II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 266

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16.1. Lebendige anden- ZukIus
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dem Publikum, sondern auch dem klugen Direktor und am Ende dem
pathetisch, bald ironisch — in der Ironie aber am vortrefflichsten — von
Autor selbst. Wie es kam, weiß ich nicht, aber es ist sicher, daß Niemand
Schnitzler b#leuchtet wird. Stärkere Theilnahme erzwingt schon das
sich was Bestimmtes von dem Einakter=Abend des talentvollen Neuerers
zweite Stückchen: „Die Frau mit dem Dolch." „Die letzten
versprach. Wie solche Stimmungen entstehen, ist schwer zu erklären. Es
Masken.“ Hier ist das Milien brillant. Das kleine Schauspiel spielt
ist wie ein unbestimmter, undefinirbarer Widerstand gegen den Erfolg.
im Krankenhaus. Schnitzler ist bekanntlich Arzt und alles drum und
Und nun war's ein großer. Lau fing Theilnahme und Beifall an. Das
dran in diesem Sterbezimmer ist von wunderbarer Echtheit, von ergreifen¬
erste Stückchen, wohl nur als Ouverture gedacht, die leicht die kommenden
der Einfachheit, mit den sicheren Strichen eines Neuerers und Dichters
Themen durchklingen läßt, und dem Abend den Gesammttitel gegeben
zugleich festgehalten. Die Klarheit der letzten Stunden eines Mühseligen
hat: „Lebendige Stunden.“ Dann aber kam ein sehr interessantes
und Beladenen liegt über diesem Stückchen. Es ist ein wunderbar mensch¬
dramatisches Kunststückchen „Die Frau mit dem Doich,“ folgte ein
licher Ton darin. Wenig Theater und viel echtes Weh. Und dann
pfychologisch sehr feines Schauspielchen „Die letzten Kasken," und
kommt der Humor. Kein Börsenwitz, keine französische Situationskomit
endlich der Einakter „Literatur,“ ein Schlager allerersten Ranges, den
mit Schrankverstecken und beweglichen Alkoven. Ein echter und rechter
der Dichter bescheiden einen Schwank nennt und der mit dem französischen
Humor, aus der alltäglichen Narrheit der Menschen quellend, ein Humor,
Schwankunsinn und seinen plumpen deutschen Nachahmungen aber auch
dem die Güte nicht fehlt und der viel verzeiht, weil er viel belächeln
gar nichts gemein hat und in Wahrheit ein vom köstlichsten Humor ge¬
kann. Die kurze Inhaltsangabe giebt keinen Begriff von der sprudelnden
tragenes Lustspielchen ist, eine der glänzendsten, ja vielleicht die witzigste
Munterkeit dieses reizenden Stückchens, von den eingestreuten vorzüglichen
Satire auf das moderne Literaturtreiben. Dieses Stückchen kann und
Bemerkungen und der feinen Ironie, die wie ein prickelnder Duft über
wird nicht untergehen. Wenn mal die Zeit, die es verspottet, längst
dem Ganzen liegt. Schnitzler hat nichts Besseres geschrieben, als
hinter unseren Enkeln liegt, kann und soll es ein kluger Bühnenleiter
dieses Lusypiel. Es ist, so leicht die Waare scheint, nicht nur das beste
wieder ausgraben, und er wird mit diesem amüsanten satirischen Zeit¬
des Abends, nicht nur die lebensfähigste der lebendigen Stunden. Es
bildchen aus dem Anfang des Jahrhunderts annähernd denselben Erfolg
ist einfach das Amüsanteste, was uns dieser für das Deutsche
haben, dessen sich gestern Abend in „Lebendigen Stunden“ der lebendige
Theater besonders ärmliche Winter gebracht hat. Im Theater saß
Dichter erfreuen durfte. Den leitenden Gedanken, wenn man einen solchen
das kritischste Publikum Berlins. Die namhaftesten Autoren, die ganze
in dem „Bunten Theater“ dieses Abends suchen will, formulirte das erste
erste Kritik, die blutgierigsten Premièrentiger, die erbarmungslosesten.
Stückchen am klarsten. Kurzen Stunden des Lebens kann die Kunst allein
„Mießmacher“. Und — alles lachte; lachte laut und herzlich und amü¬
Dauer verleihen und sie allein kann die zerrinnenden, sterbenden Stunden
firte sich ganz vortrefflich. Freilich wurde auch glänzend gespielt. Es
durch Berührung ihrer heiligen Hand zu lebendigen Stunden machen.
war ein erlesener Genuß und wen sein Stern in der nächsten Zeit nach
Deshalb darf sie, die gnädeg das ewige Leben giebt, auch Opfer von
Berlin führt, der sollte sich ihn auch verschaffen.
dem Leben selbst verlangen. Das ist die Idee, die bald ernst, bald
Duchschlagender Erfolg am Kaiserjubiläums-Stadttheater zu Wien.
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Schwank in vier Akten von Julius Horst.
Durchschlagender Erfolg am Kaiser-Jubiläums Stadttheater zu Wien.
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Jacob.
Volksstück mit Gesang in 4 Akten von Carl Morre.
Nach dem Entwurfe des Dichters ergänzt von L. Harand.
— Durchschlagender Erfolg am Metropol-Theater zu Berlin.
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Burleske Ausstattungsposse mit Gesang und Tanz in einem Vorspiel und 4 Bildern
von Julius Freund. Musik von Victor Holländer und L. Fall.
Durchschlagender Erfolg am Carl Weiß Theater zu Berlin. —
Das
Jungfernstift.
(LAlliance des vierges).
Operette in 4 Akten nach einer Idee des Paul de Kock von Erneste Guinot.