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Inhalt:
blät
wodur
Leben
theilun
Senennnenerstfnene erete Sereonrtete. eie ae ebere e Aien
digen Stunden", fern der Heimat, in Berlin, zur ersten Auf¬
führung bringen. Hier ist er kein Fremder. „Freiwild“, „Liebelei“
und der „Grüne Katadu“ wurden bereits im Deutschen Theater,g die
aufgeführt, und an dem Erfolge, den sein jüngster Cyklus vorigengen¬
Samstag an dieser Stätte errang, kann man mit Befriedigung ung")
ermessen, dass er auch hier dem Verständnis begegnet, das er#liche
verdient. Die Berliner sind im allgemeinen mit Beifallsbezei=, Mit¬
gungen recht sparsam. Applaus bei offener Scene, ein Hervor¬
rufen einzelner Schauspieler tennt man hier nicht. Der Vorhang
senkt sich und damit Schlufs. Nur bei Premièren quittiert Antor
oder Regisseur im kleinen Ausschnitt des Zwischenvorhanges den
Beifall des Publicums Schnitzler aber wurde nicht nur bei der
Premiere mehr als zehnmal, sondern auch am nächsten Abend
nicht weniger als siebenmal hervorgerufen. Der Erfolg war wohl¬
verdient. Die vier Einacter sind aus einer eigenthümlichen Stim
mung heraus entstanden. Die Inspiration des Künstlers durch
den Tod, den leiblichen oder feelischen Tod des ihm Liebsten,
das Wiedererwachen künstlerischen Schaffens aus Seelenerschütte¬
rungen, die andere Menschen niederwerfen würden, der Sieg der
Kunst über das Leben, das ist's, was Schnitzler uns zeigen wollte.
Er hat es an sich selbst erlebt. Seine Brant war plötzlich gestor¬
ben und er konnte weiter leben und weiter — schaffen. Diese
anscheinende Gefühllosigkeit, diese Brutalität des Künstlers der
Materie gegenüber hat er zu rechtfertigen uniernommen: so wur¬
den die „Lebendigen Stunden". Das dem Cyklus den Namen
gebende Schauspiel ist gleichsam als Prolog gedacht. Die Mutter
eines Künstlers ist alt und krank. Langsam, aber unrettbar
siecht sie dahin, eine Lebendig=Todte, fühlt sie, dass ihr Zustand
die Schaffenskraft des Sohnes unterbindet. Um ihn zu befreien,
gibt sie sich den Tod. Der einzige, der darum weiß, ein alter
Freund der alten Frau, verräth das Geheimnis dem Sohne, und
wirst ihm vor, er sei mit seiner Schreiberei der Mörder seiner
Mutier. Da bäumt sich der Künstler in dem jungen Menschen
auf, von neuer Gestaltungskraft durchdrungen, eilt er weg; denn
nicht das sind die lebendigen Stunden, die mit dem Tod## des
letzten, der sich ihrer erinnert, ins Grab sinken: im Kunstwerke
will er ihnen die Ewigkeit erringen. Das zweite Stück führt uns
in eine Bildergallerie. Hier hat die Frau eines Dichters ein
Rendezvous mit einem jungen Manne. Ihr Gatte, den sie liebt,
hatte gestern einen großen Bühnenerfolg, indem er in seinem.
Stücke die intimsten Beziehungen zwischen ihm und seiner Frau
der Oeffentlichteit preisgab. Diese Handiungsweise hält ihr der
junge Mann vor und bestürmt sie, sich von dem Menschen, dem¬
sie nur Modell ist, abzuwenden und die Seine zu werden. Sie
antwortet, es habe wohl einen Augenblick gegeben, da sie seine
Geliebte hätte werden können, geliebt jedoch habe sie ihn nie,
sie gehöre ihrem Manne. Da treten sie vor das Bild der „Frau
mit dem Dolche". Es hat eine auffallende Aehnlichkeit mit der
jungen Frau, sie erkennt sich in ihm wieder. Und plötzlich kommen
ihr all die alten Florentiner ringsum an den Wänden so seltsam
bekannt vor. Verfinsierung. Wir sehen hinter einem Schleier das
Atelier eines italienischen Malers, des Quinquecento. Paola, socne
Frau, hat ihn die letzte Nacht seiner Abwesenheit mit einem
seiner Schüler betrogen. Nicht aus Liebe: aus reiner Lust 'und
Sinnlichkeit. Als er zurückkehrt, gesteht sie ihm ihre Schuld ir
Gegenwart Linardos. Der Meister verschmäht es, an seinen
Schüler Rache zu nehmen, er weist ihm die Thüre. Der aber hafs
Remigio und will jetzt auf den Markt hinaus, des Meister
Schande aller Welt verkünden. Da reißt ihm Paola den Dolc
aus dem Gürtel und ersticht den Buhlen einer Nacht. Den Mam
aber begeistert ihre heroische Stellung, er greift zu Pinsel un
Palette und malt die „Frau mit dem Dolche“. Neuerliche Ver
finsterung. Die beiden in der Gallerie stehen noch immer vo
dem Bilde. Leonhard beschwört Pauline, heute abends zu ihn
zu kommen. Sie reißt sich los: „Adien — ich komme.“. Mit diesen
beiden Stücken hat Schnitzler eigentlich schon alles gesagt. Für
ihn waren sie Befreiung. Er ist ruhig geworden und denkt wieden
an den Tod, den Tod als Erlöser, als erhaben über all die
kleinen Nichtigkeiten, die wir pathetisch Schicksal nennen. In der
„Letzten Masken“ lässt ein sterbender Journalist seinen Freund
den berühmten Dichter Weihgast (Bassermann in der Maske
Sudermanns), den er vor allen hafst, zu sich ins Spital rufen.
um vor dem Tode noch einmal mit ihm abzurechnen, um ihm
zu sagen, dass er der Geliebte seiner Frau sei. Angewidert von¬
der leeren Zeitungsgröße des Gefeiert#n, verzichtet er aber auf
die Rache: „Was haben wir mit den Leuten zu schaffen, die
morgen noch leben!" und stirbt. — Bis hieher mag Schnitzlen
unter dem ###wältigenden Eindrucke jenes traurigen Ereignisses
gestanden haben. Jetzt tritt die nothwendige Reaction ein. Dis
launige Muse seines „Anatol“ erwacht in #in von neuem, und
in einem vierten Acte, dem Lustsviele „Literatur“ behandelt es
das Thema der „Levendigen Stunden“ von der heiteren Seite,
indem er zwei lustige Bohémiens, nach Charakteristik und Maske
Marie Madelaine und Otto Erich Hartleben, in drolligen Con¬
fliet mit den fendalen Ansichten eines Sport=Aristokraten bringt.
Die Stücke waren mit ersten Kräften besetzt und wurden durch¬
wegs glänzend gespielt, wenn auch die österreichische Mundart
den norddeutschen Künstlern mitunter erhebliche Schwierigkeiten
verursachte. Bassermann, Reinhardt, Rittner, Fischer und Hof¬
meister, sowie Irene Triesch boten herrliche Leistungen. Das
titerarisch wertvollste Stück des Abends war zweifellos die „Fra#
mit dem Dolche“, den größten Erfolg aber hatte der bei allem
Witz und aller Komik ziemlich seichte Schwank „Literatur“. Die
ganze Schönheit und ergreifende Tragit der „Lebendigen Stun¬
den“ kann nur ein chaffender Künstler erfassen, dem die Vor¬
gänge auf der Bühne Ereignis und Erlebnis sind. Und nutert
Publicum sind halt so wenig Künstler ......
.Jänner.
Charlottenburg
Bruno v. Herber=Rohgw.
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wodur
Leben
theilun
Senennnenerstfnene erete Sereonrtete. eie ae ebere e Aien
digen Stunden", fern der Heimat, in Berlin, zur ersten Auf¬
führung bringen. Hier ist er kein Fremder. „Freiwild“, „Liebelei“
und der „Grüne Katadu“ wurden bereits im Deutschen Theater,g die
aufgeführt, und an dem Erfolge, den sein jüngster Cyklus vorigengen¬
Samstag an dieser Stätte errang, kann man mit Befriedigung ung")
ermessen, dass er auch hier dem Verständnis begegnet, das er#liche
verdient. Die Berliner sind im allgemeinen mit Beifallsbezei=, Mit¬
gungen recht sparsam. Applaus bei offener Scene, ein Hervor¬
rufen einzelner Schauspieler tennt man hier nicht. Der Vorhang
senkt sich und damit Schlufs. Nur bei Premièren quittiert Antor
oder Regisseur im kleinen Ausschnitt des Zwischenvorhanges den
Beifall des Publicums Schnitzler aber wurde nicht nur bei der
Premiere mehr als zehnmal, sondern auch am nächsten Abend
nicht weniger als siebenmal hervorgerufen. Der Erfolg war wohl¬
verdient. Die vier Einacter sind aus einer eigenthümlichen Stim
mung heraus entstanden. Die Inspiration des Künstlers durch
den Tod, den leiblichen oder feelischen Tod des ihm Liebsten,
das Wiedererwachen künstlerischen Schaffens aus Seelenerschütte¬
rungen, die andere Menschen niederwerfen würden, der Sieg der
Kunst über das Leben, das ist's, was Schnitzler uns zeigen wollte.
Er hat es an sich selbst erlebt. Seine Brant war plötzlich gestor¬
ben und er konnte weiter leben und weiter — schaffen. Diese
anscheinende Gefühllosigkeit, diese Brutalität des Künstlers der
Materie gegenüber hat er zu rechtfertigen uniernommen: so wur¬
den die „Lebendigen Stunden". Das dem Cyklus den Namen
gebende Schauspiel ist gleichsam als Prolog gedacht. Die Mutter
eines Künstlers ist alt und krank. Langsam, aber unrettbar
siecht sie dahin, eine Lebendig=Todte, fühlt sie, dass ihr Zustand
die Schaffenskraft des Sohnes unterbindet. Um ihn zu befreien,
gibt sie sich den Tod. Der einzige, der darum weiß, ein alter
Freund der alten Frau, verräth das Geheimnis dem Sohne, und
wirst ihm vor, er sei mit seiner Schreiberei der Mörder seiner
Mutier. Da bäumt sich der Künstler in dem jungen Menschen
auf, von neuer Gestaltungskraft durchdrungen, eilt er weg; denn
nicht das sind die lebendigen Stunden, die mit dem Tod## des
letzten, der sich ihrer erinnert, ins Grab sinken: im Kunstwerke
will er ihnen die Ewigkeit erringen. Das zweite Stück führt uns
in eine Bildergallerie. Hier hat die Frau eines Dichters ein
Rendezvous mit einem jungen Manne. Ihr Gatte, den sie liebt,
hatte gestern einen großen Bühnenerfolg, indem er in seinem.
Stücke die intimsten Beziehungen zwischen ihm und seiner Frau
der Oeffentlichteit preisgab. Diese Handiungsweise hält ihr der
junge Mann vor und bestürmt sie, sich von dem Menschen, dem¬
sie nur Modell ist, abzuwenden und die Seine zu werden. Sie
antwortet, es habe wohl einen Augenblick gegeben, da sie seine
Geliebte hätte werden können, geliebt jedoch habe sie ihn nie,
sie gehöre ihrem Manne. Da treten sie vor das Bild der „Frau
mit dem Dolche". Es hat eine auffallende Aehnlichkeit mit der
jungen Frau, sie erkennt sich in ihm wieder. Und plötzlich kommen
ihr all die alten Florentiner ringsum an den Wänden so seltsam
bekannt vor. Verfinsierung. Wir sehen hinter einem Schleier das
Atelier eines italienischen Malers, des Quinquecento. Paola, socne
Frau, hat ihn die letzte Nacht seiner Abwesenheit mit einem
seiner Schüler betrogen. Nicht aus Liebe: aus reiner Lust 'und
Sinnlichkeit. Als er zurückkehrt, gesteht sie ihm ihre Schuld ir
Gegenwart Linardos. Der Meister verschmäht es, an seinen
Schüler Rache zu nehmen, er weist ihm die Thüre. Der aber hafs
Remigio und will jetzt auf den Markt hinaus, des Meister
Schande aller Welt verkünden. Da reißt ihm Paola den Dolc
aus dem Gürtel und ersticht den Buhlen einer Nacht. Den Mam
aber begeistert ihre heroische Stellung, er greift zu Pinsel un
Palette und malt die „Frau mit dem Dolche“. Neuerliche Ver
finsterung. Die beiden in der Gallerie stehen noch immer vo
dem Bilde. Leonhard beschwört Pauline, heute abends zu ihn
zu kommen. Sie reißt sich los: „Adien — ich komme.“. Mit diesen
beiden Stücken hat Schnitzler eigentlich schon alles gesagt. Für
ihn waren sie Befreiung. Er ist ruhig geworden und denkt wieden
an den Tod, den Tod als Erlöser, als erhaben über all die
kleinen Nichtigkeiten, die wir pathetisch Schicksal nennen. In der
„Letzten Masken“ lässt ein sterbender Journalist seinen Freund
den berühmten Dichter Weihgast (Bassermann in der Maske
Sudermanns), den er vor allen hafst, zu sich ins Spital rufen.
um vor dem Tode noch einmal mit ihm abzurechnen, um ihm
zu sagen, dass er der Geliebte seiner Frau sei. Angewidert von¬
der leeren Zeitungsgröße des Gefeiert#n, verzichtet er aber auf
die Rache: „Was haben wir mit den Leuten zu schaffen, die
morgen noch leben!" und stirbt. — Bis hieher mag Schnitzlen
unter dem ###wältigenden Eindrucke jenes traurigen Ereignisses
gestanden haben. Jetzt tritt die nothwendige Reaction ein. Dis
launige Muse seines „Anatol“ erwacht in #in von neuem, und
in einem vierten Acte, dem Lustsviele „Literatur“ behandelt es
das Thema der „Levendigen Stunden“ von der heiteren Seite,
indem er zwei lustige Bohémiens, nach Charakteristik und Maske
Marie Madelaine und Otto Erich Hartleben, in drolligen Con¬
fliet mit den fendalen Ansichten eines Sport=Aristokraten bringt.
Die Stücke waren mit ersten Kräften besetzt und wurden durch¬
wegs glänzend gespielt, wenn auch die österreichische Mundart
den norddeutschen Künstlern mitunter erhebliche Schwierigkeiten
verursachte. Bassermann, Reinhardt, Rittner, Fischer und Hof¬
meister, sowie Irene Triesch boten herrliche Leistungen. Das
titerarisch wertvollste Stück des Abends war zweifellos die „Fra#
mit dem Dolche“, den größten Erfolg aber hatte der bei allem
Witz und aller Komik ziemlich seichte Schwank „Literatur“. Die
ganze Schönheit und ergreifende Tragit der „Lebendigen Stun¬
den“ kann nur ein chaffender Künstler erfassen, dem die Vor¬
gänge auf der Bühne Ereignis und Erlebnis sind. Und nutert
Publicum sind halt so wenig Künstler ......
.Jänner.
Charlottenburg
Bruno v. Herber=Rohgw.