16.1. Lebendige Stunden— Zuklus
box 21/2
Go
DAUN
6 I. Jahrgang.
Bonner Zeitung.
Son..
inerer Drang hat ihn doch gewiß nicht dazu veranlaßt;
arbeneter Journalist harrt in einem Wiener Krankenhaus
Zweites Blatt.
Gra
denn sein neuestes Werk ist völlig nichtssagend und ober¬
auf sein Ende. Nichts ist ihm in seinem Leben geglückt,
wah
flächlich. Erstaunlich bleibt nur, wie ein Mann, der auf
besonders nicht das Dichten, von dem er einstens so viel
und
der Höhe seines Schaffens angelangt schien, so tief fallen
Neue Dramen.
erhofft hat. Nun wartet er zur letzten erleichternden
Sche
konnte, und das ist auch der Umstand, der seinen zahl¬
Rache auf seinen Jugendgenossen, einen längst berühmt
tmann: Der rote Hahn. — Arthur
Abez
reichen Freunden und Bewunderern ernstlich zu denken
gewordenen Autor, um diesem ins Gesicht zu schreien,
chnitzler: Lebendige Stunden.
niede
giebt.
daß sein Ruhm eitel Schwindel war, daß er ein Flach¬
mit
der letzten Novemberwoche des eben ver¬
Weit erfreulicher, weil auf dem Boden wirklicher Kunst
kopf gewesen ist und noch obendrein lächerlich als
Tier
ging im Berliner Deutschen Theater
erwachsen, nehmen sich die neuen dier Einakter von
Mensch, weil er, der Sterbende, ihn jahrelang mit seiner
legen
gikomödie Gerhart Hauptmanns: Der
Arthur Schnitzler aus.*) Der Verfasser, der schon ein¬
Gattin betrogen hat. Mit einem Komiker, der gleichsalls
Scene. Das Stück, dem schon allerlei
zahlt
mal mit seinem Einakter=Zyklus: Der grüne Kakadu
im Spital dem Tode entgegensieht, veranstaltet er eine
te vorangeeilt waren, wurde von der
hält.
eine sehr bemerkenswerte Begabung für die dramatische
Probe dieser Abrechnungsszene, die trefflich gelingt und
Publikum friedlich zu Grabe getragen,
auch,
Skizze bewiesen hat, zeigt sich auch in seinen neuen Ein¬
einen vollen Erfolg für die Hauptvorstellung verspricht.
Wof
sonders strenge Richter sprachen sogar die
aktern als ein Meister dieser Dichtungsform, zugleich
Aber siehe da! Als der beneidete Freund an sein Lager
weri
s, Hauptmann sei endgiltig bankerott.
aber auch als der seine Kenner der modernen Menschen¬
tritt, ist die Wut schon verraucht. Statt alles zu sagen,
ich rief ein solches Urteil auch in der „Pro¬
fisches
seele, als der überaus kapriziöse Darsteller eigenartiger
was ihm auf der Seele brennt, läßt er Mitleid und
wenn
Bie Staunen hervor, und der ernste
seelischer Konflikte. Ihren etwas unklaren Gesamttitel
tröstende Worte still über sich ergehen und duldet sogar,
in erst
empfand es schmerzlich, daß einer der
Lebendige Stunden verdanken die vier Dramo¬
daß der andere ihn glücklich preist und sich selbst als
wir e
d erfolgreichsten Bühnenschriftsteller des
letts einer ganz bestimmten Lebensauffassung Schnitz¬
ein bedauernswertes Opfer des Lebens hinstellt. Die
im F
hland abgewirtschaftet haben sollte. War
lers, nämlich der Ansicht, daß das Leben des Vergissens
Rollen sind damit vertauscht, aber Masken haben beide
5
Hauptmann, der noch vor wenigen
Hemd
bedarf, um sich zu verjüngen, daß die Toten immer Un¬
getragen, und diese Tragikomödie des Lebens wirkt um
Pelt mit seinen duftigen Märchen= und
Zylin
recht haben, weil das Recht auf Seiten der Lebendigen
so nachhaltiger, als sie sich angesichts des Todes vollzieht.
mit seinen stimmungsstarken Wirklichkeits¬
keit zu
Theodor Storm hat diese Auffassung vor Jahren
Im letzten Einakter, der den ironischen Titel
das g
e und begeisterte — er sollte Schiffbruch
einmal in einem kleinen Verse seiner Frauen=Ritornelle
Litteratur trägt, wird Schnitzler lustig, ausgelassen
zum el
Schlenthers Ausspruch vom deuischen
ausgedrückt: „Die Welt ist gar zu lustig; es wird
lustig sogar. Der böse Snobismus, der auf allen Ge¬
Ute so bald schon Lügen gestraft worden
huma
doch alles vergessen,“ und bei Schnitzler kehrt sie nun¬
bieten der Kunst sich breit mucht und weit gefährlicher
Enz so schlimm liegt der Fall nicht, und
alle
mehr in dramatischer Anwendung wieder. Der erste
ist als der Dilettantismus, weil er für echt genommen
e Arbeit Hauptmanns auch viel zu denken
In
Einakter, der den Titel des Gesamtwerkes trägt, variiert
sein will, wird hier mit scharfen, wuchtigen Hieben ge¬
befürchten giebt, so darf man von seinem
Höhler
das Thema in etwas mathematisch konstruierter Form.
geißelt. Eine Frau, die vor kurzem noch als zweifel¬
des fe
doch erwarten, daß es sich aus der
Ein alter pensionierter Beamter, der vor den Thoren
hafte Schriftstellerin unter der Münchener Bohème An¬
kann
euer Thaikraft emporrafft. Eine Nieder¬
Wiens in einem Gartenhäuschen lebt und den Rest
sehen und Liebe genoß, hat sich mit einem Baron ver¬
Johle
unzweifelhaftester Art bedeutet der rote
seiner Tage mit der Pflege seiner Blumen verbringt,
lot“
der ihr zwar keine Lorbeeren, aber ein recht behag¬
erfinde
und wer vorurteilsfrei und sachlich die
hat vor Jahren eine Hofrätin, die Mutter eines Dichters,
lich Leben zu bieten vermag. In dieses Joyll platzt
Verspe
des Werkes studiert, der muß sich oft be¬
geliebt, wie nur ein Einsamer eine Enttäuschte lieben
plötzlich ein einstiger Freund der Schriftstellerin herein
als w
ptmann es ist, d. h. der Hauptmann der
kann, besonders wenn beide zusammen alt werden. Nun
und droht durch sein iolles Geschwätz dem ahnungslosen
r
Versunkenen Glocke, der solche unkünst¬
ist die Hofrätin tot, aber sie ist keines natürlichen Todes
Baron die wahre Natur seiner Braut zu enthüllen. Die
einem
zustande bringen konnte. Unsere Leser
gestorben, sondern sie hat sich vergiftet, um ihrem über
Sache ist um so gefährlicher, als beide — der Münchener
wäre
kurzen Kritik unseres Berliner Mit¬
alles geliebten Kind durch ein langes Krankenlager im
Freund und die künftige Baronin — Romane geschrieben
kleinen
der rote Hahn eine Fortsetzung des Biber¬
Schaffen nicht hinderlich zu sein. Der Alte weiß das
haben, in denen sie, nach Art echter Snobs, ihr einstiges
gekaueh
Mittelpunkte der Handlung — sofern
und deshalb haßt er den Sohn, der seinerseits von dem
Liebesleben in seltsamer Uebereinstimmung geschildert
damit
n gesprochen werden kann — steht die
Opfer der Mutter keine Ahnung hat. Um sich für dte
haben. Wenn der Baron die Romane liest, dann ist es
vorbre
die im Biberpelz als Holz= und Pelz¬
verlorenen Jahre zu rächen, die die Geliebte seiner Ein¬
mit der Heirat natürlich zu Ende. Aber der Baron denkt
Zu
rden narrte und im roten Hahn ihr Haus
samkeit noch hätte schenken können, enthüllt der Alte dem
garnicht daran, seine litterarischen Kenntnisse auf diese
neval¬
aus der Feuerversicherung Kapital zu
Jungen die Wahrheit, aber der Schlag wird von diesem
Weise zu bereichern. Feind aller und jeder Schrift¬
wie dort sind die Verbrecher die Schlauen
Refor
pariert: „Wir beide werden darüber hinwegkommen
stellerei, hat er die bereits gedruckten Bücher seiner
von
en die Thoren, aber während im Biber¬
müssen, um leben zu können“, sagte er zum Freund
Braut einstampfen lassen, und die Vernichtung des
einen lustigen oder wenigstens satirischen
Natür
seiner Mutter, „und wie ich dichten werde, so werden
Romans aus der Feder des Freundes besorgt die geniale
st, schaut in der Brandstiftungs=Tragi¬
Wolzo
Sie im Frühjahr wieder Ihr Gärtchen bebauen.“ So
Frau schon selbst. Sie schleudert das sie kompromi¬
len Ecken und Enden der nüchterne
Theat
treffen das arme geizige Alter und die reiche egoistische
tierende Exemplar, das der „Freund“ ihrem Verlobten
weitschweifig erzählende Epiker her¬
anstal
Jugend hart aufeinander, aber der Sieg ist auf Seiten
geschenkt hat, mit Anmut und Grazie in den Kamin,
usterbeispiel, wie der echte Dramatiker
für dil
der Jugend, die über den Tod hinaus mitten ins frische
schmiegt sich dann, ganz eefüllt von dem Opfer, das sie
darf, bildet der erste Akt, mehr
Nach
Leben führt.
ihrer Schriftstellerei und ihrer Vergangenheit gebracht
ite und geradezu jämmerlich
daß d
vom
Fast noch eigenartiger als die gedankliche Zugespitzt¬
hat, sich innig an den Geliebten an und flüstert leise:
Dramas stellt sich der letzte Akt dar.
heben,
heit dieses Stückes mutet der zweite Einakter: Die
„Wirst Du mir jetzt glauben, daß ich Dich liebe?“ Und
dem
die inzwischen den Flickschuster Fielitz
Frau mit dem Dolche an. Schnitzler führt hier
der gute Baron glaubt ihr entzückt, und die Heirat kann
Und
will ihr Haus anzünden, und damit die
eine junge Frau ins Treffen, die im Begriff steht,
vor sich gehen. So schließt der Einakter=Zyklus mit
Beispi
ind von der Sache bekommt, grübelt sie
ihren Gatten, einen hochbedeutenden, aber treulosen
einer übermütigen Farce: ein echtes Satirspiel nach der
ist das
erteste Ari der Brandlegung nach. Mit
Dichter nach dem Gesetz der Wiedervergeltung mit einem
Tragödie des Lebens.
chens, eines Lichtes und einiger Schwefel¬
frauen
hübschen Galan zu betrügen. In einer Bildergallerte, gegen¬
dadurch
welterschütternde That vor sich gehen.
über einem Gemälde, das eine Frau mit dem Dolche dar¬
(Nachdruck verboten.)
stellt
bereitet, und nachdem das Kistchen mit
stellt, treffen die Liebenden zusammen, aber während der
Berliner Brief.
Licht auf dem Speicher verborgen wor¬
hälften
junge Mann in heißen Worten um ihre Gunst flehl,
Nähe
wackere Frau mit ihrem Eheherrn nach
G. Z. Seit Jahren versucht man hier in Berlin eine
hat die Frau eine seltsame Vision. Sie durchlebt —
—
daheim die Kerze tiefer und tiefer
Art von Karneval einzuführen. Aber die Fröhlich¬
auf der Bühne szenisch dargestellt — das Schicksal jener
Da
ich glückt das Verbrechen, aber weil die
keit, die Sie am schönen Rhein von der Natur als un¬
Frau mit dem Dolche, sieht sich selbst im Kostüm der
Ueberb
weideutigster Weise ihr Alibi nachweisen
schätzbare Gabe empfangen haben, liegt uns nun einmal
Renaissance und ihn, den Geliebten, zu ihren Füßen.
fängen
in halbidioter Bursche der That verdächtigt
nicht im Blut, und der Karneval ist zudem viel zu eng
Was im Leben bisher nicht eingetreten, ist in ihrer
Weissa
Der Vater des Unschuldigen, ein aus¬
mit der Geschichte der römischen Kirche verknüpft, um in
Vision zur Thaisache geworden: Sie hat den Gatten
schon i
arm, ahnt zwar den wahren Sachverhalt,
einem rein protestantischen Lande einen günstigen Ent¬
betrogen, während dieser auf einer Kunstreise war, und
Vom U
scher Arzt und der Schmied des Dorfes,
wickelungsboden zu finden. So tragen denn alle Ver¬
wartet nun auf seine Rückkehr, um ihm alles zu ge¬
eigenen
ichter Wehrhahn, der auch diesmal die
suche, rechte und echte Karnevalsstimmung in Berlin zu
stehen. Und als er zurückkommt, dem Schänder seiner
Bierba
leitet, wird jedesmal bös, wenn ein
erzeugen, den Charakter des Künstlichen. Bei den
Ehre kalt die Thür weist und dieser, erbittert darüber,
Verdchtes auf die
geiz vel
„olle ehrliche
Kostümfesten, die alljährlich in der zweiten Hälfte des
daß er den Mann seiner Geliebten im Zweikampf nicht
Und der Schluß dieser tiefsinnigen Ge¬
schnelle
Winters veranstaltet werden, werden große Anstreng¬
treffen kann, ihn öffentlich brandmarken will, da greift
Tria
Haus des Flickschusters ist neu er¬
ungen gemacht, kostspielige Dekorationen werden ange¬
das Weib nach dem Dolche und stößt ihn kaltlächelnd
1 seinem
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Go
DAUN
6 I. Jahrgang.
Bonner Zeitung.
Son..
inerer Drang hat ihn doch gewiß nicht dazu veranlaßt;
arbeneter Journalist harrt in einem Wiener Krankenhaus
Zweites Blatt.
Gra
denn sein neuestes Werk ist völlig nichtssagend und ober¬
auf sein Ende. Nichts ist ihm in seinem Leben geglückt,
wah
flächlich. Erstaunlich bleibt nur, wie ein Mann, der auf
besonders nicht das Dichten, von dem er einstens so viel
und
der Höhe seines Schaffens angelangt schien, so tief fallen
Neue Dramen.
erhofft hat. Nun wartet er zur letzten erleichternden
Sche
konnte, und das ist auch der Umstand, der seinen zahl¬
Rache auf seinen Jugendgenossen, einen längst berühmt
tmann: Der rote Hahn. — Arthur
Abez
reichen Freunden und Bewunderern ernstlich zu denken
gewordenen Autor, um diesem ins Gesicht zu schreien,
chnitzler: Lebendige Stunden.
niede
giebt.
daß sein Ruhm eitel Schwindel war, daß er ein Flach¬
mit
der letzten Novemberwoche des eben ver¬
Weit erfreulicher, weil auf dem Boden wirklicher Kunst
kopf gewesen ist und noch obendrein lächerlich als
Tier
ging im Berliner Deutschen Theater
erwachsen, nehmen sich die neuen dier Einakter von
Mensch, weil er, der Sterbende, ihn jahrelang mit seiner
legen
gikomödie Gerhart Hauptmanns: Der
Arthur Schnitzler aus.*) Der Verfasser, der schon ein¬
Gattin betrogen hat. Mit einem Komiker, der gleichsalls
Scene. Das Stück, dem schon allerlei
zahlt
mal mit seinem Einakter=Zyklus: Der grüne Kakadu
im Spital dem Tode entgegensieht, veranstaltet er eine
te vorangeeilt waren, wurde von der
hält.
eine sehr bemerkenswerte Begabung für die dramatische
Probe dieser Abrechnungsszene, die trefflich gelingt und
Publikum friedlich zu Grabe getragen,
auch,
Skizze bewiesen hat, zeigt sich auch in seinen neuen Ein¬
einen vollen Erfolg für die Hauptvorstellung verspricht.
Wof
sonders strenge Richter sprachen sogar die
aktern als ein Meister dieser Dichtungsform, zugleich
Aber siehe da! Als der beneidete Freund an sein Lager
weri
s, Hauptmann sei endgiltig bankerott.
aber auch als der seine Kenner der modernen Menschen¬
tritt, ist die Wut schon verraucht. Statt alles zu sagen,
ich rief ein solches Urteil auch in der „Pro¬
fisches
seele, als der überaus kapriziöse Darsteller eigenartiger
was ihm auf der Seele brennt, läßt er Mitleid und
wenn
Bie Staunen hervor, und der ernste
seelischer Konflikte. Ihren etwas unklaren Gesamttitel
tröstende Worte still über sich ergehen und duldet sogar,
in erst
empfand es schmerzlich, daß einer der
Lebendige Stunden verdanken die vier Dramo¬
daß der andere ihn glücklich preist und sich selbst als
wir e
d erfolgreichsten Bühnenschriftsteller des
letts einer ganz bestimmten Lebensauffassung Schnitz¬
ein bedauernswertes Opfer des Lebens hinstellt. Die
im F
hland abgewirtschaftet haben sollte. War
lers, nämlich der Ansicht, daß das Leben des Vergissens
Rollen sind damit vertauscht, aber Masken haben beide
5
Hauptmann, der noch vor wenigen
Hemd
bedarf, um sich zu verjüngen, daß die Toten immer Un¬
getragen, und diese Tragikomödie des Lebens wirkt um
Pelt mit seinen duftigen Märchen= und
Zylin
recht haben, weil das Recht auf Seiten der Lebendigen
so nachhaltiger, als sie sich angesichts des Todes vollzieht.
mit seinen stimmungsstarken Wirklichkeits¬
keit zu
Theodor Storm hat diese Auffassung vor Jahren
Im letzten Einakter, der den ironischen Titel
das g
e und begeisterte — er sollte Schiffbruch
einmal in einem kleinen Verse seiner Frauen=Ritornelle
Litteratur trägt, wird Schnitzler lustig, ausgelassen
zum el
Schlenthers Ausspruch vom deuischen
ausgedrückt: „Die Welt ist gar zu lustig; es wird
lustig sogar. Der böse Snobismus, der auf allen Ge¬
Ute so bald schon Lügen gestraft worden
huma
doch alles vergessen,“ und bei Schnitzler kehrt sie nun¬
bieten der Kunst sich breit mucht und weit gefährlicher
Enz so schlimm liegt der Fall nicht, und
alle
mehr in dramatischer Anwendung wieder. Der erste
ist als der Dilettantismus, weil er für echt genommen
e Arbeit Hauptmanns auch viel zu denken
In
Einakter, der den Titel des Gesamtwerkes trägt, variiert
sein will, wird hier mit scharfen, wuchtigen Hieben ge¬
befürchten giebt, so darf man von seinem
Höhler
das Thema in etwas mathematisch konstruierter Form.
geißelt. Eine Frau, die vor kurzem noch als zweifel¬
des fe
doch erwarten, daß es sich aus der
Ein alter pensionierter Beamter, der vor den Thoren
hafte Schriftstellerin unter der Münchener Bohème An¬
kann
euer Thaikraft emporrafft. Eine Nieder¬
Wiens in einem Gartenhäuschen lebt und den Rest
sehen und Liebe genoß, hat sich mit einem Baron ver¬
Johle
unzweifelhaftester Art bedeutet der rote
seiner Tage mit der Pflege seiner Blumen verbringt,
lot“
der ihr zwar keine Lorbeeren, aber ein recht behag¬
erfinde
und wer vorurteilsfrei und sachlich die
hat vor Jahren eine Hofrätin, die Mutter eines Dichters,
lich Leben zu bieten vermag. In dieses Joyll platzt
Verspe
des Werkes studiert, der muß sich oft be¬
geliebt, wie nur ein Einsamer eine Enttäuschte lieben
plötzlich ein einstiger Freund der Schriftstellerin herein
als w
ptmann es ist, d. h. der Hauptmann der
kann, besonders wenn beide zusammen alt werden. Nun
und droht durch sein iolles Geschwätz dem ahnungslosen
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Versunkenen Glocke, der solche unkünst¬
ist die Hofrätin tot, aber sie ist keines natürlichen Todes
Baron die wahre Natur seiner Braut zu enthüllen. Die
einem
zustande bringen konnte. Unsere Leser
gestorben, sondern sie hat sich vergiftet, um ihrem über
Sache ist um so gefährlicher, als beide — der Münchener
wäre
kurzen Kritik unseres Berliner Mit¬
alles geliebten Kind durch ein langes Krankenlager im
Freund und die künftige Baronin — Romane geschrieben
kleinen
der rote Hahn eine Fortsetzung des Biber¬
Schaffen nicht hinderlich zu sein. Der Alte weiß das
haben, in denen sie, nach Art echter Snobs, ihr einstiges
gekaueh
Mittelpunkte der Handlung — sofern
und deshalb haßt er den Sohn, der seinerseits von dem
Liebesleben in seltsamer Uebereinstimmung geschildert
damit
n gesprochen werden kann — steht die
Opfer der Mutter keine Ahnung hat. Um sich für dte
haben. Wenn der Baron die Romane liest, dann ist es
vorbre
die im Biberpelz als Holz= und Pelz¬
verlorenen Jahre zu rächen, die die Geliebte seiner Ein¬
mit der Heirat natürlich zu Ende. Aber der Baron denkt
Zu
rden narrte und im roten Hahn ihr Haus
samkeit noch hätte schenken können, enthüllt der Alte dem
garnicht daran, seine litterarischen Kenntnisse auf diese
neval¬
aus der Feuerversicherung Kapital zu
Jungen die Wahrheit, aber der Schlag wird von diesem
Weise zu bereichern. Feind aller und jeder Schrift¬
wie dort sind die Verbrecher die Schlauen
Refor
pariert: „Wir beide werden darüber hinwegkommen
stellerei, hat er die bereits gedruckten Bücher seiner
von
en die Thoren, aber während im Biber¬
müssen, um leben zu können“, sagte er zum Freund
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einen lustigen oder wenigstens satirischen
Natür
seiner Mutter, „und wie ich dichten werde, so werden
Romans aus der Feder des Freundes besorgt die geniale
st, schaut in der Brandstiftungs=Tragi¬
Wolzo
Sie im Frühjahr wieder Ihr Gärtchen bebauen.“ So
Frau schon selbst. Sie schleudert das sie kompromi¬
len Ecken und Enden der nüchterne
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treffen das arme geizige Alter und die reiche egoistische
tierende Exemplar, das der „Freund“ ihrem Verlobten
weitschweifig erzählende Epiker her¬
anstal
Jugend hart aufeinander, aber der Sieg ist auf Seiten
geschenkt hat, mit Anmut und Grazie in den Kamin,
usterbeispiel, wie der echte Dramatiker
für dil
der Jugend, die über den Tod hinaus mitten ins frische
schmiegt sich dann, ganz eefüllt von dem Opfer, das sie
darf, bildet der erste Akt, mehr
Nach
Leben führt.
ihrer Schriftstellerei und ihrer Vergangenheit gebracht
ite und geradezu jämmerlich
daß d
vom
Fast noch eigenartiger als die gedankliche Zugespitzt¬
hat, sich innig an den Geliebten an und flüstert leise:
Dramas stellt sich der letzte Akt dar.
heben,
heit dieses Stückes mutet der zweite Einakter: Die
„Wirst Du mir jetzt glauben, daß ich Dich liebe?“ Und
dem
die inzwischen den Flickschuster Fielitz
Frau mit dem Dolche an. Schnitzler führt hier
der gute Baron glaubt ihr entzückt, und die Heirat kann
Und
will ihr Haus anzünden, und damit die
eine junge Frau ins Treffen, die im Begriff steht,
vor sich gehen. So schließt der Einakter=Zyklus mit
Beispi
ind von der Sache bekommt, grübelt sie
ihren Gatten, einen hochbedeutenden, aber treulosen
einer übermütigen Farce: ein echtes Satirspiel nach der
ist das
erteste Ari der Brandlegung nach. Mit
Dichter nach dem Gesetz der Wiedervergeltung mit einem
Tragödie des Lebens.
chens, eines Lichtes und einiger Schwefel¬
frauen
hübschen Galan zu betrügen. In einer Bildergallerte, gegen¬
dadurch
welterschütternde That vor sich gehen.
über einem Gemälde, das eine Frau mit dem Dolche dar¬
(Nachdruck verboten.)
stellt
bereitet, und nachdem das Kistchen mit
stellt, treffen die Liebenden zusammen, aber während der
Berliner Brief.
Licht auf dem Speicher verborgen wor¬
hälften
junge Mann in heißen Worten um ihre Gunst flehl,
Nähe
wackere Frau mit ihrem Eheherrn nach
G. Z. Seit Jahren versucht man hier in Berlin eine
hat die Frau eine seltsame Vision. Sie durchlebt —
—
daheim die Kerze tiefer und tiefer
Art von Karneval einzuführen. Aber die Fröhlich¬
auf der Bühne szenisch dargestellt — das Schicksal jener
Da
ich glückt das Verbrechen, aber weil die
keit, die Sie am schönen Rhein von der Natur als un¬
Frau mit dem Dolche, sieht sich selbst im Kostüm der
Ueberb
weideutigster Weise ihr Alibi nachweisen
schätzbare Gabe empfangen haben, liegt uns nun einmal
Renaissance und ihn, den Geliebten, zu ihren Füßen.
fängen
in halbidioter Bursche der That verdächtigt
nicht im Blut, und der Karneval ist zudem viel zu eng
Was im Leben bisher nicht eingetreten, ist in ihrer
Weissa
Der Vater des Unschuldigen, ein aus¬
mit der Geschichte der römischen Kirche verknüpft, um in
Vision zur Thaisache geworden: Sie hat den Gatten
schon i
arm, ahnt zwar den wahren Sachverhalt,
einem rein protestantischen Lande einen günstigen Ent¬
betrogen, während dieser auf einer Kunstreise war, und
Vom U
scher Arzt und der Schmied des Dorfes,
wickelungsboden zu finden. So tragen denn alle Ver¬
wartet nun auf seine Rückkehr, um ihm alles zu ge¬
eigenen
ichter Wehrhahn, der auch diesmal die
suche, rechte und echte Karnevalsstimmung in Berlin zu
stehen. Und als er zurückkommt, dem Schänder seiner
Bierba
leitet, wird jedesmal bös, wenn ein
erzeugen, den Charakter des Künstlichen. Bei den
Ehre kalt die Thür weist und dieser, erbittert darüber,
Verdchtes auf die
geiz vel
„olle ehrliche
Kostümfesten, die alljährlich in der zweiten Hälfte des
daß er den Mann seiner Geliebten im Zweikampf nicht
Und der Schluß dieser tiefsinnigen Ge¬
schnelle
Winters veranstaltet werden, werden große Anstreng¬
treffen kann, ihn öffentlich brandmarken will, da greift
Tria
Haus des Flickschusters ist neu er¬
ungen gemacht, kostspielige Dekorationen werden ange¬
das Weib nach dem Dolche und stößt ihn kaltlächelnd
1 seinem