II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 176

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m Weene. Das Stuck, dem schon allerlei
schlimme Gerüchte vorangeeilt waren, wurde von der
Kritik und vom Publikum friedlich zu Grabe getragen,
sund einige besonders strenge Richter sprachen sogar die
Befürchtung aus, Hauptmann sei endgiltig bankerott.
Selbstverständlich rief ein solches Urteil auch in der „Pro¬
evinz“ das größte Staunen hervor, und der ernste
Pitteraturfreund empfand es schmerzlich, daß einer der
sglänzendsten und erfolgreichsten Bühnenschriftsteller des
Jüngsten Deutschland abgewirtschaftet haben sollte. War
Das denn möglich? Hauptmann, der noch vor wenigen
MJahren alle Welt mit seinen duftigen Märchen= und
Traumstücken, mit seinen stimmungsstarken Wirklichkeits¬
zdramen entzückte und begeisterte — er sollte Schiffbruch
sgelitten haben? Schlenthers Ausspruch vom deuischen
*Shakespeare sollte so bald schon Lügen gestraft worden
zsein? Nun, ganz so schlimm liegt der Fall nicht, und
fwenn die neueste Arbeit Hauptmanns auch viel zu denken
kund manches zu befürchten giebt, so darf man von seinem
schönen Talent doch erwarten, daß es sich aus der
Miederlage zu neuer Thaikraft emporrafft. Eine Nieder¬
Tage, ein Fiasko unzweifelhaftester Art bedeutet der rote
Hahn freilich, und wer vorurteilsfrei und sachlich die
Buchausgabe*) des Werkes studiert, der muß sich oft be¬
sinnen, ob Hauptmann es ist, d. h. der Hauptmann der
Weber und der Versunkenen Glocke, der solche unkünst¬
lerischen Dinge zustande bringen konnte. Unsere Leser
wssen aus der kurzen Kritik unseres Berliner Mit¬
arbeiters, daß der rote Hahn eine Fortsetzung des Biber¬
zes ist. Im Mittelpunkte der Handlung — sofern
einer solchen gesprochen werden kann — steht die
ter Wolffn, die im Biberpelz als Holz= und Pelz¬
die Behörden narrte und im roten Hahn ihr Haus
it, um aus der Feuerversicherung Kapital zu
Hier wie dort sind die Verbrecher die Schlauen
Behörden die Thoren, aber während im Biber¬
es auf einen lustigen oder wenigstens satirischen
stimmt ist, schaut in der Brandstistungs=Tragi¬
1e
an allen Ecken und Enden der nüchterne
Moralist, der weitschweifig erzählende Epiker her¬
vor.
Ein Musterbeispiel, wie der echte Dramatiker
nicht schaffen darf, bildet der erste Akt, mehr
noch der zweite und geradezu jämmerllch vom
Standpunkt des Dramas stellt sich der letzte Akt dar.
Mutter Wolffn, die inzwischen den Flickschuster Fielitz
geheiratet hat, will ihr Haus anzünden, und damit die
Polizei nicht Wind von der Sache bekommt, grübelt sie
über die raffinierteste Art der Brandlegung nach. Mit
Hilfe eines Kistchens, eines Lichtes und einiger Schwefel¬
schnüre soll die welterschütternde That vor sich gehen.
Alles wird vorbereitet, und nachdem das Kistchen mit
dem brennenden Licht auf dem Speicher verborgen wor¬
den ist, fährt die wackere Frau mit ihrem Eheherrn nach
Berlin, während daheim die Kerze tüfer und tiefer
brennt. Natürlich glückt das Verbrechen, aber weil die
Wolffn in unzweideutigster Weise ihr Alibi nachweisen
kann, so wird ein halbidioter Bursche der That verdächtigt
und eingesperrt. Der Vater des Unschuldigen, ein aus¬
gedienter Gendarm, ahnt zwar den wahren Sachverhalt,
ebenso ein jüdischer Arzt und der Schmied des Dorfes,
aber der Amtsrichter Wehrhahn, der auch diesmal die
Untersuchung leitet, wird jedesmal bös, wenn ein
Schimmer des Verdachtes auf die „olle ehrliche
Wolffn“ fällt. Und der Schluß dieser tiefsinnigen Ge¬
schichte? Das Haus des Flickschusters ist neu er¬
standen, es sind sogar Schaufenster darin, und in den
Laden soll ein Regulator hinein, den die Familie am
Tage der Brandlegung in Berlin gekauft hat. Geistreich,
nicht wahr? Aus dem Fenster eines Nachbarhauses —
der Schmiede — sieht die Mutter Wolffn den Vorbereit¬
ungen zum Richtfeste zu, da kommt der alte Gendarm
noch einmal zu ihr und bringt mit bohrender Unermüd¬
lichkeit die Frage nach dem Brandstifter aufs Tapet.
Die Wolffn erschrickt, sie erschrickt sogar so sehr, daß sie
in ihrer Seelenangst einen Herzschlag bekommt und stirbt.
Kein Mensch weiß natürlich, wie das zugegangen ist, und
der Leser, der so etwas Schwarz auf Weiß sieht, kann
weiter nichts than, als den Kopf schütteln. Und neben
dieser lächerlich dummen Geschichte laufen zahllose Epi¬
soden her, die im Einzelnen zwar gut beobachtet und
mit der Hauptmann eigenen Plastik gezeichnet sind, die
aber zu der „Tragikomödie“ in absolut keinem inneren
Zusammenhang stehen. War denn, dies sei die letzte
Frage, der Verfasser von außen gezwungen, ein neues
Bühnenstück unter allen Umständen zu schreiben? Ein¬
* Der rote Hahn, Tragikomödie von Gerhart Hauptmani
(Berlin, S. Fischer).
(Alle Rehte vorbehalten.)
mal mit seinem Einakter=Zyklus: Der giune Karadn
eine sehr bemerkenswerte Begabung für die dramatische
Skizze bewiesen hat, zeigt sich auch in seinen neuen Ein¬
aktern als ein Meister dieser Dichtungsform, zugleich
aber auch als der seine Kenner der modernen Menschen¬
seele, als der überaus kapriziöse Darsteller eigenartiger
seelischer Konflikte. Ihren etwas unklaren Gesamiitel
Lebendige Stunden verdanken die vier Dramo¬
letts einer ganz bestimmten Lebensauffassung Schnitz¬
lers, nämlich der Ansicht, daß das Leben des Vergissens
bedarf, um sich zu verjüngen, daß die Toten immer Un¬
recht haben, weil das Recht auf Seiten der Lebendigen
ist. Theodor Storm hat diese Auffassung vor Jahren
einmal in einem kleinen Verse seiner Frauen=Ritornelle
ausgedrückt: „Die Welt ist gar zu lustig; es wird
doch alles vergessen,“ und bei Schnitzler kehrt sie nun¬
mehr in dramatischer Anwendung wieder. Der erste
Einakter, der den Titel des Gesamtwerkes trägt, variiert
das Thema in etwas mathematisch konstruierter Form.
Ein alter pensionierter Beamter, der vor den Thoren
Wiens in einem Gartenhäuschen lebt und den Rest
seiner Tage mit der Pflege seiner Blumen verbringt,
hat vor Jahren eine Hofrätin, die Mutter eines Dichters,
geliebt, wie nur ein Einsamer eine Enttäuschte lieben
kann, besonders wenn beide zusammen alt werden. Nun
ist die Hofrätin tot, aber sie ist keines natürlichen Todes
gestorben, sondern sie hat sich vergiftet, um ihrem über
alles geliebten Kind durch ein langes Krankenlager im
Schaffen nicht hinderlich zu sein. Der Alte weiß das
und deshalb haßt er den Sohn, der seinerseits von dem
Opfer der Mutter keine Ahnung hat. Um sich für die
verlorenen Jahre zu rächen, die die Geliebte seiner Ein¬
samkeit noch hätte schenken können, enthüllt der Alte dem
Jungen die Wahrheit, aber der Schlag wird von diesem
pariert: „Wir beide werden darüber hinwegkommen
müssen, um leben zu können“, sagte er zum Freund
seiner Mutter, „und wie ich dichten werde, so werden
Sie im Frühjahr wieder Ihr Gärtchen bebauen.“ So
treffen das arme geizige Alter und die reiche egoistische
Jugend hart aufeinander, aber der Sieg ist auf Seiten
der Jugend, die über den Tod hinaus mitten ins frische
Leben führt.
Fast noch eigenartiger als die gedankliche Zugespitzt¬
heit dieses Stückes mutet der zweite Einakter: Die
Frau mit dem Dolche an. Schnitzler führt hier
eine junge Frau ins Treffen, die im Begriff steht,
ihren Gatten, einen hochbedeutenden, aber treulosen
Dichter nach dem Gesetz der Wiedervergeltung mit einem
hübschen Galan zu betrügen. In einer Bildergallerie, gegen¬
über einem Gemälde, das eine Frau mit dem Dolche dar¬
stellt, treffen die Liebenden zusammen, aber während der
junge Mann in heißen Worten um ihre Gunst flehl,
hat die Frau eine seltsame Vision. Sie durchlebt
auf der Bühne szenisch dargestellt — das Schicksal jener
Frau mit dem Dolche, sieht sich selbst im Kostüm der
Renaissance und ihn, den Geliebten, zu ihren Füßen.
Was im Leben bisher nicht eingetreten, ist in ihrer
Vision zur Thaisache geworden: Sie hat den Gatten
betrogen, während dieser auf einer Kunstreise war, und
wartet nun auf seine Rückkehr, um ihm alles zu ge¬
stehen. Und als er zurückkommt, dem Schänder seiner
Ehre kalt die Thür weist und dieser, erbittert darüber,
daß er den Mann seiner Geliebten im Zweikampf nicht
treffen kann, ihn öffentlich brandmarken will, da greift
das Weib nach dem Dolche und stößt ihn kaltlächelnd
dem Liebhaber ins Herz. Remigio aber, der betrogene
Gatte, vergißt über der Pose der Mörderin das Ge¬
schehene und bannt ihr schauerlich=schönes Bild in flüch¬
tigen Strichen auf die Leinwand ... Die Vision er¬
lischt, die Liebenden sitzen wieder einander gegenüber
vor dem düsteren Bild, und nach kurzem Besinnen er¬
klärt die Frau sich bereit, dem Geliebten — zu folgen.
Der Traum von Tod und Verbrechen hat für sie nur
die Bedeutung eines Traumes. Das Leben verlangt
Leben — mag es so sein! Das dramatische Kunststück
denn anders kann man die raffiniert erdachte Arbeit
nicht nennen — erinnert an Heinesche Motive, der es ja
auch liebte, verstaubte Bilder und vergilbte Tapeten für
Augenblicke zu beleben und sich selbst in ihren Ge¬
spensterreigen zu mischen. Immerhin wird man hinter
diesen Einakter ein großes Fragezeichen setzen müssen.
Als wahres Kabinettstück feinster Lebensbeobachtung
erweist sich der dritte Einakter: Die letzten
Masken, obschon für ihn, wie auch für den letzten
der Gesamttitel nicht recht passen will. Ein alter, abge¬
*) Lebendige Stunden, vier Einakter von Arthur Schnitzler.
(Berlin, S. Fischer.)
das rötliche Haar in einen üppigen Knoten gedreht.
Sie war nicht schön, aber sie sah jung und rosig

im Spital dem Tode entgeg
Probe dieser Abrechnungssze
einen vollen Erfolg für die
Aber siehe da! Als der benei
tritt, ist die Wut schon verra
was ihm auf der Seele bren
tröstende Worte still über sich
daß der andere ihn glücklich
ein bedauernswertes Opfer
Rollen sind damit vertauscht
getragen, und diese Tragikon
so nachhaltiger, als sie sich ang
Im letzten Einakter, 5
Liiteratur trägt, wird S
lustig sogar. Der böse Sno
bieten der Kunst sich breit n
ist als der Dilettantismus,
sein will, wird hier unt schaf
geißelt. Eine Frau, die vor
hafte Schriftstellerin unter de
sehen und Liebe genoß, hat
lobt, der ihr zwar keine Lorbe
liches Leben zu bieten vermag
plötzlich ein einstiger Freund
und droht durch sein tolles G
Baron die wahre Natur seine
Sache ist um so gefährlicher,
Freund und die künftige Barc
haben, in denen sie, nach Art
Liebesleben in seltsamer Ue
haben. Wenn der Baron die
mit der Heirat natürlich zu E
garnicht daran, seine litterart
Weise zu bereichern. Feind
stellerei, hat er die bereits
Braut einstampfen lassen, u
Romans aus der Feder des #
Frau schon selbst. Sie schle
tierende Exemplar, das der „
geschenkt hat, mit Anmut und
schmiegt sich dann, ganz eefüll
ihrer Schriftstellerei und ihre
hat, sich innig an den Geliebt
„Wirst Du mir jetzt glauben,
der gute Baron glaubt ihr ent
vor sich gehen. So schließt
einer übermütigen Farce: ein
Tragödie des Lebens.
Berliner
G. Z. Seit Jahren versuch
Art von Karneval einzufü
keit, die Sie am schönen Rheit
schätzbare Gabe empfangen hah
nicht im Blut, und der Karner
mit der Geschichte der römische
einem rein protestantischen La
wickelungsboden zu finden.
suche, rechte und echte Karnev
erzeugen, den Charakter de
Kostümfesten, die alljährlich
Winters veranstalter werden,
ungen gemacht, kostspielige De
bracht und geistreiche leitende
und damit die Besucher auch e
giebt es ein reiches Programm
die Festteilnehmer es sein so
haltung sorgen, daß die Laun
unwägbare, aber unschätzbare
Luft eines Ballsaales durchdrin
und freie Mitwirkung aller Te
muß, daß er nur entsteht, wo
programm der freien Laune
eine gebundene Marschordre dis
gnügen auf Kommando kein Ver
einmal der Berliner nicht begre
alles auf Kommando zu thun,
mando vergnügt zu sein sucht.
visation, ein Eingehen auf irge
liegt ihm nicht. Mir schwebt,
Kostümfeste denke, immer ein Bi
sieben Jahren auf einem Ko
Schriftsteller=Vereinigung sah.
charakter des Festes „ein Winz
Natürlich sah man nur wen
alle waren sie waschechte Salon
stickte handgroße Monogrami
chens selbstgewebte Handtüch