II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 347

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16.1. Lebendige Stunden — Zuklus

jenigen Konversationsstücke, welche in der Form gut sind leiter erhielten damit eine empfindliche Lektion, denn nie¬
mand versteht, weshalb jeder von ihnen diese keineswegs
und unseren Sitten nicht widersprechen.“ Den gleichen
besonders schwer spielbaren oder schwer verständlichen
illeton.
Aufgaben versuchte Förster an der Spree wie zuvor an der
Der frühere Leiter
Komödien beiseite geschoben hatte.
Pleiße mit allem Eiser zu genügen. Im Leipziger Stadt¬
der Freien Bühne zehrt derart buchstäblich von den Ver¬
theater war er wie hernach im Berliner Deutschen Theater
säumnissen seiner Wiener Berufsgenossen. Weit be¬
bemüht, Goethe, Lessing, Schiller, Grillparzer, Hebbel,
Deutsche Theater in Wien.
flissener als seine Herzenslieblinge Heinrich v. Kleist,
Otto Ludwig, Anzengruber von Deutschen; Shakespeare,
Funi. Zum viertenmale stellte sich die
Hauptmann und Ibsen führt er darum auch Dreyer,
Calderon, Lope, Molière richtig und tüchtig auf die Bretter
Iner Deutschen Theaters an der Donau
Schnitzler und Heyermanns auf. Die Verantwortung für
zu bringen. Die neueren Franzosen traten im Laufe der
uch erfolgte gerade vor einem Jahr¬
diese Auswahl trifft allerdings nicht nur den Leiter unserer
letzten Jahrzehnte als Schauspieldichter in demselben Maße
tionalen Musik= und Theater=Ausstel¬
Wandertruppe. „Die Weber“ sind augenbücklich in Oester¬
zurück, in dem die Nordländer, Ibsen und Biörnson, her¬
Adolf L'Arronge mit seinen Leuten
reich noch verboten. Und „Der Probekandidat“, „Leben¬
vortraten. Im übrigen pflegte Försters Gesellschafter und
kater ein. Die Eröffnungsvorstellung,
dige Stunden" und „Die Hoffnung“ machen gegenwärtig
er Stella“ und „Die Mitschuldigen“ Nachfolger, L'Arronge, die Laubeschen lieberlieferungen,
ganz andere Häuser als „Nora“, „Rosmersholm“, „John
die im Grunde mit den Idealen Immermanns und
wohl Kainz und Engels mit Hauptauf¬
Gabriel Borkman“ und „Wenn wir Toten erwachen“.
Eduard Devrients zusammentrafen: jahraus, jahrein neben
en. Besseren Eindruck machte eine
1901 hatte die Wandertruppe des Deutschen Theaters kein
* Wolzogens „Kinder der Exzellenz“, dem besten Neuen das Beste, was die älteren Dramatiker
solches Zugstück zu Gebote: „Rosenmontag“ stand auf den
hnn, Nissen und Engels lustig und be=aller Völker geschaffen, in seinem Schauspielhaus zu pro¬
Brettern und in den Kassenbüchern des Burgtheaters. Und
Nachhaltige Wirkung übte die Truppe bieren und die Auslese des Sieghaften ständig im Spiel¬
Hauptmanns „Michel Kramer“ lockte die Theatergänger
plan wiederkehren zu lassen.
sie wohl auch nicht üben, da das rasch
nur wenig. Blieb Herrn Dr. Brahm 1902 ein anderer
Eine Weile war das Deutsche Theater an seinem
Fe kein Urteil zuließ über den Umfang
Ausweg als Schnitzler und Heyermanns und Heyermanns
Stammsitz auf dem besten Wege, so hohe Wünsche zu ver¬
über die Sicherheit des Zusammen¬
wirklichen. Allein seit und vielleicht schon vor dem Abgang und Schnitzler zu geben? Ist das Sprichwort „Bargeld
btliche schöpferische Hausgeist des Deut¬
lacht“ nicht ein unantastbares Wahrwort?
von Frau Sorma und Herrn Kainz vollzog sich dort die
fähigster Leiter und Lehrmeister, Dr.
Kein Unbefangener mißgönnt ehrlichen künstlerischen
Abkehr von der Pflege der großen klassischen Dichtung
kurz vorher als Direktor an dasselbe
Leistungen den verdienten klingenden Lohn. Kein er¬
immer entschiedener. Das Deutsche Theater bevorzugt unter
worden, in dem er als Schüler Laubes
fahrener Kenner wird aber den Geldgewinn eines Gast¬
u einem so bedeutenden Regisseur er= der Leitung des Hrn. Dr. Otto Brahm vor allem die
spiels als einzigen Maßstab seiner Bedeutung gelten lassen.
man ihn mit Recht als selbständigen Lebenden und unter den Lebenden wiederum die Modischen
Und da kann Unsereiner mit dem Geständnis nicht zurück¬
Ibsen selbst kommt demgemäß be¬
esens in erste Stellungen nach Leipzig und Zugkräftigen.
halten, daß die Gesamtgastspiele des Deutschen Theaters
greiflicherweise seltener zu Wort als Hauptmann, Suder¬
Ehen können. Förster verfolgte im Reich
in den Jahren 1900, 1901 und 1902 nicht entfernt den
mann, Dreyer, Hartleben. Die meisten dieser „Schlager“
die er im Burgtheater als die richtige
vornehmen Eindruck der seinerzeitigen Besuche der
— von der „Versunkenen Glocke“ bis auf „Rosenmontag“
Ziel war das von Laube gesteckte: „ein
Meininger zurücklassen. Der Herzog vertrat als Meister
— werden wenige Tage oder
und „Es lebe das Leben“
chen, welches jeder gebildete Mann voll¬
der Spiele nicht nur eine bestimmte künstlerische Ueber¬
inte. Darin sollten enthalten sein alle Wochen nach einer Berliner Ur=Aufführung in allen an¬
zeugung. Er legte besonderen Wert auf die Wahl der
Lessing an Lebenskraft bewährt hatten deren deutschen Städten wiederholt. Als Rundreisestücke
Stücke. Altbekannte, allerorten gegebene Schöpfungen der
Theater, ferner von Shakespeare alle bleiben der Wandertruppe des Deutschen Theaters somit
Weltliteratur, „Julius Cäsar“, „Das Wintermärchen“,
Kompositionskraft wirklicher Stücke be¬ nur jene Komödien übrig, die auswärtige Bühnenleiter
„Wallenstein“ brachte er in wohlvorbereiteten neuen
durch Zufall oder Saumseligkeit sich haben entgehen lassen.
s noch wirklichen Anteil finden könnten;
Bühnenbildern Ueberdies war er sorgsam darauf bedacht,
„Der Probékandidat", „Hoffnung auf Segen" und
manischen, Völkern die wenigen Werke,
Lebendige Stunden“, drei Kassenerfolge des Deutschen sonst wenig oder gar nicht gespielte Werke von alten und
che Eigentümlichkeiten für uns sind, wie
ie „Donna Diana" und „Das Leben ein Theaters # Berlin, wurden 1900 und 1902 auch bei dessen neuen Dramatikern zum Gemeingut zu machen. Man
n modernen Franzosen aber alle die Wiener Gustspiel Zugstücke. Unsere heimischen Bühnen= denke an die „Hermannsschlacht", Björnsons „Zwischen