II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 289

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ehrdee Prasident del östel¬ darlber besteht kein Zweifel. Gestern hat man nur die geschlossen zu betrachten sind. Damit wird ein neues
reichischen Delegation, Herr v. Baernreither, wie jener
kurzen Ansprachen der beiden Präsidenten bei Antritt Geschützsystem in unserer Armce eingeführt, das bei
der ungarischen, Graf Julius Andrassy, sprechen. Der
ihres Amtes vernommen; heute wird man von ihnen anderen Staaten schon in Verwendung steht. Für
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Die Fortsetzung des Romans „Das Blumeulind“ vonz
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Piprre Sales befindet sich auf Seite 19.
Hellbrunn nicht wirkt.“ Heinrich ist dann nach München, in vielleicht sogar die wunderbare Fähigkeit haben, ihren
die alte Pinakothek, zu seinen geliebten Dürer und Holbein.
Schmerz in ihrer Weise zu gestalten, statt ihn in nutzlosen
Da hat er zum ersten Male nach langer, nach sehr langer Thränen hinsträmen zu lassen? Und da Hausdorser hähnt:
Feuilleton.
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Zeit wieder aufgeathmet. Aber das war auch nur ein
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Gestalten — weckt das die Todten wieder auf?, fährt er
Moment. Kaum auf der Straße, hat er sich wieder so leer
fort: „So wenig als die Thränen. Ich sage auch nicht,
und wirr gefühlt, als wäre Alles in ihm vernichtet. Er

daß die Freude an der Arbeit das Leid über ein ent¬
Lebendige Stunden.
###ann nicht mehr arbeiten! Seit zwei, drei Jahren schon
schwundenes Wesen aufwiegt. Aber ist es nicht endlich das
nicht mehr, seit der Erkrankung seiner Mutter. Ein ge¬
(Vier Einactee von Arthur Schnitzler: „Lebendige Stunden“, „Die
Einzige, was uns übrig bleibt: arbeiten? Werden Sie
liebles Wesen, eine Mutter leiden sehen, so leiden und
Frau mit dem Dolche", „Die letzten Mazken“ und „Literatur“. Juni
nicht Ihren Garten pflegen wie zuvor? Und ich — ja,
#ersten Male auforführt im Carl=Theater am 6. Mai 1902. Erste
wissen, daß sie dem Tobe entgegensiecht und daß sie es
ich ersehne den Tag, da ich wieder fähig sein werde, etwas
Vorstellung des Berliner Deutschen Theaters.)
jahn!! Die Erinnerung macht ihn weich: Wenn ich sie nur
Ordentliches zu schaffen wie früher einmal. Ins Un¬
In einem kleinen Garten vor Wien. Gegen Abend.
noch einmal, nur für einen Abend wieder hier sitzen sähe,
abänderliche müssen wir uns fügen.“ Aber nun wird der
Es herbstelt. Borromäus, der Gärtner, gräbt um. Anion
wie Vieles gäb' ich dafür hin! Was? fragt der Alte bitter.
Alte geheimnißvoll: es war nicht unabänderlich. Und
Hausdorfer kommt aus dem Hause, ein pensionirter Be¬
Und Heinrich, nicht ohne leise zu zögern: Es ist mir, als
allmälig rückt er heraus: die Hofräthin hat sich getödtet,
amter. Er ist sehr traurig, seit vor ein paar Wochen die
wenn ich meine ganze Zukunft, als wenn ich Alles, was
seinetwegen, für ihren Sohn, weil sie gemerkt hat, daß
Frau Hofräthin gestorben ist, die er viele Jahre lieb
ich noch leisten, Alles, was ich noch erreichen will, dafür
ihn ihre Krankheit in seinem Beruf gestört hat, daß er
gehabt hat. Borromäus fragt nach dem Herrn Heinrich, hingeben könnte. Worauf der Alte: Sei nicht bös, Heinrich,
nicht mehr arbeiten konnte, daß er Angst um sein Talent
ihrem Sohne. Der sei verreist, um sich ein wenig zu er¬
das glaubst Du selber nicht. Er glaubt an den Schmerz
bekommen hat, um ihn zu befreien — hier ist ihr letzter
holen; er muß doch wieder arbeiten können. Und in einem der Herren Dichter nicht; er kennt sie Alle, er weiß, wie
Brief an ihn, der es beweist! Heinrich taumelt, erschüttert.
merkwürdigen Ton, der uns befremdet, setzt der Beamte sie sind. Er hat einmal so einen Collegen im Amt gehabt,
Aber warum hat der Alte es ihm gesagt, da ihn die
hinzu: „Ein Dichter! Wissen Sie, was das heißt? einen Musiker, der, während sein kleiner Bub im selben
Mutter doch ausdrücklich beschworen hat, dem Sohne nichts
Das ist schon eine andere Art von Mensch wie unsereiner, Zimmer aufgebahrt gelegen, beim Clavier gesessen ist und
zu verrathen? Warum? Und er fährt ihn heftig an:
Vorromäus. Wenn so Einer in Pension geht, kann's gespielt hat — „und er spielt und hört nicht auf, wie ich
„Sie haben durch Ihre Verfügung den ganzen Sinn dieses
passiren, daß die Stelle echt lang unbesetzt bleibt. Ja,
komme, sondern nickt mir zu, und wie ich hinter ihm stehe,
freiwilligen, dieses Opfertodes zerstört. Ihr Wille war es
so Einer muß auf sich schauen, das ist er der Welt
sagt er leise: Hören Sie, Herr Hausdorfer, das ist für
nicht, daß ich mich als Mörder fühlen, als ein Ver¬
schuldig — verstehen S', Borromäus?
mein armes Buberl; grab ist mir die Melodie eingefallen.
Haben Sie
dammier auf der Welt herumgehen sollte! Und Sie werden
denn gar nichts bemerkt am Heinrich? Haben Sie denn
Und das todte Kind liegt daneben im Sarg. — Ja. Mir vielleicht später selbst empfinden, daß Sie nicht nur an
nie den Schein um seinen Kopf bemerkt? Na, seh'n Sie!“
ist es über den Rücken gelaufen.“ Heinrich versteht ganz mir, sondern auch an ihr ein Unrecht begangen haben, das
Da tritt Heinrich in den Garten. Er ist früher zurück¬
gut, daß viele und gerade sehr vortreffliche Menschen beingh das meine aufwiegt.“ Er wird seine ganze Kraft
gelehrt, als er gedacht hat. Er war zuerst in Salzburg,
solchen Dingen gegenüber eine Art Grauen brauchen, damit fertig zu werden und sich aufzuraffen —
das wahrhaftig eine Stadt des Trostes ist, mit seinem
empfinden mögen. Hausdorfer nickt: „Grauen — ja. Das das ist ja sein Recht, wohl sogar seine Pflicht, da er doch
reizenden Rococogarten in Hellbrunn, wo er schon vor
wird schon das rechte Wort sein.“ Aber, wendet Heinrich nur die Wahl hat, entweder sich selbst zu tödten oder den
Jahren einmal von einem tiefen Schmerze genesen ist.
ein, sagen Sie selbst, Herr Hausdorfer: sind die Leute Beweis zu versuchen, daß seine Mutter nicht vergeblich
Diesmal war es freilich nichts, keine Spur von Er= nicht eigentlich beneidenswerth, denen es so schnell gelingt, gestorben ist. Und wieder bricht der Alte in seiner dumpfen
leichterung. Der Beamte bemerkt: „Es gibt also Fälle, wo lsich hinauszuretten — in ihren Beruf, in ihre Kunst? Die Wuth los: „Heinrich! Vor einem Monat hat Deine Mutter“