II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 166

box 21/2
16.1. Lebendige Stunden zyklus

Lebendige Stunden"*) waren das einzige Mitleiden verkümmerten Fähigkeiten zurückgeben. Noch
Feuilleton.
Theaterereignis des Monats. Wir brauchen diesen Rück¬
4.
ahnt er nicht, daß reine Mutterliebe den Opfertod für
fall nicht als Beginn einer neuen Krise aufzufassen;
ihn gestorben, indem sie freiwillig die Qual des Lebens
Berliner Theater= und Kunstbriefe.
doch ist es lehrreich, das Drama einen Augenblick mit
verkürzte. Um ihn zu demütigen, macht ihm der Freund#
Von Dr. Max Meyerfeld.
dem Roman zu vergleichen. Auf der Bühne herrscht
seiner Mutter, ein pensionierter Beamter, diese Ent
noch immer die tolle Jagd nach dem Erfolg; alle mög¬
Iv.
hüllung. Ihm scheinen die Künstler insgesamt ein hoch¬
lichen Richtungen laufen kreuz und quer durcheinander;
Diminutivkunst.
mütig Volk: während die andern Menschen für den
die Hast des Schaffens führt zur Unrast; eine Samm¬
Tod nur Thräuen haben, wird er für sie zum frucht
Mitte Jamar.
lung der Kräfte scheint vorderhand ausgeschlossen. Da¬
baren Moment. Man denke: ein Musiker komponier##
Da wären wir also glücklich wieder bei den Ein¬
gegen leuchtet dem Roman zur Zeit eine freundlich
am Sarge seines einzigen Kindes; die Philistermoral
aktern angelangt, den mit Recht so beliebten. Suder¬
gleichmäßige Sonne; er hat die Ruhe wiedergewonnen
erblickt darin den Gipfel der Frivolität. Und so wird
manu eröffnete mit den „Morituri“ vor fünf Jah¬
und Werke hervorgebracht, denen dies schon äußerlich
hier im ersten Stück, das für die drei folgenden der
ren den Reigen. Alsbald folgte Hartleben mit den „Be¬
anzumerken ist an der Zahl der Bände; die Skizze ist
Taufpate war, das Thema angeschlagen: die Künstler
freiten“. Fulda und Dreyer ließen nicht lange auf sich
überwunden; der Umfang nötigt zur Vertiefung, wie wir
und der Tod. War es hier noch etwas von des Ge¬
warten. Auch Arthur Schnitzler machte die Mode mit.
dies letzthin an Georg v. Omptedas „Cäcilie von Sarryn“.
dankens Blässe angekränkelt, so gewinnt es in „Die
Danach hörte die Einakteritts auf. Wir haben nicht
und Thomas Manns „Buddenbrooks“ sahen. Wer
Frau mit dem Dolche“ schon blühendere Gestalt.
einmal Ursache, mit ihrem Ergebnis unzufrieden zu sein:
hätte sich vor fünf Jahren getraut, einen Roman von
Der Renaissancemaler Remigio greift in dem Augen¬
„Fritzchen“ von Sudermann ist ein technisches Parade¬
mehr als tausend Seiten zu schreiben? Man ist in¬
blick zum Pinsel, da seine ungetreue Frau ihren unbe¬
stück, ist es bis auf den heutigen Tag geblieben; und
zwischen auf epischem Gebiet zuversichtlicher geworden,
quemen Liebhaber erdolcht. Angesichts des Mordes
„der grüne Kakadu“ von Schnitzler ist sogar mehr:
hat Vertrauen zu sich selbst und dem Publikum gefun¬
denkt er an ein unvollendetes Porträt und malt. Das
eine Dichtung. Fast noch mehr denn durch ihren Er¬
den. Das großzügige Drama will jedoch noch immer
ist in einen sehr aparten, lyrischen Nahmen hinein¬
trag interessierten diese Einaktercyklen als Symptom der
kein Lebenszeichen von sich geben. Einstweilen müssen
komponiert und führt auf der Brücke der Traumwelt
Zeit. Es schien, als ob das Publikum seine Dichter,
wir uns bei der Diminutivkunst bescheiden.
aus der Gegenwart in das Venedig des 16. Jahrhun¬
als ob die Dichter ihr Publikum gefunden hätten. Die
„Lebendige Stunden? Sie leben doch nicht länger
derts, aus einer modernen Bildergalerie in Meister Re¬
Engbrüstigkeit des einen hatte an der Kurzatmigkeit der
als der letzte, der sich ihrer erinnert. Es ist nicht der
migios Atelier. Fesselte „die Frau mit dem Dolche“
anderen Gefallen. Dem Publikum wurde die Anstren¬
schlechteste Beruf, solchen Stunden Dauer zu verleihen,
durch den Reiz der Einkleidung, ohne psychologische
gung eines langen Theaterabends in mehrere Abschnitte
über ihre Zeit hinaus“, so spricht ein junger Dichter,
Tiefen zu erschließen, so vereinigt der dritte Einakter
zerteilt, und es freute sich der „disjecti membra poctae“;
der eben seine geliebte Mutter verloren. Die Leidende
„Die letzten Masken“ stoffliche und inhaltliche
die Dramatiker konnten im engeren Kreis ihre Vorzüge
hat ihn in seiner Schaffenskraft gehemmt; ihr Tod
Vorzüge. Das Thema selbst ist diesmal in eine Epi¬
entfalten und ihre Schwächen verbergen. Schließlich galt
kommt ihm als Erlösung, wird ihm seine durch das
sode verlegt. Im allgemeinen Krankenhaus lauscht ein
die Epidemie als erloschen.
schwindsüchtiger Schauspieler, dem der Tod nur noch
Arthur Schnitzler, der sympathische Jung=Wiener,
Erschienen im Verlag von S. Fischer in Berlin.
eine kurze Frist gönnt, einem armen Teufel von Jour¬
ist jetzt wieder zum Einaktercyklus zurückgekehrt. Seine] Preis 2 Mark.
naltsten, der in seiner Sterbestunde sein Herz durch eine
sures Sig Ns □I Uimnignal Ge —
Kuschen ven Ferich, dnmn Intalt vier er bescheden Rirbeitn.
richt, finden im Lokal=Anzeiger Aufnahme.
Inserate werden nach einheitlichem Arrangement gesetzt.

10
716
Züricher Tinten.
mmerwohnung m. Kanzlei= u. Koviertinte, doppelt filtriert,
gutem Haus, an
leicht flüssig, haltbar und billig. Stets
je, nächst Universi=steigender Absatz ist der beste
ir Garten. Preis Beweis für deren Güte. J. Uhlmann,
wende sich anMarktgasse, Zürich.
[26
Lo., Zürich, Bahn¬
4510 Für Kunstfreunde.
137
3 schone Original=Gemälde. Wart¬
eis,
straße 6, Part., Kreis V.
(11
Parterre: Schönes,
ardenzimmer. [10
Vermischtes.
Kreis,
12c] Schreibmaschinenarbeiten
: Ein schön n öbl.,
in 4 Sprachen. Stenographie. M.
770
Steinmann, Börsenstr. 10.(Lift).Tel. [13
tr. 47, II:
935c Nenovieren, Modernisieren
Zimmer an bessern
von Damen= u. Herren=Kleidern kann
[13
#e sofort.
t werden.