binnen
#thal's allerliebster „Fee Caprice“ dem Lessingtheater Kurzem geht Sudermann's „Es lebe das Leben“
volle Häuser bringen. Das Berliner Theater macht gute
über die Bretter. Hoffentlich erfüllt es die darauf ge¬
Geschäfte mit „Alt=Heidel berg“ und die übrigen
setzten großen Erwartungen.
Bühnen, die den heiteren Genre cultiviren, mit
Eugenie von Huhn.
mehr oder minder zugkräftigen Possen. Nur das Deutsche
Theater ist ziemlich leer ausgegangen und muß seinen
Spielplan aus den vorhandenen Beständen, d. h. aus den
längst bekannten und oft gespielten Stücken früherer
Jahrgänge zusammenstellen. Hauptmann hat dies Jahr
völlig versagt, und auch der jüngste Premièrenabend, der
wieder einmal einen Cyelus von vier Einactern aus der
Feder Arthur Schnitzler's, unter dem Gesammt¬
namen „Lebendige Stunden“ brachte, hat ziemlich
entläuscht. Man hat Schnitzler so manches hübsche
Stückchen, so manche feinsinnige Dichtung zu ver¬
danken, was Wunder, daß man auf seine neuesten
Schöpfungen gespannt war. Der Anfang des Abends
war nicht besonders günstig. Vier Einacter an einem
Abend sind ohnedies schon eine ziemlich starke Zumuthung
für den Zuschauer, wenn er die Stückchen ernst nehmen,
sich in den leitenden Gedanken eines jeden versetzen will;
wenn aber die Einacter, wie die Schnitzler'schen, aus!
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Telefon 12801.
Weisl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„OBSEHVEN Nr. 97
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. IX, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyeló“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
vom
esaral Ameiger hr Dhseldart
rechtfertigte den gespendeten Beifall. Gespielt wurde sehr
Berliner Theaterbrief.
gut wie immer. Fräulein Triesch erweist sich mehr und
(Eigenbericht des General=Anzeigers.)
mehr als eine äußerst werthvolle Acquisitien, und die
(Nachbruck verboten.)
Herren Bittner, Reinhard, Bassermann und Fischer
Die erste Hälfte der Berliner Theatersaison 1901/1902
waren vorzüglich.
ist verstrichen und damit die beste Theaterzeit des Jahres,
Am gestrigen Sonntag brachte die „Freie Volks¬
soweit der Besuch des Publikums und die Einnahmen
sbühne“ Georg Büchner's Revolutionsdrama
der Directoren in Betracht kommen. Vom September
„Dantons Tod“ zur Aufführung. Ueber das Stück,
1bis zum Januar schwingen Melpomene und Thalia
das in dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ent¬
unbestritten das Scepter über der vergnügungslustigen
standen ist, zu schreiben, liegt nicht viel Veranlgssung vor.
Menschheit. Während der ersten Hälfte des Winters wird den
Es ist, trotz herrlicher Scenen, trotz großer Kraft und
beiden genannten Damen die Herrschaft über die immer
Poesie der Sprache, ja trotz mancher dramatisch voll¬
länger werdenden Abende nur in bescheidener Weise durch werthig ausgemünzter Charaktere ein Buchdrama geblieben
410 Privatgesellschaften, Thee dansants u. s. w. streitig ge= und wird. es verfuthlich auch bleiben, wenn nicht eine
Au macht; die Theaterlust überwiegt, und jede Novität, und sei sie verständnißvolle Bearbeitung die unendlichen Längen
auch nicht gerade ein „Schlager“ ersten Ranges, findet beschnetdet, die zahllosen Verwandlungen zusammenzieht,
ihre Besucher; giebt es doch sogar Leute, die den „Rothen; wie dies ja auch mit den Meisterwerken unseres Goethe,
Inn Hahn“ für ein interessantes Stück Leben erklären. Aber
mit seinem „Götz von Berlichingen“ und seinem „Faust“
91 vom Januar an tritt ein gefährlicher Mitbewerber um
geschehen müßte, und wenn schließlich das Stück nicht
wollt die Gunst und die Zeit des Publikums in die Schranken:
an einem Theater ersten Ranges und gespielt von Schau¬
des König Carneval, dem besonders aus den Reihen der
spielern ersten Ranges bühnenfähig gemacht wird. S##
werd Jugend zahllose Ueberläufer zuströmen. War es bis jetzt
wie die „Freie Volksbühne“ den Berlinern das eigen¬
ein Leichtes, die Theater zu füllen, so heißt es von nun an
artige und äußerst schwierig darzustellende Stück zur An¬
ür die Bühnenleiter alle Kraft zusammennehmen, um dem
schauung brachte, halb von tüchtigen Berufsschauspielern,
gefährlichen Concurrenten Stand zu halten. Einige Bühnen halb von gutwilligen Dilettanten gespielt, war es beständig
haben ja nun in den letzten Wochen mit ihren Erst¬
halb Genuß und halb Begierde — nach Besserem.
aufführungen großes Glück gehabt und können ohne viel
So ist denn im Ganzen die dramatische Ausbeute
Sorgen den nächsten Wochen entgegensehen. So bewährt
der ersten Hälfte der Saison zwar, so weit die Kassen¬
sich im Königlichen Schauspielhause Felix Philippi's
erfolge in Betracht kommen, für manche Theater sehr
essectvolles Schauspiel „Das große Licht“ als vor= zufriedenstellend gewesen; eine wirklich werthvolle Dichtung,
zügliches Zugstück; dasselbe läßt sich von L'Arronge's die eine dauernde Bereicherung des deutschen Repertoires
„Wohlthätern“ sagen, die abwechselnd mit Blumen=bedeuten würde, ist bis jetzt ausgeblieben. Binnen
#thal's allerliebster „Fee Caprice“ dem Lessingtheater Kurzem geht Sudermann's „Es lebe das Leben“
volle Häuser bringen. Das Berliner Theater macht gute
über die Bretter. Hoffentlich erfüllt es die darauf ge¬
Geschäfte mit „Alt=Heidel berg“ und die übrigen
setzten großen Erwartungen.
Bühnen, die den heiteren Genre cultiviren, mit
Eugenie von Huhn.
mehr oder minder zugkräftigen Possen. Nur das Deutsche
Theater ist ziemlich leer ausgegangen und muß seinen
Spielplan aus den vorhandenen Beständen, d. h. aus den
längst bekannten und oft gespielten Stücken früherer
Jahrgänge zusammenstellen. Hauptmann hat dies Jahr
völlig versagt, und auch der jüngste Premièrenabend, der
wieder einmal einen Cyelus von vier Einactern aus der
Feder Arthur Schnitzler's, unter dem Gesammt¬
namen „Lebendige Stunden“ brachte, hat ziemlich
entläuscht. Man hat Schnitzler so manches hübsche
Stückchen, so manche feinsinnige Dichtung zu ver¬
danken, was Wunder, daß man auf seine neuesten
Schöpfungen gespannt war. Der Anfang des Abends
war nicht besonders günstig. Vier Einacter an einem
Abend sind ohnedies schon eine ziemlich starke Zumuthung
für den Zuschauer, wenn er die Stückchen ernst nehmen,
sich in den leitenden Gedanken eines jeden versetzen will;
wenn aber die Einacter, wie die Schnitzler'schen, aus!