16. 1. Lebendige Stunden zuklus
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mender Sarg“. Der alte Schiffsbauer Simon weiß ihre Gestalten psychologisch sein zu entwickeln und den Sterbett der Mutter veranstaltet. Er se
es und warnt; aber er ist ein Säufer, schwatzt durch=! Zuschauer zur geistigen Mitarbeit zu veranlassen. Und! Bettende, schlingt ein Seil um eine
einander, man hört ihm kaum zu. „Wir sind alle in
trotzdem ist „Die Hoffnung“ kein Theaterstück.
Stuhl, der das flinke Roß Grame vorst
Gottes Hand!“ mein sentenziös der Reeder, dessen
Petrus, preist sein Mütterchen und läßt
So wenig wie „Peer Gynt“, das dramatische
Schiff richtig versichert ist, „man darf nicht viel da¬
Herrn reden, der ihr Einlaß gewährt.
Gedicht von Ibsen, das der so rührige „Akademische
rüber nachdenken, sonst ginge die ganze Fischerei flö¬
haucht die alte Mutter Aase ihren letzten
Verein für Kunst und Litteratur“ jüngst zum ersten
#ten“ Und außer dem jungen Barend denkt auch ki¬
Er treibt sich in allen Teilen der Welt
Male in deutscher Sprache zur Aufführung brachte.
ner darüber nach. Furchtbar ist die Szene, wie der
in Kairo in einem Irrenhause der groß
Ibsen selbst dachte nicht daran, es auf die Bühne zu
baumlange junge Mensch, der sich auf Zureden seiner bringen, er begann es als Epos und gestaltete es erst ine Angesicht, er gewinnt Weiber, Mach
Mutter doch dem Reeder verpflichtet hat, von Angst später zum dramatischen Gedicht. „Peer Gynt“ ist aber er vermag nichts festzuhalten. E
gepeinigt dagegen wehrt, an Bord zu gehen. Die einer Volkssage entnommen und Ibsen gedachte seinem
als alter Mann, müde, euttäuscht und i
Mutter wird zornig. „Vorwärts“, ruft sie, „oder ich
Volke einen Spiegel vorzuhalten, ihm zu zeigen, es sei
Wälder seiner Kindheit zurück. Da ko
schlage Dir ins Gesicht! ... Gott, was strafst Du mich
selbst Peer Gynt, der Lügner, der seine eigenen Lügen
Tod, der große Knopfgießer, der ihn
an meinen Kindern — meine Kinder bringen mich an für Wahrheit hält, der Phanta; der in zerlumpten Material umformen will und zu den Fü
den Bettelstab — ich hab' Vorschuß genommen —
Kleidern am Boden liegend von Kaiserkronen, Macht Solreig, die ihn all die Jahre her stand
und die Polizei ist benachrichtigt — und ich darf nicht und Glanz träumt. Ein starker dichterischer Zug lebt!
hat, erkennt er, daß seines Lebens best
mehr reine machen geh'n bei Mynheer Boos — und
in der Seele dieses nichtsnutzigen Bauernsohnes, der
diesem Herzen gewesen, daß er sein Da
— und — dann sollen sie Dich nur holen — besser
sein Leben vergendet, dessen Fantasie aber durch Volks¬
hat. Mit dieser Erkenntnis kommt seine#
geholt als weggelaufen!“
Immer und immer die
lieder und Märchen erhitzt ist. Wenn er sich tagelang
„Das ewig Weibliche zieht ihn hinan.“
Tonart der Sklaverei! Und die Gendarmen kommen
im Wald und zwischen einsamen Bergen müssig herum¬
Aamkeit erkennt man viele St#
und er klammert sich an den Thürpfosten und schreit:
treibt, belebt er die Gegend mit den Gestalten der
Peer Gynts in den späteren Gestch
„Schneidet mir die Hände ab! . . . o Gott, o Gott!“
Volkspoesie. Wo die Ueberlieferung nicht ausreicht,
Hjalmar Ekdal, der schwachmütige P#
Und die Mutter faßt ihn an den Händen, macht ihn dort thut die Einbildungskraft das übrige, und was er
Gebriel Borkmann, der phantastisch
los und vie Gendarmen schleppen ihn auf's Schiff.
sehnsuchtsvoll erträumt, erzählt er lügenhaft, wie die
ja selbst der Bildhauer Rubek z
— Und nun ist die „Hoffnung“ draußen. Der nächste Leute sagen. Freilich stammt er nach echter Ibsenart
kennbare Familienähnlichkeit mit
Akt hat gar keine Handlung. Die Weiber und Mäd¬
von sonderbaren Eltern; der Vater ein Säufer und
Befremdlich sind uns die Gestalten der
chen sitzen in einer Sturmnacht beisammen und sprechen Verschwender, die Mutter, die den Sohn schilt und
genwelt, der Doore=Alte, der große Krun#
von ihrer Angst und von ihrer Zuversicht, sie fürch= schlägt, damit er nicht werde wie der Vater, und doch
Frau. Die Darstellung war teilweis
ten und hoffen. Aber die Szene ist von so starker hingerissen wird von der Fantasie ihres Peer, die wü¬
Wiecke, ein junger, behender Schauspiel
Wirkung, daß man von der Stimmung förmlich über= tend ist, wenn sie bemerkt, daß er sie getäuscht und be¬
den, hatte als junger Peer Gynt viele
flutet wird. Und in der Nacht ist die „Hoffnung“, logen und doch entzückt, ist über seinen Gedanken¬
Momente, seine frische Erscheinung um
versunken und Mutter, Weiber und Kinder bleiben; schwung. Peer ist entschieden eine Dichternatur, er Tempo waren von angenehmer Wirkun
verwaist zurück, Opfer der Sklaverei des Berufes ihrer langt mit allen Sinnen nach dem Glanz der Welt, er man aber zu der läppischen Geschmackl
Ernährer. Die Technik des Stückes ist bewunderns¬
glaubt an sich, jeder neue Einfall ist ihm ein Genuß, daß der kluge Hofschauspieler Josef
wert. Alles so furchtbar einfach, so grausam selbstver¬
der ihn zu neuen flüchtigen, aber heiß empfundenen
Doore=Alten, einen phantastischen Trollf
ständlich, ohne Versuch, Effekt zu machen, und zwingt
lebensähnlichen Maske Ibsens darstel
Freuden lockt. Er ist bei all seiner Begabung ein
uns doch in den Bann, in unserer Seele, in unserem Grübler, ihn lockt nicht Erkenntnis, nicht Weisheit,
merkwürdige Ausstattungsstück wirkte
Mitleid all das Traurige, Tra#l## mit durchzuleben, aber die geheimnisvolle Seite der Natur ist ihm ver¬
stoßend.
Die Darstellung paßte sich genau dem Stücke an. Die traut. Immer schwingt er sich auf den Flügeln der
Künstler leisteten Unglaubliches an Realismus. FrauFantasie in die Lüfte. Ein entzückender, tragischer Höhe¬
Lehmann und Max Reinhard besonders verstehen es, punkt ist die merkwürdige Himmelfahrt, die er am
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mender Sarg“. Der alte Schiffsbauer Simon weiß ihre Gestalten psychologisch sein zu entwickeln und den Sterbett der Mutter veranstaltet. Er se
es und warnt; aber er ist ein Säufer, schwatzt durch=! Zuschauer zur geistigen Mitarbeit zu veranlassen. Und! Bettende, schlingt ein Seil um eine
einander, man hört ihm kaum zu. „Wir sind alle in
trotzdem ist „Die Hoffnung“ kein Theaterstück.
Stuhl, der das flinke Roß Grame vorst
Gottes Hand!“ mein sentenziös der Reeder, dessen
Petrus, preist sein Mütterchen und läßt
So wenig wie „Peer Gynt“, das dramatische
Schiff richtig versichert ist, „man darf nicht viel da¬
Herrn reden, der ihr Einlaß gewährt.
Gedicht von Ibsen, das der so rührige „Akademische
rüber nachdenken, sonst ginge die ganze Fischerei flö¬
haucht die alte Mutter Aase ihren letzten
Verein für Kunst und Litteratur“ jüngst zum ersten
#ten“ Und außer dem jungen Barend denkt auch ki¬
Er treibt sich in allen Teilen der Welt
Male in deutscher Sprache zur Aufführung brachte.
ner darüber nach. Furchtbar ist die Szene, wie der
in Kairo in einem Irrenhause der groß
Ibsen selbst dachte nicht daran, es auf die Bühne zu
baumlange junge Mensch, der sich auf Zureden seiner bringen, er begann es als Epos und gestaltete es erst ine Angesicht, er gewinnt Weiber, Mach
Mutter doch dem Reeder verpflichtet hat, von Angst später zum dramatischen Gedicht. „Peer Gynt“ ist aber er vermag nichts festzuhalten. E
gepeinigt dagegen wehrt, an Bord zu gehen. Die einer Volkssage entnommen und Ibsen gedachte seinem
als alter Mann, müde, euttäuscht und i
Mutter wird zornig. „Vorwärts“, ruft sie, „oder ich
Volke einen Spiegel vorzuhalten, ihm zu zeigen, es sei
Wälder seiner Kindheit zurück. Da ko
schlage Dir ins Gesicht! ... Gott, was strafst Du mich
selbst Peer Gynt, der Lügner, der seine eigenen Lügen
Tod, der große Knopfgießer, der ihn
an meinen Kindern — meine Kinder bringen mich an für Wahrheit hält, der Phanta; der in zerlumpten Material umformen will und zu den Fü
den Bettelstab — ich hab' Vorschuß genommen —
Kleidern am Boden liegend von Kaiserkronen, Macht Solreig, die ihn all die Jahre her stand
und die Polizei ist benachrichtigt — und ich darf nicht und Glanz träumt. Ein starker dichterischer Zug lebt!
hat, erkennt er, daß seines Lebens best
mehr reine machen geh'n bei Mynheer Boos — und
in der Seele dieses nichtsnutzigen Bauernsohnes, der
diesem Herzen gewesen, daß er sein Da
— und — dann sollen sie Dich nur holen — besser
sein Leben vergendet, dessen Fantasie aber durch Volks¬
hat. Mit dieser Erkenntnis kommt seine#
geholt als weggelaufen!“
Immer und immer die
lieder und Märchen erhitzt ist. Wenn er sich tagelang
„Das ewig Weibliche zieht ihn hinan.“
Tonart der Sklaverei! Und die Gendarmen kommen
im Wald und zwischen einsamen Bergen müssig herum¬
Aamkeit erkennt man viele St#
und er klammert sich an den Thürpfosten und schreit:
treibt, belebt er die Gegend mit den Gestalten der
Peer Gynts in den späteren Gestch
„Schneidet mir die Hände ab! . . . o Gott, o Gott!“
Volkspoesie. Wo die Ueberlieferung nicht ausreicht,
Hjalmar Ekdal, der schwachmütige P#
Und die Mutter faßt ihn an den Händen, macht ihn dort thut die Einbildungskraft das übrige, und was er
Gebriel Borkmann, der phantastisch
los und vie Gendarmen schleppen ihn auf's Schiff.
sehnsuchtsvoll erträumt, erzählt er lügenhaft, wie die
ja selbst der Bildhauer Rubek z
— Und nun ist die „Hoffnung“ draußen. Der nächste Leute sagen. Freilich stammt er nach echter Ibsenart
kennbare Familienähnlichkeit mit
Akt hat gar keine Handlung. Die Weiber und Mäd¬
von sonderbaren Eltern; der Vater ein Säufer und
Befremdlich sind uns die Gestalten der
chen sitzen in einer Sturmnacht beisammen und sprechen Verschwender, die Mutter, die den Sohn schilt und
genwelt, der Doore=Alte, der große Krun#
von ihrer Angst und von ihrer Zuversicht, sie fürch= schlägt, damit er nicht werde wie der Vater, und doch
Frau. Die Darstellung war teilweis
ten und hoffen. Aber die Szene ist von so starker hingerissen wird von der Fantasie ihres Peer, die wü¬
Wiecke, ein junger, behender Schauspiel
Wirkung, daß man von der Stimmung förmlich über= tend ist, wenn sie bemerkt, daß er sie getäuscht und be¬
den, hatte als junger Peer Gynt viele
flutet wird. Und in der Nacht ist die „Hoffnung“, logen und doch entzückt, ist über seinen Gedanken¬
Momente, seine frische Erscheinung um
versunken und Mutter, Weiber und Kinder bleiben; schwung. Peer ist entschieden eine Dichternatur, er Tempo waren von angenehmer Wirkun
verwaist zurück, Opfer der Sklaverei des Berufes ihrer langt mit allen Sinnen nach dem Glanz der Welt, er man aber zu der läppischen Geschmackl
Ernährer. Die Technik des Stückes ist bewunderns¬
glaubt an sich, jeder neue Einfall ist ihm ein Genuß, daß der kluge Hofschauspieler Josef
wert. Alles so furchtbar einfach, so grausam selbstver¬
der ihn zu neuen flüchtigen, aber heiß empfundenen
Doore=Alten, einen phantastischen Trollf
ständlich, ohne Versuch, Effekt zu machen, und zwingt
lebensähnlichen Maske Ibsens darstel
Freuden lockt. Er ist bei all seiner Begabung ein
uns doch in den Bann, in unserer Seele, in unserem Grübler, ihn lockt nicht Erkenntnis, nicht Weisheit,
merkwürdige Ausstattungsstück wirkte
Mitleid all das Traurige, Tra#l## mit durchzuleben, aber die geheimnisvolle Seite der Natur ist ihm ver¬
stoßend.
Die Darstellung paßte sich genau dem Stücke an. Die traut. Immer schwingt er sich auf den Flügeln der
Künstler leisteten Unglaubliches an Realismus. FrauFantasie in die Lüfte. Ein entzückender, tragischer Höhe¬
Lehmann und Max Reinhard besonders verstehen es, punkt ist die merkwürdige Himmelfahrt, die er am