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16. 1. Lebendigeunden zyklus
Schicksalsminiaturen.
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Schicksalsminiaturen.
Dies nebenbei. Jedenfalls also liebt Frau Pauline ihren Gatten und
verborgenen Irrwege des Fühlens und die Labyrinthe
spielt dabei mit dem Feuer der Anbetung des jungen Leonhard, das sie an¬
hüllt er seine Wissenschaft gern in den pomphaften Za#
genehm wärmt. Doch heute will sie mit diesem gefährlichen Spiele ein Ende
und vermischt Piychologie mit Taschenspielerei.
machen. Sie hat Angst, es könnte doch Ernst werden. Und sie giebt dem
Er zeigt nur die Rätsel, läßt einen Zipfel der
Troubadour den Abschied in einem Kabinett der Gemäldegalerie vor dem alt¬
sie blitzschnell und weist eine andere, läßt sie ebenso
florentiner Bilde der „Frau mit dem Dolch“, die Paulinen ähnlich sieht. Leon¬
schwindet schließlich selbst, nachdem er allen das Gefüh
hard beschwört sie um ein letztes Zusammensein. Sie soll zu ihm kommen. Sie
Man kann den Problemen, die hier angedeutet
weist seine Tollheit ab. Aber während sie spricht, ist's, als ob ihre Worte träu¬
spüren. Dies verschlungene Gewirr von Künstlertum
mend verschweben, sie schaut auf das Bild der Frau mit dem Dolch, und sie
die Kunst ein Vampyr ist, die das lebendige Leben aus
erkennt im Schatten des Vordergrundes die Leiche eines Jünglings, die Scene
Kapitel. Unerbittlich, selbstquälerisch bekennt einmal ##
wandelt sich und der Vorgang jenes Bildes wird Erlebnis.
ist nur von der Liebe zu seinem Werk und niemals von
Am Morgen nach der Liebesnacht weist Paola, die Frau des Meisters
beseelt, und wenn er eine Frau liebt, so zergliedert
Remigio, des großen Florentiner Malers, dem jungen Lionardo die Thür. Der
Jüngling, dem sie sich gestern geschenkt, erscheint ihr heute fern und fremd, und
Was treibt Paola zu Lionardo, was Pauline z
sie denkt nur an Remigio, ihren Herrn, den Großen, Ungetreuen, der sie tausend¬
die ihnen im Grunde gleichgiltig sind? Was ist es für ei
mal verraten und immer wieder zu ihr zurückgekehrt und dessen Kunst ihr die
„über sich fühlt“? Schnitzler hat es nicht nackt ausges
Seele aussangt, daß sie, wenn er sie malt, sich als Geschöpf dienend hingegeben
vielleicht zwischen den Zeilen lesen. Diese Frauen sch
und doch unendlich gesteigert fühlt. Sie weiß es, und als Lionardo ihr auf¬
Erlebnisse, Emotionen, Konstikte, in der Renaissance mit
reizend sagt:
Gegenwart vermutlich ruhiger verklingend; sie schaff
„Ihm ist Euer tiefstes Wesen nichts als ####ß
an deren Seite sie wirklich stehen, zu deren Geschöpfen
Und Stachel seiner Kunst, verräterisch'lockt
Aufs Antlitz Euch sein Kuß der Seele Glut
„lebendige Stunden“, aus denen Kunstwerke keimen.
Zur Fördrung eines Bildes, das Euch gleicht.
und nicht ohne Cynismus Leonhard zu Frau Paulin
Und glaubt mir, wenn das letzte ihm gelang.
ihr Mann würde sie umbringen, wenn sie untreu wärch
Das unvollendet sei.er Rückkunft harrt,
Er macht ein neues Stück daraus, und am Ende
Schwand all sein Lieben hin“ —
bar.“ Und sie giebt ihm recht: „Möglich, er wäre d
antwortet sie:
einigen.“
„Das weiß ich gut;
Denn ich bin dann nicht mehr, bin ausgeschöpft,
Daß diese mühsam ertüftelte Frauenpsychologie
Und mein Lebend'ges bebt in jenem Bild.“
pfychologie eine einseitige ist, vielleicht so einseitig, d
wenden, und daß hier alles „aus einem Punkt kuriert
Und als nun der zurück kommt, in dem sie den Herrn ihres Schicksals ehrt,
erst konstatiert zu werden, mir erschien es wichtiger, da
Remigio, bekennt sie, stolz=aufrichtig, was geschehen, und als Lionardo vermessen
befangen zu betrachten, Interpretation zu versuchen un
spricht, stößt sie ihm den Dolch in den Hals. Der Gatte aber steht vor dieser
Und da scheint der Weisheit letzter Schluß, daß der Ge
Scene wie entrückt, er fühlt diesen Vorgang nicht als beleidigter Mann, sondern
leerer bleibt. Die Psychologie spreizt sich so anspruchs
nur als Künstler. Beim Anblick der statuengleich erstarrten Frau mit dem Dolch
tiefe Blicke. Es ist viel Geheimnisthuerei und über
in der Hand, den tote Jüngling zu ihren Füßen, geht ihm die qualvoll um¬
müde Augen unter einer Stirnlocke, die vieldeutig zu
worbene Vollendungsi# seines Bildes auf. Die „lebendige Stunde“ erwacht
Wissenden. Im Grunde eine Gaukelei, die ihrer selb
in ihm, und leidenschaltlich stürzt er zur Staffelei ..
Maskenzügen sich und den anderen Wesenheiten vortäh
Auf dem Theater aber wandelt sich wieder die Scene. Leonhard und
Paracelsus, wie er in Schnitzlers Buche steht, halb Che
Pauline sitzen wieber auf dem Diwan vor dem altflorentiner Bild. Die Frau
fährt, wie aus einer schweren Versonnenheit auf, „in ihren Zügen drückt sich
Mit Menschenseelen spiele ich. Ein
Wird nur von dem gefunden, der ihn s#
allmählich die Ueberzeugung aus, daß ein Schicksal über ihr ist, dem sie nicht
Es fließen ineinander Traum und Wach
entrinnen kann, sie reicht Leonhard die Hand, sieht ihm ernst und fest ins Auge
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirg
und sagt, „nicht mit dem Ausdruck der Liebe, sondern der Entschlossenheit":
Wir wissen nichts von andern, nichts v#
„Ich komme.“
Wir spielen immer, wer es weiß, ist kli
Schnitzler hat in diesem effektvoll aufgeputzten Intermezzo recht die Para¬
Doch dieser rabulistische Erotiker kann auch einfa
celsuskunst geübt: „die Grenzen löschen zwischen Tag und Nacht und uns in
siererei eine Lebenssituation tief erfassen, und dann
Dämmerschein und Zweifel stellen“. Wie sein Meister Paracelsus kennt er die
echter. So spricht er im dritten Stück jener Einakterreih
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Schicksalsminiaturen.
Dies nebenbei. Jedenfalls also liebt Frau Pauline ihren Gatten und
verborgenen Irrwege des Fühlens und die Labyrinthe
spielt dabei mit dem Feuer der Anbetung des jungen Leonhard, das sie an¬
hüllt er seine Wissenschaft gern in den pomphaften Za#
genehm wärmt. Doch heute will sie mit diesem gefährlichen Spiele ein Ende
und vermischt Piychologie mit Taschenspielerei.
machen. Sie hat Angst, es könnte doch Ernst werden. Und sie giebt dem
Er zeigt nur die Rätsel, läßt einen Zipfel der
Troubadour den Abschied in einem Kabinett der Gemäldegalerie vor dem alt¬
sie blitzschnell und weist eine andere, läßt sie ebenso
florentiner Bilde der „Frau mit dem Dolch“, die Paulinen ähnlich sieht. Leon¬
schwindet schließlich selbst, nachdem er allen das Gefüh
hard beschwört sie um ein letztes Zusammensein. Sie soll zu ihm kommen. Sie
Man kann den Problemen, die hier angedeutet
weist seine Tollheit ab. Aber während sie spricht, ist's, als ob ihre Worte träu¬
spüren. Dies verschlungene Gewirr von Künstlertum
mend verschweben, sie schaut auf das Bild der Frau mit dem Dolch, und sie
die Kunst ein Vampyr ist, die das lebendige Leben aus
erkennt im Schatten des Vordergrundes die Leiche eines Jünglings, die Scene
Kapitel. Unerbittlich, selbstquälerisch bekennt einmal ##
wandelt sich und der Vorgang jenes Bildes wird Erlebnis.
ist nur von der Liebe zu seinem Werk und niemals von
Am Morgen nach der Liebesnacht weist Paola, die Frau des Meisters
beseelt, und wenn er eine Frau liebt, so zergliedert
Remigio, des großen Florentiner Malers, dem jungen Lionardo die Thür. Der
Jüngling, dem sie sich gestern geschenkt, erscheint ihr heute fern und fremd, und
Was treibt Paola zu Lionardo, was Pauline z
sie denkt nur an Remigio, ihren Herrn, den Großen, Ungetreuen, der sie tausend¬
die ihnen im Grunde gleichgiltig sind? Was ist es für ei
mal verraten und immer wieder zu ihr zurückgekehrt und dessen Kunst ihr die
„über sich fühlt“? Schnitzler hat es nicht nackt ausges
Seele aussangt, daß sie, wenn er sie malt, sich als Geschöpf dienend hingegeben
vielleicht zwischen den Zeilen lesen. Diese Frauen sch
und doch unendlich gesteigert fühlt. Sie weiß es, und als Lionardo ihr auf¬
Erlebnisse, Emotionen, Konstikte, in der Renaissance mit
reizend sagt:
Gegenwart vermutlich ruhiger verklingend; sie schaff
„Ihm ist Euer tiefstes Wesen nichts als ####ß
an deren Seite sie wirklich stehen, zu deren Geschöpfen
Und Stachel seiner Kunst, verräterisch'lockt
Aufs Antlitz Euch sein Kuß der Seele Glut
„lebendige Stunden“, aus denen Kunstwerke keimen.
Zur Fördrung eines Bildes, das Euch gleicht.
und nicht ohne Cynismus Leonhard zu Frau Paulin
Und glaubt mir, wenn das letzte ihm gelang.
ihr Mann würde sie umbringen, wenn sie untreu wärch
Das unvollendet sei.er Rückkunft harrt,
Er macht ein neues Stück daraus, und am Ende
Schwand all sein Lieben hin“ —
bar.“ Und sie giebt ihm recht: „Möglich, er wäre d
antwortet sie:
einigen.“
„Das weiß ich gut;
Denn ich bin dann nicht mehr, bin ausgeschöpft,
Daß diese mühsam ertüftelte Frauenpsychologie
Und mein Lebend'ges bebt in jenem Bild.“
pfychologie eine einseitige ist, vielleicht so einseitig, d
wenden, und daß hier alles „aus einem Punkt kuriert
Und als nun der zurück kommt, in dem sie den Herrn ihres Schicksals ehrt,
erst konstatiert zu werden, mir erschien es wichtiger, da
Remigio, bekennt sie, stolz=aufrichtig, was geschehen, und als Lionardo vermessen
befangen zu betrachten, Interpretation zu versuchen un
spricht, stößt sie ihm den Dolch in den Hals. Der Gatte aber steht vor dieser
Und da scheint der Weisheit letzter Schluß, daß der Ge
Scene wie entrückt, er fühlt diesen Vorgang nicht als beleidigter Mann, sondern
leerer bleibt. Die Psychologie spreizt sich so anspruchs
nur als Künstler. Beim Anblick der statuengleich erstarrten Frau mit dem Dolch
tiefe Blicke. Es ist viel Geheimnisthuerei und über
in der Hand, den tote Jüngling zu ihren Füßen, geht ihm die qualvoll um¬
müde Augen unter einer Stirnlocke, die vieldeutig zu
worbene Vollendungsi# seines Bildes auf. Die „lebendige Stunde“ erwacht
Wissenden. Im Grunde eine Gaukelei, die ihrer selb
in ihm, und leidenschaltlich stürzt er zur Staffelei ..
Maskenzügen sich und den anderen Wesenheiten vortäh
Auf dem Theater aber wandelt sich wieder die Scene. Leonhard und
Paracelsus, wie er in Schnitzlers Buche steht, halb Che
Pauline sitzen wieber auf dem Diwan vor dem altflorentiner Bild. Die Frau
fährt, wie aus einer schweren Versonnenheit auf, „in ihren Zügen drückt sich
Mit Menschenseelen spiele ich. Ein
Wird nur von dem gefunden, der ihn s#
allmählich die Ueberzeugung aus, daß ein Schicksal über ihr ist, dem sie nicht
Es fließen ineinander Traum und Wach
entrinnen kann, sie reicht Leonhard die Hand, sieht ihm ernst und fest ins Auge
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und sagt, „nicht mit dem Ausdruck der Liebe, sondern der Entschlossenheit":
Wir wissen nichts von andern, nichts v#
„Ich komme.“
Wir spielen immer, wer es weiß, ist kli
Schnitzler hat in diesem effektvoll aufgeputzten Intermezzo recht die Para¬
Doch dieser rabulistische Erotiker kann auch einfa
celsuskunst geübt: „die Grenzen löschen zwischen Tag und Nacht und uns in
siererei eine Lebenssituation tief erfassen, und dann
Dämmerschein und Zweifel stellen“. Wie sein Meister Paracelsus kennt er die
echter. So spricht er im dritten Stück jener Einakterreih
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