II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 197

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16.1. Lebendige Stungen ZVKI#2
Die 60. Fortsetzung des Romaues: „Das Leben ein dürfte der Autor wol kaum gedacht haben, als er Heinrich, dem Sohne
kurzer Traum“ von Riearda Huch befindet sich auf auch diesen Schwank, der den ersten drei Stücken O, der Heinrich ist
zu erholen. Er muß
so fern als möglich steht, unter den Gesammttitel
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Seite 16.
Heinrich ist nämlich ein
ordnete. Der Gesammttitel also ist ungerechtfertigt,
Schein um seinen Kopf
weil er eine Verbindung zwischen den vier Stücken
Feuilleton.
mäus hat keinen Schein
behauptet, welche nicht besteht. Ueberhaupt ist diese neue
sei wol nur figürlich, w#
Mode merkwürdig, Einacter mit einer gemeinsamen Idee
Berliner Theater.
in der Zeitung steht.
zu schreiben (um so merkwürdiger, wenn es sich, wie im
Gitter. Er hat sich
(„Lebendige Stunden“ von Arthur Schnitzler.)
vorliegenden Falle, bei näherer Betrachtung herausstellt,
scheint, auch getröstet. E
daß die Einacter mit der gemeinsamen Idee in Wirklich¬
Arthur Schnitzler hat seinem Einacter=Cyklus, der
Salzburg beruhigt ihn
keit keine Idee gemeinsam haben). Der Autor möchte die
gegenwärtig im Deutschen Theater gespielt wird, den
daß eine Stadt schon g#
vier kleinen Stücke, die er verfaßt hat, zu einem größeren
Gesammttitel „Lebendige Stunden“ gegeben. Die Berliner
Jemandem darüber hinn
Werke vereinigen, indem er sie „Cyklus“ nennt und ihnen
Kritik hat sich über diesen Titel den Kopf zerbrochen: Was
storben ist. In der Th
einen Obertitel gibt. Aber der Titel stellt die Einheit
bedeutet „Lebendige Stunden“? Und warum heißen alle
gewirkt, und selbst d
nicht her, die beim Schaffen gefehlt hat, und vier kleine
vier Stücke so? Man hat das Gemeinsame in den vier
Hellbrunn“ hat dem jun
Stücke bilden kein großes, mag man sie nennen, wie man
Einactern — es sind drei Schauspiele und ein Schwank —
will. Ein Zusammenhang zwischen Einactern ist nicht gewährt. Da ist er nach
gesucht. Die Erklärungen, welche die Kritiker gegeben
daß Salzburg nur geg
möglich, da jeder Einacter ein selbstständiges Drama ist;
haben, sind sehr tiefsinnig und haben nur den Einen Fehler,
München jedoch gegen d
und um den Zusammenhang herzustellen, um in vier
daß in den Stücken nicht immer das steht, was die Kritiker
Mutter muß man nach
Acten eine gemeinsame Idee auszudrücken, gibt es auch
darin gesunden haben. Es ist deßhalb so schwer, zu sagen,
Bildern in der Pinako
heute nur das eine Mittel, das in einem solchen Falle
warum der Gesammttitel auf alle vier Stücke paßt, weil
wieder aufgeathmet. N#
bisher allein üblich war: ein Drama in vier Acten zu
er auf alle vier eben nicht paßt. Das Temeinsame an den
die Abende, an denen
schreiben.
vier Stücken ist lediglich, daß in allen Literaten oder
konnte. Statt nun noch
„Lebendige Stunden“ heißt das erste der vier Stücke.
Künstler auftreten; und diese Gemeinsamkeit ist so äußer
Es spielt in einer Vorstadt Wiens, im Garten vor dem eine neue Stadt für #
lich, daß sie keinen Zusammenhang bilden und noch weniger
Hause des alten Hausdorfer. Der alte Hausdorfer ist zurückgekehrt. Er möchte
als Erklärung dafür dienen kann, warum die vier kleinen
das wird so bald nicht
traurig, denn die Frau Hofräthin ist gestorben seine
Dramen „Lebendige Stunden“ heißen. Die beiden ersten
arbeiten, hat er während
einzige Freundin und früher wahrscheinlich seine Geliebte.
— „Lebendige Stunden“ und „Die Frau mit
Schauspiele
da er es immer anh#
Hausdorfer ist in den Jahren, wo die Verluste sich nicht
dem Dolch“ — haben eine gewisse Verwandtschaft, und
die nebenan im Zimm
mehr ersetzen; und nun hat er das Liebste verloren, das
man kann aus beiden die Idee heranslesen, daß dem
Schriftsteller und Künstler jedes, auch das tiefste Er= er besaß. Trost gibt es auch nicht mehr, wenn Einer so Es ist, als wollte er sic
dorfer das erzählt, über
in den Sechzig ist. Trösten mag sich die Jugend, welche in
lebniß vor Allem nur ein „Stoff“ ist, und daß
jenen Jahren auf die treibenden Kräfte des Daseins rechnen beklagen, die es nicht
dies eine bedauerliche Ueberschätzung der Kunst und
während der Sohn im 2
kann, die immer Neues und Neues hervorbringen an
Unterschätzung des Lebens bedeutet, obwol auch diese Idee
er hätte es verstanden,
Stelle des Alten, das verloren geht. Aber zwischen Sechzig
mit Klarheit nur in dem ersten Schauspiel ausgesprochen
seine Mutter ihren Leid
und Siebzig ist es nur mehr ein langsames Absterben.
ist, das darum allein seinen Namen „Lebendige Stunden“
hätte. Wenn die Mutter
Mau braucht sein Kapital auf. Der Tod eines theuren
mit Recht führt. Das dritte Schauspiel, „Die letzten Masken“,
sie recht gethan. Der a
Wesens reißt ein Stück, das beste Stück ans dem Leben
handelt vom Sterben, welches man, bei aller Sympathie
heraus, und es bleibt eine Leere zurück, eine unausfüll= ergießungen angehört
für Arthur Schnitzler, doch nicht als eine lebendige Stunde
bare Leere. Darum ist der alte Hausdorfer so ganz in geworfene Bemerkungen
auffassen kann. Der Schwank „Literatur“ endlich, der den
Klang andeutet, was in
seinen Schmerz versunken und hört kaum, was ihm sein
Cyklus beschließt, wurde in der Première allerdings zur
kann er nicht mehr al
lebendigen Stunde, indem das Publicum ihn ganz be= Gärtner Borromäus erzählt von den Pflanzen, die er im
sonders lebhaft belachte und beklatschte; aber daran Frühjahre einsetzen wird. Borromäns fragt auch nach heraus, daß die Mut
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